Mantrailing - Zwischenbericht-

rb_Freddy
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Mantrailing - Zwischenbericht-

Beitrag von rb_Freddy » Sa 31. Mai 2008, 21:53


Hallo zusammen,


ich wollte mal einen Zwischenbericht von unsrer Mantrailing Ausbildung geben.


Wir sind ja nun seit ca. einem Vierteljahr in der Mantrailing Ausbildung.

Felix hat unterdessen gelernt einer Menschenspur (Hundespuren haben wir auch schon zweimal gehabt) anhand eines vorgehaltenen Geruchsartikels (z.B. ein Kleidungsstück), ohne die Person weggehen zu sehen, der betreffenden Person zu folgen und sie zu finden.

Dabei haben wir die Fährten jedes Mal an verschiedenen Orten mit verschiedenen Oberflächen ( Waldboden, Schotter, Pflaster, Teer, Wiese…) bei den verschiedensten Wetterbedingungen gelegt.

Die Trails waren dabei meistens „frisch“ aber er hat auch schon erfolgreich Spuren bis zu einem Alter von 24 Stunden ausgearbeitet. Dabei benötigt er mittlerweile nur noch sehr selten Hilfen von mir. Meistens ist mir der Trailverlauf unbekannt, damit ich ihm nicht unbewusst Hilfen geben kann. Man könnte sagen beim Trailen ist Felix der „Hundeführerführer“. Dabei zeigt er sich manchmal so überzeugt von seiner Richtung das er mich hinter sich zieht(Abhang runter) das ich aufpassen muss nicht vor einem Baum zu landen.


Es ist dabei äußerst wichtig dass der Hund seinem Führer vertraut aber auch umgekehrt muss der Hundeführer seinem Hund vertrauen, der hat nun mal die bessere Nase von beiden.

Durch das Mantrailing hat sich herausgestellt das meine Erziehungsmethode ( Motivationale Ausbildung über Futter bzw. Spielzeug plus Clickertraining ohne Strafe oder gar Starkzwang) für Mantrailing goldrichtig war.

Ein anderer Hund der seit ca. 1 Jahr Mantrailing betreibt und konventionell über Korrektur, Lob und Strafe ausgebildet wurde ( in der UO besser als Felix, muss ich zugeben) hat beim Trailing Probleme weil das Vertrauensverhältnis zum HF gestört ist und er ständig Angst hat etwas falsch zu machen. Aus dieser Angst heraus „springt“ er um auf irgendeine Spur falls er die richtige Trail verloren hat.

Der HF bekommt davon nichts mit und verschwindet dann mit seinem Hund schon mal im Nirvana.

Felix zeigt in einem solchen Fall ein „Negativ“. Er hört auf zu ziehen und blickt sich fragend zu mir um. Ich weiß dann dass er die Spur verloren hat, was ja nicht falsch sein muss, und kann entsprechend reagieren.


Momentan arbeiten wir daran die Richtung (Ansatz z.B. 90 Grad zur Fährte) der Trail am Ansatzpunkt zu bestimmen. Wo ist die Fährte frischer, nach links oder rechts? Das ist je nach Bodenart nicht leicht wie man sich vorstellen kann.

Weiterhin versuchen wir die Geruchsdifferenzierung zu verbessern. Dazu trainieren wir sogenannte Splittings. Das heißt es gehen zwei oder mehrere Personen eine Trail und trennen sich dann irgendwann und gehen in verschiedene Richtungen weiter. Der Hund muss dann, anhand des Geruchsartikels der richtigen,dazu passenden, Fährte folgen. Das hat bei uns zwar schon ganz gut geklappt aber ist noch nicht ganz sicher.

Durch das Mantrailing habe ich viel über die Körpersprache meines Hundes gelernt. Ich weiß jetzt das auch kleinste Bewegungen ihre Bedeutung haben. Und ich weiß jetzt auch was es für eine Riesenleistung unserer Hunde ist unsere „Sprache“ ( z.B. das Zeigen mit einem Finger in eine Richtung) zu deuten.



LG

Freddy mit Suchmaschine Felix


P.S: Ich weiß nicht ob Airedales so gute Richleistungen wie Bloodhounds erbringen können, aber ich denke sie sind auch für Mantrailing super geeignet.Echte Allroundhunde eben.

Auf alle Fälle macht uns beiden Mantrailing viel Spass.align="left">

[Dieser Beitrag wurde am 31.05.2008 - 21:07 von freddy aktualisiert]



Die Treue eines Hundes ist ein kostbares Geschenk,

das nicht minder bindende moralische

Verpflichtungen auferlegt als die Freundschaft

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rb_sijuto
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Beitrag von rb_sijuto » Sa 31. Mai 2008, 22:44


Hi Freddy,

danke für Deinen interessanten Bericht, finde ich total klasse! Ich denke auch, dass Deine bisherige Ausbildungsmethodik die freie Arbeit Deines Hundes sehr unterstützen wird. Und beim Mantrailing scheint freies Arbeit ja mega wichtig zu sein.


Eine Anzeige des Hundes beim Opfer wird gar nicht trainiert, oder? Man hängt ja selbst am anderen Ende der Leine und wird quasi hingeführt, oder?


Bezüglich des Bloodhounds - ich glaube solch eine Nasenleistung schafft kaum ein anderer Hund. Vor kurzem bin ich aber auf eine Beschreibung des Otterhounds gestoßen, der ja bei der Entstehung des AT's eine große Rolle gespielt hat, und der geht wohl wiederum auf den Bloodhound zurück. Könnte mir schon vorstellen, dass dadurch bei unseren Strubbelschnuten ein bisschen Talent vom Bloodhound in den Genen schlummert ...


Jedenfalls hört sich das alles sehr spannend an, ich freu mich schon auf weitere Berichte!


Liebe Grüße

Silke

mit Jule und Tom


PS. Übrigens ist gestern ein Flugzeug mit 7 Rettungs-Hunden der JUH in den Kongo gestartet, da ist auch ein Mantrailer mit dabei.

Die Hunde sollen dort die vermisste deutsche Wissenschaftlerin suchen. Fast unvorstellbar, dass die Hunde das dort unter so ganz anderen Bedingungen wie im Training und sonstigen Einsätzen hinbekommen.


[Dieser Beitrag wurde am 31.05.2008 - 21:49 von sijuto aktualisiert]



BildLämmelein Jule und der moZ TomBild

rb_Freddy
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Beitrag von rb_Freddy » Sa 31. Mai 2008, 22:57


Hi Silke,

über die Anzeige beim "Opfer" gehen die Meinungen etwas auseinander. Ich habe als Anzeige "Vorsitzen" gewählt.

Ich möchte aber keinesfalls seine Suchmotivation durch übertriebenes und vieleicht überflüssiges und kleinliches Anzeigeverhalten "runterfahren". Für mich hat das "Finden " der Versteckperson absoluten Vorrang. Die Feinheiten wie die korrekte Anzeige,ist eigentlich nur für Prüfungen wichtig, machen wir dann vieleicht später mal.

Ich jedenfalls kenne die "Anzeige" die er anbietet und die reicht mir momentan vollkommen aus.


LG

Freddy mit Felix



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rb_Bettina
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Beitrag von rb_Bettina » Sa 31. Mai 2008, 23:05


Hallo Freddy,


Du schreibst: Ich weiß dann dass er die Spur verloren hat, was ja nicht falsch sein muss, und kann entsprechend reagieren.


wie reagierst Du - gehst Du zurück?


Liebe Grüße

Bettina



Um einander zu verstehen, brauchen die Menschen nur wenige Worte. Viele Worte brauchen sie nur, um sich nicht zu verstehen.

rb_Freddy
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Beitrag von rb_Freddy » Sa 31. Mai 2008, 23:38


Hallo Bettina,


wenn ich realisiere dass Felix die Trail verloren hat und ein "Negativ" anzeigt, halte ich vorsichtig an und gehe etwas zurück,ohne ihn zu korrigieren, an den Punk wo er noch sicher "gezogen" hat.


Dort gebe ich ihm Leine, versuche ihm nicht im Weg zu stehen, und ermutige ihn zu kreisen.

Wenn die Pfoten arbeiten, arbeitet auch die Nase.


Man sieht an der Körpersprache des Hundes ob er auf der Trail ist oder nicht.Das muß man trainieren.


Er hat bisher jedesmal die Trail wieder gefunden, evt. in anderer Richtung, oder die Spur war dann wirklich abgerissen. Es ist durchaus möglich (Wind- und Ortsverhältnisse) dass der (Individual-)Geruchstunnel bis zu 200 m in eine andere Richtung getragen wird.

Der Mantrailer folgt idealerweise nicht der Bodenverletzungsspur sondern nur der Individualgeruchsspur.

Und das auch noch, was für uns kaum begreifbar ist, monatealte Spuren die sich durch die allgegenwärtige Verwesung bis zur Unkenntlichkeit verändert haben.


Mich mich kaum begreifbar.


LG

Freddy und Felix


Edit:

Hab ich noch vergessen: Dafür das der Hund mir ein Negativ zeigt wird er auch noch (verhalten) verbal gelobt.

Also beim Hund keine Angst vor dem Verlieren der Spur,sondern selbstbewuste Anzeige.

[Dieser Beitrag wurde am 01.06.2008 - 01:45 von freddy aktualisiert]



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Beitrag von rb_Muecke » So 1. Jun 2008, 00:47


Hallo Freddy,


Du stellest ja beim Airetrail- Workshop die Frage, ob unsere Schtrubbelschnuten nicht vielleicht prädestiniert seien, für diese Nasenarbeit....

Ich glaube: JA


(Den Vergleich zu den Bloodhounds mag ich nicht stellen....)


Ich mache mit Angel weiter Mantrailing.

Und für meine junge, leicht ablenkbare Hündin ist es schon in den vergangenen Wochen eine super Nasenleistung!

Und eine Konzentrationsarbeit, die ich ihr sonst nicht zugetraut hätte!

Dies und die "Erfolge"- Opfer gefunden bestärken sehr!


Daher freue ich mich auf weitere Berichte und Erfahrungen!


Ich denke noch nicht an Einsätze im "Profi"- Bereich.

Die konzentrierte "Nasen"Beschäftigung des Hundes ist aber einfach genial!!! Weil halt "Nasengemäß"...naturgemäß...


LG,

Mücke mit Angel


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Beitrag von rb_Freddy » So 1. Jun 2008, 01:28


Hallo Mücke,


leichte Ablenkbarkeit bei der "Arbeit" war und ist auch für uns ein Problem.

Da gibt es übrigens viele Verleitungen: Hündinnen, Rüden,Wild aller Art und und und .... .


Wer einmal eine Trail durch einen Stadtkern und einen Park mit kiffenden und hundeanlockenden Jugendlichen gemacht hat weiß wovon ich spreche.


Ich halte es mittlerweile so, das ich Felix ab und zu mal einen "Nebenjob" von ca.3 Sekunden zugestehe. Ich zähle dann 21,22,23....bleibe cool...und ..locker ...und weiter. Evt. dann auch einen kleinen Leinenruck, aber wirklich nur dann, wenn zweifelsfrei erkennbar ist das er irgendwelchen "Nebentätigkeiten "nachgeht. Wenn er dann wieder erkennbar auf der Trail ist...woisser denn....feiner Junge ..weiter...ec...


Aber man darf ihm natürlich nicht den Eindruck vermitteln das man den Trail besser als er kennt, dann würde er in Zukunft mehr nach dem HF als nach der Trail schauen.


Mit dieser "Regelung" können wir beide ganz gut leben.


LG

Freddy und Trailix



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Beitrag von rb_Freddy » So 1. Jun 2008, 02:12


Hallo Silke,

du schriebst:

....dass Deine bisherige Ausbildungsmethodik die freie Arbeit Deines Hundes sehr unterstützen wird. Und beim Mantrailing scheint freies Arbeit ja mega wichtig zu sein. .....


Das Mantrailing hat mir(uns) eine neue bisher unbekannte Dimmension der Kommunikation Hund-Mensch-Hund eröffnet.


Es ist nicht mehr so das "Einer" befiehlt und der "Andere" zu "Spuren" hat, sondern jeder im Team bringt sich mit seinen besonderen Fertigkeiten ein und vertraut dem Anderen.

Das ergibt für mich eine vollkommen neue Qualität in der Beziehung zu meinem Hund.

Ich habe in den letzten Wochen so mache Lektion von meinem Hund lernen können(dürfen).


Das meine ich jetzt wirklich so und ist nicht nur so dahingesagt.

Es gibt kaum ein schöneres Gefühl als zusammen , im Vertrauen auf seinen gleichberechtigten "caniden Partner", eine schwierige Suchaufgabe zu meistern.


LG

Freddy und Felix



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Beitrag von rb_Bettina » So 1. Jun 2008, 11:15


Hallo Freddy,


wie funktioniert das genau mit dem vorgehaltenen Geruchsartikel?


Wie lange darf er daran schnüffeln, um den Geruch "intus" zu haben?

Oder wird das Kleidungsstück beim Trail mitgenommen und ihm immer mal wieder vor die Nase gehalten, um ihn daran zu erinnern, um was es geht?


Und Deine Aussage... Ein anderer Hund der seit ca. 1 Jahr Mantrailing betreibt und konventionell über Korrektur, Lob und Strafe ausgebildet wurde ( in der UO besser als Felix, muss ich zugeben) hat beim Trailing Probleme weil das Vertrauensverhältnis zum HF gestört ist und er ständig Angst hat etwas falsch zu machen. Aus dieser Angst heraus „springt“ er um auf irgendeine Spur falls er die richtige Trail verloren hat.

Der HF bekommt davon nichts mit und verschwindet dann mit seinem Hund schon mal im Nirvana....hat mich mal wieder sehr nachdenklich gemacht und mich bestätigt, daß man halt genau wissen muß, was man mit seinem Hund machen möchte.


Liebe Grüße

Bettina



Um einander zu verstehen, brauchen die Menschen nur wenige Worte. Viele Worte brauchen sie nur, um sich nicht zu verstehen.

rb_sijuto
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Beitrag von rb_sijuto » So 1. Jun 2008, 11:55

freddy hat geschrieben:
Es ist nicht mehr so das "Einer" befiehlt und der "Andere" zu "Spuren" hat, sondern jeder im Team bringt sich mit seinen besonderen Fertigkeiten ein und vertraut dem Anderen.


...


Es gibt kaum ein schöneres Gefühl als zusammen , im Vertrauen auf seinen gleichberechtigten "caniden Partner", eine schwierige Suchaufgabe zu meistern.


Hi Freddy,

was Du - wie oben zitiert - geschrieben hast, trifft finde ich, genau den Punkt (und freut mich für Euch ungemein ...) - so wird nämlich alles zur "Teamarbeit". Gerade bei so einer Aufgabe wie dem Mantrailen kommt man mit starren Rangordnungs- und Kommando-Strukturen nicht weiter (und bei vielen anderen Dingen auch nicht), vor allem verbaut man sich den Weg für solche Erfahrungen, wie Du sie beschreibst!


Liebe Grüße

Silke

mit Jule und Tom



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