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Ohne Worte . . . . .

Verfasst: Mi 8. Jun 2011, 11:05
von TerrierLady
Hallo Leute,

gerade in den Nachrichten gehört:

Zwei 8 und 9 Jahre alte Jungs haben in Kirchheim Teck sieben Lämmer einfach totgeschlagen.
Durch Zeugen wurden sie "gefasst" und sie haben die Tat auch gestanden . . . warum sie das gemacht
haben konnten sie nicht erklären . . .


Kopfschüttelnde Grüße
Ulrike

Re: Ohne Worte . . . . .

Verfasst: Mi 8. Jun 2011, 11:13
von Uschi
Hallo Ulrike,

da wird mir ganz anders.


Entsetzte Grüße
Uschi

Re: Ohne Worte . . . . .

Verfasst: Mi 8. Jun 2011, 11:29
von airenois
Da fehlen einem wirklich die Worte....

Heute töten Sie Lämmer und morgen ?

Gruß
Nicole

Re: Ohne Worte . . . . .

Verfasst: Mi 8. Jun 2011, 16:18
von Bine
Meine Grossmutter hatte noch eine richtige Landwirtschaft, so mit Schweine/ Hühner im November schlachten.
Also klare Nutztierhaltung. Es war normal, das ein altes Pferd zum Metzger geht, das ein Schwein im November geschlachtet wird und so wurden auch wir Kinder damit gross. Aber: meine Grossmutter hätte uns windelweich geprügelt, wenn wir uns in irgendeiner Art und Weise an den Tieren vergangen hätten und ich habe von ihr eins gelernt: Achtung vor jeder Kreatur!
Ich glaube einfach unsere Welt verroht durch Computerspiele, wenig Sozialkontakt ect pp. völlig und die Kinder entgleisen deshalb so dermassen, weil sie einfach keine Grenzen kennenlernen.
LG Bine

Re: Ohne Worte . . . . .

Verfasst: Mi 8. Jun 2011, 20:06
von Sparta
Bine hat geschrieben: Ich glaube einfach unsere Welt verroht durch Computerspiele, wenig Sozialkontakt ect pp....
Ach, gabs die schon im Nationalsozialismus? Aber Spaß beiseite: So einfach kann man es sich nicht machen - dafür sind die Zusammenhänge zu komplex.

Re: Ohne Worte . . . . .

Verfasst: Do 9. Jun 2011, 05:54
von Bine
Na klar ist es komplexer, ich frage mich immer, was in den Köpfen von Jugendlichen vorgeht, wenn sie z.B. bei U-Bahn Prügeleien Unbeteiligte treten, um Frust?! abzubauen, am Boden liegend noch gegen den Kopf treten. Das ist doch nicht normal, da ist doch irgendwo was ganz schief gelaufen.
Klar gabs auch in meiner Schulzeit Prügeleien, die mal mit einer blutigen Lippe oder einem "Veilchen" endeten, aber wenn der Andere zu Boden ging, war Schluss. Wir waren keine "Engel", aber es gab Grenzen. Ich hätt mich nie getraut ein Tier/ Menschen zu quälen...schon das Scheuchen der Hühner wurde bestraft. Richtige Grausamkeiten gegen Tiere/ Menschen, da hätt die Höchststrafe drauf gestanden.
Als Nick Brunner, ein Schulfreund meines Mannes, in München starb, der sein ganzes Leben nie einer Fliege was leide getan hatte, da war schon die Frage da: Warum? Ich versehs nicht und hab auch kein Verständnis dafür.
Und wenn mein Bruder, seines Zeichens Lehrer, berichtet, dass Eltern bei einem 14 jährigen Schüler in der Elternsprechstunde ein "Offenbarungseid" leisten, dann läuft wohl auch in der Gesellschaft was schief.
Ich versteh`s nicht.
LG Bine

Re: Ohne Worte . . . . .

Verfasst: Do 9. Jun 2011, 06:48
von redchili
Hallo zusammen,

die Beschreibung zu Deiner Großmutter kann ich nur zu gut nachvollziehen, Bine, war bei mir ganz genauso. Als Knirps schon hab ich wie oft beim Schweineschlachten mitgeholfen, aber nie hatte ich das Gefühl, meine Großeltern würden ihre Tiere schlecht behandeln oder nicht respektieren. Im Gegenteil haben sie meine Tierliebe nur gefördert.

Für mein Gefühl neigt die nachwachsenden Generation dazu (nicht der Einzelne!), dass genau dieser Respekt ziemlich auf der Strecke bleibt: die ganz grundlegende Achtung vor dem anderen, ob Mensch oder anderes Lebewesen. Das muss doch sehr früh gelegt werden, also von den Eltern und der engsten Familie selbst vorgelebt und praktiziert, und sie müssen Verstöße dagegen klären und wenn nötig sanktionieren. Kinder brauchen doch die Möglichkeit, das zu lernen und zu verinnerlichen, Achtung vor dem Mitgeschöpf ergibt sich doch nicht einfach so aus dem Nichts :dog_unsure

Viele Grüße,
Antje mit Luzie

Re: Ohne Worte . . . . .

Verfasst: Do 9. Jun 2011, 10:30
von Sparta
Bine hat geschrieben: Ich hätt mich nie getraut ein Tier/ Menschen zu quälen...schon das Scheuchen der Hühner wurde bestraft. Richtige Grausamkeiten gegen Tiere/ Menschen, da hätt die Höchststrafe drauf gestanden.
Als Nick Brunner, ein Schulfreund meines Mannes, in München starb, der sein ganzes Leben nie einer Fliege was leide getan hatte, da war schon die Frage da: Warum? Ich versehs nicht und hab auch kein Verständnis dafür.
Und wenn mein Bruder, seines Zeichens Lehrer, berichtet, dass Eltern bei einem 14 jährigen Schüler in der Elternsprechstunde ein "Offenbarungseid" leisten, dann läuft wohl auch in der Gesellschaft was schief.
Ich versteh`s nicht.
LG Bine
Es gab schon immer Kinder, die Tiere oder andere Kinder gequält haben. "Frösche Aufblasen" z. B. war doch früher eine beliebte Freizeitbeschäftigung (heute nicht mehr, es gibt ja Computerspiele). Und zu welchen Greueltaten (erwachsene!) Menschen in früheren Generationen fähig waren, wissen wir alle. Gewalt gegenüber anderen gab es immer und wird es immer geben. Und die Fälle, die Du nennst, sind Einzelfälle und da ist in der Tat etwas schief gelaufen. Die Mehrheit der Jugendlichen ist aber anders.

Und natürlich haben es Lehrer heute schwerer als früher. Früher hat man die Schüler verprügelt oder in die Ecke gestellt. Heute haben die Schüler weniger Respekt - das mag man als Lehrer bedauern, weil es das Lehrerleben etwas unkomfortabler macht. Und wenn man schwierige Jugendliche ohne Perspektive aufs Abstellgleis schiebt und nicht bereit ist, Geld für kleinere Klassen locker zu machen, darf man sich nicht wundern.

Neu ist allerdings das Migrationsproblem. Aber das ist ein anderes Thema.
redchili hat geschrieben:Für mein Gefühl neigt die nachwachsenden Generation dazu (nicht der Einzelne!), dass genau dieser Respekt ziemlich auf der Strecke bleibt: die ganz grundlegende Achtung vor dem anderen, ob Mensch oder anderes Lebewesen.
Welche Strecke meinst Du eigentlich?

6 Mio. getötet Juden
100.000 getötete Behinderte
50.000 getötete Homosexuelle
.....

Re: Ohne Worte . . . . .

Verfasst: Do 9. Jun 2011, 10:52
von Eddi
Moin,

ein Thema zu dem ich kinderloses ja nur zu gut alles besser wissen kann.....
redchili hat geschrieben:Achtung vor dem Mitgeschöpf ergibt sich doch nicht einfach so aus dem Nichts
ich glaube aber, daß sich aus genau diesem Nichts die Nicht-Achtung ergibt.
Ich bin auch nicht in einer Großfamilie aufgewachsen, war ab Grundschulalter teilweise viele Stunden unbeaufsichtigt allein verantwortlich, weil Eltern arbeiteten, bin nicht mit vielen Tieren groß geworden (zu meinem größten Leidwesen), was heute alles so an Gründen für jugendliche Desosientiertheit entschuldigt wird. Aber irgendwie hat es schon gelangt, Empathie zu erwerben und denken (naja, im kleinen Rahmen halt) zu lernen.

Ich versteht echt nicht, wie es passieren kann, daß Kinder, die heute viel mehr Möglichkeiten haben könnten, deren vielleicht familiär verringerten Strukturen durchaus durch andere gesellschaftliche Bindungen teilweise aufgefangen werden könnten, warum die völlig gefühllos werden.

Ich weiß nicht, ob es anderen auch so gegangen ist, aber ich habe durchaus auch Tiere - nach späteren Maßstäben - gequält. Ich habe als 7, 8jährige auch gelernt, wie man Frösche aufbläst oder mit dem Luftgewehr auf Spatzenjagd (GsD war ich damals ein ganz schlechter SChütze) geht. Wenn das alle machen, macht man mit, aber es ging ganz schnell, daß ich für mich plötzlich fühlte, daß es nicht in Ordnung sein kann. Ich schäme micht heut noch dafür, daß ich umserem Boxer damals wütend den Staubsaugerfuß auf den Kopf gehauen hab, weil er mich beim saugen (ja, ich musste ab und zu meine eigenen SChweinerein selber wegmachen) genervt hat und er ganz schrecklich aufgeheult hat und sich versteckt hat. Wir waren die besten Kumpels und ich hab ihm wehgetan. Heute weiß ich, daß er sicher mehr geheult hat, als nötig, aber es hat mir selber in dem moment so wehgetan. Bestimmt machen Kinder auf solchen Wegen die Erfahrung, mit-empfinden zu lernen. Doch dazu ist mE nicht mehr nötig, als eigentlich allen möglich, nämlich ein paar SChul/Kindergartenkumpels oder Freunde, ein, zwei Elternteile oder so ähnlich.
Und ich glaube sogar, wir haben uns öfter auf dem SChulhof "gekloppt", als ich das heute sehe. Doch da gab es unausgesprochene Gesetze, die von allen respektiert wurden und Übertretungen wurden mit richtigem sozialem Streß (Ächtung der ganzen Klasse) geahndet. Irgendwie wurde auch immer von der Gruppe verhindert, daß ein zu großer Unterschied zwischen den Kontrahenten da war und nachtreten gab es einfach nicht.

Wo in Gottesnamen ist das heute auf der STrecke geblieben?
Warum kommen manche Kinder nicht mehr dazu, Empathie zu entwickeln? Man kann doch nicht immer die SChuld in der Gesellschaft suchen. Weshalb ist meine Generation und die nachfolgenden als Eltern teilweise so gescheitert?
Nein, bitte keine Positiv-Beispiele, ich weiß selber, daß die allermeisten Kids dennoch ganz normal sind und prima werden. Aber ich habe das GEfühl, der Anteil an Empfindungslosen nimmt zu, ebenso wie die Ellbogen weiter ausgefahren werden.

Ach menno, eigentlich ist die Welt so schön......

LG
Eddi

Re: Ohne Worte . . . . .

Verfasst: Do 9. Jun 2011, 13:08
von redchili
Hallo Michael,
Sparta hat geschrieben:Welche Strecke meinst Du eigentlich?
ja, genau das frage ich mich – was treibt die achtungslosen Jugendlichen der aktuellen Zeit an? Bei den Massenabschlachtungen, die Du aufführst, stand das Nazi-System dahinter. Bei den 1 Million Toten der Schlacht an der Somme 1916 hatten militärische Befehlshaber der beteiligten Länder im Rahmen des Ersten Weltkriegs die Menschen aufeinandergehetzt. Im Burenkrieg um 1900 starben über 120.000 Buren in den Konzentrationslagern der Briten. Was aber steckt hinter der heutigen Achtlosigkeit im Alltag? Wenn wir das festmachten könnten, ließe sich doch was dagegen tun, damit nicht eventuell wieder was Schlimmes im großen Stil entsteht.
Eddi hat geschrieben:ich glaube aber, daß sich aus genau diesem Nichts die Nicht-Achtung ergibt
Genau das meinte ich, im Umkehrschluss.

Viele Grüße,
Antje mit Luzie