Voran - mögliche Alternative zum jetzigen Aufbau?

rb_Uschi
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Voran - mögliche Alternative zum jetzigen Aufbau?

Beitrag von rb_Uschi » So 26. Okt 2008, 16:09


Hallo Freddy,


nein, ich werf ihn ihr nicht zu, ich werf so weit ich kann, irgendwohin, damit sie rennen kann. Das ist die schönste Belohnung.


Viele Grüße

Uschi


rb_sijuto
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Beitrag von rb_sijuto » So 26. Okt 2008, 16:13

MadDog hat geschrieben:Irgendwie sind wir jetzt auch beim Thema Zwang gelandet. Das ist ein schwieriges Thema, weil es in Diskussionen immer viel Zündstoff liefert. Ich hoffe, dass wir es in diesem Thread schaffen uns ohne persönliche Bekriegungen auszutauschen, damit er nicht geschlossen wird.
Hi MadDog - das hoffe ich auch! Dafür finde ich das Thema und einen Austausch über Ausbildungsvarianten viel zu interessant! Meinen Standpunkt zum Thema Zwang möchte ich aber auch gerne los werden ...
MadDog hat geschrieben:Es gibt Hunde, da reicht der "böse Blick" des HF schon aus, um ein Negativverhalten dauerhaft zu hemmen. Es besteht also bei solchen Hunden keinerlei Anlass stärkeren Zwang auszuüben. Reicht der böse Blick nicht aus, muss man den Zwang heraufsetzen. Jetzt machen viele Halter das so, dass sie den Zwang nur minimal heraufsetzen.

Heisst, es wird Zwang angewendet, der Hund zeigt 2-3mal erwünschtes Verhalten und fällt in seinen alten Trott. Also wird der Zwang wieder minimal erhöht, mit demselben Ergebnis.

Irgendwann ist man so weit, dass man extrem Zwang ausüben muss, damit der Hund wie gewünscht reagiert. Der Hund wird durch Minimaleinwirkungen mental immer stärker und zeigt sich immer unbeeindruckter.
Zunächst einmal richtig beschrieben - entscheidet man sich dafür, aversiv einzuwirken, muss die erste Einwirkung angemessen stark sein. Ein Gewöhnungeffekt (kleine Einwirkung - etwas heftigere Einwirkung) führt zur Gewöhnung, das Einwirken ist wirkungslos.


Mein Interesse liegt aber darin, die Ausbildungsmethode so optimal auf den Hund abzustimmen, dass er gar nichts anderes will, als das, was ich fordere. Stimmt die Motivation und die Ausbildungsmethode, benötigte ich keine oder nur kleinste Zwangseinwirkungen.
MadDog hat geschrieben:Das Pendant dazu sind die Halter, die zwangfrei agieren und wo der Hund macht, was er will. Solche Hunde kommen mit Druck dann zunächst überhaupt nicht klar. Einen solchen Kundenhund hatte ich vor kurzem. Der Rüde ist normal selbstbewusst, hatte eine lange Krankheitsgeschichte und sehr liebe Halter, die Rücksicht auf ihn genommen haben. Als ich von dem Hund verlangte, dass er sich beim 2. Kommando setzt und dies durchsetzte, klappte dem das Rollo runter. SO hatte ihn noch nie jemand behandelt! Ich hatte ihn lediglich nach der 2. Ansage ans Halsband gefasst und mit der anderen Hand Druck auf sein Hinterteil ausgeübt. Eigentlich für einen selbstbewussten Hund kein Drama. Für diesen Hund schon, denn er war es nicht gewohnt, dass jemand vorbei kommt und das, was er sagt auch durchsetzt. Ich bekam also meine Quittung indem er blitzschnell herumschoss und nach der Hand schnappte, die sein Hinterteil begrenzte. Erfolg war ihm dabei nicht beschieden, denn ich zog zwar die Hand genauso schnell zurück, liess ihn aber am Halsband nicht fort und verlangte erneut sitz. Diesmal setzte er sich sofort und wurde auch entsprechend belobigt. Danach brauchte es nur noch einen Finger am Po um ihn zu blitzschnellem Hinsetzen zu bringen. Übrigens - der Hund kannte das Kommando. Nicht, dass jemand glaubt, ich würde das jedem Hund so beibringen. Er hatte durch seine inkonsequenten Halter allerdings gelernt, dass er das Kommando irgendwann ausführen kann, denn sie wiederholten es so lang bis er die Güte besass sich zu setzen.
Ich finde, da hast Du ein unglückliches Beispiel gewählt.

Zunächst einmal - selbst mein Jule-Lämmelein würde sich von Dir nicht mit dem Po auf den Boden drücken lassen - sie stemmt in solchen Situationen alles gegen die die drückende Hand, was sie hat.


Ganz klar: Druck erzeugt Gegendruck.

OK, schnappen würde sie nicht, aber trotzdem, die würde Dich auslachen.


Dann die Aussage: "Der Hund kannte das Kommando".

Das war ein Kundenhund laut Deiner Aussage. Es mag ja sein, dass er das Kommando kennt aber warum sollte der bitte die Kommandos von Dir (Fremdperson!) befolgen?


Wenn denn dann auch noch der vielleicht etwas unbeholfene Halter beim nächsten Mal, wenn der Hund ein Kommando ignoriert Dein "Eingreifen" nachahmt und sein eigener Hund nach ihm schnappt (und ihn vielleicht auch noch erwischt) - ist der Bock fett und der Hund vielleicht sein Zuhause los ...
MadDog hat geschrieben:Es ist also mit dem Zwang nicht ganz so einfach, wenn man den Hund einerseits nicht mental stärken will, andererseits aber auch nicht ausschliesslich zwangfrei arbeiten kann (wie man am obigen Beispiel sieht).
Ich sehe am obigen Beispiel weniger, dass man nicht ohne Zwang "arbeiten" kann, sondern eher, wie problematisch der Einsatz von Zwang ist ...
MadDog hat geschrieben:Wie gesagt, wenn ein Hund auf minimalste Einwirkung nachhaltig ein verbessertes Verhalten zeigt, dann ist die Menge der Einwirkung passend. "Diskutiert" der Hund jedoch immer wieder, habe ich zu wenig Druck ausgeübt.
Erst mal gehe ich davon aus, dass ich es dann nicht geschafft habe, den Hund für die auszuübende Aufgabe entsprechend zu motivieren bzw. irgendeinen anderen Ausbildungsfehler reingebaut habe. Über zu viel/zu wenig Druck denke ich erst mal gar nicht nach.
MadDog hat geschrieben:Bei Sijuto und Uschi scheint der angewandte Zwang ausreichend, denn die Hunde diskutieren nicht permanent sondern fragen zwischendrin nur mal an, ob man es ernst meint und sind durch Vorenthalten der Belohnung wieder für längere Zeit auf dem richtigen Weg. Absolut okay und für solche Hunde würde ich auch nicht mehr Zwang einsetzen.
Ich führe jedoch generell Hunde, die ich mit dieser Menge Druck nicht beeindruckt kriege. Die kichern sich höchstens in die Pfote und machen es beim nächsten Mal wieder nicht gescheit.
Den Satz, den ich besonders interessant finde, habe ich mal unterstrichen. Mit Verlaub, Du möchtest doch Deinen Hunden auch einfach nur etwas beibringen, das ist das Ziel. Ziel ist nicht "den Hund zu beeindrucken". Kann der Hund etwas nicht, führt er einen Befehl nicht korrekt aus, dann sollte man zunächst davon ausgehen, wie man es ihm besser beibringen kann und nicht denken, der hinterfragt, ob ich es ernst meine ...

Es geht doch zunächst mal um Ausbildungsdefizite nicht um Rangordnungsgedönse!


Und mit Verlaub, Du kennst meine Hunde nicht (ich Deine natürlich auch nicht .) Du deutest die Aussage, dass wir (Uschi und ich) relativen Erfolg mit relativ wenig "Ausüben von Druck" (bzw. hauptsächlich Vorenthalten der Belohnung bei Nichtausübung/schlechter Ausübung) haben dahingehend, dass wir kooperative, "leichte" Hunde haben. Hätten wir solche wie Du sie führst, kämen wir ohne mehr Druck nicht weiter - ich finde, da machst Du es Dir ein wenig zu einfach. Wie gesagt, Du kennst meine Hunde nicht .
MadDog hat geschrieben:Wie schon geschrieben, der Zwang kommt auf den einzelnen Hund an.
Es würde Hund und Halter sehr viel zufriedener machen, sich mehr Gedanken über Art/Qualität der Belohnung, Qualität der Motivation des Hundes, Qualität der Ausbildungmethodik zu machen als über mögliche Zwangseinwirkungen ...


Ansonsten kann ich Dir eigentlich vollkommen zustimmen. Ganz ohne "Schwarz" geht es nicht.


Klappt etwas nicht, liegt das aber zumeist nicht daran, dass ich den Hund nicht genug "beeindruckt" habe ...


Hoffentlich können wir noch ganz entspannt ein wenig weiter diskutieren ...


Liebe Grüße

Silke

mit Jule und Tom



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rb_Uschi
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Beitrag von rb_Uschi » So 26. Okt 2008, 16:29

sijuto hat geschrieben:Kann der Hund etwas nicht, führt er einen Befehl nicht korrekt aus, dann sollte man zunächst davon ausgehen, wie man es ihm besser beibringen kann und nicht denken, der hinterfragt, ob ich es ernst meine ...

Hallo Silke,


diese Erfahrung mache ich mit Wijnta immer wieder. An anderer Stelle habe ichs schon mal gesagt. Man kann manchmal die Fragezeichen über ihrem Kopf sehen.


Sie macht etwas nicht, nicht weil sie bockig ist, sondern weil ich es nicht verstanden habe, mich verständlich zu machen.

Das schönste Beispiel war die Hürde, die klappt jetzt ausgezeichnet, ohne Zögern und Ausfälle.


Natürlich verschlampert man manchmal mit der Zeit, so wie wir kürzlich mit dem korrekten Sitzen bei Fuß, das wurde immer schräger und schräger.

Ich habe nun aber mal nicht Hand an sie gelegt, weil sie das offensichtlich nicht kapiert hat und ich schon den Verdacht hatte, dass sie glaubt,dass das einfach zur Übung dazugehört, dass ich sie mit der linken Hand ranhole, sondern habe das "schön sitzen" mit dem Ball belohnt. Das war bedeutend wirkungsvoller und ging vor allem sehr schnell.


Viele Grüße

Uschi


rb_MadDog
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Beitrag von rb_MadDog » So 26. Okt 2008, 18:43


So gefallen mir Diskussionen


Ich hatte jetzt einen monströsen Text getippt und lang dran gebastelt. Leider hab ich mich gnadenlos darin verzettelt, so dass kein Mensch meinen unstrukturierten Ausführungen folgen kann Ich werd das alles noch mal in eine besser lesbare und hoffentlich kürzere Form bringen.


Zur Beruhigung wegen des Kundenhundes. Er wird sicher nicht abgegeben und er beisst auch seine Halter nicht. Grade deshalb waren sie bei mir. Einige meine Kunden kommen von weiter her und manchmal gibt es Probleme, die wir innerhalb kürzester Zeit "flicken" müssen, damit sie die nächsten Monate problemlos allein weiterarbeiten können, weil ich sie nur telefonisch unterstützen kann. Eigentlich arbeite ich anders lieber, aber manchmal müssen alle Beteiligten in einen sehr sauren Apfel beissen, wenn es "brennt".



Das Genie lernt von allem und jedem,

der Wissende lernt vom Genie,

der Dumme weiss alles besser.

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Beitrag von rb_sijuto » So 26. Okt 2008, 19:22

MadDog hat geschrieben:
So gefallen mir Diskussionen
mir auch!
MadDog hat geschrieben:... Ich werd das alles noch mal in eine besser lesbare und hoffentlich kürzere Form bringen.
bin schon gespannt!
MadDog hat geschrieben:Zur Beruhigung wegen des Kundenhundes. ...

Eigentlich arbeite ich anders lieber, aber manchmal müssen alle Beteiligten in einen sehr sauren Apfel beissen, wenn es "brennt".
Ich glaube da müssen wir in der weiteren Diskussion ganz stark unterscheiden - das Eingreifen bei Problemverhalten im Alltag, in der Familie rechtfertigt und erfordert teilweise ganz andere "Regeln" als die Durchsetzung/das Erlernen von Übungen für Spiel/Spaß/Sport.


Bis dann!

Liebe Grüße

Silke

mit Jule und Tom



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rb_Konny
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Beitrag von rb_Konny » So 26. Okt 2008, 19:33


Hy Michele


Schnelle Lösungen bei Problemhunden sind meines Erachtens keinesfalls möglich oder absolut unzureichend.

Derjenige der zu uns auf den Platz kommt, dem wird gleich im ersten Atemzug gesagt, das er enorme Zeit mitbringen muss, wenn er etwas ereichen will.

Der Fehler liegt doch zu 99 % definitiv an den Hundeführern. Das Team zählt und wenn einer im Team (der Hundeführer) kein Teamkollege ist, kann es kein funktionierendes Team geben.

Ich kann keinem Tips geben, der noch keine Ahnung vom Grundprinzip hat.

Entweder kommen die Leute und wollen was bewirken, ansonsten ist keine Hilfe meinerseits notwendig.

Im übrigen machen wir alles Ehrenamtlich auch ausserhalb des Platzes im Privaten Bereich.


Gruss Konny



Der Weg wächst im Gehen unter Deinen Füssen, auf wunderbare Weise entfaltet sich die Reise mit dem nächsten Schritt.


Frieder Gutscher

www.boyar-vom-drachenhort.de.tl

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Beitrag von rb_MadDog » So 26. Okt 2008, 23:14

sijuto hat geschrieben:Ich glaube da müssen wir in der weiteren Diskussion ganz stark unterscheiden - das Eingreifen bei Problemverhalten im Alltag, in der Familie rechtfertigt und erfordert teilweise ganz andere "Regeln" als die Durchsetzung/das Erlernen von Übungen für Spiel/Spaß/Sport.

Danke für die Vorlage, die macht mir einen erneuten Versuch etwas leichter


Wenn ich etwas "just for fun" mache, ist es kein Weltuntergang, wenn unterwegs mal ein bisschen geschlampert und gepfuscht wird.


Nun gibt es aber Hunde, die so etwas schon zum Anlass nehmen können, ihre Stellung zu hinterfragen. Das kann zum einen daran liegen, dass die Stellung generell nicht klar ist oder aber der Hund so selbstbewusst ist, dass er mit kleinen Zickereien versucht einem das Leben sauer zu machen und sich den Halter zu seinen Gunsten zu erziehen.


Bei solchen Voraussetzungen muss der Halter klar agieren und darf sich keine Schlamperei mehr leisten. Heisst, man beginnt im häuslichen Umfeld klare Regeln aufzustellen, an die der Hund sich zu halten hat. Bei vielen Hunden reicht das schon, dass keine weitere Diskussion erfolgt. Manchen Hunden reicht es nicht und sie diskutieren ausserhalb fleissig weiter. Also sind auch hier klare Regeln festzulegen, deren Einhaltung konsequent "überwacht" wird. Das kann sich also durchaus auch in den Bereich ziehen, der dem Hund eigentlich nur Spass machen soll.


Solchen Hunden gegenüber muss ich anders auftreten und handeln als bei Hunden, die ihre Stellung diskussionlos akzeptieren.


Wenn man es genau betrachtet, dann gibt es kaum wirklich schwierige Hunde. Es gibt aber Konstellationen unter Hund und Halter, die absolut unharmonisch sein können. Wenn ein lieber und eher nachlässiger Halter einen Hund bekommt, der ihn aufgrund dessen nicht für voll nimmt, kann es bös ins Auge gehen. Genauso bös ins Auge gehen kann es, wenn ein sehr sensibler Hund zu einem energisch und harsch auftretenden Menschen kommt. In beiden Fällen können sich die Hunde zum Beisser entwickeln. Würde man diese beiden Extremfälle untereinander tauschen, hätte man die liebsten und besten Hunde der Welt.


Das sind natürlich Extremfälle, aber oft sind Hund-Halter-Kombinationen dennoch unglücklich zusammengesetzt. Dem Hund kann man keinen Vorwurf machen, denn er ist ein Hund, der es so nehmen muss, wie es kommt. Da ist also der Halter gefragt und der muss ordentlich an sich arbeiten.


Für alle Halter gilt jedoch eines: Sie müssen mit ihren Hunden auf der schwarz-weissen Ebene arbeiten. Wie extrem schwarz ausgeprägt ist, kommt wieder mal auf den Hund an.


Ich glaube, dass ich manchmal zu sehr darauf poche, dass Fehlverhalten des Hundes geahndet gehört. Das liegt vermutlich zum einem an meinem Job und zum anderen daran, dass ich mich gerne in der Diensthundeecke "rumtreibe". In meinem Job werde ich mit vielen Problemen konfrontiert, die es gar nicht gäbe, wenn die Halter um die schwarz-weisse Lernweise ihre Hundes wüssten. Bei den Diensthunden gibt es Exemplare, da kann man es sich überspitzt dargestellt, nicht mal leisten zum falschen Zeitpunkt zu niesen. Nicht, dass gleich ein Drama deswegen entstünde, aber es könnte eines werden, wenn man es nicht erkennt.


Wenn ich sage, dass mein Hund sich in die Pfote kichert, wenn ich ihm eine Bestätigung vorenthalte, dann liegt es daran, dass ich nicht alles und jedes bestätige. In der Anfangsphase wird der Hund über den grünen Klee gelobt und sofort belohnt, wenn er ansatzweise das richtige Verhalten erkennen lässt. Ich lasse mir Zeit und nehme es locker. Irgendwann hat der Hund meine Handlung korrekt mit einem Kommando verknüpft und führt es ohne entsprechende Motivation aus. Immer noch ein Zeitpunkt, wo ich jedesmal lobe und bestätige. Lediglich in dieser Zeit kann ich das Vorenthalten als negative Konsequenz benutzen.


Dann kommt die Zeit, wo ein Kommando Routine ist und nichts besonderes mehr. Ab da fange ich an Belohnungen auszuschleichen. Der Hund weiss nie mehr, ob und wie er bestätigt wird. Ebenfalls beginne ich jetzt Kommandos abzusichern. Heisst, ich baue Möglichkeiten ein, die den Hund zu einem Fehlverhalten verleiten könnten. In dem Moment, wo der Hund sich falsch verhält, fordere ich das Kommando unmissverständlich korrekt ein. Wenn das gut gemacht ist, kann neben dem Hund die Welt untergehen, er wird dennoch das Kommando befolgen. Ich ahnde allerdings niemals Fehlverhalten, das aus intelligentem Ungehorsam oder einem schlechten Übungsaufbau meinerseits resultiert.


Diese Vorgehensweise kommt daher, dass manches prompt und ordentlich ausgeführte Kommando das Leben des Hundes erleichtert und notfalls auch sein Leben retten kann.


Mir ist da mal ein übles Ding passiert, wo sich durch meine Nachlässigkeit plötzlich zwischen Hund und mir 4 stark frequentierte Fahrbahnen befanden. Der Hund setzte sich auf Sichtzeichen prompt und blieb da sitzen bis ich ihn sicher abholen konnte. Er hatte vorher gelernt, dass Bordsteine eine Begrenzung sind, die er nur nach meiner Ansage übertreten darf und wusste, dass er aus dem Sitz immer abgeholt wird und er sich um keinen cm zu versetzen hat. Hätte ich das nicht wie oben geschrieben trainiert und konsequent eingefordert, wäre der Hund durch eine kurze Nachlässigkeit in dem Moment und vorheriges zu lasches Training wahrscheinlich ums Leben gekommen.


Vielleicht wird aus den vielen Gründen nachvollziehbar, warum ich eine so dickschädelige Verfechterin des schwarz-weissen Lernschemas und der Absicherung von Kommandos bin.


D.h. nicht, dass Hunde bei mir keinen Spass haben und nicht mal über die Stränge schlagen dürften. Was meine Hunde und ich schon kaputt gemacht haben oder wieviele Blessuren wir davon getragen haben, wenn uns der Hafer sticht und wir einfach nur albern sind, kann ich an einer Hand gar nicht mehr abzählen.



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rb_Uschi
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Beitrag von rb_Uschi » So 26. Okt 2008, 23:55

MadDog hat geschrieben:
Nun gibt es aber Hunde, die so etwas schon zum Anlass nehmen können, ihre Stellung zu hinterfragen. Das kann zum einen daran liegen, dass die Stellung generell nicht klar ist oder aber der Hund so selbstbewusst ist, dass er mit kleinen Zickereien versucht einem das Leben sauer zu machen und sich den Halter zu seinen Gunsten zu erziehen.

Ich bezweifle sehr, dass ein Hund in der Lage dazu ist, seine "Stellung" zu hinterfragen, bewusst seinem Halter das Leben sauer zu machen und ihn versucht zu erziehen. Das würde voraussetzen, dass der Hund denkt und dazu noch hinterlistig und gemein ist.


Natürlich soll der Hund Regeln kennen, und wenn er sie kennt, wird er sie einhalten. Sie erleichtern Mensch und Hund das Zusammenleben.

Aber es liegt am Hundehalter, ob diese Regeln eingehalten werden, niemals am Hund, so wie Du es dann erst weiter unten sagst.

MadDog hat geschrieben:Ebenfalls beginne ich jetzt Kommandos abzusichern. Heisst, ich baue Möglichkeiten ein, die den Hund zu einem Fehlverhalten verleiten könnten. In dem Moment, wo der Hund sich falsch verhält, fordere ich das Kommando unmissverständlich korrekt ein.

Von meinen bisherigen Ausbildern habe ich gelernt, ja eingebläut bekommen "gib Deinem Hund keine Möglichkeit etwas falsch zu machen. Du frustrierst ihn damit und wirfst ihn in der Ausbildung zurück".

Das waren z.T. alles andere als Wattebäuschchenwerfer, wahrlich nicht.


So habe ich es auch erlebt. Je mehr Erfolg, und damit Freude, egal in welchem Stadium des Erlernens des Kommandos, desto lieber wird es vom Hund ausgeführt und desto zuverlässiger.


Mein Lob und mein Freudentanz lassen sie ungeahnt schnell Kommandos erlernen, nachhaltig.


schwarz-weiß sehe ich so, dass ich niemals unbestimmt sein darf, dass es nicht heute ja und morgen nein ist, dass ich nicht sage "sitz" und denke "oder vielleicht doch nicht".

Ich selbst muss wissen, was ich ganz bestimmt will, nur dann kann ich es dem Hund vermitteln, sonst ist alles vergebliche Liebesmühe.


Insofern ist das Training auf dem Hundeplatz oder in der Hundeschule nicht in erster Linie ein Training für die Hunde, sondern viel eher eines für die Menschen.



Viele Grüße

Uschi

[Dieser Beitrag wurde am 26.10.2008 - 23:15 von Uschi aktualisiert]


rb_MadDog
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Beitrag von rb_MadDog » Mo 27. Okt 2008, 01:02


"Stellung hinterfragen" ist sehr menschlich ausgedrückt. Natürlich denkt ein Hund so nicht. Ein Hund ist aber ein egoistischer Schmarotzer und auf seinen Vorteil bedacht. Heisst, wenn sich eine Möglichkeit bietet einen Vorteil zu ergattern, wird er diese Möglichkeit sehr wahrscheinlich annehmen. Es gibt Hunde, die wirklich bei der sich kleinsten bietenden Möglichkeit gleich die ganze Hand wollen. Das sind allerdings recht wenige Exemplare. Weitaus häufiger sind die, die sich langsam an die Grenzen herantasten und sie systematisch ausweiten. Es gibt Spezialisten, die das so heimlich machen, dass es einem erst dann auffällt, wenn das Verhalten sehr deutlich ist. Wenn man über die vielen Zwischenschritte nachdenkt, die übersehen wurden, kann einem fast schwindlig werden. Und es gibt Hunde, die einen sich bietenden Vorteil wahrnehmen, aber nicht den Ansatz zeigen dies weiter auszunutzen. Sie nehmen es, wie es kommt und wenn nichts kommt, ist es auch gut.


Wenn ich also sage, dass der Hund seine Stellung hinterfragt, weil ihm diese nicht klar ist, dann resultiert dies aus einer Unsicherheit. Dieser Hund will sich keinen Vorteil verschaffen sondern braucht für seine seelische Sicherheit klare Ansagen, an die er sich halten kann.


Der Hund, der sich mit Zickereien durchs Leben schlägt und uns das Leben sauer macht, ist ebenfalls auf der menschlichen Empfindungsebene beschrieben. Der Hund geht nicht bewusst her und macht uns das Leben sauer, wir empfinden das nur so. Tatsächlich versucht der Hund sich einen Vorteil zu verschaffen. Und wie schnell Hunde ihren Halter erziehen, kann man überall beobachten. Selbst sehr liebe Hunde, die ihre Stellung kennen, können nach überstandender Krankheit ihre Halter mit dem passenden Blick und entsprechender Körperhaltung zu bestimmten Verhaltensweisen animieren, wenn die das mitmachen. Schon erzieht der Hund den Halter. Ich finde sowas witzig, wenn der Hund es dabei belässt und nicht versucht weitere Vorteile zu erlangen.


Wenn ich ein Kommando absichere, dann will ich meinen Hund weder frustrieren noch in der Ausbildung zurückwerfen. Ich verdeutliche ihm lediglich was für ihn von Vor- und was von Nachteil ist. Wenn man Frustration definiert, dann bedeutet es Wunschversagen. Das setzt voraus, dass der Hund in diesem Moment einen Wunsch hat. Im Zusammenhang mit dem erlernen eines Kommandos wird der Hund (mehr oder minder ausgeprägt) den Wunsch haben mir zu gefallen (will to please). Wenn er nun ein Fehlverhalten zeigt und ich ihm klar, mache dass mir das nicht gefällt und ihn dann einfach "stehen" lasse (Grauzone), dann kann es den Hund frustrieren. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass der Hund unsicher wird, weil er mit der Grauzone nicht klar kommt. Um dieses zu vermeiden, fordere ich ja die korrekte Ausführung. Der Hund wird also nicht frustriert oder wird in einer Grauzone belassen sondern bekommt ein Alternativverhalten (korrekte Ausführung) angeboten, von dem er weiss, dass es mir gefällt und das ich auch entsprechend belohne, damit der Hund nicht in einer gedrückten Stimmung durch die Negativeinwirkung verbleibt. Er lernt so, wie er mir gefallen kann und was mir nicht gefällt.


Wie stark ich negativ und positiv einwirken muss, damit der Hund mich versteht, kommt auf das Individuum und die Situation an. Wenn man beispielsweise einen extrem temperamentvollen Hund (Richtung Choleriker) führt, muss man ihn so loben, dass er es als Lob auffasst, aber nicht sofort darüber "explodiert". Ein ruhigerer Vertreter (Richtung Phlegmatiker) muss seeeehr deutlich gelobt werden, damit er es als Lob wahrnimmt und mal ein bisschen in Wallung kommt. Bei der Zwangseinwirkung ist es noch komplizierter, denn sie hängt zum einen vom Wesen und zum anderen von der Trieblage des Hundes ab. Pauschal kann man jedoch sagen, dass die Einwirkung bei einem unter Trieb stehenden Hund deutlicher sein muss als bei einem Hund, der sich momentan in keiner Trieblage befindet. Ob es immer richtig ist, einen Hund in hohen Trieblagen durch Zwangseinwirkung zu einem gewünschten Verhalten zu bringen, steht auf einem anderen Blatt und hängt für mich viel von der entsprechenden Situation ab. Habe ich Zeit, weil es keinen Nachteil für den Hund nach sich zieht, spare ich mir das und übe in der Ruhe liegt die Kraft. Handelt es sich allerdings um eine Situation (Hund will zum jagerln aufbrechen), die ihn oder andere in Gefahr bringt, handle ich unmissverständlich und unnachgiebig. Was ich da genau mache, hängt vom vom Wesen des Hundes ab.


Mit Lob kann man dem Hund auf den ersten Blick weniger schaden als mit Zwang. Vermutlich erfreut sich Lob deshalb höherer Beliebtheit, weil man zu oft gesehen hat, wie Hunde an falschem Zwang seelisch zerbrochen sind. Schade, dass es immer wieder die Extremfälle schaffen etwas schlechter zu machen als es in Wirklichkeit ist. Schliesslich kommen Hunde untereinander auch nicht ohne Zwang aus und wenn die sich untereinander reglementieren, dann ist das kurz, eindrucksvoll und manchmal sogar schmerzhaft. Von Hunden selber kann man sich eine Menge abschauen. Nicht nur den Zwang Auch, wie man ein souveräner HF wird, der nicht jeden Mist reglementiert und sich wie ein Diktator aufführt sondern der auch mal 5 grade sein lässt. Hunde sind untereinander wesentlich toleranter als wir im Umgang mit ihnen. Aber sie sind oft auch viel deutlicher als wir, wenn es um die Ahndung von Fehlverhalten geht.



Das Genie lernt von allem und jedem,

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Beitrag von rb_Uschi » Mo 27. Okt 2008, 01:40

MadDog hat geschrieben:
Ein Hund ist aber ein egoistischer Schmarotzer und auf seinen Vorteil bedacht. Heisst, wenn sich eine Möglichkeit bietet einen Vorteil zu ergattern, wird er diese Möglichkeit sehr wahrscheinlich annehmen.

Sprichst Du jetzt von Hunden oder von Menschen?

MadDog hat geschrieben: braucht für seine seelische Sicherheit klare Ansagen, an die er sich halten kann.

Hier stimme ich Dir unbedingt zu.



Zum Absichern:

Es widerstrebt mir, eine Situation bewusst herbeizuführen, in der sich der Hund falsch verhalten könnte, ihn praktisch ins offene Messer laufen zu lassen, vor allem auf dem Platz.


Auch die Missfallenskundgebung ist meistens wirkungslos.


Z.B. Katzen, auf dem Gehweg voraus oder nahe bei, sitzen da oder laufen über den Weg.

Ein Reizthema für Wijnta. Knurren, in der Leine hängen.

Ich kann noch hundertmal "nein" sagen, scharf und noch schärfer, wenn ich bös bin, auch mal heftig an der Leine rucken. Jeden Tag das gleiche "Spiel", jahrelang.


Viel wirkungsvoller war dieses: Katze in Sicht, ich sage "schau mal" und es kommt ein Leckerli aus der Tasche. Viele, viele Male brauchte das, zugegeben, es ging nicht von heute auf morgen, aber es führte dahin, wohin ich wollte, was meine Missfallenskundgebung nicht erreichte.


Inzwischen geschieht folgendes: Katze in Sicht, Wijnta schaut aufmerksam da hin und dann schaut sie mich an. Wir gehen heute gesittet an uns beobachtenden Katzen vorbei.


Das hat mich eigentlich am meisten überzeugt, dass ich mit negativer Einwirkung weniger erreichen kann.



Hunde untereinander mögen anders handeln, aber ich bin kein Hund und kann nicht hundisch "reden".


Mein Hund und ich müssen eine andere Sprache finden, die wir beide einigermaßen verstehen können, so gut es halt geht.


Viele Grüße

Uschi


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