Moinmoin,
da hab ich gestern ein neues Opfer rekrutiert und einen tollen Trail gemacht und mal wieder was neues entdeckt/gelernt/herusgefunden:
Wir waren übers WE mal kurz im Schwäbischen zu Besuch und meine Freundin, die eher wenig mit Hunden zu tun hat, wurde zum Opfer gemacht
Ich habe dabei gleich mal ausprobiert, wie es ist, einen Trail in einer völlig fremden Gegend auszuarbeiten und obwohls nicht wirklich nötig war auch die Straßenkreide eingeweiht. Wollte sehen, ob das verständlich funktioniert, langes Erklären erspart und ob Zirbel möglicherweise an den Kreidestrichen Interesse zeigt (Hilfsfunktion: prima, Interesse: null).
Die Fährte hatte ein paar Stunden Zeit sich zu "setzen", was mir wichtig war, denn in der Grupper trailen wir ja immer frische Fährten.
Die Strecke führte vom Hotel weg überwiegend aufFußwegen, zT am Bach entlang. Mir war es auch wichtig,mal genau die Straßenseite zu bestimmen und zu gucken, ob Zirbel bei der älteren Spur nun "exakter" auf dieser arbeitet. Und ja, es ist in der Tat so, daß sie zwar nach wie vor gern Hecken und Wegränder als Anhalt nimmt aber insgesamt sehr viel genauer und mit weniger hin- u herlaufen geschafft hat. Es gab eine Straßenüberquerung, die ich wg der Windverhältnisse als recht schwierig eingestuft hatte und mit Kreide den genauen Laufweg markiert hatte. Da ist Zirbel auch ganz sauber auf der Spur geblieben. Die Einmündung danach hatte ich gar nicht für so schwer gehalten, aber dort hatte der Wind viel verwirbelt und eine parallele Grundstückszufahrt und eine daneben liegende große Parkplatzeinfahrt "überschattet". Zirbel hat diese beiden fast parallel zum eigentlichen Weg liegenden Möglichkeiten ausgeschlossen. Da konnte ich nun gut sehen, wie sie zu Beginn die erste und richtige Abzweigung nur "anroch", danach dem Duft in Windrichtung folgte, mit hoher Nase feststellte, daß es wohl hier "dünner " wird und selbständig zu kreisen begann, die unterschiedlichen Duftgefälle ausspürte und dann erst versuchte auf der Sackgasse weiter zu laufen. Da ging es nur etwa 30 m weit und sie sah nach ein paar SChritten, daß es vorne nicht weitergehen würde. War ganz süß: guckte mich an, überlegte und war offensichtlich nicht sicher, ob sie nun bi zum Ende laufen sollte, aber sie nahm durch die Hecke den GEruch vom etwa einen Meter tiefer liegenden WEg wohl war und schnuffte nun angestrengt da hinüber. Irgendwie hat sie das Kommando "andererWeg" ja schon echt gut begriffen und als ich das fragend sagte, drehte sie um und ging zielstrebig in den richtigen Weg hinein. Ich fand die Arbeit hier total spannend, denn das sind in der Gruppe Situationen, wo sie sich immer schwer tut, die bei mir ja diese Unsicherheit herauf beschwört haben, ob sie wirklich weiß, was sie macht.
Jedenfalls fand ich diesmal, daß sie wirklich konzentriert und selbstständig arbeitet und v.a. auch selbstsicher und mit einem klaren Ziel vor Augen.
Dann kamen wir zum "Tunnel" . Die Bundesstraßenunterführung ist praktisch ein großes Rohr m ca 3 m Durchmesser, so etwas hatte Zirbel noch nie gesehen. Hier war ich total gespannt, ob sie unsicher würde, weil wir bislang nur "richtige" Unterführungen/Brücken kennen, die hoch und breit sind. Sie zog aber sauber dort hinein, nicht ohne sich zu vergewissern, daß die Treppe links hoch falsch wäre; im Tunnel war es richtig witzig, sie ging im Zickzack von einer Wand zu anderen, Nase auf Knöchelhöhe fast über die ganze Länge. Erst zum Schluß dachte sie sich, daß sie dann wohl auch mittig in der "Geruchsröhre" mit hoher Nase gehen könnte. Sie nahm wieder Witterung an der nächste Treppe im Vorbeidackeln und folgte zielstrebig auf der richtigen Straßenseite.
Nun kam eine zufällige SChwierigkeit: ein junger Mann ganz versunken in sein Handy stand ohne uns zu bemerken genau im Weg. Zirbel dachte gar nicht weiter nach, zuckte kurz freudig mit dem Ringel, zog an und sprang ihn an.
![Oh, weh :dog_ohmy](./images/smilies/ohmy.gif)
Ähem*räusperrotwerd*, er hüpfte gleich auf die Straße, Zirbel sah wohl ein, daß er garantiert nicht zu uns gehörte, aber wenn er die Hände so hoch hält, kann man ja nie wissen, ob da nicht was vorenthalten werden soll. Ich bat ihn, nachdem ich mich entschuldigt und den Hund und seinen Arbeit erklärt hatte, wieder dort hin zu stehen. Nun hat Zirbel wie ich ihm versprochen hatte auch nur noch höflich im vorbeigehen und ihn ausschließend "gutentag" gewedelt. Das hat sie eigentlich schon lange nicht mehr getan, fremde Leute ohne hinzuriechen begrüßen und das Anspringen macht sie ja eigentlich nicht, war ich nicht vorbereitet.
Aber ds hat sie nicht davon abgehalten, anständig weiter zu trailen und ohne weiteres den restlichen wEg mit ein paar Abzweigs und an einem Bach entlang sauber zu finden. Das Opfer war völlig überrascht von unserem "frühen" Erscheinen, wurde mit einem feuchten Nasenstüber aus dem SChlummer geholt.
Ja, das frühe Erscheinen; so lang das zu beschreiben ist, so fix lief Zirbel diesmal. Ich glaube einerseits, daß sie tatsächlich zZ wieder mit mehr Spannung arbeitet, weil sie ganz offensichtlich neue Aufgaben gern bewältigt. Und dann habe ich eine spanndene Entdeckung gemacht: Zirbel wollte wieder in ihrem üblichen Watschelpaß marschieren, trabte aber sehr motiviert immer wieder an. Um sie nicht abzuhalten bin ich auch getrabt. Und siehe da, wenn ich im SChritttempo einfach zu joggen beginne, trabt sie los. Sie imitiert also anscheinend mein Bewegungsmuster viel stärker, als ich bislang dachte. Ich hab's mehrfach getestet. Wenn ich ging, passte Zirbel, wenn ich joggte, trabte sie auch, auch wenn ich dabei anfangs das Tempo beibehielt. So wurde sie dann tatsächlich schneller, ging besser vorwärts und störte sich auch weniger an der Leine. Das werde ich morgen in der Gruppe verifizieren. Aber wenn das die Lösung wäre, sie besser vorwärts und damit Leinenunabhängiger zu machen....
Und einen richtig dämlichen FEhler hab ich auch gemacht: als GA nahmen wir ein getragenes Shirt. Bloß ich hatte keine unkontaminierte Tüte. So dachte ich, ist auch egal, kann ja so dran riechen. Nur wohin damit danach, fiel mir erst auf, als Zirbel immer wieder zu mir kam und sagte "du hast das Opfer doch mit". Also es hat total abgelenkt, daß ich den GA frei herum geschleppt hab. Logisch, hätt man echt vorher drüber nachdenken können.
![Zerknautscht :dog_wacko](./images/smilies/wacko.gif)
So versteckte ich das Hemdchen und ab da war der HUnd zufrieden.
So, lange Geschichte aber ich bin wieder ganz happy. Nun weiß ich, daß Zirbel das kann, was ich bislang von ihr erwarte und wir müssen uns keine Sorgen mehr über "mangelnde" Leistung in der Gruppe machen.
LG
Eddi