Das Kind hatte viele Namen

, seit 01.01.2012 heisst es nur noch IPO und zwar endlich weltweit.
Ich persönlich mag IPO deshalb, weil es eben sehr vielseitig ist und eben alle Möglichkeiten des Hundes abdeckt.
Abtl. A = ist die Fährte, also Nasenarbeit, wobei im Gegensatz zum Stöbern / Mantrailen eben eine "tiefe" Nasenarbeit gefordert wird und der Hund sich von der Personenspur nicht mehr als 10m entfernen darf, hier wird also auf korrektere Ausführung wert gelegt, der HF muss exakt 10 m hinter dem Hund gehen und darf diesen nicht beeinflussen. Je nach Prüfungsstufe sind 2-3 Gegenstände durch den Hund anzuzeigen ( im Sitz, Platz, Steh). Je nach Prüfungsstufe varrieren Eigenfährte ( in der IPO 1) über Fremdfährte ( 2+3) auch in der Länge und den Winkeln, wird also mit zunehmender Stufe schwieriger und länger. Steigerung der IPO 3 Fährte sind dann die reinen Fährtenprüfungen FH1 +FH 2.
Abtl. B= Unterordnung ( Freifolge, Sitz, Platz, Hier, Apportieren auf ebener Ebene,Hürde 1m und Schrägwand, sowie die Vorrausübung, Ablegen unter Ablenkung) ähnlich wie in der Begleithundeprüfung, wird hier auf exakte, freudige Arbeit wert gelegt. Es darf hier etwas freudiger, triebiger zugehen, als beim sehr ruhigen, absolut exakten, ruhigen Obidience.Je nach Prüfungstufe wrd auch hier die Anforderungen höher ( übungen werden aus dem Laufschritt gezeigt, Hölzer zum Apportieren werden schwerer, in 2+3 kommt das Kommando "Steh" dazu)
und jetzt kommt der Stein des Anstosses:
Abtl. C= Schutzdienst
Der Schutzdienst wird von mir über den Beutetrieb aufgebaut, d.h. der junge Hund wird im Geschirr zum Spielen mit dem Helfer und einem Lappen animiert, ähnlich der Spiele die man zu Hause mit einem alten Handtuch umgangssprachlch als Zerrspiele betitelt. Der Hund gewinnt immer

Für mich persönlich für den Welpen eine wichtige Prägung, denn er lernt mit fremden Leuten zu spielen und entwickelt dadurch ein gesundes Selbstvertrauen.
In der 2. Lernphase lernt der Hund, im Spiel "Beute zu machen", also ruhig und konzentriert in den Lappen einzubeissen und diese zu tragen.
Sinn ist hier, das der Hund konzentrierter wir, trotz Aufregung, denn in der 1. Lernphase wurde ja die Freude an diesem Spiel gefördert.
Lernziel ist also das ruhige, feste Einbeissen, Tragen der Beute , Auslassen ...Neubeginn
Hat der Hund diese Sachen gelernt ( kann schon mal 2 Jahre dauern), kommen nun die Gehorsamsübungen, der Hund soll lernen, trotz hoher Erregung und Freude, auf die UO Kommandos des HF zu reagieren. ( Hier, Fuss, Platz). Alte Hundesportler bezeichneten deshalb die Abtl. C als die "Krone der Unterordnung", weil der Hund eben die Kommandos des HF annehmen soll, obwohl er sich viel lieber vom Schutzdiensthelfer den Arm holen würde.
Je nach Prüfungsstufe steigen auch hier die Anforderungen in der Unterordnung ( z.B.bei der 1er darf ich den Hund noch mit "Fuss" beim Helfer abholen, während ich in 2+3 den Hund aus der Entfernung vom Helfer abrufen muss). Was also so gefährlich aussieht: "Hund wird scharf gemacht / beisst Menschen" ist nichts anderes, als ein Spiel unter Ablenkung, bei der der Hund auch höchster Erregung seinem HF folgt.
Welchen Sinn macht nun die Abtl. C für die Beteiligten:
Hund: der Hund hat richtig Spass am Beutespiel ( man kann einen Hund nicht zwingen in den Arm zu beissen!) und darf gezielt und kontrolliert mal das tun, was ein Canide seit Millionen von Jahren tut: hetzen, Beute machen, Beute totschütteln ( denn das darf er im realen Leben in der zivilisierten Gesellschaft eben nicht mehr: Postboten tabu, Wild tabu, Jogger & Radfahrer ganz tabu, andere Hund pfui, Jäger ganz pfui.....

), ich sehe also in der Abtl. C eine Art Ventil für den Hund, um seine sonst unerwünschten Triebe und auch Aggression zielgerichtet und ungefährlich auszuleben.
Mensch: die Hunde werden mit zunehmender Arbeit kontrollierbarer, auch in sehr hoher Erregung, sie lernen auf Kommando umzuschalten, was später auch im realen Leben den Vorteil hat, dass der Hund bei anderen Reizen ( Wild, Katze oder andere "geliebte" Dinge ) kontrollierbar und gehorsam bleibt, hier ist vorallem positiv, dass der Hund ansprechbar bleibt und auf das "Signal" des HF wartet.
Schutzdiensthelfer: wenig Fettansatz, Fittnes, gesparte Saunabesuche ( wobei der Trainingseffekt proportional zum Gewicht des Hundes steigt

)
Abtl. C ist nur noch ein Sport, bei dem es um die exakte und freudige Ausführung und Punkte geht. Die irrtümliche Annahme, die Hunde würden dann im realen Leben auch beissen ( mannscharf

) funktioniert nicht, die Hunde sind so geprägt, dass sie nur mit dem Spiel beginnen, wenn auch das Lieblingsspielzeug, der Schutzarm auf dem Platz ist. Beim Beutespielen ist der Schutzdiensthelfer immer der beste Freund des Hundes, ähnlich wie ein Sparingspartner.
Viele Z
uchtvereine sehen die Abtl. C zwingend als Zuchtzulassungsprüfung vor, dass hat mehere Gründe:
unsichere, ängstliche Hunde haben i.R. ein grosses Problem mit fremden Leuten zu spielen,man testet also beim Schutzdienst einige Anlagen, die ein Hund einfach mitbringt, Mut, Selbstsicherheit, Belastbarkeit, denn der Hund agiert am Helfer i.R. ohne Hundeführer und dort werden dann Wesensprobleme, die ein guter HF in der UO noch abtrainieren kann, gnadenlos sichtbar.Unsicherheit und Angst, Unruhe und Hektik zeigen sich dort gnadenlos und schnell.
Da nachweislich selbstsichere, kontrollierbare Hunde kaum Beissunfälle verursachen ( 98 % der Beissunfälle resultieren aus Angstagrression des Hunde), führt eine ordentliche Ausbildung also nicht zu "mehr Beissern", sondern zu weniger Beissunfällen. Da gerade bei den gebrauchshunden eben auf diese Eigenschaften Wert gelegt wird, ist es halt bei vielen Zuchtvereinen zwingend vorgeschrieben, um eine umfassende Wesensbeurteilung zu ermöglichen und ängstliche, aggressive Hunde aus der Zucht selektieren zu können.
Für mich ist also IPO ein abwechslungsreicher Sport, der sowohl mich, als auch meinen Hunden viel Spass macht und alle angeborenen Bedürfnissen befriedigt, ich bin damals zum IPO Sport gekommen, weil mein Hund die Abtl. C so liebte, der ich im beginn sehr wenig abgewinnen konnte. Erst mit zunehmendem Wissen, hab ich den Schutz entspannt gesehen.
kirikola hat geschrieben:
Wie unterscheidet sich dieser Sport zu Polizei- und Militärhundearbeit?
IPO ist ein reiner Sport, hier kommt es auf die exakte Ausführung der einzelnen übungen an ( Punkte). Die Hunde beissen nicht zivil !- werden also i.R. keinen Menschen beissen, weil sie den Schutzarm und dei Schutzkleidung des Helfers als auslösendes Signal brauchen. Bei der Polizeiausbildung kommt es auf ganz andere Dinge an, die beim IPO Sport hoch unerwünscht sind ( unruhiger Griff, Hektik, Rausdrehen aus dem Helfer, Agrression im eigentlichen Sinne, Vermeidung von Stockschlägen ect), ein IPO Hund wäre von einem wirklichen Täter extrem schnell zu verletzen / zu töten. IPO / Polizei/ Militär sind also völlig verschiedene Schuhe...
kirikola hat geschrieben:
Wenn ich mit VPG anfangen möchte, auf was muss ich dabei achten (Ausbildungsmethoden, etc)?
Guten Schutzdienst erkennt man an der hoch motivierten Freude der Hunde, gute ( also volle, ruhige Griffe) und auf Nachfrage meist dran, das der Helfer sagt:" wir arbeiten über Beutetrieb! Schau Dir einfach verschiedene Plätze an und beobachte die Hunde ganz genau. Ist der Hund dem Helfer gegenüber freundlich, erregt ist es in aller Regel ein guter Platz/ Helfer und mit dem steht und fällt nun einmal der Schutzdienst.
LG Bine