Leistungs- vs. Schönheitslinie

rb_lutz
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Leistungs- vs. Schönheitslinie

Beitrag von rb_lutz » Di 4. Aug 2009, 11:40


Hallo AT-Freunde,


m.E. gibt es überhaupt keinen größeren Blödsinn als bei unseren Airedaleterriern rein selektiv auf das zu züchten was wir als Schönheit oder Leistung (besser das was nach lange überholten Vorstellungen immer noch als Leistung bezeichnet wird: nämlich die notwendige Sozialaggression als Schutzhund), bezeichnen.


Das was wir in unserer heutigen Zeit brauchen sind gesunde Airedales die bei genügend Selbstbewußtsein so klar im Kopf sind dass sie sich vernünftig alltagstauglich sozialisieren lassen, dabei aber nicht zuletzt immer noch so auszusehen haben wie ein Airedale.


Keinesfalls braucht man hierbei in der Zucht auf die ursprüngliche "Soundness" und dem Wesen des Airedales als "Jack of all trades, Master of none" zu verzichten.


Im Übrigen stehen selbstbewußte Airedaleterrier über den Dingen und sind alles andere als aggressiv, sie regen sich nicht wegen jeder Kleinigkeit künstlich auf, wissen aber sehr wohl sich durchzusetzen wenn es darauf ankommt. So ein Charakterbild gehört für mich auch einfach zu einem gutem AT, egal auch wenn die Schutzhundexperten und Anhänger des "großen Hundesports" auch beim AT eine Mischung von nervösen, übermotiviertem Mali und Klapperschlange lieber sehen möchten, wird damit nur der ursprüngliche erzüchtete herausragende Charakter mit den einmalig in der Hundezucht dastehenden universell verwendbaren Eigenschaften des Airedales verdorben.


Wo Airedale draufsteht, muß auch Airedale drin sein!


Wer als Züchter zu einseitig züchtet, wird über kurz oder lang nur noch genetischen Schrott fabrizieren unter dem dann vor allem die Hunde, physisch oder psychisch, zu leiden haben.


Mit freundlichen Grüßen lutz mit Joker

[Dieser Beitrag wurde am 04.08.2009 - 14:49 von lutz aktualisiert]



Die Beziehung zwischen einem Mann und seinem Hund ist heilig,

was die Natur vereint hat, soll keine Frau trennen.

A.R. Gurney

rb_Uschi
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Leistungs- vs. Schönheitslinie

Beitrag von rb_Uschi » Di 4. Aug 2009, 16:38

Wallenstein hat geschrieben:
Diese Welpe wird knurrend auf den Menschen zuspringen,

Hallo Detlef,


meinst Du wirklich, das hat mit Leistungszucht zu tun, was Du oben beschreibst?


Ein Welpe, der einen Menschen anknurrt, hat m.E. schon schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht.



Viele Grüße

Uschi


rb_sijuto
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Leistungs- vs. Schönheitslinie

Beitrag von rb_sijuto » Di 4. Aug 2009, 18:37

Wallenstein hat geschrieben:
Ich bin davon überzeugt und weiß, dass eine Welpe aus der reinen

selektiven Schönheitszucht an die Wand gedrängt eher nach links oder

rechts weglaufen wird als eine Welpe aus der reinen selektiven

Leistungszucht. Diese Welpe wird knurrend auf den Menschen zuspringen,

der ihn bedrängt und wird nicht ablassen, wenn man "buh" macht.
Uschi hat geschrieben:
Ein Welpe, der einen Menschen anknurrt, hat m.E. schon schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht.


Hi Uschi,

das muss nicht unbedingt sein - generell hat ein Hund ja 3 Möglichkeiten, auf bedrohliche Reize zu reagieren (die 3 F's).


Das sind

- Freeze (Einfrieren)

- Flight (Flüchten)

- und Fight (Kämpfen).


Bei einem Welpen, der jetzt noch keinen bedrohlichen Reizen ausgesetzt war, kann man schon ein wenig sehen, in welche Richtung der Hund tendiert. Sobald der Hund allerdings seine Erfahrungen gemacht hat, ist das Bild ggfs. durch Lernerfahrungen verändert.


Ein Hund, der eigentlich die Tendenz zum Flüchten hätte, damit aber keinen Erfolg hat - der Bedrohung also nicht entkommen kann (er ist z.B. angeleint), kann durchaus als nächstes auch den "Fight" wählen. Verschwindet die Bedrohung dann tatsächlich, wird er öfter "Fight" zeigen - es ist ja erfolgversprechend.


Aus der Reaktion "Fight" aber ein größeres Selbstbewusstsein abzuleiten, halte ich für sehr gewagt bis nicht haltbar.


Ganz im Gegenteil leite ich für mich daraus einfach nur ab, dass der Hund eine Situation als Bedrohung empfindet - was auch Rückschlüsse auf ein ggfs. angekratztes Nervenkostüm zulässt - und dieser Bedrohung nicht mit Flucht oder Einfrieren begegnet sondern mit "Kampf" - einer von drei möglichen Verhaltensweisen.


Aber für einiges scheint diese Verhaltensweise wichtig zu sein. Nehmen wir z.B. mal den Wachhund.


Die Dinge, die diese Hunde tun sollen -

"Wachen" können sie nur, wenn sie eben schnell mal was als "bedrohlich" empfinden und bereit sind, die Verhaltensvariante "Fight" zu zeigen (entweder erlernt und/oder "angewölft").


Ein Hund, der nicht so schnell auf Außenreize reagiert, diese eben nicht als Bedrohung empfindet (ist das ein starkes Nervenkostüm?) wird seltsame Geräusche draußen ggfs. komplett ignorieren, das "tangiert" ihn nicht, der kaut weiter auf seinem Kauknochen und hat keine Veranlassung für "Freeze", "Flight" oder "Fight".


Ich hoffe, es ist nicht allzu theoretisch, was mich da gerade beschäftigt bin mal gespannt, ob ich mich da vergaloppiere ...

Liebe Grüße

Silke mit Jule und Tom


PS. Ich editiere mir gerade einen Wolf - wie kann man nur so viele Rechtschreibfehler in einen einzigen Text einbauen - wer noch welche findet kann sie gern behalten - das Weglassen einiger Worte hatte auch zur Sinnentfremdung beigetragen, ich hoffe jetzt geht's!

[Dieser Beitrag wurde am 04.08.2009 - 20:26 von sijuto aktualisiert]



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Beitrag von rb_kenzo » Di 4. Aug 2009, 20:58


Hallo liebe AT-Freunde,

Hallo Silke,

super erklärt hast Du das mit den 3 F.

Danke schön.


Hallo Kirsten,

Du hast absolut Recht. Viel liegt nun mal an dem Menschen, der mit dem Hund arbeitet. Ein Züchter versucht einen guten Hund zu züchten, aber erst der Mensch kann ihn sowohl positiv wie negativ in der Erziehung beeinflussen und entsprechend viel oder wenig aus seinen Fähigkeiten rausholen.


Mit hoch im Wehrtrieb stehenden Hunden, kannst Du keine RH-Prüfung machen.


Einen schönen Abend wünschen

Uli Kenzo und Familie

[Dieser Beitrag wurde am 04.08.2009 - 20:07 von kenzo aktualisiert]



Es wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird.
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rb_sijuto
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Beitrag von rb_sijuto » Di 4. Aug 2009, 21:55

kenzo hat geschrieben:
Mit hoch im Wehrtrieb stehenden Hunden, kannst Du keine RH-Prüfung machen.

Hi Uli,

nein? Kann man nicht? Warum nicht? Kommt es nicht eher darauf an, über welchen "Triebbereich" man ausbildet? Im übrigen kann auch ein hoch im Beutetrieb und ausschließlich in diesem Bereich ausgebildeter Hund die Opfer "beschädigen".


Aber das nur am Rande - die Rettungshundearbeit, wie ich sie kennengelernt habe - spricht den "Wehrbereich" nicht an. Es soll sowas geben - ich möcht's gar nichts kennenlernen, da es auch anders geht.


Zurück vom Ausflug in der Rettungshundeausbildung zu den 3F's:

Interessant ist für mich eher die "Quantität" des auslösenden Reizes für das Verhalten "Freeze", "Flight" oder "Fight".


Wie schnell fühlt sich der Hund bedroht, was steckt er einfach so weg und sieht keine Notwendigkeit für eines der 3F's?


Also die "Reizschwelle", ich hoffe, das ist das richtige Wort dafür. Ist die zu niedrig, wirds schwierig. Ist sie zu hoch, wird der Hund recht lethargisch wirken, kein richtiger "Terrier" sein, wie ich ihn mir wünsche und vorstelle.


Liebe Grüße

Silke mit Jule und Tom



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Beitrag von rb_Uschi » Di 4. Aug 2009, 22:19


Hallo Silke,


unter "freeze", einfrieren, kann ich mir nichts rechtes vorstellen.


Wie sieht das aus? Was geschieht da?



Würdest Du es mir erklären?



Liebe Grüße

Uschi


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Beitrag von rb_sijuto » Di 4. Aug 2009, 22:26


Hi Uschi,

der Hund erstarrt - er verharrt in der Situation, weicht nicht aus, er ist vollkommen passiv.

Rein menschlich betrachtet finde ich diese Verhaltensweise ganz schlimm - obwohl es in der Natur halt manchmal nicht unklug ist. Erstarren, sich nicht bewegen, still und klein bleiben, kann ja auch helfen, dass der "Feind" einen übersieht ...

Liebe Grüße

Silke mit Jule und Tom



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Beitrag von rb_Uschi » Di 4. Aug 2009, 22:28


Hallo Silke,


er zeigt auch keinerlei Demutsgesten? Keine Angst? Nichts?



Liebe Grüße

Uschi


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Beitrag von rb_sijuto » Di 4. Aug 2009, 22:40


Hi Uschi,

das Zeigen von Demutsgesten gehört für mich in den Bereich des 4. F's - "Flirt" (Übersprungshandlungen, Calming Signals etc.) - diese "4. F" ist für mich aber immer so ein bisschen weiter entfernt von den 3 "Kern-F's".


Als schlimmstes Beispiel für "Freeze" hab ich Jule vor Augen - die in den schlimmsten Zeiten ihrer Gewitterphobie während eines Gewitters mit aufgerissenem Maul starr vor mir stand - "Flight" ging nicht - wohin sollte sie flüchten? - "Fight" natürlich auch nicht, also "erstarrte" sie, das Maul aufgerissen und speichelte.


Nicht schön ...


Liebe Grüße

Silke mit Jule und Tom



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Beitrag von rb_Uschi » Di 4. Aug 2009, 22:51


Hallo Silke,


Danke, jetzt ist es mir klarer.


Wie unsere Sina an Silvester. In ihrer Pfütze sitzend, hechelnd, speichelnd. Nein, nicht schön, Du hast recht.


Ich habe an Hunde- oder Menschenbegegnungen gedacht bei "freeze". Und bei solchen Begegnungen geschieht ja doch immer IRGENDWAS.


Oder wird da u.U. auch eingefroren? Hab ich noch nie beobachtet.



Liebe Grüße

Uschi


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