Peinliches Verhalten

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rb_lutz
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Peinliches Verhalten

Beitrag von rb_lutz » Di 29. Aug 2006, 12:39


Hallo AT-Freunde,


gerade eben hat es Joker auch mal wieder geschaft mich durch sein Verhalten richtig zu blamieren.

Obwohl ich ihn als recht gut erzogenen Hund bezeichnen möchte und ich ihm auch schon so manche Marotte abgewöhnen konnte ist es mir bisher nicht gelungen ihm zu vermitteln Leute mit tapsigen, schwankendem Gang der durch eine Körperbehinderung wie Schaganfall

(aber auch durch Trunkenheit) hervorgerufen werden kann, nicht als offensichtliche Bedrohung anzusehen.

Wenn wie eben ein Mann mit wackeligen Beinen unvermittelt aus einem Hauseingang vor unserer Nase auf die Straße tritt dreht Joker voll ab und will ihm an die Wäsche. Solches Verhalten ist mir außerordentlich peinlich denn ich muß mich voll an die Leine hängen wenn Joker den Anschein erweckt sich ohne wenn und aber auf einen gefährlichen Gegner stürzen zu wollen. Selbst wenn ich stark annehme dass Joker letztendlich doch nicht zuschnappen würde, möchte ich es nicht darauf ankommen lassen und es genügt ja schon der gefährliche Eindruck den Joker vermittelt um eine Person die sowieso unsicher auf den Beinen steht dadurch auf die Nase fallen zu lassen.

Ich würde gerne wissen ob jemand ähnliche Erfahrungen gemacht hat und wie es mir gelingen kann meinem AT zu vermitteln dass von derart gehandicapten Personen keine Gefahr ausgeht.

Mit anderweitig behinderten Personen z.B. Kindern mit Down-Syndrom oder ähnlichen Behinderungen hat Joker sonst nicht die geringsten Probleme.


Mit freundlichen Grüßen lutz mit Joker

[Dieser Beitrag wurde am 29.08.2006 - 12:14 von lutz aktualisiert]



Die Beziehung zwischen einem Mann und seinem Hund ist heilig,

was die Natur vereint hat, soll keine Frau trennen.

A.R. Gurney

rb_Stripey
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Peinliches Verhalten

Beitrag von rb_Stripey » Di 29. Aug 2006, 13:20


Hallo Lutz,

auch ich kenne dieses Problem. Teddy mag es gar nicht, wenn Betrunkene oder eben auch Leute mit Schlaganfall auf ihn zutorkeln. Ich glaube, dass viele Hunde diesen unsicheren Gang als Bedrohung auffassen. Und bei Betrunkenen ist das teilweise ja auch gerechtfertigt - ich erinnere mich noch sehr gut daran, als ein Freund plötzlich und unvermittelt von einem scheinbar harmlos Betrunkenen einen derartigen Kinnhaken verpasst bekam, dass er blutig zu Boden ging.


Da mein Vater auch einen Schlaganfall hatte und seitdem ein ähnliches Gangbild hat, bin ich mit Teddy sehr vorsichtig gewesen, wenn er zu Besuch gekommen ist. Die ersten Male hat er wirklich geknurrt, wenn mein Vater auf ihn zutorkelte (der ihn als Freund großer Hunde natürlich streicheln wollte). Mittlerweile kennen sich die Beiden, und jetzt geht es.


Ich glaube, dass Teddy fremden Torklern gegenüber aber nach wie vor misstrauisch wäre. Woher soll er wissen, dass sie krank sind bzw. unter den Folgen voran gegangener Erkrankungen leiden?


Ich könnte mir vorstellen, dass eine freundliche Ansprache der betreffenden Person helfen könnte, so dass der Hund sich an Deinem Verhalten orientieren kann. Andererseits stellt sich die Frage, was man wildfremden Leuten denn so alles erzählen will... Vielleicht reicht ein freundliches "Oh, hallo, warten Sie, ich nehme meinen Hund ein wenig beiseite", nur um überhaupt etwas mit einer freundlichen und für den Hund klar erkennbaren angstlosen Stimme zu sagen.


Ich habe vor ca. 1 Jahr in der Zeitung gelesen, dass ein Hund einen Epilepsiekranken während eines Anfalls angefallen hat (in HL, vielleicht hast Du das noch im Kopf, Bettina?).


Du siehst: Du stehst mit Deinem Problem nicht alleine da (auch wenn es Dir zugegebenermaßen nicht groß weiterhilft).



Gruß aus dem Norden von Stripey



Groovy greetings and have a nice day Stripey

rb_Bettina
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Beitrag von rb_Bettina » Di 29. Aug 2006, 13:53


Hallo zusammen,


ja, diese peinlichen Auftritte kenne ich von unserem ersten Airedale Max auch sehr genau.

Alles, was außerhalb der Norm war, wurde angebellt. Mehr Gott sei Dank nicht, aber es war auch so schon oft genug sehr peinlich, wenn einem z.B. Menschen mit einem Rollator entgegen kamen.


Conrad und Amanda belassen es bei interessierten Blicken und sehr viel Aufmerksamkeit.


Mein Vorschlag an Dich, Lutz: versuch doch, eine Trainingseinheit daraus zu machen. Ist es Dir evtl. möglich, in der Nähe von REHA-Einrichtungen mit Joker spazieren zu gehen? Er kann dann Menschen mit Behinderungen "gebündelt" wahrnehmen und mit Deiner beruhigenden Stimme sollte sich diese Peinlichkeit auch bald aus der Welt räumen lassen.

Bei den betreffenden Menschen, denen er so entgegentritt, würde ich mich natürlich für meinen Hund entschuldigen.


@ Stripey: von dem Zeitungsartikel weiß ich nichts (mehr) - entweder vergessen oder verdrängt. Sicherlich ein Artikel mit fettgedruckten Lettern - hätte ein Hund eine Familie aus einem brennenden Haus gerettet, wäre es aber sicher nur eine versteckte Meldung gewesen. *RoteWutbirnekrieg*


Liebe Grüße aus dem dauerverregneten Lübeck

Bettina



Um einander zu verstehen, brauchen die Menschen nur wenige Worte. Viele Worte brauchen sie nur, um sich nicht zu verstehen.

rb_Konny
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Beitrag von rb_Konny » Di 29. Aug 2006, 14:05


Hallo zusammen

Da ich mit meinem Pudel sehr viel mit Kindern zu tun hatte und auch viel durch meinen Beruf in Altersheimen mit ihm unterwegs war kann ich ein wenig mitreden.

Ich gewöhne meine Hunde an neue Situationen, indem ich erst einmal in einem Abstand, der für den Hund nicht bedrohlich ist anfange mit spielen oder füttern und taste mich dann langsam vor. Sobald der Hund auf mich fixiert ist, bekommt er was zu fressen oder es wird gespielt. Das geht soweit, das ich dann schliesslich den Hund in die Hände dieser betroffenen Person geben kann, so dass er von ihr gefüttert wird, oder mit ihr spielt. Mein Pudel hatte den grössten Spass zum Schluss bei den alten Leuten die ihm Futter zusteckten bzw. den Ball geworfen haben. Mit meinem kleinen bin ich auch regelmässig bei Altenfesten um ihm mit gehandikapten Personen zusammenzubringen. Dabei ist es mir am Anfang besonders wichtig, das er gefüttert wird und die Leute nicht anspring sondern sich hinsetzt. Es ist ein sehr langer Weg aber mit viel Geduld schaffst du es. Dein Hund muss solche Leute einfach nur positiv verknüpfen lernen. Vielleicht gibt es in der Nähe ein Altersheim oder Krankenhaus, wo du am Anfang auf Entfernung draussen arbeiten kannst.


Viele Grüsse KOnny



Der Weg wächst im Gehen unter Deinen Füssen, auf wunderbare Weise entfaltet sich die Reise mit dem nächsten Schritt.


Frieder Gutscher

www.boyar-vom-drachenhort.de.tl

rb_Uschi
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Beitrag von rb_Uschi » Di 29. Aug 2006, 14:16


Hallo Lutz,


ein ähnliches Erlebnis hatten wir kürzlich auch. Ich war schockiert!!


Ein Mann, der im Haus gegenüber wohnt, hat seit seinem Schlaganfall eine etwas "schwere Zunge". Die Worte kommen ihm nicht mehr so ohne weiteres über die Lippen.

Dieser begrüßte mich nun auf der Straße und "sprach" noch eine paar Worte, gestikulierte sehr dabei. Wijnta knurrte zuerst, dann bellte sie ihn an. Ich hätte im Boden versinken mögen und machte den Fehler, einfach weiterzugehen (natürlich habe ich mich entschuldigt).


Ein paar Tage später trafen wir ihn wieder und er wollte uns aus dem Weg gehen. Ich bat ihn,zu ihm kommen zu dürfen. Er war einverstanden. Ich nahm Wijnta bei Fuß, ging freundlich grüßend auf ihn zu und blieb dann bei ihm stehen, dabei ließ ich Wijnta sitzen.

Mit angelegten Ohren wartete sie, bis wir mit unserer Unterhaltung fertig waren.


Vielleicht war es besser, dass ich ihn zuerst ansprach?

Ich konnte keine Probe aufs Exempel mehr machen, weil wir ihm seitdem nicht mehr begegnet sind.


Alte Menschen mit Rollator interessieren sie sehr, aber sie werden nicht angebellt.


Betrunkenen sind wir Gottseidank noch nie begegnet.


Viele Grüße

Uschi


rb_wk
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Beitrag von rb_wk » Di 29. Aug 2006, 15:51


Hallo Lutz,


diese Probleme hatte ich ganz massiv mit meinem Rüden Arras. Der war nicht nur viel zu groß für einen Airedale, er war auch unglaublich aggressiv. Er duldete überhaupt niemanden in unsere Nähe und ging sofort zum Angriff über, falls jemand eine bestimmte räumliche Grenze überschritten hat.


Das Problem dabei ist, dass man die Aggression nicht unterdrücken kann, weil es wie ein Trieb ist, man könnte natürlich den Hund brechen, aber wer tut so etwas ? Also mußte ich mir etwas anderes einfallen lassen. Ich trainierte mit meinem Hund ganz intensiv das Fuß gehen. Bei Fuß ließ ich kein Schnüffeln, keinen Blickkontakt mit irgend jemand, bzw. irgend etwas zu. Es war nur der Blickkontakt mit mir erlaubt. Im laufe der Zeit ging das bei Arras in Fleisch und Blut über. Bei kurzer Leine war Fuß angesagt und es gibt nur noch das Herrchen auf dieser Welt. So konnten wir dann gemeinsam durch Städte und Menschenansammelungen gehen. Das war ein mühsamer und langer Weg, hatte sich aber insgesamt gelohnt.


Herzlichen Gruß Werner



P.S.: Mit 9 Jahren mußten wir unseren Arras einschläffern lassen, da er Krebs im Fang hatte. Ich ließ den Hund obduzieren, weil ich wissen wollte ob dieses atypische Verhalten auf den Krebs zurückzuführen war. Der Befund ergab, daß er im ganzen Hirn Metastasen hatte und er vermutlich über Jahre schmerzen hatte. Arras tut mir heute noch leid.


rb_lutz
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Beitrag von rb_lutz » Fr 1. Sep 2006, 11:28


Hallo AT-Freunde,


ein Dankeschön für die Erklärungsversuche und Tipps zum Verhalten unseres ATs bei Begegnung mit Personen die sich nicht auf für ihn normale Art, wie bei Behinderungen, vorwärtsbewegen können.

Da sich Joker generell sonst selbst im dicksten Menschengetümmel der Innenstadt oder auf dem Wochenmarkt wohlfühlt und absolut menschenfreundlich ist denke ich schon dass es nichts mit einer feindseeligen, aggressiven Grundstimmung bei ihm zu tun hat wenn er schlurfenden, torkelnden Personen begegnet sondern etwas für ihn gefahrdrohendes durch diese Bewegungen in seinen Instinkten verankert ist, und er nichts für sein Verhalten kann.

Da wir hier kein Reha-Zentrum für Schlaganfälle in der Nähe haben und wir als Übungsgelände für Personen mit wackligen Beinen auch nicht unbedingt nach Mallorca zum "Ballermann" möchten, muß ich eben darauf achten gehandicapte Personen vor meinem Hund zu erkennen um dann beruhigend auf ihn einzuwirken bevor Joker ausflippt.

Ich denke wir schaffen dieses, genauso wie wir auch andere Sachen in den Griff bekommen haben.


Mit freundlichen grüßen lutz mit Joker.

[Dieser Beitrag wurde am 01.09.2006 - 10:32 von lutz aktualisiert]



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was die Natur vereint hat, soll keine Frau trennen.

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Beitrag von rb_AndreaV » Fr 1. Sep 2006, 15:07


Hallo Lutz,

es wäre auch einen Versuch wert, wenn du oder deine Frau oder Kinder einfach so mal mit Stock oder Krücken laufen würdet. Oder jemand den er gut kennt etwas unsicher geht, vielleicht wäre er da nicht so verunsichert und würde sich daran gewöhnen.

Viele Grüsse Andrea



Was uns mit Hunden so verbindet,ist nicht ihre Treue , ihr Charme oder was es sonst sein mag, sondern die Tatsache, daß sie nichts an uns auszusetzen haben.

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