alpine Ausbildung

rb_redchili
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Beitrag von rb_redchili » Fr 26. Jun 2009, 15:49


Hallo Forianer,


vergangene Woche haben wir eine zweitägige alpine Ausbildung für Hunde absolviert, über die ich gerne berichten möchte. Kursleiter war Rolf Frasch, selbst Rettungshundeausbilder und Lawinenhundeführer, und sein oberstes Gebot war immer, dass alle Aktionen dem Hund Spaß machen müssen!


Leider habe ich nicht von allen Ausbildungsteilen Bilder, da wir zwei Tage Waschküche hatten und ich meine Kamera nicht dem Regengott opfern wollte.


Der Kurs vermittelt, wie man mit seinem Hund in den Bergen auch jenseits von Fahr- und leichten Wanderwegen sicher unterwegs sein kann. Er richtet sich primär an Leute, die den Umgang mit Seil und Sicherungsmaterial nicht kennen. Das ist bei Micha und mir bedingt durch die Kletterei nicht der Fall, sodass diese Ausbildungsteile wegfielen, und Luzie turnt so selbstverständlich durch die Felsen, dass auch sie an nichts wirklich gewöhnt bzw. zu etwas überredet werden musste Wir hatten sie ja von klein auf bereits so gut es ging in den Mittelgebirgen und der Kletterhalle vorbereitet.


Der Kurs ist von der Bergrettungs- und Lawinenhundeausbildung abgeleitet. Inhalte waren zunächst einmal die Grundlagen wie die Berücksichtigung der Anatomie des Vierbeiners im steilen Gelände, dass der Hund meist nur eine unterstützende Hilfe benötigt und den Rest sehr gut alleine bewältigen kann und dass eine Sicherung des Hundes immer oberhalb von ihm angebracht sein muss. Es folgten Erläuterungen zum benötigten Verhalten, damit der Hund den HF nicht zum Absturz bringt, sowie zum Material (Anforderungen an das Geschirr, die Schleppleinen, das Abseilgeschirr), und wir bekamen viele Tipps zur Ernährung auf längeren Touren (wie der erhöhte Kalorienbedarf am besten zu decken ist) und zur notwendigen Zusatzausrüstung bei Kälte/Nässe (z. B. damit der Hund sich im Nachtlager nicht erst Warmzittern und somit weitere Energie verschwenden muss). Außerdem wurden die notwendigen Kommandos durchgegangen, die sitzen müssen, damit der Hund nicht durch unkontrolliertes Herumrennen in Absturzgefahr gerät.


Konkrete praktische Inhalte waren


* das Begehen von Schrofengelände, das der Hund an kurzer Schleppleine fast eigenständig bewältigt und wo er nur bei Felsstufen durch einen kurzen Griff in das Geschirr unterstützt wird;


* das Begehen von Graten, wobei der Hund - am vorgelegten Seil gesichert - so weit wie möglich eigenständig seinen Weg sucht;
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* die Toprope-Seilsicherung des Hundes im Klettergelände bis zum 3. Grad (Wikipedia: "Mittlere Schwierigkeiten. Zwischensicherungen an exponierten Stellen empfehlenswert. Senkrechte Stellen verlangen bereits Kraftaufwand. Geübte und erfahrene Kletterer können Passagen dieser Schwierigkeit noch ohne Seilsicherung erklettern."), wobei der auf solche Weise gesicherte Hund dieses ebenfalls - abgesehen von ganz senkrechten Abschnitten - weitgehend eigenständig gehen kann;


* das Abseilen, gesichert über ein Abseilgeschirr am HF;
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* das Begehen von seilversicherten Wegen (z. B. notwendigen Klettersteigpassagen) und Leitern, wobei der Hund ebenfalls am Abseilgeschirr am HF fixiert ist.
BildBild


Wir haben noch über das für Menschen in Klettersteigen notwendige Sichern hinausgehende Techniken gelernt, damit das Verletzungsrisiko bei einem eventuellen Sturz mit Hund vorm Bauch besonders für den Hund minimiert wird, und die Vor- und Nachteile von vielen Ausrüstungsgegenständen, Materialien aus dem Kletterbereich sowie das Tragen des Hundes vor der Brust vs. auf dem Rücken und das Fahren mit Sesselliften diskutiert. Überhaupt war Rolf Frasch ein Fundus für alle Fragen rund um den Hund am Berg in allen Jahreszeiten, was wir besonders während der gemeinsamen Mittagspausen auf den Hütten weidlich ausgenutzt haben



Alles in allem war der Kurs extrem informativ und ist sehr zu empfehlen. Eine abgespeckte Variante für Leute wie uns Kletterer/Hochtourengeher hätten wir zwar begrüßt, sind aber heilfroh, dass es ein solches Kursangebot überhaupt gibt! Unser Dank daher nochmal an Rolf und seine Geduld mit all unseren Fragen


Viele Grüße,

Antje mit Luzie, dem Bergdale

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rb_Janni
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Beitrag von rb_Janni » Fr 26. Jun 2009, 15:53


Hallo REDCHILI,


toller Beitrag, tolle Bilder, betimmt ein super HUND-Mensch-Vertrauens-Verhältnis und ....ein extrem belastbarer Menschen-Rücken - puh - HUT AB!


LG Janni


rb_sijuto
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Beitrag von rb_sijuto » Fr 26. Jun 2009, 16:04


Hi Antje,

super Beitrag, tolle und beeindruckende Fotos!

Luzie ist doch bestimmt nach solchen Eindrücken komplett fertig und ausgepowert, oder?

Liebe Grüße

Silke mit Jule und Tom



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rb_redchili
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Beitrag von rb_redchili » Fr 26. Jun 2009, 16:57


Hallo Janni und Silke,


Danke für die Blumen


Die Vorbereitungen seit klein auf haben sich hier ausgezahlt, denke ich. Das Tragen direkt auf den Schultern sowie im Rucksack während des Kletterns kannte sie bereits, da war das mit dem Abseilgeschirr nicht wirklich neu. Lang drinrumhängen findet sie langweilig, das ist aber auch schon alles. Mit der richtigen "Schnürung" und Technik ist das Tragen okay für den Rücken; Luzie wiegt aber auch nur knapp 20 Kilo. Bei ihrem größten Wurfbruder (zurzeit 64,5 cm und 32 Kilo) hätte ich da allerdings so meine Schwierigkeiten!


Nur das mit ausgepowert haut überhaupt nicht hin - das war sie nach dem Trailen und nach langen Trekkingtagen, aber am Berg wäre sie am liebsten noch stundenlang rumgerannt und hätte nach Möglichkeit auch die letzte Kuh noch persönlich begrüßt Überhaupt würde sie glatt als Bergziege durchgehen (wir hatten da doch einen Thread dieser Tage?), so wie sie da rumturnt. Der ultimative Beweis: Wenn wir was erklärt bekamen und sie musste eine Zeit lang irgendwo abliegen, war anschließend rundherum das komplette Gras auf eine feste Länge gekürzt Leichtere Klettereien und Blockgelände kannte sie ja auch schon von klein auf und kraxelt da begeistert drin rum.


Ich denke wirklich, dass das frühe Heranführen an die Berggeschichten und alles, was ihr da so begegnen kann, sich so deutlich in ihrer Gelassenheit und Neugier auf das, was wir alles so mit ihr anstellen, bemerkbar machen.


Liebe Grüße,

Antje mit Luzie



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rb_sijuto
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Beitrag von rb_sijuto » Fr 26. Jun 2009, 17:08


Hi Antje,

ich hätte gedacht, dass das Kraxeln (Körperbeherrschung!) die Hunde reichlich "auspowern" würde - aber das scheint dann nur halb so anstrengend zu sein, wie ich mir das vorgestellt habe.

Viel Spaß weiterhin bei dieser interessanten Freizeitgestaltung!

Silke, mit Jule und Tom



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rb_Uschi
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Beitrag von rb_Uschi » Sa 27. Jun 2009, 01:11


Hallo Antje,


Respekt vor Dir und Luzie.


Ich wünsche Dir, dass sie nicht mehr viel schwerer wird.



Viel Spaß weiterhin wünscht

Uschi

PS Wijnta wiegt 29 kg, Du kennst mich

[Dieser Beitrag wurde am 27.06.2009 - 00:11 von Uschi aktualisiert]


rb_Freddy
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Beitrag von rb_Freddy » Sa 27. Jun 2009, 13:00


Hallo Redchili,


danke für deinen Tollen, lebendigen, und informativen Fotobericht.


Wir machen schon seid vielen Jahren mit unseren Hunden Bergtouren in den Alpen. Im Sauerland gibt es auch hier und da kleine, steile Felspartien oder "Schrofengelände" da habe ich mit allen Hunden schon seit dem Welpenalter geübt...so sind die Bergtouren in den Alpen für Felix auch kein Problem, eher noch für meine bessere Hälfte

Im letzten Urlaub hatten wir uns nach einer schlechten Wanderkarte gerichtet und mussten unverhofft mit Felix( ca. 33 KG) eine ca. 8m Leiter absteigen, das hat mich dann doch ganz schön gefordert aber wir sind, wenn auch mit gemischten Gefühlen "heile" unten angekommen.


Mich würde noch das Tragegeschirr interessieren, das auf dem Foto mit der Leiter zu sehen ist. Wo kann man so etwas bekommen und wie schwer ist es?


An unserer "Leiterpassage" musste ich Felix mit einem Arm vor mir festhalten und mit dem anderen Arm uns beide auf der Leiter sichern. Da wäre ein Tragegeschirr sicher von Vorteil gewesen.


LG und Bergheil

Freddy und Felix



Die Treue eines Hundes ist ein kostbares Geschenk,

das nicht minder bindende moralische

Verpflichtungen auferlegt als die Freundschaft

eines Menschen.

(Konrad Lorenz)

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Beitrag von rb_redchili » Sa 27. Jun 2009, 18:56


Hallo Uschi,


ja, wir geben uns in unserer Statur ja nicht viel - 29 Kilo über einen längeren Zeitraum wäre auch mir zu heftig! Mehr als die Hälfte des Eigengewichts ...



Hallo Freddy,


das grüne Tragegeschirr ist ein Abseilgeschirr, entwickelt von Rolf Frasch in Zusammenarbeit mit der LMU München. Schau mal hier unter "Produkte". Es besteht aus Markisenstoff (= sehr reißfest), verteilt den Druck gut auf dem Hund, lässt sich top schließen und ist ansonsten mit Riemen aus dem Kletterbereich versehen. Handhabung ist prima, das Gewicht liegt unter einem Kilo (wir schätzen max. 800 Gramm).


Preislich liegt es im oberen Drittel, es geht bei diesen Geschirren rauf bis an die 300 Euronen. Das günstigste, was ich gefunden habe, ist das Laika von Singing Rock, ansonsten gibt es noch eins von K9, eins von der Bundeswehr und eins von Fährmann. Von weiteren weiß ich nicht und bin selbst für Tipps dankbar. Über die Unterschiede in Verarbeitung, Gewicht und Handhabung (zum Beispiel, ob man die Geschirre leicht am eigenen Körper festmachen kann) weiß ich ebenfalls nichts Genaueres. Wir haben noch kein eigenes Geschirr (früher passte Luzie halt noch in den Rucksack) und stehen grade ebenfalls vor der Qual der Wahl. Wenn es dabei bleibt, dass Du Anfang August zum Hessentreff kommst, haben wir vielleicht schon eins da und Du kannst es ausprobieren



Viele Grüße

Antje mit Luzie



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Beitrag von rb_sijuto » Sa 27. Jun 2009, 19:05


Hi Antje,

schau mal hier:
http://www.profi-hundeshop.com:80/

(Dort unter Klettern/Abseilen).

Dort gibt es noch was von Schweikert.


Tom macht dort übrigens Werbung im Bereich Outdoor und Freizeithund.


Die Ladenbesitzerin ist die Ausbilderin unserer Staffel und klettert selbst - ich denke die dort gezeigten Abseilgeschirre sind empfehlenswert!

Liebe Grüße

Silke

mit Jule und Tom

[Dieser Beitrag wurde am 27.06.2009 - 18:09 von sijuto aktualisiert]



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Beitrag von rb_redchili » Sa 27. Jun 2009, 19:29


Hallo Silke,


Danke für den Tipp, super! Und der Tömmel macht sich ganz hervorragend als Wasser- und Matratzenmodel


Liebe Grüße,

Antje mit Luzie



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