Gedanken zu Führung und Erziehung
Verfasst: Do 30. Sep 2010, 17:14
Hallo zusammen,
ich habe mir mal ein paar Gedanken,zum Thema „Führung“ (unserer Hunde) gemacht. Das meiste ist sicher ganz vielen hier bekannt sein und ich möchte niemanden belehren...aber es kann ja auch nicht schaden nochmal darüber nachzudenken.
Was veranlasst einen Hund unseren Anweisungen Folge zu leisten?
Zunächst mal muss er verstehen was wir von ihm wollen. Kommandos bringen wir ihm in der Ausbildung z.B. mit der operanten Konditionierung (z.B. Clicker) bei.
Aber es fehlt noch etwas wichtiges damit unsere Hunde sicher gehorchen. Beispiel: Heute morgen rief meine Frau Felix, der bei mir im oberen Stockwerk war, mit den Worten „Felix komm her“ zu sich. Ich konnte sehen dass Felix die Aufforderung sehr wohl verstanden hatte, aber statt hinunter zu gehen, sich nur umwante und mir fragend in die Augen sah. Ich habe ihn dann mit einem Fingerzeig und den Worten „ na, geh schon", nach unten zu meiner Frau geschickt.
Wenn eine, in der Hierachie unter mir (oder ihm) stehende, Person ihm einen Befehl gibt, der aber seinen momentanen Interessen entgegen steht, stellt er die Ohren auf Durchzug....
Zur „Ausbildung“ muss also noch etwas Wichtiges hinzukommen - nämlich dass unsere Hunde uns als „Führer“ anerkennen. Führung und Ausbildung sind keine Synonyme wie von manchen geglaubt wird!
Führung ist für Hunde so wichtig wie Futter, Wasser, Vertrauen oder Liebe. Ohne unsere Führung könnten sie in unserer modernen Welt nicht lange existieren. Wir sind mit dem ersten Umlegen des Halsbandes einen Vertrag mit unseren Hunden eingegangen, die Verantwortung für sie zu übernehmen und ihre Grundbedürfnisse zu erfüllen. Dieser Verantwortung sollte man sich bewusst stellen, dazu gehört auch, das wir geradezu verpflichtet sind die Führung für unsere Hunde zu übernehmen.
Natürlich gibt es auch hier kein Patentrezept, jeder Hund und Mensch ist anders. Bei dem einen ist ein autokratischer Stil angezeigt bei anderen ist ein mehr „laissez-fairer Stil“ ausreichend... je nach Hund. Bei Menschen ist es übrigens nicht anders...
Es lohnt sich sicher, sich mal ein paar Gedanken über seine eigene Führungskompetenz und deren Verbesserung zu machen.
Werden wir von unseren Hunden 100% als „Rudel-Führer“ anerkannt? Sind wir „gute“ Führer?
Ich will mal zwei Fragen dazu in den Raum stellen:
- Können wir jederzeit unseren Hunden z.B. ihr Futter oder ihr Lieblingsspielzeug wegnehmen?
- Haben wir unsere Hunde auch dann weitestgehend im „Griff“, wenn es Ablenkungen durch andere Hunde oder Wild gibt? Gehorchen ohne Ablenkung auf dem Platz zählt dabei aber nicht...
Wenn eine der Fragen mit "nein" oder "manchmal" beantwortet werden muss (bitte ehrlich zu sich sich selbst sein!) besteht mehr oder weniger Handlungsbedarf. Aber bitte nicht mit der Brechstange sondern mit Bedacht!
Was ist Führung in Kurzform:
-Verantwortung übernehmen
-Vorbild sein
-Vertrauen und Bindung aufbauen
-Fähigkeiten fördern
-Selbstvertrauen stärken
-Regeln aufstellen und Grenzen setzen und durchsetzen!
Was macht gute Führungsqualitäten aus?
Der wirklich gute kompetente Führer fängt bei sich selber an und übt seine Führungsposition von innen nach außen aus. Er steht mit „Leib und Seele“ dahinter, er lebt sie. Man kann keine Hunde in 10 Minuten pro Tag erziehen und den Rest des Tages „laufen lassen“...Täglich prüfen unsere Hunde, ob wir noch ihren Respekt und Vertrauen als Rudelführer verdienen. Unsere Hunde würden schnell ein nicht-kongruentes Verhalten ( Übereinstimmung von Fühlen, Denken, Körpersprache und verbalen Aussagen) entlarven. Es würde sie verunsichern das Vertrauen untergraben und unsere Führungspostition in Frage stellen.
Der gute souveräne Führer „verwaltet“ die Ressourcen des Rudels. Er stellt die Regeln auf, er entscheidet wer wann auf dem Sofa liegen darf, wann gejagt wird, wem der Knochen gehört usw.
Bei dem, was Hunde für wichtige Ressourcen halten, unterscheiden sich Hunde sehr stark. Ich hatte in jungen Jahren einen Hund der Knochen und Pansenreste im Garten zur weiteren Reifung vergraben hat
.Die Verstecke waren für uneingeweihte Besucher nicht als solche zu erkennen. Meinem Kumpel ist er mal an die Hose gegangen, als dieser unbeabsichtigt in die Nähe seiner eingegraben Schätze gekommen ist....es war ein kleiner Hund und mein Kumpel hatte eine alte Hose an, für mich relativ
lustig...für ihn etwas weniger
...
Felix bekommt nur Zugriff auf Ressourcen wenn er sich kooperativ verhält. Er wartet bis ich die Jagd auf den Critter freigebe...er wartet bis er sein Fressen nehmen darf usw. Und jederzeit gibt er ohne knurren und murren Dinge wieder her...z.B. wenn ich vergessen habe Tabletten in seinen Napf zu tun. Natürlich versuche ich immer dabei irgentwas zu tauschen oder gebe ihm den Napf sofort zurück.
Etwas albern, teilweise unsinnig und wenig hilfreich finde ich allerdings die in der neuzeitlichen Erziehung so beliebten „dominanz verhindernden“ Ratschläge, die pedantisch konsequent eingehalten werden sollen. Oft kommt das Wort „nie“ darin vor. Beispielweise darf man nie bei seiner Rückkehr seinen Hund nicht begrüßen...oder der Hund darf nie als erster durch Türen gehen. Füttern sie nie ihren Hund bevor sie essen...geben sie ihm nie Aufmerksamkeit wenn von ihm die Intitiative ausgeht...niemals geben sie ihm Spielzeug zur freien Verfügung usw., usf.
Alle diese Dinge sind bei uns nicht festgeschrieben und trotzdem will sich Felix nicht zum Rudelführer aufschwingen....Das soll nicht heißen das es bei uns keine Verbote und Tabus gibt: Elekrokabel sind Tabu, Kot fressen ist Tabu, und es ist selbstverständlich nicht erlaubt Anweisungen des Chefs zu missachten
. Wenn der Boss sagt, das er als erster durch die Tür geht, dann ist das eben so.
Mir fallen noch weitere wichtige Führungskompetenzen ein, nur als Stichpunkte und zur Disskusionsgrundlage:
-Den Hund beschützen/ ich trete vor, denn es könnte gefährlich werden...
-Überlegenheit demonstrieren/ ich bin der Führer und löse die Probleme
-Gruppendynamik/ Streit in der Gruppe schon im Keim gerecht schlichten
Rangfolgen sind niemals starr und fest. Oft kontextabhängig. Hier im Haus habe ich das Sagen( ha,ha,ha...) , draußen nachdem ich zu schnell gefahren bin, ist es besser, bei dem weisungsbefugten Polizisten kleine Brötchen zu backen...in der Firma habe ich zu tun, was mein Chef sagt..aber der Auszubildende steht wiederum in der Hierachie unter mir usw....
Hunde brauchen von uns Informationen über ihren relativen, momentanen Status in der Gruppe. Status ist aber nicht starr sondern dynamisch, fließend und kontextabhängig. Sie brauchen unsere „leitende Hand“ und benötigen klare Strukturen aber auch Freiheiten und Selbstvertrauen. Was sie nicht benötigen ist Pedanterie oder gar Schläge.
Es gibt noch eine Menge über Führung zu sagen und man könnte damit sicher alleine schon ein Buch füllen, als Einstieg möchte ich es erstmal dabei belassen und freue mich auf eine interessante Diskussion...
LG
Freddy mit Felix
ich habe mir mal ein paar Gedanken,zum Thema „Führung“ (unserer Hunde) gemacht. Das meiste ist sicher ganz vielen hier bekannt sein und ich möchte niemanden belehren...aber es kann ja auch nicht schaden nochmal darüber nachzudenken.
Was veranlasst einen Hund unseren Anweisungen Folge zu leisten?
Zunächst mal muss er verstehen was wir von ihm wollen. Kommandos bringen wir ihm in der Ausbildung z.B. mit der operanten Konditionierung (z.B. Clicker) bei.
Aber es fehlt noch etwas wichtiges damit unsere Hunde sicher gehorchen. Beispiel: Heute morgen rief meine Frau Felix, der bei mir im oberen Stockwerk war, mit den Worten „Felix komm her“ zu sich. Ich konnte sehen dass Felix die Aufforderung sehr wohl verstanden hatte, aber statt hinunter zu gehen, sich nur umwante und mir fragend in die Augen sah. Ich habe ihn dann mit einem Fingerzeig und den Worten „ na, geh schon", nach unten zu meiner Frau geschickt.
Wenn eine, in der Hierachie unter mir (oder ihm) stehende, Person ihm einen Befehl gibt, der aber seinen momentanen Interessen entgegen steht, stellt er die Ohren auf Durchzug....
Zur „Ausbildung“ muss also noch etwas Wichtiges hinzukommen - nämlich dass unsere Hunde uns als „Führer“ anerkennen. Führung und Ausbildung sind keine Synonyme wie von manchen geglaubt wird!
Führung ist für Hunde so wichtig wie Futter, Wasser, Vertrauen oder Liebe. Ohne unsere Führung könnten sie in unserer modernen Welt nicht lange existieren. Wir sind mit dem ersten Umlegen des Halsbandes einen Vertrag mit unseren Hunden eingegangen, die Verantwortung für sie zu übernehmen und ihre Grundbedürfnisse zu erfüllen. Dieser Verantwortung sollte man sich bewusst stellen, dazu gehört auch, das wir geradezu verpflichtet sind die Führung für unsere Hunde zu übernehmen.
Natürlich gibt es auch hier kein Patentrezept, jeder Hund und Mensch ist anders. Bei dem einen ist ein autokratischer Stil angezeigt bei anderen ist ein mehr „laissez-fairer Stil“ ausreichend... je nach Hund. Bei Menschen ist es übrigens nicht anders...
Es lohnt sich sicher, sich mal ein paar Gedanken über seine eigene Führungskompetenz und deren Verbesserung zu machen.
Werden wir von unseren Hunden 100% als „Rudel-Führer“ anerkannt? Sind wir „gute“ Führer?
Ich will mal zwei Fragen dazu in den Raum stellen:
- Können wir jederzeit unseren Hunden z.B. ihr Futter oder ihr Lieblingsspielzeug wegnehmen?
- Haben wir unsere Hunde auch dann weitestgehend im „Griff“, wenn es Ablenkungen durch andere Hunde oder Wild gibt? Gehorchen ohne Ablenkung auf dem Platz zählt dabei aber nicht...
Wenn eine der Fragen mit "nein" oder "manchmal" beantwortet werden muss (bitte ehrlich zu sich sich selbst sein!) besteht mehr oder weniger Handlungsbedarf. Aber bitte nicht mit der Brechstange sondern mit Bedacht!
Was ist Führung in Kurzform:
-Verantwortung übernehmen
-Vorbild sein
-Vertrauen und Bindung aufbauen
-Fähigkeiten fördern
-Selbstvertrauen stärken
-Regeln aufstellen und Grenzen setzen und durchsetzen!
Was macht gute Führungsqualitäten aus?
Der wirklich gute kompetente Führer fängt bei sich selber an und übt seine Führungsposition von innen nach außen aus. Er steht mit „Leib und Seele“ dahinter, er lebt sie. Man kann keine Hunde in 10 Minuten pro Tag erziehen und den Rest des Tages „laufen lassen“...Täglich prüfen unsere Hunde, ob wir noch ihren Respekt und Vertrauen als Rudelführer verdienen. Unsere Hunde würden schnell ein nicht-kongruentes Verhalten ( Übereinstimmung von Fühlen, Denken, Körpersprache und verbalen Aussagen) entlarven. Es würde sie verunsichern das Vertrauen untergraben und unsere Führungspostition in Frage stellen.
Der gute souveräne Führer „verwaltet“ die Ressourcen des Rudels. Er stellt die Regeln auf, er entscheidet wer wann auf dem Sofa liegen darf, wann gejagt wird, wem der Knochen gehört usw.
Bei dem, was Hunde für wichtige Ressourcen halten, unterscheiden sich Hunde sehr stark. Ich hatte in jungen Jahren einen Hund der Knochen und Pansenreste im Garten zur weiteren Reifung vergraben hat



Felix bekommt nur Zugriff auf Ressourcen wenn er sich kooperativ verhält. Er wartet bis ich die Jagd auf den Critter freigebe...er wartet bis er sein Fressen nehmen darf usw. Und jederzeit gibt er ohne knurren und murren Dinge wieder her...z.B. wenn ich vergessen habe Tabletten in seinen Napf zu tun. Natürlich versuche ich immer dabei irgentwas zu tauschen oder gebe ihm den Napf sofort zurück.
Etwas albern, teilweise unsinnig und wenig hilfreich finde ich allerdings die in der neuzeitlichen Erziehung so beliebten „dominanz verhindernden“ Ratschläge, die pedantisch konsequent eingehalten werden sollen. Oft kommt das Wort „nie“ darin vor. Beispielweise darf man nie bei seiner Rückkehr seinen Hund nicht begrüßen...oder der Hund darf nie als erster durch Türen gehen. Füttern sie nie ihren Hund bevor sie essen...geben sie ihm nie Aufmerksamkeit wenn von ihm die Intitiative ausgeht...niemals geben sie ihm Spielzeug zur freien Verfügung usw., usf.
Alle diese Dinge sind bei uns nicht festgeschrieben und trotzdem will sich Felix nicht zum Rudelführer aufschwingen....Das soll nicht heißen das es bei uns keine Verbote und Tabus gibt: Elekrokabel sind Tabu, Kot fressen ist Tabu, und es ist selbstverständlich nicht erlaubt Anweisungen des Chefs zu missachten

Mir fallen noch weitere wichtige Führungskompetenzen ein, nur als Stichpunkte und zur Disskusionsgrundlage:
-Den Hund beschützen/ ich trete vor, denn es könnte gefährlich werden...
-Überlegenheit demonstrieren/ ich bin der Führer und löse die Probleme
-Gruppendynamik/ Streit in der Gruppe schon im Keim gerecht schlichten
Rangfolgen sind niemals starr und fest. Oft kontextabhängig. Hier im Haus habe ich das Sagen( ha,ha,ha...) , draußen nachdem ich zu schnell gefahren bin, ist es besser, bei dem weisungsbefugten Polizisten kleine Brötchen zu backen...in der Firma habe ich zu tun, was mein Chef sagt..aber der Auszubildende steht wiederum in der Hierachie unter mir usw....
Hunde brauchen von uns Informationen über ihren relativen, momentanen Status in der Gruppe. Status ist aber nicht starr sondern dynamisch, fließend und kontextabhängig. Sie brauchen unsere „leitende Hand“ und benötigen klare Strukturen aber auch Freiheiten und Selbstvertrauen. Was sie nicht benötigen ist Pedanterie oder gar Schläge.
Es gibt noch eine Menge über Führung zu sagen und man könnte damit sicher alleine schon ein Buch füllen, als Einstieg möchte ich es erstmal dabei belassen und freue mich auf eine interessante Diskussion...
LG
Freddy mit Felix