übrigends vs. übrigens OT

Anekdoten und sonstige Erlebnisse mit unseren Lakritznasen
vanja
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Re: übrigends vs. übrigens OT

Beitrag von vanja » Mo 4. Apr 2011, 15:52

Sparta hat geschrieben:
ChristaS hat geschrieben:
Allerdings möchte ich auch mal eine Lanze für unsere Jugend brechen.
Es geht nicht darum, Jugendliche runterzumachen.
Nein, die, die es nicht gelernt haben, können nichts dafür. Es sind eher die, die es ihnen hätten beibringen sollen, es aber dennoch nicht getan haben.

Die enorme Zahl der Analphabeten spricht doch sehr beredt darüber. Und daß jemand ohne Kenntnisse der Rechtschreibung aus der 9. Klasse entlassen wird, ist nicht für den Entlassenen sondern für den Ausbilder oder das System ein schlechtes Zeichen. Leider aber nimmt man diese Zeichen hin, statt aus ihnen Lehren zu ziehen.
Liebe Grüße Ilona und die Whippets
mit Alco, Kasi, Krabbe, Grille und Una im Herzen
________
Im Alter haben Erinnerungen denselben Stellenwert, wie in der Jugend die Träume.
Erna Behrens-Giegl
http://whippetweb.blogspot.com

vanja
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Re: übrigends vs. übrigens OT

Beitrag von vanja » Mo 4. Apr 2011, 15:54

Uschi hat geschrieben:das mag wohl sein. Aber die Voraussetzung dafür ist doch, dass man weiß, wie es richtig sein soll. Hat man das nicht gelernt, kann man das Obige sicher nicht lesen.
Oder?
Und ebenso wird das mit den Fremdsprachen sein.
Da bin ich voll deiner Meinung.

Schlag mal ein Fremdwort im Wörterbuch nach. Wenn du nicht weißt, wie es in etwa geschrieben wird, dann wirst du lange suchen können.
Liebe Grüße Ilona und die Whippets
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Rover

Re: übrigends vs. übrigens OT

Beitrag von Rover » Mo 4. Apr 2011, 16:20

Hallo Dina,

jetzt bin ich verblüfft: das der Buchstabensalat in Deutsch funktioniert, wusste ich - aber dass es in Englisch auch geht, war mir neu.
In Spanisch allerdings nicht - kein Wunder, Spanisch kann ich nicht.

Das Gehirn ist schon ein seltsam' Ding :dog_cool


Was die Schreibfähigkeiten heutiger junger Leute angeht, kann ich nur zustimmen, dass es generell am Unterricht liegt. Ich habe das schon bei meinen Kindern beobachtet (jetzt 27 und 24), dass darauf scheinbar gar kein großer Wert mehr gelegt wird.
In meiner eigenen Schulzeit (oh Gott, jetzt werde ich WIRKLICH alt, wenn ich anfange, von der guten alten Zeit....) konnten die Schüler am Ende des ersten Halbjahres der ersten Klasse alle Buchstaben (vielleicht mit Ausnahme von x,y und ß) und dann wurde viel geübt und alles auch richtig eingeprägt. Meine Kinder brauchten für das Alphabet schon das ganze erste Schuljahr, und eine Kollegin erzählte mir, dass ihre Tochter noch am Beginn der zweiten Klasse jede Menge neue Buchstaben zu lernen hatte. Was soll denn das? Die Kinder heute sind doch wohl nicht dümmer als die früheren, also wozu diese Bummelei? Mich wundert auch nicht, dass ein Legastheniker in der Grundschule nichtmal erkannt wird, ich habe auch die tollsten Erlebnisse mit den Lehrern meiner beiden gehabt... und jetzt bin ich mal gespannt, wie es aussehen wird, wenn mein Enkel in 3 Jahren in die Schule kommt.

Viele Grüße, Kerstin
ist sehr froh, dass sie nie in Erwägung gezogen hat, Lehrer zu werden!!

Übrigens bekommt mein Mann immermal Praktikanten in die Firma. Leute, die gerade das Abi gemacht haben, und vor dem Studium ein Praktikum einschieben. Oder auch nur ein paar Wochen Ferienarbeit. Was er über die Schreibfähigkeiten erzählt, würde Bände füllen, und wäre manchmal ganz lustig, wenn es nicht eigentlich eine Katastrophe wäre.

Teddy.

Re: übrigends vs. übrigens OT

Beitrag von Teddy. » Mo 4. Apr 2011, 16:23

vanja hat geschrieben:(..)Nein, die, die es nicht gelernt haben, können nichts dafür. Es sind eher die, die es ihnen hätten beibringen sollen, es aber dennoch nicht getan haben. (..)
Ich bin ja auch eher der Positivdenker, aber das erscheint selbst mir jetzt etwas naiv.

Selbstverständlich ist da etwas schief gelaufen, wenn jemand nach der 9. Klasse nicht lesen kann. Ohne Frage.

Nur so völlig ohne eigene Schuld sehe ich ihn nicht. Er wird eine ganze Reihe bemühter Menschen "verschlissen" haben. Ob das nun 2 oder 10 waren und wieviele noch durch den 8. aufgefangen wurden, sei mal dahin gestellt.

Mit 14 oder 16 trägt der Mensch auch Verantwortung für sein eigenes Leben und kann nicht nur die Schuld bei anderen suchen. Und erst wenn er das realisiert, wird er auch seine "Bildungsresistenz" aufgeben.

Am leichtesten ist es, wenn er sie garnicht erst entwickelt. Da liegt nämlich m.E. das Problem:
Diejenigen, die die "Bildungsresistenz" verursachen, sind nicht die gleichen, die am Ende den schwarzen Peter zugeschoben bekommen.

lg
Dina

Teddy.

Re: übrigends vs. übrigens OT

Beitrag von Teddy. » Mo 4. Apr 2011, 17:09

Rover hat geschrieben:(..)jetzt bin ich verblüfft: das der Buchstabensalat in Deutsch funktioniert, wusste ich - aber dass es in Englisch auch geht, war mir neu.
In Spanisch allerdings nicht - kein Wunder, Spanisch kann ich nicht.(..)
Hallo Kerstin,

Das ist kein Spanisch, sondern französisch ;-).

Sicher geht das Lesevermögen dieser "gewürfelten" Texte mit dem Grade der Fremdsprachenkenntnis einher. So konnte ich beispielsweise den frz. Text ebenso fliessend lesen, wie den deutschen, beim englischen hat es da schon etwas gehakt. Das entspricht auch der "normalen" Reihenfolge bei mir.

Echt faszinierend! Eine derart massive Paralleldatenverarbeitung werden wir mit unseren derzeitigen Rechnerstrukturen nicht hinbekommen...

lg
Dina

Freddy

Re: übrigends vs. übrigens OT

Beitrag von Freddy » Mo 4. Apr 2011, 19:37

Hallo,
Teddy. hat geschrieben:Nur so völlig ohne eigene Schuld sehe ich ihn nicht.
Hier muss ich Dir ein ganz klein wenig widersprechen. Natürlich gibt es auch die "null Bock" Menalität...wobei man sich auch immer fragen muss, wo die Ursachen dafür liegen.

Es gibt aber auch viele medizinische Ursachen, warum Menschen nicht effektiv lernen können. Beispiele: Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom (ADS), Dysbalancen des Hörens, des Sehens, des Stoffwechsels, der Gefühlswelt und der neurologischen Steuerung ...

Früher wurden entsprechende Therapien sogar vom Jugendamt bezahlt, heute ist leider kein Geld mehr dafür da. Viele Kinder mit Teilleistungstörungen wurden so vor Sonderschulen bewahrt und haben später "ihren Weg gemacht", ohne der Gesellschaft zur Last zu fallen.
Teddy. hat geschrieben: Mit 14 oder 16 trägt der Mensch auch Verantwortung für sein eigenes Leben und kann nicht nur die Schuld bei anderen suchen
In dem Alter sind die meisten Jugendlichen schon so frustriert, da ist meist "alles gelaufen". Viele Lernprobleme müssten sinnvollerweise bereits im Kindergartenalter fachgerecht diagnostiziert und angegangen werden.

LG
Freddy

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Re: übrigends vs. übrigens OT

Beitrag von kenzo » Mo 4. Apr 2011, 21:10

Liebe Forenleser,

eigentlich wollte ich mich in diesem Thread nicht mehr äussern, zumal es hier Menschen gibt, denen es eine Freude macht im Privatleben anderer rumzustochern und irgendwelche für sie anscheinend wichtige Erkenntnisse, auch saudumme, herauszuposaunieren.

Eines meiner Kinder ist Legastheniker. Solch verwürfelte Worte wie die in Teddys eingestellten Sätzen, sind auch heute noch für sie unlesbar. In der Grundschule (BW) wurde eine Lese-Rechtschreibschwäche von der Lehrerin festgestellt. Es wurde von der Grundschule schon in der ersten Klasse eine Empfehlung für die Sonderschule ausgesprochen. Wir haben seinerzeit mit der Hilfe des Blicklabors Freiburg und Trainingsmethoden wie Fonotrain und Fixtrain in Eigeninitiative die Probleme unseres Kindes entscheidend minimiert. Sie wird dieses Jahr mit guten Noten ihr Abi machen.

Gruß
Uli
Es wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird!

Uschi

Re: übrigends vs. übrigens OT

Beitrag von Uschi » Mo 4. Apr 2011, 23:27

kenzo hat geschrieben: Es wurde von der Grundschule schon in der ersten Klasse eine Empfehlung für die Sonderschule ausgesprochen............Sie wird dieses Jahr mit guten Noten ihr Abi machen.
Hallo Uli,

dann stimmt doch was mit unserem Schulsystem nicht, wenn Kinder schon in der ersten Klasse in die Sonderschule aussortiert werden sollen, die nachher das Abitur machen.

Ich kenn auch so ein Beispiel. Das Mädchen machte zwar nicht Abitur, aber den Realschulabschluss. Sie scheiterte schon in der 1. Klasse in der Staatsschule. Ein Schulwechsel (nicht in die Sonderschule) half ihr zum Erfolg, der ihr gebührte.

Ich bin der Meinung, den Kindern wird zu wenig Zeit gelassen, sich zu entfalten. Alles muss im standardisierten Rahmen stattfinden. Wer nur ein kleines bißchen davon abweicht, fällt durchs Raster. "Kindsein" kommt nicht mehr vor, wenn man in der Schule ist. Sie müssen ab sofort nur noch funktionieren. Und zwar jeder so wie der andere. Individualität, sonst überall groß geschrieben, in der Schule gibts das nicht.



Liebe Grüße und viel Erfolg für Deine Tochter
Uschi

Sparta

Re: übrigends vs. übrigens OT

Beitrag von Sparta » Di 5. Apr 2011, 01:42

vanja hat geschrieben: Nein, die, die es nicht gelernt haben, können nichts dafür. Es sind eher die, die es ihnen hätten beibringen sollen, es aber dennoch nicht getan haben.

Die enorme Zahl der Analphabeten spricht doch sehr beredt darüber. Und daß jemand ohne Kenntnisse der Rechtschreibung aus der 9. Klasse entlassen wird, ist nicht für den Entlassenen sondern für den Ausbilder oder das System ein schlechtes Zeichen. Leider aber nimmt man diese Zeichen hin, statt aus ihnen Lehren zu ziehen.
Sorry, aber wen oder was kritisierst Du? Die Eltern, die Lehrer, die Methoden, das Schulsystem? War Schule früher besser als heute? Was soll geändert werden?

Die Schule kann nicht für alles verantwortlich gemacht werden. Es gibt auch Menschen, die sich der Schule entziehen, zum Teil mit Unterstützung der Eltern. Und zu keiner anderen Zeit hatten Jugendliche und Erwachsenen so viele Möglichkeiten, eine versäumte Bildung nachzuholen.
Uschi hat geschrieben: dann stimmt doch was mit unserem Schulsystem nicht, wenn Kinder schon in der ersten Klasse in die Sonderschule aussortiert werden sollen, die nachher das Abitur machen.
Fehlentscheidungen wird es immer geben. Manche sind Spätentwickler und das wird nicht erkannt. Meinen Eltern wurde damals auch gesagt, sie sollen sich freuen, wenn ich mal einen Hauptschulabschluss schaffe. Aber das Schulsystem ist heute wesentlich durchlässiger und mit der Einführung der Sekundarschulen geht man noch einen Schritt weiter. Die Abschaffung der Hauptschulen ist ein Schritt in die richtige Richtung. Zu kritisieren sind die viel zu großen Klassen. Ein binnendifferenzierter Unterricht ist da nicht möglich.
Uschi hat geschrieben:Ich bin der Meinung, den Kindern wird zu wenig Zeit gelassen, sich zu entfalten. Alles muss im standardisierten Rahmen stattfinden. Wer nur ein kleines bißchen davon abweicht, fällt durchs Raster. "Kindsein" kommt nicht mehr vor, wenn man in der Schule ist. Sie müssen ab sofort nur noch funktionieren. Und zwar jeder so wie der andere. Individualität, sonst überall groß geschrieben, in der Schule gibts das nicht.
Schule ist ein standardisierter Rahmen, was sonst? Selbst die versteinerten Waldorfschulen sind das. Natürlich kann man Kinder ihren Namen tanzen lassen oder antiautoritär erziehen. Aber führt dies zu den gewünschten Ergebnissen? Welches Ergebnis wird überhaupt gewünscht?

Schau doch mal nach Japan. Dann weißt Du die Förderung der Individualität an unseren Schulen zu schätzen.

Gruß

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Re: übrigends vs. übrigens OT

Beitrag von ChristaS » Di 5. Apr 2011, 06:55

Hallo Michael,

Recht hast du!
Allerdings schließen sich einige scheinbar widersprüchlichen Aussagen ja nicht unbedingt aus. Natürlich wird es in einem standardisierten System immer wieder zu Fehlentscheidungen kommen, da kenne ich auch einige Beispiele. Und für individuelle Förderung bleibt bei Klassengrößen jenseits der 30 auch kaum Platz. - Übrigens auch so ein Beispiel für fehlende finanzielle Mittel. - Doch der "schwarze Peter" kann hier, finde ich, nicht einzelnen Personen zugeschustert werden. Meiner Meinung nach handelt es sich um ein gesellschaftliches Problem, wobei es auch schwierig ist, diese "Gesellschaft" zu definieren. Um das etwas zu verdeutlichen, hier ein Beispiel (ich oute mich jetzt mal als Englischlehrerin!):

Früher wurde im Englischunterricht, ebenso wie in Deutsch, Wert darauf gelegt, dass Rechtschreibung und Grammatik korrekt eingesetzt werden. Dazu wurden Grammatiktests, Diktate u.Ä. geschrieben. Heute ist das nicht mehr zulässig. Es gibt einen sogenannten "Internationalen kompetenzorientierten Referenzrahmen" der EU, der vorschreibt, dass den Schülern "Kompetenzen" vermittelt werden müssen, kein "Wissen". Für die Fremdsprache bedeutet das, dass die Schüler "kommunikationsfähig" sein sollen. Da spielen Rechtschreibung oder richtig verwendete Zeiten, Präpositionen usw. eine untergeordnete Rolle. Wichtig ist es, dass der Lernende das vermitteln kann, was er - ungefähr - vermitteln möchte, notfalls mit Händen und Füßen. So dürfen in der Schule, und selbst bei den Abiturarbeiten auch nur solche Fehler negativ gewertet werden, die die Verständlichkeit eines Textes unmittelbar beeinträchtigen. Außerdem dürfen jederzeit (schon ab der 8./9. Klasse) Wörterbücher, ein- und zweisprachig, verwendet werden. Dass hierdurch die Motivation bestimmte Dinge einfach zu "pauken" nicht gerade erhöht wird, leuchtet ein.

Wer diesen Referenzrahmen letztendlich zu verantworten hat oder wie (un-)sinnig er ist, ist vollkommen egal, denn es gibt ihn und er muss angewendet werden. So oder so ähnlich stelle ich mir das auch für den Deutschunterricht vor.

Andererseits wird für die Schüler der Druck immer größer, denn sie müssen heute in 8 Jahren das lernen, wozu man früher 9 Jahre Zeit hatte. Ich habe gar nichts gegen Abitur nach 12 Jahren, allerdings wurden weder Lehrpläne "entmüllt" noch Unterrichtszeiten angepasst. Die Jugendlichen haben bis zum Abitur die gleiche Stundenzahl und den gleichen Stoff zu absolvieren, nur halt ein Jahr schneller. Das führt dazu, dass schon 11-12 Jährige bis in den späten Nachmittag Unterricht haben. Insofern gebe ich Uschi Recht, dass die freie Entfaltung, das Kind-Sein, häufig viel zu kurz kommt.

Vielleicht müssen wir diese Entwicklung einfach stillschweigend hinnehmen und hoffen, dass sich wie in der Mode der Trend in ein paar Jahren wieder umkehrt.

Liebe Grüße,
Christa
... mit Butzi, Olympia und Laima im Herzen.

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