Hallo Christa,
da fragt man sich doch, welches Ziel mit solchen "kompetenzorientierten Referenzrahmen" (was für ein Wort) verfolgt werden soll.
Einfach mal so lernen, wie es hängenbleibt, hauptsache, wir machen uns irgendwie verständlich? Das fände ich eine akzeptable Grundlage für einen Crashkurs Englisch für den Urlaub!
Wenn aber Schule so funktionieren soll, dann haben die jungen Leute hinterher das Problem am Hals, all das, was sie sich falsch eingeprägt haben, wieder zu richten, wenn es irgendwo ernst wird. Das manche da aufgeben, wundert mich nicht.
Und wenn das dann ganz und gar bei Deutsch auch so ist - oder ähnlich - oh Gott.
Man kann das weder den Lehrern, noch den Eltern, noch den Kindern selber global in die Schuhe schieben. Irgendwo stimmt hier generell was nicht. Da gebe ich Dir vollkommen Recht.
Uschi, Deine Meinung kann ich mich nicht anschließen. Da habe ich ganz anderes erlebt mit den Schulen hier - da wurde Individualiät so groß geschrieben, dass nur noch sehr wenige Forderungen gestellt wurden - teilweise nicht mal die allereinfachsten Sachen. Speziell in den unteren Klassen! Mit dem Ergebnis, dass die Kinder beim Übergang in die Oberstufe bereits massive Probleme hatten: sie hatten wichtige Grundlagen nie vermittelt bekommen (das sage jetzt nicht ich, genau das hat mir ein Oberstufenlehrer gesagt: ich bekomme die Kinder ohne die Grundlagen, die sie benötigen!!) und waren bei vielen Sachen total aufgeschmissen. Und da der Lehrer in der Oberstufe ja seinen Lehrplan auch schaffen muss, kann er sich nicht zusätzlich damit abgeben, fehlendes Wissen zu vermitteln, was eigentlich vorausgesetzt wird. Ein Teufelskreis!
Ich weiß nicht, ob besondere Schulformen oder teure Privatschulen das besser hinbekommen. Zwischen den einzelnen staatlichen Schulen wird es auch riesige Unterschiede geben. Landet ein Kind aber auf einer, die am hinteren Ende der Qualitätsskala dümpelt, so sind entweder die Eltern gefragt, oder irgendwas bleibt auf der Strecke. Und die Nachhilfeschulen machen guten Umsatz mit etwas, was anderswo gelehrt werden sollte.
Viele Grüße, Kerstin
übrigends vs. übrigens OT
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Sparta
Re: übrigends vs. übrigens OT
Diese Verschiebung kann ich bestätigen. Es gibt zunehmend Schüler, die gelernt haben, sich sehr gut zu verkaufen. Sie sind teamfähig, begeistern durch ihre Präsentationen und haben keine Probleme mit handlungsorierntiertem Unterricht. In der Rechtschreibung und im Rechnen (Dreisatz, Prozentrechnen etc.) weisen sie aber enorme Defizite auf. Gerade schwache Schüler haben Probleme, Strukturen zu bilden, die das Lernen erleichtern. Letzteres ist aber in einer Zeit, wo lebenslanges Lernen immer wichtiger wird, von besonderer Bedeutung.ChristaS hat geschrieben: Es gibt einen sogenannten "Internationalen kompetenzorientierten Referenzrahmen" der EU, der vorschreibt, dass den Schülern "Kompetenzen" vermittelt werden müssen, kein "Wissen". Für die Fremdsprache bedeutet das, dass die Schüler "kommunikationsfähig" sein sollen. Da spielen Rechtschreibung oder richtig verwendete Zeiten, Präpositionen usw. eine untergeordnete Rolle.
Momentan scheint "Projekt" das Zauberwort zu sein. An einigen Berufsschulen werden Prüfungsfächer beschnitten (zeitlich, nicht inhaltlich), um Projekte durchführen zu können; an anderen werden Fächer abgeschafft und Lernfelder gebildet. Dies zeigt, dass die Vermittlung reinen Faktenwissens an Bedeutung verliert. Das ist aber auch den neuen Technologien geschuldet, die zu einer Enteignung von Wissen geführt haben.
Über mangelnden Individualismus kann ich mich bei meinen Schülern auch nicht beschweren. Grundsätzlich finde ich diese Entwicklung positiv. Problematisch wird es, wenn sie sich dabei unsozial verhalten. Es gibt Schüler, die sind nicht in der Lage zu reflektieren, sehen die Schuld ausschließlich bei den Lehrern. Dieses Verhalten ist nicht selten gepaart mit einem Umgangston, bei dem selbst mir als gebürtigen Berliner die Spucke wegbleibt.Rover hat geschrieben:
Da habe ich ganz anderes erlebt mit den Schulen hier - da wurde Individualiät so groß geschrieben, dass nur noch sehr wenige Forderungen gestellt wurden - teilweise nicht mal die allereinfachsten Sachen.
Gruß
