Schilddrüse und Verhalten von Beate Zimmermann

Antworten
rb_sijuto
Benutzer
Beiträge: 1062
Registriert: Mi 16. Dez 2009, 01:00

Schilddrüse und Verhalten von Beate Zimmermann

Beitrag von rb_sijuto » Do 13. Mär 2008, 19:25


Nun ist es da, das Buch zu dem Thema, dass ich selbst hier an der einen oder anderen Stelle immer mal wieder eingebracht habe.


Ich war skeptisch und hatte hohe Anforderungen - und bin nun begeistert.


Die Autorin beschreibt auf ca. 180 Seiten nicht nur die Auswirkungen von Schilddrüsenerkrankungen auf das Verhalten sondern gibt im Vorfeld auch sehr viele medizinische Hintergrundinformationen für den interessierten Laien, durchaus aber auch für Tierärzte und auch Hundetrainer.


So beschreibt sie im Teil 1 die Schilddrüse (Aufgaben und Funktion, die Hormone im Detail, diesbezügliche Besonderheiten beim Hund im Gegensatz zum Menschen, Wechselwirkungen mit anderen Hormonen/Neurotransmittern, Umwelt- und sonstige Einflüsse sowie Einflüsse von Medikamenten).


Im Teil 2 informiert sie über die unterschiedlichen SD-Erkrankungen.


Teil 3 ist der sublinischen SD-Erkrankung gewidmet. Sie nennt die Diagnoseprobleme und setzt sich auch durchaus kritisch mit dieser - inzwischen oft schon zu Modeerscheinung gewordenen Diagnose - auseinander. Die momentan aktuellsten amerikanischen Untersuchungen von Dodds werden hier im Detail bekannt gegeben und kritisch beleuchtet.


Sie stellt fest, dass bereits im Frühstadium einer SD-Erkrankung Verhaltensauffälligkeiten auftreten können, häufig beginnt es in der Pubertät des Hundes. Die Veränderungen sind so gravierend, dass sie durch Training alleine nicht zu ändern sind.


Ich finde folgendes, von der Autorin benutzte Zitat aus eigener Erfahrung sehr treffend:
"It's like they're not home!" (Es ist, als wären sie nicht zu Hause.)
Wilkinson: Help for Hyprothyreoidism, Seite 18


Teil 4 ist dann noch mal speziell der Diagnose und den Diagnoseproblemen bei SD-Erkrankungen gewidmet. Hier bringt sie auch die althergebrachten, bisher bekannten, Symptombeschreibungen mit den neueren Erkenntnissen zusammen.


Im 5. Teil gibt sie praktische Tipps für den kranken Hund, nennt mögliche Folgeerkrankungen, klärt die Frage "Halsband oder Geschirr" und gibt Tipps zur Ernährung eines Schildis.


Teil 6 wird es dann wieder sehr kritisch. Sind die Hunde wirklich krank oder ist der Besitzer nur unfähig? (Ein Vorurteil, das Betroffenen oftmals entgegengesetzt wird). Hier wird auch noch einmal ausführlich das Thema "Stress" und dessen Auswirkungen auf die SD behandelt.


Im 7. Teil werden sehr eindrücklich Fallbeispiele gegeben. An dieser Stelle geht es sehr weg vom "Wissenschaftlichen" hin zu den Auswirkungen für die Hunde und ihre Besitzer.


Einige wenige Dinge möchte ich herauspicken.


Zum Thema Autoimmunthyreoiditis stellt sie fest, dass einzelne Rassen besonders gefährdet seien. In dieser Rasseliste für den deutschsprachigen Raum ist der Airedale Terrier mit aufgelistet. Eine Quelle nennt sie leider nicht.


Aufgrund der genetischen Disposition wurde in den USA bereits bei diversen Zuchtverbänden für eine Zuchtzulassung ein SD-Test (Antikörperbestimmung!) eingeführt. Dies empfiehlt sie auch in Deutschland.


Generell empfiehlt sie ein SD-Profil auf jeden Fall bei alten Hunden,

- wenn mit dem Hund gezüchtet werden soll,

- wenn sich plötzlich starke (Verhaltens-)Änderungen ergeben (z.B. Ängstlichkeit / Aggressivität),

- die erste Läufigkeit lange auf sich warten lässt,

- Ohrenentzündungen oder sonstige Infekte jeder Behandlung trotzen,

- bei Herzrhythmusstörungen

- bei Epilepsie


Fazit:

Eine durchaus kritische Auseinandersetzung mit dem Thema. Nicht jeder verhaltensauffällige Hund ist ein "Schildi" - das wird sehr deutlich.


Ein wenig mehr hätte ich mir erhofft, dass das Thema "Barf" und dessen positive Auswirkungen auf die SD (so wie das bei Dr. Blaschke-Berthold recht deutlich benannt wird) miteinfließen würde.


Mir ist jedenfalls wieder einiges klarer geworden, was die SD angeht.


Dem betroffenen Hundehalter oder dem medizinisch Interessierten kann ich das Buch nur empfehlen.

Einfache "Schmöker-Lektüre" ist es allerdings nicht!


Ach ja:

ISBN 978-3-9810821-5-9, erschienen im Mensch Hund! - Verlag


Liebe Grüße

Silke mit

Jule und Tom (auch Schildi's, aber gut eingestellte ...)

[Dieser Beitrag wurde am 13.03.2008 - 19:02 von sijuto aktualisiert]



BildLämmelein Jule und der moZ TomBild

rb_Cap
Benutzer
Beiträge: 742
Registriert: Mi 16. Dez 2009, 01:00

Schilddrüse und Verhalten von Beate Zimmermann

Beitrag von rb_Cap » Fr 14. Mär 2008, 00:56


Hey Silke,

vielen Dank für deine Mühe und den ausführlichen Bericht.

Ich selber schätze solche Bücher, in denen ausführlich und verständlich Basisinformationen vermittelt , Ursachen, Auffälligkeiten ,Therapiemöglichkeiten und "praktische"Hilfestellungen aufgezeigt werden.

Ich werde es mir einfach zu legen.


Mit freundlichen Grüssen Regine


PS: Könntest du vielleicht noch den Preis angeben???


rb_sijuto
Benutzer
Beiträge: 1062
Registriert: Mi 16. Dez 2009, 01:00

Schilddrüse und Verhalten von Beate Zimmermann

Beitrag von rb_sijuto » Fr 14. Mär 2008, 07:33


Hi Regine,

gerne: 29,90 € kostet das Buch.

Liebe Grüße und

bis dann

Silke

mit Jule und Tom



BildLämmelein Jule und der moZ TomBild

rb_sijuto
Benutzer
Beiträge: 1062
Registriert: Mi 16. Dez 2009, 01:00

Schilddrüse und Verhalten von Beate Zimmermann

Beitrag von rb_sijuto » Mo 31. Mär 2008, 21:30

sijuto hat geschrieben:

...

Zum Thema Autoimmunthyreoiditis stellt sie fest, dass einzelne Rassen besonders gefährdet seien. In dieser Rasseliste für den deutschsprachigen Raum ist der Airedale Terrier mit aufgelistet. Eine Quelle nennt sie leider nicht.


...


So noch ein kleiner Nachtrag zu der oben zitierten Passage, die Autorin hat hier mit gelesen (ja so klein ist das Netz ...) und hat netterweise ihre Quelle für die oben zitierte Aussage zum AT genannt:

Quelle: Imovet bg – labor Laupeneck: Hypothyreose / Informationen und Dokumentationen für Tierärzte / Oktober 2003


Dass der Barf-Aspekt nicht näher "beleuchtet" wurde hängt damit zusammen, dass keine wissenschaftlichen Erhebungen darüber aufzufinden sind ..., da wollen wir mal hoffen, dass in die Richtung noch weiter geforscht wird.


Liebe Grüße

Silke

mit den Strubbels Jule und Tom


PS. Habe mich sehr gefreut, ein Feedback von der Autorin erhalten zu haben - Danke!



BildLämmelein Jule und der moZ TomBild

rb_Susan
Benutzer
Beiträge: 783
Registriert: Mi 16. Dez 2009, 01:00

Schilddrüse und Verhalten von Beate Zimmermann

Beitrag von rb_Susan » Di 1. Apr 2008, 00:28


Danke Silke für den Tip!!

LG Susan


rb_Freddy
Benutzer
Beiträge: 1180
Registriert: Mi 16. Dez 2009, 01:00

Schilddrüse und Verhalten von Beate Zimmermann

Beitrag von rb_Freddy » Di 1. Apr 2008, 15:50


Hallo Silke,

auch von uns ein herzliches Dankeschön für Deine Mühe.

Ich weiß noch nicht so genau ob ich mir dieses Buch zulegen werde, da bei Felix bisher noch keine SD -Probleme aufgetaucht sind..

Aber ich hätte dann doch schon vorab mal eine Frage dazu. Wie siehst Du nach Lektüre des Buches die Problematik "Halsband oder Geschirr".Seid ich mit Felix mantraile verwende ich, außer beim Trailen,jetzt immer ein ( 5cm breites)Halsband. Kann das z.B. seiner SD schaden?


Liebe Grüße

Freddy mit Felix



Die Treue eines Hundes ist ein kostbares Geschenk,

das nicht minder bindende moralische

Verpflichtungen auferlegt als die Freundschaft

eines Menschen.

(Konrad Lorenz)

rb_sijuto
Benutzer
Beiträge: 1062
Registriert: Mi 16. Dez 2009, 01:00

Schilddrüse und Verhalten von Beate Zimmermann

Beitrag von rb_sijuto » Di 1. Apr 2008, 16:45


Hi Freddy,

die Autorin empfiehlt generell ein Geschirr, da Halsbänder, bzw. Leinenruck und Co. die Schilddrüse schädigen können. So wie Du das praktizierst, mache ich das allerdings auch: Geschirr für Flächensuche und Anreizübungen, sowie für das Schleppleinentraining. Normale Spaziergänge am Halsband bzw. leider bis vor kurzem am Halti.


Ein 5cm Halsband finde ich gut. Ich denke, dass Felix auch schnell unterscheiden wird "aha, Geschirr = Mantrailing = ich soll und darf ziehen / Halsband = artig sein, ich ziehe nicht".


Aber generell, vor allem bei ziehenden Vierbeinern ist unter diesem Gesichtspunkt ein Geschirr wohl die bessere Wahl, um nicht ggfs. die Schilddrüse zu verletzen.


Liebe Grüße

Silke

mit Strubbeline Jule und Strubbel Tom



BildLämmelein Jule und der moZ TomBild

Antworten

Zurück zu „Buchbesprechungen“