Krankheiten durch Zecken
Verfasst: Sa 21. Nov 2009, 00:00
Liebe Forumsmitglieder,
da ich leider immer wieder feststelle, dass das Thema "Zecken und Krankheiten durch Zecken" von vielen nicht ernst genommen bzw. zu wenig darüber informiert wird, habe ich mir überlegt einfach mal die wichtigsten Fakten über die einzelnen Krankheiten zusammenzufassen.
Borreliose
Die Borreliose ist eine Erkankung, die durch Bakterien der Gattung Borrelia übertragen wird. Mittlerweile gibt es ca. 6 verschiedene Borrelia-Arten. Übertragen wird diese Krankheit durch den gemeinen Holzbock (Ixodes ricinus). Die Borreliose kann alle möglichen Gewebe, Gelenke, Organe und das Nervensystem befallen.
Der Beginn einer Borreliose erinnert an einen grippalen Infekt mit Fieber und Gliederschmerzen. Häufig sind Muskelschmerzen und Gelenkschmerzen mit typischem Gliedmaßenwechsel, d.h. der Hund humpelt mal vorne, dann wieder hinten...
Bei der Borreliose ist nicht zwingend Fieber ein Symptom. In mir bekannten Fällen verlief die Krankheit jedesmal ohne Fieber.
Die Diagnose kann nur durch einen Bluttest geschehen, mittlerweile gibt es auch Schnelltests, über deren Sicherheit ich leider nichts sagen kann.
Behandelt wird die Borreliose in der Regel mit wochenlanger Gabe des Antibiotikums Doxycyclin.
Babesiose
Die Babesiose, auch Piroplasmose genannt, im Volksmund auch Hundemalaria bezeichnet, wird durch Parasiten der Gattung Babesia ausgelöst, die zur Familie der Pirosplasmida gehören. Bei Babesia handelt es sich um Einzeller.
Babesien greifen dei roten Blutkörperchen an und zerstören diese, so dass es innerhalb kürzester Zeit zu einer Anämie (Blutarmut) kommt. Die Erkrankung äußert sich meist mit hohem Fieber, blutigem Erbrechen, dunkelbraunem Urin und allgemeiner Abgeschlagenheit und Apathie.
Diese Krankheit verläuft in sehr viellen Fällen innerhalb weniger Tage tödlich.
Überträger der Babesien ist die Auwaldzecke (Dermencator reticulatus).
Diagnostiziert wird die Babesiose über einen Bluttest.
Es gibt mittlerweile zwar eine Impfung gegen Babesiose, allerdings ist diese Impfung in Deutschland nicht zugelassen. Die Wirkung der Impfung ist allerdings, ähnlich wie bei der Borreliose-Impfung, eher zweifelhaft, da die Impfung nur einen Erreger abdeckt, es aber viel mehr Erreger gibt.
Anaplasmose
Die Anaplasmose, ausgelöst durch Anaplasma phagocytophilum, auch Ehrlichia ewingii genannt, wird durch den gemeinen Holzboch (Ixodes ricinus) oder die Hirschzecke (Ixodes scapularis) übertragen. Man nennt die Anaplasmose auch Schweizerische Ehrlichiose, da dieser Erreger zum ersten Mal in der Schweiz beobachtet wurde, mittlerweile aber sehr häufig auch in Deutschland auftritt.
Die Anaplasmen befallen vor allem die Granulozyten (spezielle weiße Blutkörperchen zur unspezifischen Abwehr).
Die Symptome sind v.a. Fressunlust, Gewichstverlust, Lahmheiten, Polyarthritis und Muskelverhärtungen.
Behandelt wird die Anaplasmose durch wochenlange Gabe des Antibiotikums Doxycyclin.
canine Ehrlichiose
Die canine Ehrlichiose ist eine akute Infektionskrankheit v.a. im Mittelmeergebiet, die durch die braune Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus) übertragen wird. Auslöser der Krankheit sind gram-negative Bakterien der Art Ehrlichia canis.
Die Ehrlichia canis befallen v.a. die weißen Blutkörperchen (Monozyten und Lymphozyten), im Unterschied zur Anaplasmose, die die Granulozyten befällt.
Häufige Symptome sind Fieber, Nasenbluten, Erbrechen, Atemnot, Schwellung der Lymphknoten...
Die Ehrlichiose kann chronisch werden. Die Begleiterscheinungen der chronischen Ehrlichiose sind Blutungen, Anämie, Milzvergrößerung und Gelenkserkrankungen.
Die Diagnose wird mittels Bluttest gestellt, die Behandlung erfolgt ebenfalls mit Doxycyclin.
Diese 4 Krankheiten sind wirklich nicht zu unterschätzen und es empfiehlt sich mittlerweile die Hunde ganzjährig mit einem geeigneten Mittel zu behandeln. Die zur Zeit besten Mittel sind das Spot-on Präparat Advantix oder das Scalibor-Band.
Wenn ein Hund eine dieser Krankheiten hat und wochenlang, vielleicht sogar mehrmals im Jahr mit Antibiotikum behandelt werden muss, muss man sich die Frage stellen, ob die Chemie im Spot-on bzw. Band nicht vielleicht das kleinere Übel ist.
Ich hoffe, dass ich dem ein oder anderen mit dieser Zusammenstellungen ein bißchen weitergeholfen habe.
Viele Grüße
Kathrin
P.S: Wichtige Informationen zum Thema Zecken, Zeckenkrankheiten bzw. auch Leishmaniose kann man auf der Homepage des Bundesverbandes praktizierender Tierärzte BpT finden. Siehe hier oder hier. (Smile Aktuell - aktuelle Meldungen - "Für Hunde gefährlich: Reisen in südliche Länder")
[Dieser Beitrag wurde am 20.11.2009 - 23:30 von Kathrin aktualisiert]
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