Fortsetzung aus dem Thread:"die Suche klappt nicht, was tun"
Jetzt muss ich etwas weiter ausholen. Mantrailing ist alles andere als einfach, das darf man nie vergessen:Eddi hat geschrieben:Mich hat heute auch nicht geärgert, daß Zirbel nicht gefunden hat, sie hat sich aber so vom Fremdgeruch ablenken lassen, das hat mich sehr geärgert. DAnn gabs Ärger fürs drangehen an den Dreck und daß sie danach keinen Bock mehr hatte, könnte ich ja sogar einsehen.
Mantrailing oder wie es damals hieß“ Personenspürhundearbeit“ ist nicht neu in Deutschland.
Anfang des letzten Jahrhunderts wurde Dr. Konrad Most vom königlich-preußischen Innenminister zum Leiter der „staatlichen Zucht und Abrichtungsanstalt für Polizeihunde“ ernannt. Er hat 1910 begonnen Dienst-Hunde der Polizei zu Personenspürhunden auszubilden. Diese sollten wohl in der Hauptsache dafür verwendet werden, den Spuren von Spitzbuben oder entlaufenen Gefangenen zu folgen.
Man stritt damals darüber, ob die Bodenverletzungsspur oder die vom Menschen auf den Boden übertragenen Geruchspartikel suchleitend bei der Fährtenarbeit sind.
Er hat über eine Zeitraum von 25 Jahren sehr viele Versuche mit den Hunden durchgeführt und kam letztendlich zu dem Schluss: „ Der in der menschlichen Fährte enthaltene Individualgeruch leitet die Hunde nicht....sie wechseln leicht auf andere Menschenfährten über“.
In späteren Jahren (nach umfangreichen Versuchsreihen von 1924 -1930) hat er sich etwas zurückgenommen und meinte: „das Hunde wohl doch in der Lage sind Menschenindividualgeruchsfährten zu verfolgen“. Allerdings nur ganz einfachen Bedingungen und viel zu unsicher um im Polizeidienst Verwendung zu finden. Das „AUS“ für Mantrailing in Deutschland.
Wie kann man das Verstehen?
Der wichtigste Grund ist sicher in der mangelhaften Ausbildung (damals sprach man noch von Abrichtung) der Hunde zu sehen.
Wie wurden damals Suchhunde ausgebildet? Sie wurden an zwei Leinen geführt. Eine zum Festhalten am Geschirr. Eine andere am Halsband zum aversiven „Einwirken“. Hatte der Hund die Nase nach Meinung des Hundeführers zu hoch gab es einen Ruck, war er schön mit der Nase am Boden ließ man die „Halsbandleine“ locker und führte den Hund an der „Geschirrleine“. Erziehung mit „Zuckerbrot und Peitsche“ wie sie damals üblich war und bis auf den heutigen Tag noch nicht aus manchen Köpfen verschwunden ist...
Mantrailing ist eine sehr anspruchsvolle Suchaufgabe für Mensch und Hund. Menschliches Vorstellungsvermögen wird, wie damals auch heute noch oft an seine Grenzen stoßen.
Einen guten Mantrailerhund kann man nur unter Verzicht auf jegliche aversive Maßnahmen ausbilden.
Wir wissen heute, dass Hunde sehr wohl in der Lage sind Individualspuren zu verfolgen. Die Amerikaner haben über Jahrhunderte gezeigt wie man Mantrailer erfolgreich ausbilden und einsetzen kann. Vor ein oder zwei Jahrzehnten „schwappte“ die MT-Welle aus den USA zurück nach Deutschland. Mitterweile gibt es auch Mantrailer die von der Polizei ausgebildet und mit zunehmender Tendenz auch eingesetzt werden.
Ich will damit nur mal deutlich machen, das selbst echte Profis es nicht geschafft haben, sichere Mantrailer auszubilden.
Man geht übrigens von 2 mal wöchendlich 2-3 Jahre Training für eine fundierte MT Ausbildung aus. Verlangt nicht zuviel von Euren Hunden....lieber mal einen großen Schritt zurück.
LG
Freddy