Sophie
Verfasst: Fr 18. Jan 2019, 13:01
Hallo zusammen,
ich melde mich nach einer gefühlten Ewigkeit auch mal wieder. Nach meinem letzten Beitrag sind einige Dinge passiert und ich habe mir gedacht, ich lasse euch daran teilhaben.
Mein Mann und ich haben im August 2014 ganz spontan Zuwachs bekommen. Wir wurden glückliche Eltern einer alten 11 Jahre Welshdame namens Sophie. Die Besitzerin war verstorben und die Familie kam mit Ihrer Art nicht so ganz zurecht. Da wir schon immer einen zweiten Hund haben wollte und der „große“ Terrier ja auch ganz gut gelungen ist, haben wir gedacht: „Wie schlimm kann es schon werden?!“ Die Liste der Interessen war lang aber wir (!) wurden auserwählt. 1. weil die alte Dame die gleichen Futterallergien hat wie Cooper 2. weil wir ein Haus mit Garten haben (damals noch nicht eingezäunt, dies sollte sich aber ändern) 3. weil unser Hund eine Ganztagsbetreuung hat, da meine Rentereltern nebenan wohnen und Cooper da auch hinkommt, wenn wir arbeiten sind und 4. weil wir Terriererfahren sind (haha)
Gesagt, getan. Wir wollen sie haben. Oh man wir haben uns mal so richtig auf den Ar… gesetzt. Das leichte und lockere Leben, so wie wir es mit Cooper kennen, war auf einen Schlag vorbei. Was haben wir uns da angetan. Aber wir haben uns dafür entschieden, also Zähne zusammen und durch. (Vorweg, es hat sich gelohnt!)
Wir haben uns einen kleinen, biestigen, total verzogenen, sturen, in manchen Situationen sogar bissigen kleinen Terrorzwerg ins Haus geholt. Diese Hündin wurde als Kindersatz erzogen oder eher nicht erzogen und kannte keine Regeln, kein nein oder sonst irgendwas. Das war ich nicht gewohnt. Mein Cooper, den ich überall mit hinnehmen kann, der sich alles gefallen lässt, der noch nie in irgendeiner Art Mist gebaut hat, der immer und überall perfekt ist, hat mich verwöhnt. Aber wie gesagt, wir hatten uns nun mal entschieden.
Diese kleine Kröte hat alles vom Tisch geholt, wo sie nur rankam. Wenn sie nicht rechtzeitig in den Garten durfte, um ihr Geschäft zu erledigen, hat sie da wo sie gerade stand es einfach gemacht. Egal ob Teppich oder Fliesen. Und dann hat sie einen angeschaut als wollte sie sagen: „ich habe vor fünf Sekunden Bescheid gesagt, selbst schuld.
Sie hat einen derartigen Fluchttrieb an den Tag gelegt, dass man die Tür nicht für zwei Sekunden aufstehen lassen konnte. Ich habe in dieser Zeit Menschen bei mir zu Hause gehabt, die sie mir zurückgebracht haben, die ich vorher noch nie gesehen habe. Alle wussten wo sie hingehört, nur sie nicht.
Sie hat so ein großes Ego gehabt, dass sie binnen zwei Wochen alle Hunde bei uns in der Umgebung unter sich hatte. Egal wie groß oder wie alt. Und wer nicht wollte, wurde halt gebissen. Den einzigen Hunden den sie akzeptiert und geliebt hat war unser Cooper.
Apropos beißen. Kein Hundefriseur in der nahen Umgebung wollte noch mit uns zusammenarbeiten. Denn diese fiesen Bürsten, Kämme und Scheren sind Todfeinde.
Trotzdem habe ich sie vom ersten Tag an geliebt und ich hätte sie für kein Geld der Welt wieder hergegeben. Sie hat viel Mist gebaut aber sie hat auch sehr viel Liebe, Lachen und Freude ins Haus und in unser Leben gebracht. Sie war sehr empathisch was die Gefühle ihrer Mitmenschen angeht und hat immer genau zur richtigen Zeit richtig reagiert. Sie hat uns bemuttert wenn es uns schlecht ging und hat sich selbst dabei fast vergessen. Wenn einer von uns krank war ist sie einem nicht von der Seite gewichen und hat uns mit ihrer Liebe und Führsorge überschüttet. Sehr zum Leidwesen von Cooper. Er ist nun mal kein Schmuser, hat sie irgendwie nie verstanden und auch geflissentlich ignoriert.
Sie hat eine unglaubliche Geduld mit Kindern bewiesen. Die Kinder durften alles mit ihr machen. Und sie hat eine Menge durchgemacht. Sie hat nie nach einem Kind geschnappt, egal wie sehr sie ihr (durch die typische ungestüme Kinderart) weh getan haben.
Sie hat, bevor wir sie bekommen haben, keine schöne Zeit gehabt. Ihr geliebtes Frauchen ist von heute auf morgen gestorben und sie ist ständig rumgereicht worden, weil keiner mit ihrer Art zurechtkam. Sie war nicht Fisch und nicht Fleisch. Über ein Jahr hat sie niemanden gehabt an den sie sich binden kann. Und das war für sie überlebenswichtig. Sie hatte einfach aufgegeben. Bis ich realisiert und verstanden hatte warum sie in einigen Situationen so handelt, wie sie es nun mal getan hat, dauerte eine Weile. Genauso wie es bei ihr gedauert hat, zu realisieren, dass sie bei uns zu Hause angekommen ist und nie wieder gehen muss. Sie hat lange gebraucht um uns zu vertrauen und sich zu öffnen, zu merken, dass sie bei uns nicht die Beschützerrolle übernehmen muss, so wie in den vorherigen 11 Jahren, womit sie auch vollkommen überfordert war. Ich denke es hat gut 2 Jahre gebraucht in denen sie ihr altes gewohntes Handeln und Denken abgelegt hat und einfach nur Hund sein durfte. Mit festen Regeln und klaren Strukturen. Ab diesem Zeitpunkt war sie ein Traumhund. Klar hatte sie immer noch ein paar kleine Macken und war stur wie sonst was aber sie hat unglaublich viel erreicht und das in dem hohen Alter. Da soll noch mal einer behaupten, dass alte Hunde nichts mehr dazulernen können!
Leider mussten wir uns dann in letztes Jahr im Mai von ihr verabschieden. Sie hatte einen riesen großen Lungentumor und es war nichts mehr zu retten. Mir fällt es heute noch schwer über sie zu sprechen oder über sie zu schreiben ohne in Tränen auszubrechen. Dieser kleine Hund hat so viel gegeben und ein großes Stück von mir wieder mitgenommen.
Wir haben unvergessliche 4 Jahre mit ihr erleben dürfen. Sie hat es bei uns sehr gut gehabt. Wurde von allen geliebt und geachtet. Sie war nie alleine und hat ihre Rolle als Hund endlich genießen dürfen. Ich könnte noch so viel mehr schreiben. Von den ganzen Anekdoten, ihren „Rosinen“ im Kopp und wie sie es geschafft hat uns immer wieder um den Finger zu wickeln. Vielleicht ein anderes Mal. Der Text ist ja jetzt schon ziemlich lang. Ich danke euch fürs „zuhören“.
In diesem Sinne.
Bis bald.
P.S.: Hier noch ein paar Bilder von Sophie und Cooper
ich melde mich nach einer gefühlten Ewigkeit auch mal wieder. Nach meinem letzten Beitrag sind einige Dinge passiert und ich habe mir gedacht, ich lasse euch daran teilhaben.
Mein Mann und ich haben im August 2014 ganz spontan Zuwachs bekommen. Wir wurden glückliche Eltern einer alten 11 Jahre Welshdame namens Sophie. Die Besitzerin war verstorben und die Familie kam mit Ihrer Art nicht so ganz zurecht. Da wir schon immer einen zweiten Hund haben wollte und der „große“ Terrier ja auch ganz gut gelungen ist, haben wir gedacht: „Wie schlimm kann es schon werden?!“ Die Liste der Interessen war lang aber wir (!) wurden auserwählt. 1. weil die alte Dame die gleichen Futterallergien hat wie Cooper 2. weil wir ein Haus mit Garten haben (damals noch nicht eingezäunt, dies sollte sich aber ändern) 3. weil unser Hund eine Ganztagsbetreuung hat, da meine Rentereltern nebenan wohnen und Cooper da auch hinkommt, wenn wir arbeiten sind und 4. weil wir Terriererfahren sind (haha)
Gesagt, getan. Wir wollen sie haben. Oh man wir haben uns mal so richtig auf den Ar… gesetzt. Das leichte und lockere Leben, so wie wir es mit Cooper kennen, war auf einen Schlag vorbei. Was haben wir uns da angetan. Aber wir haben uns dafür entschieden, also Zähne zusammen und durch. (Vorweg, es hat sich gelohnt!)
Wir haben uns einen kleinen, biestigen, total verzogenen, sturen, in manchen Situationen sogar bissigen kleinen Terrorzwerg ins Haus geholt. Diese Hündin wurde als Kindersatz erzogen oder eher nicht erzogen und kannte keine Regeln, kein nein oder sonst irgendwas. Das war ich nicht gewohnt. Mein Cooper, den ich überall mit hinnehmen kann, der sich alles gefallen lässt, der noch nie in irgendeiner Art Mist gebaut hat, der immer und überall perfekt ist, hat mich verwöhnt. Aber wie gesagt, wir hatten uns nun mal entschieden.
Diese kleine Kröte hat alles vom Tisch geholt, wo sie nur rankam. Wenn sie nicht rechtzeitig in den Garten durfte, um ihr Geschäft zu erledigen, hat sie da wo sie gerade stand es einfach gemacht. Egal ob Teppich oder Fliesen. Und dann hat sie einen angeschaut als wollte sie sagen: „ich habe vor fünf Sekunden Bescheid gesagt, selbst schuld.
Sie hat einen derartigen Fluchttrieb an den Tag gelegt, dass man die Tür nicht für zwei Sekunden aufstehen lassen konnte. Ich habe in dieser Zeit Menschen bei mir zu Hause gehabt, die sie mir zurückgebracht haben, die ich vorher noch nie gesehen habe. Alle wussten wo sie hingehört, nur sie nicht.
Sie hat so ein großes Ego gehabt, dass sie binnen zwei Wochen alle Hunde bei uns in der Umgebung unter sich hatte. Egal wie groß oder wie alt. Und wer nicht wollte, wurde halt gebissen. Den einzigen Hunden den sie akzeptiert und geliebt hat war unser Cooper.
Apropos beißen. Kein Hundefriseur in der nahen Umgebung wollte noch mit uns zusammenarbeiten. Denn diese fiesen Bürsten, Kämme und Scheren sind Todfeinde.
Trotzdem habe ich sie vom ersten Tag an geliebt und ich hätte sie für kein Geld der Welt wieder hergegeben. Sie hat viel Mist gebaut aber sie hat auch sehr viel Liebe, Lachen und Freude ins Haus und in unser Leben gebracht. Sie war sehr empathisch was die Gefühle ihrer Mitmenschen angeht und hat immer genau zur richtigen Zeit richtig reagiert. Sie hat uns bemuttert wenn es uns schlecht ging und hat sich selbst dabei fast vergessen. Wenn einer von uns krank war ist sie einem nicht von der Seite gewichen und hat uns mit ihrer Liebe und Führsorge überschüttet. Sehr zum Leidwesen von Cooper. Er ist nun mal kein Schmuser, hat sie irgendwie nie verstanden und auch geflissentlich ignoriert.
Sie hat eine unglaubliche Geduld mit Kindern bewiesen. Die Kinder durften alles mit ihr machen. Und sie hat eine Menge durchgemacht. Sie hat nie nach einem Kind geschnappt, egal wie sehr sie ihr (durch die typische ungestüme Kinderart) weh getan haben.
Sie hat, bevor wir sie bekommen haben, keine schöne Zeit gehabt. Ihr geliebtes Frauchen ist von heute auf morgen gestorben und sie ist ständig rumgereicht worden, weil keiner mit ihrer Art zurechtkam. Sie war nicht Fisch und nicht Fleisch. Über ein Jahr hat sie niemanden gehabt an den sie sich binden kann. Und das war für sie überlebenswichtig. Sie hatte einfach aufgegeben. Bis ich realisiert und verstanden hatte warum sie in einigen Situationen so handelt, wie sie es nun mal getan hat, dauerte eine Weile. Genauso wie es bei ihr gedauert hat, zu realisieren, dass sie bei uns zu Hause angekommen ist und nie wieder gehen muss. Sie hat lange gebraucht um uns zu vertrauen und sich zu öffnen, zu merken, dass sie bei uns nicht die Beschützerrolle übernehmen muss, so wie in den vorherigen 11 Jahren, womit sie auch vollkommen überfordert war. Ich denke es hat gut 2 Jahre gebraucht in denen sie ihr altes gewohntes Handeln und Denken abgelegt hat und einfach nur Hund sein durfte. Mit festen Regeln und klaren Strukturen. Ab diesem Zeitpunkt war sie ein Traumhund. Klar hatte sie immer noch ein paar kleine Macken und war stur wie sonst was aber sie hat unglaublich viel erreicht und das in dem hohen Alter. Da soll noch mal einer behaupten, dass alte Hunde nichts mehr dazulernen können!
Leider mussten wir uns dann in letztes Jahr im Mai von ihr verabschieden. Sie hatte einen riesen großen Lungentumor und es war nichts mehr zu retten. Mir fällt es heute noch schwer über sie zu sprechen oder über sie zu schreiben ohne in Tränen auszubrechen. Dieser kleine Hund hat so viel gegeben und ein großes Stück von mir wieder mitgenommen.
Wir haben unvergessliche 4 Jahre mit ihr erleben dürfen. Sie hat es bei uns sehr gut gehabt. Wurde von allen geliebt und geachtet. Sie war nie alleine und hat ihre Rolle als Hund endlich genießen dürfen. Ich könnte noch so viel mehr schreiben. Von den ganzen Anekdoten, ihren „Rosinen“ im Kopp und wie sie es geschafft hat uns immer wieder um den Finger zu wickeln. Vielleicht ein anderes Mal. Der Text ist ja jetzt schon ziemlich lang. Ich danke euch fürs „zuhören“.
In diesem Sinne.
Bis bald.
P.S.: Hier noch ein paar Bilder von Sophie und Cooper