Voran - mögliche Alternative zum jetzigen Aufbau?

rb_MadDog
Benutzer
Beiträge: 125
Registriert: Mi 16. Dez 2009, 01:00

Voran - mögliche Alternative zum jetzigen Aufbau?

Beitrag von rb_MadDog » Di 11. Nov 2008, 00:58


Hallo Cap!


Uh, das ist doch mal wirklich eine konkrete Frage – hoffentlich kann ich sie zu deiner Zufriedenheit verständlich beantworten.

Mit der Hündin wurde viel, viel Kontakt, Gewöhnung, Bindungsübungen gemacht. Sie musste mich ja erst mal kennen lernen, meine Sprache, Mimik, Gestik zu verstehen lernen, sich "einfinden", mir vertrauen. Da hab ich mir auch richtig Zeit gelassen.

Am Anfang habe ich mir das Verhalten (mit Maulkorb gesichert, wo ich dann leider feststellen musste, dass Madame es schafft, diesen blitzschnell abzuziehen und sich ihren Frustabbau zu holen – scheinbar hat sie damit schon eingehende Erfahrungen gemacht) bei verschiedenen Reizlagen, in verschiedenen Situationen und auch bei unterschiedlichen Motivationszuständen der Hündin angeschaut, um überhaupt festzustellen, warum sie dergestalt inadäquat reagiert.

Durch das Puzzle ihres Verhaltens ließ sich zusammensetzen, dass sie keine Angst vor Hunden hatte oder generell Stress empfand, sondern einfach Raufen wollte (vermutlich auch hier schon einschlägige Erfahrungen gesammelt, vielleicht hat sie es mal geschafft sich aus dem Halsband zu winden oder einer ihrer Vorbesitzer hat die Leine losgelassen, als sie ihn gebissen hat, und scheinbar war sie auch der festen Überzeugung, aus jeder Beißerei als Sieger rauszugehen) und dadurch in einen hohen Erregungszustand geriet.

Ich weiß nicht, welche Korrekturversuche hierbei schon erfolgt sind, aber scheinbar haben sie das Verhalten mehr fixiert als gehemmt. Übrigens reagiert sie auch bei Menschen, die "aggressiv" auftreten, frontal auf einen zu kommen, drohend reden, brüllen, fuchteln, anstarren etc genau gleich. Und manchmal beäugt sie auch einen Hund, und wenn dieser dann nur andeutungsweise die Rute hebt oder Luft holt, explodiert sie förmlich.

Kurzum, anfangs habe ich versucht, sie mit Klicker (worauf sie bei anderen Ausbildungsgeschichten sehr gut reagiert und auch sehr arbeitsfreudig und aufmerksam ist) und Blickkontakt umzuleiten. Funktionierte nicht, da sie zwar bei nicht in ihr Rauferschema passenden Hunden himmelnd neben mir her lief und diese vollständig ignorierte, jedoch scheinbar immer aus den Augenwinkel auf eine Einladung wartete.

Auch langsame Gewöhnung auf Entfernung, Meutekontakt mit souveränen Hunden (ich konnte sie mit 6, 8 Hunden frei laufen lassen, solange ein starkes Alphatier für Ruhe sorgte und die anderen Hunde untereinander keinen Streit begannen bzw sich von ihrer teilweise sehr unverschämten Art provozieren ließen) und dieserlei Geschichten hatten keine Auswirkung auf ihr Verhalten – sobald sie in Erregung verfiel und die Leine sie am Losstürzen hinderte, fing sie an wie eine Kreissäge zu drehen.

Man muss dazu sagen: Bei der Geschichte hat ihr dünnes Nervenkostüm eine große Rolle gespielt. Denn sie hat in diesem Moment jeglichen Bezug zur Außenwelt verloren und ALLES, dann in irgend einer Form auf sie einwirkte, hat nur noch mehr Nervenbereiche angesprochen.

Sie vorher in Gehorsam zu nehmen (den sie durchaus hat), brachte ebenfalls kein Erfolg, weil sie eben ab einer bestimmten Reizschwelle aus dem Gehorsam ausbrach und sich durch die Ersatzhandlung und völlige Hysterie vor jeder weiteren Ansprache schützte.

Warum ich dann den Weg über Zwang gewählt habe, hat einen einfachen Grund:

Jedes Mal, wo sie sich erfolgreich über einen Korrekturversuch (egal ob im positiven oder im negativen Bereich erfolgt) hinweg setzte, wurde ihr Verhalten noch heftiger und noch anhaltender. Jedes Mal, wo sie schafft den Beißkorb abzuziehen oder mich zu verletzen, wird die Aussicht geringer, diese Fehlkonditionierung "Erleichterung durch Frustabbau am HF" noch aufzulösen. Der Hund wird lebensgefährlich.

Ich habe dann über Zwang gearbeitet.

Das bedeutet zunächst mal: Aufmerksamer und schneller als der Hund sein. Ein gut konditioniertes Abbruchsignal zunächst in neutraleren Situationen, dann bei immer größeren Reizlagen etablieren.

Dieses Abbruchsignal erfolgte direkt beim Ansatz des Ausbrechens aus dem vorherigen Gehorsam (der allerdings nicht Zwangs-Fußlaufen oder Zwangs-Platzablage bedeutete, sondern die Chance gab, sich mir und dem Motivationsobjekt/Spielzeug wie in der normalen Ausbildung auch zuzuwenden..) und da sie dieses natürlich versuchte durch ihr Verhaltensmuster zu durchbrechen, habe ich ihre Ersatzhandlung komplett gestoppt. Nämlich indem sie in dem Moment, als sie in die Leine rannte, von den Beinen gerissen und ein paar Umdrehungen herum rotiert wurde – damit sie nicht die Möglichkeit bekam, zu drehen. Ich hab dann das Karussellschleudern dazu benutzt, direkt die Leine zu verkürzen und sie am Kettenwürger aufzuhängen, da sie ja hier auch keinen Maulkorb mehr aufhatte – sie hat am Anfang noch hysterisch geknurrt, in üblicher Manier um sich gebissen und versucht sich aus dem Halsband zu winden, sobald ihr allerdings mehr und mehr die Luft fehlte (ich habe, außer sie hochzuhalten, nichts gesagt oder sonst wie Reize gegeben, um sie nicht noch mehr in die Nerven zu bringen), fing sie dann plötzlich an, mich wieder "klar" anzuschauen.

Da habe ich durch sofortiges Absetzen auf die Füße zurück die Zwangseinwirkung beendet und sie mit "Fuß" in den Gehorsam zurück geholt.

Sie hat das ungefähr zwei Sekunden gehalten, aber anstelle dann die Bestätigung anzunehmen, ging das selbe von vorne los.

Das Spiel ging drei Mal hintereinander so. Dreimal hat sie versucht auszubrechen und sich in ihren Wahn hinein zu retten, aber jedes Mal kam der Moment schneller, als sie wieder "klar" wurde.

Und nach dem letzten Mal hat sie die Bestätigung für Augenkontakt und Fußgehen angenommen und anstelle noch mal auszubrechen, wie als ob nichts gewesen wäre mit ihrem Bringsel gespielt.

Das war eigentlich der größte Brocken.

Bei den nächsten Hundebegegnungen hab ich sie anfangs noch mit Fußlaufen und Motivationsobjekt in den Gehorsam geholt, was funktionierte, als dies sicher klappe dann ohne Gehorsam (natürlich mit Distanz und relativ neutralem Hund, um es nicht zu schwer zu machen) – sprich, ich bin locker einher spaziert und habe den anderen Hund bewusst "übersehen", als sie losstarten wollte, kam ein donnerndes Abbruchsignal – und sie hat die Bremsen eingeschlagen und kam selbstständig in Grundstellung. Jau, Party!

Das erste Jahr musste einige Male im Abstand von Wochen, dann Monaten durch diese Art der Einwirkung nachgebessert werden – allerdings nicht mal annähernd mit der Intensität wie beim ersten Mal.

Mittlerweile kann sie auch an der Leine zerren und bellen wie eine normale Turbozicke, lässt sich durch ein normales Abbruchsignal herunterfahren und versucht auch nicht mehr, sich frei zu beißen.

Sie ist eben wieder in die Richtung "normaler Hund" gegangen.


So, jetzt wird sich sicher manch einer fragen: Warum strangulieren, warum kein Wort über Stachel, Teletakt...

Bevor man Zwänge gibt, sollte man überlegen, was genau eine bestimmte Einwirkung überhaupt für Auswirkungen hat. Stachel und Teletakt sind Reizgeräte, die zum einen stimulierend, zum anderen ganz fein und punktgenau negativ konditionierend wirken. Diese Hilfsmittel sind für Probleme, die mit überreizten Nerven zu tun haben, nicht geeignet. Warum? Weil sie die Nervenbereiche, die hier sowieso schon völlig aus dem Ruder liefen, ansprechen.

Kettenwürger sind ganz stumpfe "Werkzeuge", die schlichtweg eine hemmende Wirkung haben, auch bei hohen Triebbereichen. Zur Ausbildung, wenn man mit fein dosiertem "Fingerspitzenzupfen" arbeiten möchte, sind sie dahingegen ungeeignet.

(Und übrigens auch dazu, einem Hund durch Dauer-Strangulieren das Ziehen abgewöhnen zu wollen!!!)

Ich habe der Hündin die Luft genommen, weil jegliche Form von Rucken oder "undifferenzierten" Schmerzen bei dieser Problematik zu kurze und zu wenig intensive Reize setzt und mehr anstachelt als hemmt.

Mit "Todesangst" und dergleichen kann das nicht verglichen werden, weil der Zwang sofort unterbrochen wurde, als die Einwirkung das eingekapselte Bewusstsein der Hündin erreichte und sie somit immer einen ganz klaren Weg aus dem Zwang hatte – und das verursacht keine Todesangst.


Ich kann abschließend nur sagen:

Cap wollte die "Lösungsstrategie" für diesen einen Fall.

Ich arbeite nicht bei JEDEM Hund so. Ich würde niemals unterstützen, dass bei einem Hund unnötigerweise so gearbeitet wird.

Aber wenn ich sie einsetze, dann weiß ich auch genau warum und weswegen und probiere nicht wild an einem Hund herum, der sowieso schon alles durch hat.

Weil oftmals spielen auch bestimmte rassetypische Eigenschaften (wie das dünne Nervenkostüm, zum Beispiel) eine große Rolle bei der Wahl der richtigen Korrekturmaßnahme.

Man sollte da tatsächlich mehr mit "Hirn" und auch einer großen Portion Erfahrung mit eben jenem Hundeschlag dran gehen und sich nicht blind auf irgendwelche trendigen Ausbildungsphilosophien, schlaue Bücher oder sich gut verkaufende Trainer verlassen...


Edit: Schriftart geändert, damit es übersichtlicher ist, was von wem kommt. Hat diese Nacht leider nicht mehr geklappt, weil der Beitrag nicht erschienen ist.

[Dieser Beitrag wurde am 11.11.2008 - 22:56 von MadDog aktualisiert]



Das Genie lernt von allem und jedem,

der Wissende lernt vom Genie,

der Dumme weiss alles besser.

rb_Susa
Benutzer
Beiträge: 800
Registriert: Mi 16. Dez 2009, 01:00

Voran - mögliche Alternative zum jetzigen Aufbau?

Beitrag von rb_Susa » Di 11. Nov 2008, 08:47

MadDog hat geschrieben:

Wenn man Zwang einsetzt, dann kurz, prägnant und auf den jeweiligen Hund passend. Man belässt den Hund aber weder in diesem negativen Raum noch in einer Grauzone. Unmittelbar danach bietet man ein Alternativverhalten an, das man ausgiebig loben kann. Ein solches Vorgehen übermittelt dem Hund die klaren Bilder, die er fürs Lernen benötigt.

Vielleicht liegt der Knackpunkt auch hier? Wo bleiben die Hormone denn? Sie sind noch Stunden später im Blut nachweisbar, wenn ich mich nicht irre, dann sogar über Tage (Cortisol). Ein Hund der häufig gestresst ist, hat also irgendwann mal einen so hohen Hormonlevel, dass er ausrastet. Und der Halter kann sich dann so gar nicht erklären, was mit dem Tier los ist....


So long, Susa



Der Herrgott hat nen großen Zoo!

rb_Konny
Benutzer
Beiträge: 1023
Registriert: Mi 16. Dez 2009, 01:00

Voran - mögliche Alternative zum jetzigen Aufbau?

Beitrag von rb_Konny » Di 11. Nov 2008, 10:26


Hy Susa(auch wenn Du es erst später liest)


Es muss auf keinen Fall länger dauern, wenn man mit Wattebällchen arbeitet.

Ich pers. habe schon mit beiden Methoden gearbeitet und habe die Erfahrung gemacht, das (wenn man es richtig macht)es sogar schneller geht.

Ein grosses Hilfsmittel ist der Clicker.

Werde ihn auch auf Anregung eines anderen Forummitgliedes auf der Fährte einsetzen.

Ich habe festgestellt, das Hunde schneller mitdenken und auch aufgeschlossener sind.


Meine Bestätigungen sind diese(wie am Wochenende auf der Ausstellung) mich Menschen ansprechen, die mich einmal (nur ganz kurz) auf irgendeinem Seminar/Hundeplatz gesehen habe.

"Das ist doch DER Airedale"

Sie haben wirklich nur Sequenzen von meiner Ausbildung gesehen.

Ich kann mich an sie nicht erinnern, aber mein Hund und meine Ausbildungsweise hat sie nachhaltig geprägt.

Werde immer wieder ermutigt:"Arbeite weiter so mit Deinem Hund und sei Vorbild."


Ich kann nur das von anderen erwarten, was ich selber praktiziere. Ich muss Vorbild sein mit meinen Hunden.


Ich pers. würde NIE jemandem erklären können:"Wie vermeide ich das Essen vom Tisch geklaut wird."Das ist mir pers. egal, ich gebe meinen Hunden einfach keine Möglichkeit dazu.Und wenn doch naja dann Pech gehabt, mein(hier sind wir wieder bei der Wurzel aller Probleme) MEIN FEHLER!


Gruss Konny



Der Weg wächst im Gehen unter Deinen Füssen, auf wunderbare Weise entfaltet sich die Reise mit dem nächsten Schritt.


Frieder Gutscher

www.boyar-vom-drachenhort.de.tl

rb_Cap
Benutzer
Beiträge: 742
Registriert: Mi 16. Dez 2009, 01:00

Voran - mögliche Alternative zum jetzigen Aufbau?

Beitrag von rb_Cap » Di 11. Nov 2008, 12:41


Hallo Michele´s Mentor!

Vielen Dank, dass du dir soviel Mühe gemacht hast mir so ausführlich zu antworten.

Deine Darstellung und Handlungsweise in diesem Fall erscheint mir schlüssig und vertretbar.

Was mir noch gut an deinen Ausführungen gefällt, ist dass klar rüberkommt, du hast dir Gedanken gemacht , dir die Hündin vorher genau angeschaut und ein schlüssigen Weg überlegt , bevor du zur "Tat" geschritten bist.

Ich denke man muss von Fall zu Fall entscheiden, was man tut. "Zwang " , der hirnlos ausgeübt wird um ein Tier gefügig zu machen ,wird von mir abgelehnt.

Ich denke aber die Anwendung von Zwang hat ihre Berechtigung.

Mit freundlichen Grüssen Regine

[Dieser Beitrag wurde am 11.11.2008 - 20:39 von Cap aktualisiert]


rb_Kathrin
Benutzer
Beiträge: 451
Registriert: Mi 16. Dez 2009, 01:00

Voran - mögliche Alternative zum jetzigen Aufbau?

Beitrag von rb_Kathrin » Di 11. Nov 2008, 12:43


Hi Susa,


ich habe meine Hündin von Anfang an fast nur mit Clicker ausgebildet und wie Konny erst spät Kommandos eingeführt. Luna hat mit 22 Monaten die BH gemacht. Sie hätte es auch früher gekonnt, aber das lag an mir...keine Zeit. Ich war teilweise wochenlang nicht aufm Platz, weil mir einfach die Zeit fehlte. Und ich finde, dass dann 22 Monate für die BH nicht unbedingt sehr spät ist.


LG

Kathrin



Wo das Wissen aufhört, beginnt die Gewalt.


On ne voit bien qu'avec le cœur, l'essentiel est invisible pour les yeux.

www.kasikos-airedales.de

rb_MadDog
Benutzer
Beiträge: 125
Registriert: Mi 16. Dez 2009, 01:00

Voran - mögliche Alternative zum jetzigen Aufbau?

Beitrag von rb_MadDog » Di 11. Nov 2008, 23:51


@ Susa


Bei Stress wird Adrenalin, Noradrenalin oder Cortisol produziert. Cortisol wird nachts täglich neu produzuziert und ist deshalb morgens in höherer Konzentration nachweisbar als abends.


Bei kurzfristigem Stress wird Adrenalin ausgeschüttet und auch recht fix wieder abgebaut. Ist der Stress jedoch langanhaltend, wird aus den eingesetzten Stresshormonen etwas negatives, das nachhaltige Auswirkungen hat.


Hunde empfinden nicht automatisch bei Zwängen Stress auf so hohem Level, dass die Cortisolwerte stark ansteigen. Im Gegenteil: das Fehlen von Zwängen in Situationen, in denen der Hund sie gebraucht hätte, löst durch die Grauzone viel mehr negativen Stress aus – denn es ist ein dauerhafter Zustand der Verunsicherung. Eine Einwirkung ist ein Sekundenbruchteil, den der Körper gar nicht immer unbedingt als Stress wahrnimmt (zumindest nicht in einer erwartungsfreudigen, motivierten Stimmung, wenn der Hund weiß was er zu tun hat und danach ja auch die positive Auflösung erfolgt).


Man glaubt es kaum, aber eine medizinische Fakultät hat in einer Studie sogar festgestellt, dass der korrekte Einsatz eines Reizstromgerätes am wenigsten medizinischen Stress auslöst. Leider weiss ich nicht mehr, wo ich das ausgegraben habe, sonst hätte ich direkt dorthin verlinkt.


Und selbst wenn man in der Ausbildung Stress weitestgehend meidet, kann man nicht vermeiden, dass der Hund in ganz normalen Alltagssituationen Stress empfindet.


Setze ich einen Hund bewusst Stress aus, kann ich ihm auch Ausweichmöglichkeiten und Bewältigungsstrategien aufzeigen. Dementsprechend wird er sich schneller von unbeabsichtigtem Stress erholen als der Hund, der noch kein „Programm“ zur Stressbewältigung kennt. D.h. nicht, dass ich den Stress durch Zwänge auslösen muss. In unserer Zivilisation und je nach Wesen des Hundes gibt es genug Stressoren, mit denen ich den Hund nur zu konfrontieren brauche ohne selber der Stressor zu sein.


Mir kommt es eher so vor als würde die Verbindung von Zwang mit Stress von dem ablenken wollen was tatsächlich stattfindet. Nämlich dem Verkauf von angeblich zwanglosen Ausbildungsphilosophien, die in sich mehr Zwang und Stress bergen als jeder offensichtlich ausgeführte Zwang.


Wendet man Zwang richtig an (soviel wie nötig, so wenig wie möglich), entsteht für den Hund nicht mehr Stress als bei dem, dem er tagtäglich ausgesetzt ist.



Das Genie lernt von allem und jedem,

der Wissende lernt vom Genie,

der Dumme weiss alles besser.

rb_Freddy
Benutzer
Beiträge: 1180
Registriert: Mi 16. Dez 2009, 01:00

Voran - mögliche Alternative zum jetzigen Aufbau?

Beitrag von rb_Freddy » Mi 12. Nov 2008, 13:10


Hallo Michèle,


jetzt sind wir dann endlich auch beim Reizthema „Reizstromgeräte“ gelandet.

Ich möchte keinen Streit provozieren und wollte mich hier eigentlich auch nicht mehr äußern aber ich finde dieser Satz könnte missverstanden werden und deshalb möchte ich ihn nicht kommentarlos stehen lassen.

Zitat Michèle:


Man glaubt es kaum, aber eine medizinische Fakultät hat in einer Studie sogar festgestellt, dass der korrekte Einsatz eines Reizstromgerätes am wenigsten medizinischen Stress auslöst. Leider weiss ich nicht mehr, wo ich das ausgegraben habe, sonst hätte ich direkt dorthin verlinkt.



Ich weiß nicht ob es sich dabei um eine Studie für Hunde oder für Menschen gehandelt hat. Falls man an Hunden Teletacker in dieser Studie getestet hat frage ich mich wirklich wo die Grenzen menschlicher Perversionen liegen. Die Ergebnisse einer solchen Studie wären für mich nicht das Papier wert worauf sie stehen.

Im Übrigen gibt es einige Stresstheorien die sich z. T. erheblich widersprechen. Die Forschung ist da sicher noch nicht beendet.



Der ganz normale Hundeführer Xyz besitzt zwei Hunde die er von kleinauf erzogen hat. Die meiste Zeit verbringen die Hunde im Zwinger. In letzter Zeit zeigen die Hunde zunehmend Problemverhalten. Er fand es anfangs noch ganz gut das die Hunde seine Frau anknurrten wenn sie sich dem Zwinger näherte, das zeigte ihm wie „scharf“ sie sind. Schließlich sollen sie auch Haus und Hof verteidigen.


Vor kurzem aber haben „die Thölen“, nachdem sie ihm entwischt sind, ein Schaf des Nachbarn gerissen. Jetzt gibt es Ärger mit dem Nachbarn und er muss den Hunden doch mal zeigen „wer der Herr im Haus“ ist.

Aber was tun sprach Zeus.

Da verschlägt es ihn in unser Forum und er liest diesen Satz: „Man glaubt es kaum, aber eine medizinische Fakultät hat in einer Studie sogar festgestellt, dass der korrekte Einsatz eines Reizstromgerätes am wenigsten medizinischen Stress auslöst.“ Und zwar von einem Profi.

Er denkt das könnte ja wirklich die Lösung meiner Probleme sein. Per Knopfdruck sozusagen.


Schnell gibt er das Reizwort in die Suchmaske ein. Und nachdem er mehr oder weniger zügig die Bereiche Verspannungen und Sexualpraktiken verlassen hat, landet er auf einer Seite die ihm unauffällige Geräte in verschiedenen Ausführungen für den Familienhund (Mod. 500) oder die stärkere Profiversion(Mod.1000) für Diensthunde usw. Da nimmt man am besten gleich was „Gescheites“., also den 1000der.

Unauffällig sollten die Geräte schon sein, denn fairerweise wird auf der Seite auch darauf hingewiesen das der Gebrauch der Geräte eigentlich nicht erlaubt ist und eine Ordnungswidrigkeit darstellen (die mit bis zu 150E) geahndet werden kann. Na ja, denkt er, damit kann ich schon leben…..


Elektroschocker bei Hundeerziehung verboten 23.02.2006 15:28

Bundesverwaltungsgerichts lehnt Klage eines Seminaranbieters ab

Leipzig. Bei der Hundeerziehung dürfen Elektroschocker genannte Reizgeräte nicht verwendet werden. Das geht aus einem am Donnerstag veröffentlichten Urteil des Bundesverwaltungsgerichts hervor. Der Einsatz von Elektroreizgeräten, die erhebliche Leiden oder Schmerzen verursachen können, sei nach geltendem Tierschutzrecht verboten, urteilten die Richter. Sie bestätigten damit die Entscheidungen der Vorinstanzen.

Der Landkreis Recklinghausen hatte es einem Mann untersagt, entsprechende Geräte bei den von ihm angebotenen Seminaren zur Hundeerziehung zu verwenden. Gegen dieses Verbot war der Mann vor Gericht gezogen. Er wollte erreichen, dass ihm die Verwendung von Elektroreizgeräten ohne besondere Erlaubnis und ohne den Nachweis einer besonderen Sachkunde erlaubt wird. Dies verweigerten ihm jetzt auch die Richter des Bundesverwaltungsgerichts. Das Tierschutzgesetz verbiete die Verwendung von Geräten, die durch direkte Stromeinwirkung das artgemäße Verhalten eines Tieres erheblich einschränken oder es zur Bewegung zwingen und ihm dadurch Schmerzen oder Schäden zufügt, begründeten sie ihre Entscheidung.

(Aktenzeichen: BVerwG 3 C 14.05)

Quelle: http://www.bundesverwaltungsgericht.de/


Die Sachkunde habe ich schon, die Leiden und Schmerzen müssen halt sein, außerdem, so erklärt Xyz mir mit leicht glasigem Blick, hat auch mir eine Tracht Prügel nicht geschadet.


Die Fortsetzung dieser Geschichte überlasse ich mal eurer Fantasie.


Ich würde mich über eine Klarstellung,nicht für mich, sondern für die vielen Hundeführer Xyz mit ihren Hunden, sehr freuen.




LG

Freddy

[Dieser Beitrag wurde am 12.11.2008 - 18:30 von freddy aktualisiert]



Die Treue eines Hundes ist ein kostbares Geschenk,

das nicht minder bindende moralische

Verpflichtungen auferlegt als die Freundschaft

eines Menschen.

(Konrad Lorenz)

rb_lutz
Benutzer
Beiträge: 1362
Registriert: Mi 16. Dez 2009, 01:00

Voran - mögliche Alternative zum jetzigen Aufbau?

Beitrag von rb_lutz » Mi 12. Nov 2008, 15:45


Hallo Michele,


es wäre nett wenn du doch noch einmal die Quelle mit der Antistresswirkung in Bezug auf die Cortisolausschüttung bei der Anwendung eines Reizstromes angeben würdest, damit man feststellen kann welche Lobby dieser medizinische Bericht hier unterstützen soll. Teletakt-Hersteller, die Jägerschaft oder bestimmte Spezie von Hundetrainern.


Speziell zur Cortisolausschüttung bei Stress durch die Teletacker gibt es von der TiHo Hannover aus dem Institut für Tierschutz und Verhalten eine Dissertation aus dem Jahr 2002 von Juliane Stichnoth unter dem Titel.


"Stresserscheinungen beim praxisähnlichem Einsatz von elektrischen Erziehungshalsbändern bei Hunden"


Hier tritt ganz klar ein gegenteiliges Ergebnis als in deinem Bericht genannt zu Tage.


Auch Dorit Urd Feddersen-Petersen hat in einem ähnlichen Versuch mit Reizstromgeräten für ein Gerichtsgutachten mit 12 Gebrauchshunden aus dem Schutzhund- oder Jagdbereich hier auschließlich tierschutzrelevante Stresssyndrome entdeckt.


Mit freundlichen Grüßen lutz mit Joker


P.S. Köpfchen statt Knöpfchen

[Dieser Beitrag wurde am 12.11.2008 - 18:53 von lutz aktualisiert]



Die Beziehung zwischen einem Mann und seinem Hund ist heilig,

was die Natur vereint hat, soll keine Frau trennen.

A.R. Gurney

rb_lutz
Benutzer
Beiträge: 1362
Registriert: Mi 16. Dez 2009, 01:00

Voran - mögliche Alternative zum jetzigen Aufbau?

Beitrag von rb_lutz » Mi 12. Nov 2008, 15:53


Das Forum ist die wahre Freude so wie es dauernd hängt!


Vorgestern hatte ich z. B. bereits einen sehr ins Detail gehenden, längeren Beitrag geschrieben der mehrere Sachen erfasste die Micheles Mentor in seiner Botschaft an mich eigentlich überflüssig gemacht hätte wenn er ihn hier vor seinem Schreiben vorgefunden hätte. Der ist aber dann hier irgendwie verloren gegangen und nicht mehr aufgetaucht.


Da tue ich mich wirklich schwer dieses alles nochmals durchzukauen und lasse es erstmal sein bis ich mir sicher bin dass das Forum hier wieder einigermaßen ordentlich läuft.


Gruß von lutz mit Joker

[Dieser Beitrag wurde am 12.11.2008 - 20:59 von lutz aktualisiert]



Die Beziehung zwischen einem Mann und seinem Hund ist heilig,

was die Natur vereint hat, soll keine Frau trennen.

A.R. Gurney

rb_Konny
Benutzer
Beiträge: 1023
Registriert: Mi 16. Dez 2009, 01:00

Voran - mögliche Alternative zum jetzigen Aufbau?

Beitrag von rb_Konny » Mi 12. Nov 2008, 16:06


Test



Der Weg wächst im Gehen unter Deinen Füssen, auf wunderbare Weise entfaltet sich die Reise mit dem nächsten Schritt.


Frieder Gutscher

www.boyar-vom-drachenhort.de.tl

Antworten

Zurück zu „Im Sport und im Einsatz“