Jäger ticken anders...

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ChristaS
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Jäger ticken anders...

Beitrag von ChristaS » Fr 29. Mär 2013, 12:33

das war Andreas' Kommentar zu meinem gestrigen Erlebnis.

Als ich mit den Hunden von der Morgenrunde zurück kam, traf ich einen Nachbarn mit seinem Hannoveraner Schweißhund. Unsere Hunde verstehen sich prima, also bleiben wir immer einen Moment stehen und unterhalten uns. Im Gespräch erzählte er mir, dass er seinen "alten" Rauhaardackel (8 oder 9 Jahre) einschläfern ließ. Er war schon seit längerer Zeit krank, nahm immer weiter ab (wobei er früher richtig fett war) und wurde seit Monaten vom TA auf Niere behandelt. Vorher wurde natürlich Blutbild gemacht usw. und laut TA, so mein Nachbar, funktionierten die Nieren nicht mehr richtig. So weit, so schlecht: es trat keine Besserung ein, also zog der Nachbar die letzte Konsequenz.
Was jetzt kommt, zog mir fast die Schuhe aus!
Nachbar nahm seinen toten (Familien-)Dackel also mit nach Hause und... obduzierte ihn dort. Der Mann ist Jäger, pensionierter Lehrer, hat also keine weiterführenden medizinischen Kenntnisse. Aber er nahm das Tier auseinander und stellte fest, dass der Dackel an massiver Leberzirrhose litt, ein Leberlappen war wohl nur noch daumennagelgroß, der andere war so porrös, dass er zwischen den Fingern zerfiel.

Ich war so entsetzt, dass jemand seinen Hund, den er seit der Welpenzeit hat, einfach selbst "aufbricht". Daher Andreas' Kommentar "Jäger ticken anders!".
Bin ich da zu empfindlich? Ich weiß, manchmal ist eine Obduktion notwendig und sinnvoll - aber es selbst zu machen, finde ich, ist eine andere Hausnummer...
(Mein sarkastischer Gegenkommentar war: "Ob er das wohl auch bei seiner Frau macht, falls sie vor ihm stirbt?")

Desweiteren frage ich mich, inwieweit des Nachbarn Diagnostik vertrauenswürdig ist. Einerseits hat er als Jäger ja schon oft die Innereien von Tieren beschaut, andererseits dürfte er keine Vergleichsobjekte vom Hund haben (hoffe ich). Denn dann schließt sich die nächste Frage an: Wieso wird ein derart drastischer Leberschaden vom TA im Blutbild nicht erkannt?

Tja, das wollte ich eigentlich nur mal loswerden und wüsste gern eure Meinung dazu. Einige kennen sich mit der Jägerei ja besser aus. Vielleicht haltet ihr mich aber auch nur für überempfindlich? Mich würde interessieren, wie ihr das seht.

Liebe Grüße,
Christa
... mit Butzi, Olympia und Laima im Herzen.

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Empisandrea
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Re: Jäger ticken anders...

Beitrag von Empisandrea » Fr 29. Mär 2013, 12:55

Hallo Christa,
vorweg gesagt: ich heule jedesmal Rotz und Wasser, wenn ein mir bekanntes Tier stirbt, aber ich kann danach auch wieder Distanz schaffen.
Wenn ein Lebewesen tot ist, bleibt nur seine Hülle. Das was es ausgemacht hat, seine Liebe, sein Charakter, seine Wärme ist verschwunden. Unter diesen Umständen kann man ein eigenes Tier wohl auch opduzieren wenn man es KANN.
Vielleicht fallen Jäger nicht in so ein Trauerloch wie wir, wenn wir einen treuen Gefährten verlieren. Vielleicht sieht er seine Hunde auch mehr als "Arbeitskollegen".
Aber wir sind halt alle unterschiedlich gestrickt. GsD.
LG Andrea mit Benton und Poa Zocker
Freundschaft heißt, was Dich und mich in Freud und Leid verbindet,
und immer enger wird dies Band, je mehr die Zeit entschwindet.

Uschi

Re: Jäger ticken anders...

Beitrag von Uschi » Fr 29. Mär 2013, 13:14

Hallo Christa,

Jäger haben bestimmt ein anderes Verhältnis dazu, ein Tier "aufzumachen". Sie müssen es ja jedesmal tun, wenn sie für uns einen Braten schießen. Für sie ist es eigentlich "normal", denke ich.
Vielleicht hat er der Diagnose des TA nicht getraut und wollte es selber sehen.



Mir ist es da auch so, wie Andrea sagt:
Empisandrea hat geschrieben:bleibt nur seine Hülle. Das was es ausgemacht hat, seine Liebe, sein Charakter, seine Wärme ist verschwunden.
Der Hund ist nicht mehr in seinem Körper, er ist fort.

Wenn wir die Körper unserer Hunde begraben, zerfallen sie dort in der Erde, werden aufgefressen. Aber der liebe Gefährte, der dort liegt, ist das ja nicht mehr, es ist nur seine Hülle, die er abgestreift hat.




LG
Uschi

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Bubu09
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Re: Jäger ticken anders...

Beitrag von Bubu09 » Fr 29. Mär 2013, 13:51

Hallo Chista,

ich finde nicht, dass Du überempfindlich bist. Ich finde es auch sehr seltsam, dass man seinen eigen Hund obduziert (auch wenn es nur eine Hülle ist). Ihn beim Tierazrt obduzieren zu lassen fände ich nicht schlimm. Es ist auch etwas ganz anderes, wenn es nicht das eigene Tier ist/war. Ich habe mein Schulpraktikum beim TA gemacht und dort mussten die Tiere (hauptsächlich große Hunde), die von den Besitzern nach dem Tod dort gelassen wurden, in eine Gefriertruhe gelegt werden, damit sie bis zur Abholung der roten Tonne nicht verwesen. Ich musste mit der Tierärztin die toten Tiere aus der Gefriertruhe nehmen und sie in diese Tonne stecken. Das klingt erstmal total schlimm, aber da es nicht die eigenen Tiere waren, hatte man genug Abstand dazu und es war ok. Beim eigenen Hund hätte ich das auch nicht gekonnt. Aber ich glaube auch, dass die meisten Jäger (jedenfalls die, die ich getroffen habe) schon anders ticken als wir "normale" Hundehalter.

LG
Jennie und Bubu

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Bettina
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Re: Jäger ticken anders...

Beitrag von Bettina » Fr 29. Mär 2013, 15:16

Hallo Christa,

mein Vater war Jäger und ich behaupte, etwas derartiges hätte er nie gemacht und es auch nicht gekonnt, selbst wenn er sich mit Aufbrüchen auskannte. Und aus Erfahrung von damals weiß ich eben auch, daß dieser treue Arbeitskumpan genauso Weggefährte und engster Freund war, wie es unsere Hunde für uns sind.

Vor allem frage ich mich, was der Nachbar nun mit seiner Erkenntnis angefangen hat. Ist er zu seinem TA und hat ihn eines Besseren belehrt?
ChristaS hat geschrieben: "Ob er das wohl auch bei seiner Frau macht, falls sie vor ihm stirbt?"
schade, daß Dir diese Antwort nicht direkt ihm gegenüber eingefallen ist.

Ich stehe ja sonst jedweden Anfeindungen Jägern gegenüber äusserst skeptisch gegenüber, aber dieses Verhalten finde ich doch etwas sehr merkwürdig und erschreckend!

Liebe Grüße
Bettina
Das Beste am Norden....ist wieder komplett!

Carlotta und Curtis

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Martina
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Re: Jäger ticken anders...

Beitrag von Martina » Do 18. Apr 2013, 12:47

Servus,

wenn ich über die Kenntnis und das Können verfüge selber nachzusehen, sehe ich keinen logischen Grund es nicht auch zu tun. Zu einem Tierarzt muss man eine tiefe Vertrauensbasis haben, wenn es für diesen Jäger daran auch nur den geringsten Zweifel gab, war seine Handlung womöglich ein Weg sich damit versicherung zu verschaffen oder besser akzeptieren zu können, dass es die richtige Entscheidung war seinen Begleiter einzuschläfern. Immerhin hat er ja noch weitere Hunde die womöglich beim selben TA in Behandlung sind! Jetzt hat er die Antwort... und sein Gefährte lebt im Herzen und der Erinnerung weiter, nicht im kalten Körper.

Ich glaube wenn man selbst schlachtet oder im Umfeld geschlachtet wurde (zb. Bauernhof wie bei mir) ist der Vorgang des Aufbrechens dann nicht mehr emotional behaftet, sondern dient als Mittel zum Zweck. Viele Menschen kommen auch nicht mit dem Gedanken klar ein Huhn, ein Schaf etc. aufzubrechen um es dann für den Kochtopf handlich zu zerkleinern - für die ist der Akt des Aufschneidens an sich schon eine unangenehme Sache, oder gar das anfassen von rohem Fleisch. Insofern sehe ich das Verhalten des Jägers unproblematisch.

Ein mir bekannter Jäger hat seine toten Dackel alle präpariert und im Wohnzimmer stehen -> das wiederum finde ich viel beunruhigender!

LG, Martina
Liebe Grüße,
Martina & Zoe

"Je mehr ich von den Menschen sehe, um so lieber habe ich meinen Hund..." der Alte Fritz

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