Abschied von Heli

rb_Rob
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Abschied von Heli

Beitrag von rb_Rob » Do 23. Jul 2009, 00:05


Mein erster Beitrag hier hat einen traurigen Anlass: Mein zwölfjähriges Airedale-Mädchen Heli (eigentlich eine geborene Alice von Ichweißnichtwoher, sie gehörte ursprünglich einem alten Ehepaar, Nachbarn von mir in Hamburg) ist am 30.6.2009 nach langem Kampf gegen den Krebs gestorben. Leider habe ich den Zeitpunkt, ihren Qualen ein Ende zu bereiten, verpasst - sie starb morgens um 8 Uhr, eine Stunde bevor der Tierarzt sie in ihrer gewohnten Umgebung einschläfern wollte.


Nun schaue ich mich mal hier um, auch wenn ich im Augenblick den Gedanken an einen neuen Hund weit von mir weise.


Da ich im semiprofessionellen Bereich Musik und Videos mache, habe ich ein Lied geschrieben und aufgenommen, das - natürlich - "Heli" heißt und irgendwie ihr Leben in dreieinhalb Minuten widerspiegelt; dazu habe ich ein Video montiert. Wer mag, kann sich's bei YouTube anschauen:
http://www.youtube.com/watch?v=7qeYhxHqZWA


rb_redchili
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Abschied von Heli

Beitrag von rb_redchili » Do 23. Jul 2009, 00:37


Hallo Rob,


an dieser Stelle erstmal Willkommen hier im Forum, wenn es auch ein trauriges ist.


Den "richtigen" Zeitpunkt zu finden ist, denke ich, kaum möglich. Auch mein erster Airedale ist zu Hause (jedoch ohne akute Erkrankungen) ohne Tierarzt gestorben, und ich hoffe immer noch, dass meine Anwesenheit genug war, denn in den Sterbestunden konnte ich ihm nicht mehr helfen. Manchmal frage ich mich, ob ich ihn früher hätte einschläfern lassen sollen - aber dann würde ich mir bestimmt heute noch Vorwürfe machen, weil er eben nicht akut krank war und sein Dasein genossen hat. Ich denke, wir tun unser Bestes für unsere Gumminasen, und das wissen sie!


Auch ich wollte und konnte zunächst an keinen neuen Hund denken und habe mir richtig Zeit gelassen. Heute hängt ein großes Bild meines alten Rüden in meinem Büro, und meine junge Hündin liegt einen großen Teil des Arbeitstages ziemlich direkt darunter. Und Du kannst vielleicht irgendwann einem neuen Airedale "Heli" vorspielen!


Viele Grüße,

Antje mit Luzie



Airedales will try to eat anything that doesn't eat them first. Dorothy Miner || www.rotpunktuebersetzen.de/luzie.html

rb_AnnetteG
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Abschied von Heli

Beitrag von rb_AnnetteG » Do 23. Jul 2009, 10:08


Hallo Rob,


ich bin auch neu im Forum.


Meine Airdale-Hündin starb vor zwei Jahren an Krebs.

Erst wollte ich nichts von einem neuen Airdale hören. (Habe noch eien Kerry-Blue-Terrier).


Aber nach und nach haben wir überlegt wieder einen Airdale in unsere Familie aufzunehmen.

Silvester 2008 kam dann unser neuer Airdalerüde Elvis zu uns.


Er ist eine tolle Bereicherung für uns. Manche Gesten ähneln der von der Hündin und man denk gerne an schöne Zeiten zurück.


Man muss für sich den richtigen Zeitpunkt finden.


Viele Grüße

Annette mit Elvis und Nepos


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Abschied von Heli

Beitrag von rb_Anette » Do 23. Jul 2009, 10:24


Hallo Rob,


es tut mir sehr leid, dass deine Heli nun nicht mehr bei dir ist.


Ich bin sicher du kannst auf eine schöne Zeit mit ihr zurückblicken und 12 Jahre ist wirklich ein tolles Alter, für das man dankbar sein kann.

Ich hoffe sehr, dass unsere Jungs (jetzt 8 + 9 Jahre) auch so alt werden.


Alles im Leben hat seine Zeit und vielleicht kommt früher oder später auch bei dir wieder die Zeit für einen anderen Hund.


Viele Grüße

Anette mit Terry u. Carlos


rb_Rob
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Abschied von Heli

Beitrag von rb_Rob » Do 23. Jul 2009, 12:18


Danke für die mitfühlenden Worte.


Ich nehme das mal zum Anlass, die Geschichte von Heli und mir zu erzählen. Sie war nicht mein erster Hund, aber der erste, bei dem ich auch das Ende miterlebt habe. Trotz meines leicht fortgeschrittenen Alters war mir das immer erspart geblieben, weil die Tiere davor nach Scheidung bzw. Trennung bei meinen Ex-Partnerinnen geblieben sind.


Heli war deshalb etwas Besonderes für mich, weil nicht ich sie mir ausgesucht habe, sondern sie mich. Sie hat Nachbarn von mir gehört, einem alten, schon nicht mehr sehr mobilen Ehepaar (er litt unter Parkinson), und hielt sich überwiegend im Garten auf. Wann immer ich an diesem Grundstück vorbeikam, hechtete sie zum Jägerzaun, stand aufrecht und schwanzwedelnd (sie war noch kupiert) da und sah mich mit einem Blick an, den ich anfangs nicht so recht einordnen konnte. Das hat sie nur bei mir gemacht, nicht bei anderen Passanten.


Es hat Monate gedauert, bis ich sie das erste Mal gestreichelt habe. Ich bin als Kind von einem Fox gebissen worden (in die Hand, die Narbe habe ich noch heute) und hatte Terrier eigentlich immer als ziemlich falsche und bösartige Biester im Hinterkopf.


Aber nach dem ersten Streicheln war dann der Bann gebrochen, und weil ihre Besitzer so gut wie nie mit ihr spazieren gingen, habe ich irgendwann einmal gefragt, ob ich sie nicht ab und zu einmal mitnehmen könnte. Daraus wurden dann rasch tägliche Wanderungen von zwei, drei Stunden - ich habe in einem Hamburger Randbezirk gewohnt, in knapp zehn Minuten war man im Schleswig-Holsteinischen in der Feldmark. Auch nahm ich sie oft zum Einkaufen mit. Ihr allergrößtes Vergnügen war der Besuch des Wochenmarktes am Sonnabend, und je dichter dort das Menschengewühl war, umso wohler fühlte sie sich.


Schon nach dem allerersten Spaziergang zeigte sie deutliche Anzeichen von Missmut, als ich sie wieder bei ihren Leuten abliefern wollte, und das hat sich im Laufe der Zeit noch gesteigert, vor allem, nachdem ich sie einige Male mit zu mir genommen hatte. Auf dem Heimweg schlug sie immer automatisch die Richtung zu meiner Behausung ein und war dann schwer beleidigt, wenn ich ihrem Wunsch nicht nachkam.


Damit keine Missverständnisse aufkommen: Sie hat ihre Besitzer geliebt, war außer sich vor Freude, wenn wir ihr Frauchen mal unterwegs beim Einkaufen getroffen haben. Aber sie hat auch nie den geringsten Zweifel daran gelassen, dass sie eigentlich viel lieber mit mir zusammenleben würde.


Ich war dann bald mehr oder weniger verantwortlich für Heli, habe mich auch um Friseurtermine (sie war leider von Anfang an nur geschoren worden, ich hab’ dann später auf Anraten von Tierarzt und Hundefriseur auch nicht mehr auf Trimmen umgestellt), Impftermine und ansonsten fällige Tierarztbesuche gekümmert, die hin und wieder fällig wurden, weil sie Sarcoptes-positiv war - das wäre eine Geschichte für sich, weil sie fast anderthalb Jahre lang wegen einer angeblichen Nahrungsmittelallergie behandelt wurde, die sich dann als Sarcoptesbefall entpuppte. Und ich habe auch immer die Vorhaltungen des Tierarztes weitergegeben, denn Heli war, obwohl sie nun nicht mehr unter Bewegungsmangel litt, ziemlich - ja, man muss schon sagen: fett!


Als ich sie - dazu gleich mehr - übernommen habe, hat sie 34 Kilo gewogen. Ein ganzer zweitüriger Hängeschrank in der Küche der Besitzer war stets bis obenhin mit allem gefüllt, was die einschlägigen Verdächtigen à la Effem & Co. unvernünftigen Hundebesitzern aufschwatzen, und mit diesem Zeug wurde Heli von früh bis spät gefüttert. Wir haben deswegen endlose Diskussionen geführt, der Tierarzt hat auf mein Drängen hin mehrfach bei Frauchen angerufen und zu Mäßigung geraten - alles umsonst. Schlussendlich gipfelte es immer wieder in verständnislosen Bemerkungen wie „Aber sie hat doch Hunger!“ und „Sie freut sich doch so...“.


Sie hat dann zeitlebens ein Problem mit dem Fressen gehabt, das man am ehesten mit „Maßlosigkeit“ umschreiben könnte. Als ich sie zu mir genommen habe, bin ich dazu übergegangen, ihr Futter aufs Gramm genau abzuwiegen. Ich hätte ihr auch die zwei- und dreifache Menge hinstellen können, sie hätte, wie man so schön sagt, gefressen, bis sie platzt. Immerhin konnte ich so ihr Gewicht innerhalb kurzer Zeit auf ihrer (am unteren Ende der Skala angesiedelten) Größe angemessene 27 Kilo reduzieren. Die Fotos gegen Ende des Videos stammen aus der Übergangszeit, als sie so um die 30 kg gewogen haben muss.


Vor etwa fünfeinhalb Jahren ergab sich dann die Notwendigkeit, Hamburg zu verlassen (das hing mit der einsetzenden Pflegebedürftigkeit meiner Mutter zusammen). Ich habe, auch im Verein mit dem Sohn von Helis Besitzern, wirklich alles versucht, das alte Ehepaar (er war inzwischen durch seine Erkrankung ans Bett gefesselt) davon zu überzeugen, dass es für den Hund das Beste wäre, wenn ich ihn mit mir nähme. Aber da war nichts zu machen, alle Logik versagt, wenn Emotionen im Spiel sind.


Vierzehn Tage nach meinem Umzug (zunächst in die Lüneburger Heide) erhielt ich einen Anruf vom Sohn. Seine Mutter war ins Krankenhaus gekommen, ob ich Heli vielleicht vorübergehend zu mir nehmen könnte?


Ich habe mich gleich nach dem Auflegen ins Auto gesetzt und bin nach Hamburg gefahren. Und das Wiedersehen mit Heli zählt zu den emotionalsten Momenten in meinem ganzen Leben. Sie hat sich mir, buchstäblich, vor die Füße geworfen, in einer Demutsgeste, die Verzweiflung und Freude und Angst vor meinem neuerlichen Verschwinden zum Ausdruck brachte. Fünf Minuten später lag sie zusammengerollt und friedlich schlafend im Fußraum vor dem Beifahrersitz.


Ihr Frauchen hat das Krankenhaus dann leider nicht mehr lebend verlassen, aber selbst wenn das der Fall gewesen wäre, hätte ich Heli nicht mehr hergegeben - das hatte ich zwischenzeitlich auch mit dem Sohn so abgesprochen.


Ganz schön viel Text - und ich muss mich erst einmal um ein paar andere Sachen kümmern. Den Rest der Geschichte erzähle ich später...


rb_Stripey
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Abschied von Heli

Beitrag von rb_Stripey » Do 23. Jul 2009, 14:22


Hi Rob,

das ist ja sehr emotional, was Du da schilderst, da kommt mir glatt die Gänsehaut hoch. Heli hat sich ganz sicher den Richtigen ausgesucht und wird eine wunderschöne Zeit mit Dir verlebt haben. Ihre Emotionen beim Abholen zeigen, dass sie jeden Tag mit Dir genossen haben wird!


Ich wünsche Dir, dass die Schatten der Traurigkeit sich nach und nach lichten und Du Dich ungetrübt mit Wärme und Freude im Herzen an Eure gemeinsame Zeit erinnern kannst.


Gruß aus dem Norden,

Stripey



Groovy greetings and have a nice day Stripey

rb_Rob
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Abschied von Heli

Beitrag von rb_Rob » Fr 24. Jul 2009, 10:39


Heli & ich, Teil 2


Wir haben dann knapp zweieinhalb Jahre lang in der Lüneburger Heide gelebt, und nach dem Tod meiner Mutter - die in ihren letzten Lebensjahren nicht mehr allein zurechtkam - sind Heli und ich ins nördliche Harzvorland umgezogen, in ein Dörfchen unweit von Salzgitter-Bad. Ich wollte nicht mehr in die Großstadt zurück und bin gottlob in der Wahl meines Wohnsitzes frei, weil ich selbständig von zu Hause aus arbeite (Webseitenentwicklung/-betreuung und ein paar andere Dinge).


Das Landleben entsprach wohl nicht so ganz Helis Wünschen. Sie war ein ausgesprochener Stadthund, der sich inmitten des größten Trubels sauwohl fühlte und von jeder Menschenansammlung und insbesondere Kindern, die sie über alles liebte, wie magisch angezogen wurde. Einziger Pluspunkt waren die vielen Katzen hier bei uns im Dorf, deren Jagd sie sich mit Hingabe widmete - zumindest am Anfang, dann trat doch noch so etwas wie ein Gewöhnungseffekt ein. Ein Nachbarskater durfte sich ihr zuletzt gar bis auf 5, 6 Meter nähern, ohne dass er von ihr zur Ordnung gerufen oder auf den nächsten Baum verbannt wurde.


Heli sah übrigens immer deutlich jünger aus und wurde als Zehnjährige auf fünf, sechs Jahre geschätzt. Das betraf auch Details wie den Zustand ihres Gebisses, so dass selbst (neue) Tierärzte danebentippten. Das jahrelange Übergewicht hatte seltsamerweise keinerlei Folgen hinterlassen, Kreislauf/Herz und Gelenke waren völlig in Ordnung. Sie war in Topform, und ich bin felsenfest davon überzeugt, dass sie zu den wenigen Ausnahmen gehört hätte, die ein Alter von 15, 16 Jahren erreichen, zumal sie für einen Airedale ziemlich klein war.


Heli hatte, solange ich sie kannte, eine kleine schwarze Warze am linken Hinterlauf, ganz unten über den Zehen - oder zumindest etwas, das für eine Art Warze gehalten wurde. Mehrere Tierärzte haben dieses Ding gesehen und als bedeutungslos eingestuft.


Selbst dann noch, als es zu wachsen begann, schon kurz vor unserem Umzug von der Lüneburger Heide ins Harzvorland. Das war, anfangs, ein mehr schleichender, kaum merklicher Prozess, der sich irgendwann beschleunigte. Noch im Herbst 2007, als das Ding auf beinahe Pflaumengröße herangewachsen war, erwiderte ihr damaliger, eigentlich mehr auf Pferde und anderes Großvieh spezialisierter Tierarzt auf meine Frage, ob man das nicht operativ entfernen sollte, dass dies nicht notwendig sei, solange es den Hund nicht störe.


Im Frühjahr 2008 hatte es die Pflaumengröße schon überschritten, und nun störte es Heli sichtlich. Sie leckte ständig daran herum, und eines Morgens hatte sie es sich über Nacht blutig gebissen. Ich tat, was ich schon längst hätte tun sollen: Ich wechselte den Tierarzt.


Und der neue, der seine Praxis in Salzgitter-Bad hat, warf nur einen Blick darauf und sagte: „Das ist ein Melanom!“


Eine erste Röntgenaufnahme ergab, dass auch die Lunge schon befallen war, die Untersuchung einer Gewebeprobe im Labor bestätigte die Diagnose. An eine operative Entfernung des Melanoms war nicht zu denken, weil es sich an einer kritischen Stelle am Fuß befand: kaum Gewebe darunter, zuwenig Haut. Die Operationswunde würde nicht verheilen.


Da blieben nur zwei Alternativen: Gar nichts unternehmen und ihr die letzten Lebenswochen (das Ding wuchs nun mit frappierender Geschwindigkeit) so angenehm wie möglich machen; oder Amputation des Hinterlaufs.


Was nun kommt, werden viele wohl nicht verstehen. Hier bei uns im Dorf, wo man überwiegend einen nicht so gefühlsbetonten Umgang mit Hunden pflegt, hat’s so gut wie niemand verstanden, zum Teil bin ich auch ziemlich heftig angefeindet worden.


Ich habe, nach zweiwöchiger Bedenkzeit, der Amputation zugestimmt. Im Mai 2008 wurde Helis linker Hinterlauf operativ entfernt, entgegen der ursprünglichen Planung nicht nur der Unterschenkel, sondern komplett, da auch die Lymphdrüse schon befallen war.


Dass das aus Sicht vieler erfahrener Hundebesitzer mehr mit grobem Unfug als mit einer sinnvollen lebensverlängernden Maßnahme zu tun hat, ist mir schon klar, zumal im Hinblick auf Helis Alter: Sie war zum Zeitpunkt der Operation gut elf Jahre alt. Und ich habe mir die Entscheidung ganz gewiss nicht leicht gemacht, habe, wie eben erwähnt, vierzehn Tage lang hin und her überlegt - und dann ganz spontan aus dem Bauch heraus entschieden.


Heli hat die Operation dank ihrer guten Kondition relativ problemlos überstanden und dann in Windeseile das Laufen auf drei Beinen erlernt. Ende Juli 2008 waren wir täglich schon wieder zwei-, zweieinhalb Stunden unterwegs - natürlich nicht mehr „am Stück“, sondern auf drei, vier Spaziergänge verteilt. Sie hat eine etwas eigentümliche Lauftechnik entwickelt, eine Art Trab, bei dem sie den verbliebenen Hinterlauf immer nur ganz leicht aufsetzte und der sichtlich die Gelenke kaum belastete - der Rücken verblieb beim Laufen in einer geraden Linie.


Den Sommer und den Herbst haben wir genossen. Knapp sechs Monate nach der Operation zeigte eine neuerliche Röntgenaufnahme der Lunge, dass sich die dortigen Herde nicht vergrößert hatten. Wir entdeckten dann noch ein kleines Melanom am rechten Hinterlauf, aber das mag sich womöglich schon zum Zeitpunkt der Operation unter dem Fell verborgen haben. Es wurde ambulant unter Lokalanästhesie entfernt, am gleichen Abend gingen wir schon wieder spazieren.


Dann kam der Winter, und der brachte ziemlich viel Schnee mit sich. Der war für Heli auf drei Beinen nur schwer zu bewältigen. Ich leistete Hilfestellung mit einem unter dem Hinterleib durchgezogenen Badehandtuch, das ich an den oberen Enden festhielt, aber an ausgedehntere Spaziergänge war oft nicht zu denken.


Heli wurde - ja, irgendwie „anders“. Ein bisschen müde, ein bisschen apathisch. Schuld daran war wohl auch eine von mir leider nicht gleich bemerkte verschleppte Atemwegsinfektion. Es ging nach der Verabreichung von Antibiotika dann noch einmal aufwärts, aber den Zustand von Sommer/Herbst 2008 erreichte sie im Frühling 2009 nicht mehr.


Über die letzten Wochen mag ich nichts schreiben. Im Nachhinein hat sich herausgestellt, dass sich ein Darmtumor gebildet hatte, der in Windeseile gewachsen sein und ihr ziemliche Beschwerden verursacht haben muss. Schon im April, Mai 2009 hätte ich eigentlich die Konsequenzen ziehen und ihren Leiden ein Ende bereiten müssen. Irgendwie habe ich wohl die Augen vor der Realität verschlossen.


Am 29. Juni, als es ihr schon sehr schlecht ging, hat ihr Tierarzt ihr noch einmal einen Besuch abgestattet, ihr ein starkes Schmerzmittel injiziert und mich ins Gebet genommen. Am 30. habe ich ihn morgens um halb acht angerufen. Um neun wollte er hier sein, um sie einzuschläfern. Um acht Uhr ist sie gestorben.


Nachtragen sollte ich noch, dass ihr Tierarzt, Dr. L. aus Salzgitter-Bad (...falls hier jemand aus der Region mitliest, wird er wissen, wer gemeint ist), mich nie zu der Amputation gedrängt hat. Er hat all meine Fragen nach den Risiken und dem Sinn und Unsinn einer solchen Operation nach bestem Wissen und Gewissen beantwortet, aber sich strikt geweigert, mich in meiner Entscheidung zu beeinflussen. Ich konnte ihn, wenn es Probleme gab, zu jeder Tages- und Nachtzeit anrufen, seine Praxis auch außerhalb der Sprechzeiten (teilweise nach 22 Uhr) aufsuchen oder mit ihm Hausbesuche vereinbaren. Mitunter hat er von sich aus hier vorbeigeschaut, einfach so, weil er gerade in der Nähe zu tun hatte. Und er hat sich, was seine Rechnungsstellung angeht, als äußerst kulant erwiesen. Ich weiß, dass er einigen hier als nicht ganz einfacher Mensch gilt, aber er ist der beste, kompetenteste und zuverlässigste Veterinär, der mir je begegnet ist.

[Dieser Beitrag wurde am 24.07.2009 - 09:42 von Rob aktualisiert]


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Abschied von Heli

Beitrag von rb_redchili » Fr 24. Jul 2009, 11:21


Hallo Rob,


Danke für Deine Geschichte. Sie hat so viele Parallelen zu meinem alten Rüden und ist gleichzeitig so individuell ... sicher finden sich viele Forianer an einigen Stellen wieder.


Ein guter Tierarzt, dem man vertrauen kann, ist mit Geld einfach nicht aufzuwiegen; man ist als medizinischer Laie doch immer abhängig. Es ist gut, dass Du jetzt "Deinen" Tierarzt gefunden hast, auch wenn er Heli nicht mehr so gut helfen konnte, als wenn Du ihn schon früher gefunden hättest. Er hat ihr noch ein knappes weiteres schönes Jahr bei Dir ermöglicht - und so, wie ich es von meinem alten Rüden kenne, wird sie das genossen haben!


Viele Grüße,

Antje mit Luzie



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Abschied von Heli

Beitrag von rb_sijuto » Fr 24. Jul 2009, 18:59


Hi Rob,

Danke, dass Du Deine Erinnerungen an Heli mit uns teilst - mir kommt es vor, als ob ich Heli gekannt hätte - so lebendig wie Du Eure gemeinsame Geschichte erzählt hast.


Antje hat schon bemerkt, dass sich einige Forianer an einigen Stellen wieder finden würden. So ist es mir auch ergangen. Wir hatten im Mai/Juni bei unserer Jule eine schwarze Stelle am Hinterlauf gefunden, die unbedingt entfernt werden musste, da es sich um ein Melanom handeln könnte. Bevor wir dann operieren konnten ging es Jule sehr schlecht und wir mussten sie zunächst einmal aufpäppeln. Da u.a. die Leberwerte entglitten waren, bestand der Verdacht, dass es sich wirklich um ein Melanom handeln würde, dass ggfs. schon gestreut hätte und die Leber schon befallen sei.


Dies hat sich aber alles glücklicherweise nicht bestätigt. Bei der OP wurden noch zwei weitere schwarze Tumore gefunden und mit entfernt, die vom Labor als gutartige Form des Melanoms - nämlich als Melanozytom - eingestuft wurden.


Die Leberwerte haben wir inzwischen wieder einigermaßen im Griff, es geht ihr gut und ich bin sehr froh. Mir war klar, dass ich bei Jule keine Amputation hätte durchführen lassen können, da die ihr verbliebenen "Beine" alle krank sind (Arthrosen in den Schultern, rechte Hüfte schwere HD) und sie wohl kaum wieder auf die Beine gekommen wäre. Deine Entscheidung, bei der eigentlich noch fitten Heli den Eingriff durchführen zu lassen, kann ich aber gut nachvollziehen.

Und es war ja auch richtig so, Heli hat dadurch ein weiteres Jahr mit Dir gewonnen.


Ich hatte Dir ja schon geschrieben, dass ich nicht so gut in solchen Dingen bin - aber vielleicht hilft es Dir ein wenig, Deine Erinnerungen an Heli mit uns teilen zu können!


Viele Grüße

Silke mit Jule und Tom

[Dieser Beitrag wurde am 24.07.2009 - 18:11 von sijuto aktualisiert]



BildLämmelein Jule und der moZ TomBild

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Abschied von Heli

Beitrag von rb_Rob » Sa 25. Jul 2009, 15:09


Vielleicht kann mir mal jemand helfen...


Ich bin gerade dabei, einen ca. sechseinhalb Minuten langen Dub-Remix von dem Titel „Heli“ zu machen (...da muss ich allerdings warnen, das ist nicht die Art von Musik, die auf betulichen Schlagersendern gespielt wird) und würde gern ein zweites Video montieren. Leider existieren von meinem verstorbenen Hund keine Videoaufnahmen, und frei verfügbares Material - ich schneide meine Videos üblicherweise aus Public Domain Filmen zusammen -, in dem Airedales vorkommen, habe ich nicht gefunden.


Hat hier jemand vielleicht entsprechende Aufnahmen und wäre bereit, sie für ein Musikvideo zur Verfügung zu stellen, das dann bei YouTube und ein paar anderen Videoportalen gezeigt wird? Falls ja, bitte Kontaktaufnahme per PN. Und natürlich werden alle „Darsteller“ im Abspann genannt!


Ich bin gleich ein Weilchen außer Haus und wohl erst gegen Abend zurück, kann also eventuelle PNs nicht vorher beantworten...


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