Rehe sind Freunde, kein Futter

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Sabom

Rehe sind Freunde, kein Futter

Beitrag von Sabom » Mi 9. Jun 2010, 20:41

Hi Leute,

wir haben hier in der Nähe einen Wildpark, mit ganz vielen verschiedenen Groß- und Kleinwildsorten, den man mit Hunden besuchen darf. Nun kennt ihr bestimmt alle den Film Nemo ?! gemäß dem Motto "Fische sind Freunde" würde ich gerne Susi dieses Wild so schmackhaft...äh, eben nicht ... machen, nun ja, ich hätte gerne, dass sie später, wenn ihr Jagdtrieb erwacht, sie vor lauter schlechtem Gewissen keines dieser Tiere jagen geschweige denn beißen möchte. :dog_blush

Heute fand sie alles furchtbar aufregend, war auch mit vier kleinen Kindern mit ihr zusammen dort. Man kann dort Futter kaufen und dann kommen die Viecher bis an den Zaun. Susi war total beglückt, sie wollte gerne mit den Sikahirschen spielen. Als die erste Kuh auf sie zuging und direkt vor dem Zaun aufstampfte (mit beiden Vorderhufen oder was auch immer) waren Hund und Frauchen sehr beeindruckt von dieser Tat. :dog_ohmy allerdings hat Susi den Hirsch im Gegensatz zu mir missverstanden :dog_biggrin , immer wenn er ein Vorderbein in unsere Richtung anhob, tatzte Susi nach ihm, ging hinten hoch und vorne runter und wedelte heftigst mit dem Rattenschwänzchen.

Erziehungstechnisch habe ich alle diese Viecher dann mit Verbotsworten belegt und auch das anspielen unterbunden (wenn sie mir im Wald auf nimmerwiedersehen abdüst, weil sie ne Runde mit den Rehen "spielen" will, hab ich auch nichts davon :dog_tongue2 ) wenn sie sich ruhig hingesetzt hat und nur schaute hab ich ganz arg gelobt und dann im Angesicht der Viecher ein bischen Sitz und Platz geübt.

Wie könnte ich noch vorgehen?

LG

Sabine

Christine

Re: Rehe sind Freunde, kein Futter

Beitrag von Christine » Mi 9. Jun 2010, 22:21

Hallo Sabine,
wir habe auch "alle diese Viecher" mit Verbotsworten belegt. Wenn wir am Wildgehege vorbei laufen, klappt das auch prima. Er ignoriert sie komplett. Im Wildpark ist er total entspannt.Freilaufende Rehe ohne Zaun? ..und tschüss :dogrun Ich befürchte einfach, daß er gecheckt hat, daß mit Zaun dazwischen so ein Reh total unspaßig ist. Viel wichtiger ist im Gelände jeden Ansatz des Jagens sofort zu unterbinden. Mal schauen, ob wir das bei Ginger besser hin bekommen :dog_blush Übrigens: Campino verabscheut Wildfleisch. Da habe ich ihm doch um einiges teureres Wild gekauft und er verweigert es total. Wenn ich es mit anderem Fleisch mische, sortiert er das Wild aus!
Halali
Christine

Uschi

Re: Rehe sind Freunde, kein Futter

Beitrag von Uschi » Do 10. Jun 2010, 00:45

Hallo Christine,

Christine hat geschrieben:daß er gecheckt hat, daß mit Zaun dazwischen so ein Reh total unspaßig ist.

ist es auch. Es rennt ja nicht weg. Also wird der Trieb nicht angesprochen. Im Gegenteil, die kommen ja oft noch auf einen zu, das ist direkt unheimlich, nicht normal.
Deshalb halte ich persönlich Antijagd-Training an Wildgehegen für ziemlich sinnlos.


Meine Jägermeisterin hält eingezäuntes Wild nicht mal für wert, auch nur einen Blick darauf zu werfen.

Die Ausnahme sind Wildschweingehege. Da will sie nur eins: weg hier, aber ein bißchen plötzlich.



Viele Grüße
Uschi

Sabom

Re: Rehe sind Freunde, kein Futter

Beitrag von Sabom » Do 10. Jun 2010, 08:08

Hi Christine, hi Uschi,

hört sich ja wenig ermutigend an, was das Wildgehege angeht, :dog_sad

Ich denke, dann kaufe ich mir mal das Buch, das Uschi in "Eddi geht stiften" angesprochen hat. Wäre schön, einen nichtjagenden Airedale zu haben. Ehrlich kenne ich persönlich keine Hundebesitzer mit nichtjagenden Hunden, ist halt doch ihr angeborener Instinkt, der plötzlich durchkommen kann. Den meisten meiner Freunde und Bekannten ist es dann auch das erste Mal passiert, als sie mit mehreren gegangen sind, abgelenkt waren und einen Moment nicht hinsahen...schon war Hundi wech und auch nicht mehr abzurufen, tja, war der Grundstein zur Sucht schon gelegt. So stapfe ich denn meist einsam durch die Gegend und beobachte nicht mehr den Wald und die schöne Natur, sondern meinen Hund, was macht er, wo schnuffelt er, will sie ja schon kennen, wenn der Jagdtrieb erwacht. Ein Auge auf den Weg, dass ich nicht über Wurzeln stürze, einen auf Susi, wenn ich das nicht mache, z.B. gestern, mit 4 Kiddis gelang es ihr Schafsch... zu erwischen...das wäre mir alleine nie passiert (und ihr auch nicht, ich glaub sie war dankbar für die Kinder :dog_wink )

LG

Sabine
Uschi hat geschrieben:Die Ausnahme sind Wildschweingehege. Da will sie nur eins: weg hier, aber ein bißchen plötzlich.
Wintja scheint einen ausgeprägten Überlebensinstinkt zu haben :dog_biggrin , bei Wildschweinen überkommt mich auch der Grusel!

Waldmaus

Re: Rehe sind Freunde, kein Futter

Beitrag von Waldmaus » Do 10. Jun 2010, 15:41

Ich hatte eine Hündin, Lana, die setze sich hin,wenn ein Rehrudel über den Feldweg lief, davon träume ich noch heute. Bei Arco brauchen wir vorn und hinten Augen.
Gruß Waltraud

vanja
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Re: Rehe sind Freunde, kein Futter

Beitrag von vanja » Do 10. Jun 2010, 17:07

Hier eine Kasi Anekdote zum Thema Wildtier.

Wir hatten den Kasi noch nicht lange. So ungefähr 4 Wochen. Zu dem Zeitpunkt war er 2 einhalb Jahre alt. Er lief schon zuverlässig bei Fuß, auch ohne Leine. Damals hatten wir noch Krabbe und 'Grille.

Auf unserem Spazierweg kamen wir an einem kleinen Waldstück entlang, an dem die Terrier schon ganz kirre wurden und wie die Wilden schnupperten. Kasi war weniger beeindruckt. Aufgrund ihres Verhaltens mußten die Terrier und auch Kasi an die Leine.
Auf unserem Rückweg kamen wir wieder an besagtem Waldstück vorbei und gingen dann an einer Reihe Felder vorbei. Dort schnuffelte kein Hund mehr. Zur Sicherheit ließen wir nur den Kasi von der Leine.
Das ging so ca. 10 Meter gut, dann verschwand Kasi schnurstracks in Richtung Waldstück. Wir nichts wie hinterher, aber wie das so ist, ist Zweibein ziemlich lahm im Gegensatz zum rasenden Hund.
Zu unserem großen Schrecken sahen wir wie die ersten Rehe aus dem Wald auf die Felder wechselten. Sie sahen sich irgendwie irritiert um, blieben stehen, sahen sich wieder um und entschieden sich dann doch weit genug vom Wald entfernt zu sein und Ruhe zu haben.

Inzwischen waren wir beim Waldstück angekommen - völlig außer Atem. Die Rehe standen mittlerweilen auf dem Feld und waren auch ganz entspannt.

Aber Kasi war immer noch verschwunden.

Irgendwann hörten wir dann doch seltsame Schnellfreßgeräusche und dachten schon das Schlimmste.

Da steht doch dieses Whippettier an der Futterstelle der Rehe und frißt ihnen das Futter weg!

So ein unverschämtes Verhalten dem Wild gegenüber habe ich seitdem nie wieder bei einem Hund erlebt.

Man berichtete uns später, daß die Rehe in aller Ruhe wieder zurück in den Wald gegangen wären, als wir aus dem Wald weg waren.

An Zuschauern mangelte es uns damals nicht. Allerdings waren doch viele ob der Reaktion der Rehe sehr verwundert. Sie hätten erwartet, daß die Tiere kopflos wegrennen würden.
Liebe Grüße Ilona und die Whippets
mit Alco, Kasi, Krabbe, Grille und Una im Herzen
________
Im Alter haben Erinnerungen denselben Stellenwert, wie in der Jugend die Träume.
Erna Behrens-Giegl
http://whippetweb.blogspot.com

Eddi

Re: Rehe sind Freunde, kein Futter

Beitrag von Eddi » Do 10. Jun 2010, 17:33

Hallo,
von vanja
hätten erwartet, daß die Tiere kopflos wegrennen würden.
ach, auf mich machen Rehe ja wirklich keinen besonders intelligenten Eindruck und ich bin immer gern dabei, ihre Blödheit mit zu belächenln, aber hier muß ich sie ausnahmsweise mal in Schutz nehmen.
Das Wild weiß recht genau anhand der Körperhaltung/-sprache zu erkennen, was das "Raubtier" vorhat. Macht ja auch Sinn, denn vor einem satten oder grad jagdunwilligen Jäger zu fliehen würde unter echten Wildbedingungen unnötig Kraft kosten. Man hält Sicherheitsabstand, denn trauen kann man Räubern ja nicht wirklich aber man rennt nur, wenn es erforderlich wird.
Sogar auf der Flucht schätzen die Wildtiere oft die Jäger noch richtig ein.
Neulich hat ein Hase es nicht mal nötig gehabt, bergauf zu rasen, nö, hielt sich mit erhobenen Löffeln bloß exakt 10 Meter vor Zirbel, die sich völlig fertig gemacht hat auf 2-300 m bis der Sack einfach Gas gab, den Berg runter (!) und im Gebüsch verschwand. Zirbel musste ich fast die Zunge hochbinden als sie antaumelte und vermutlich hat sich der Hase im Dickicht scheckig gelacht, wie ein Hund so blöd sein kann, zu glauben ihn zu kriegen. Naja, der kannte wohl die blutrünstigen Geschichten nicht, die die Hasen im Rheinland ihern unartigen Kindern von meiner Püppi erzählen....

Ich finde Kasis Taktik sehr klug: erst den Rehen ds Futter wegfressen, dann die geschwächten Tiere überraschen! :thumbup: Normalerweise hätte ich diese Gier bei einem AT erwartet. Mein altes Pony war auch immer ganz verrückt auf die Wildpellets und meine Terrier versuchen auch dort zu klauen. Jago allerdings viel lieber an den Luderplätzen für die Füchse :sick:

LG
Eddi

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Re: Rehe sind Freunde, kein Futter

Beitrag von Eddis » Fr 11. Jun 2010, 13:15

Moin ihr alle, ich kann mir nicht vorstellen, daß ein Zoobesuch gegen den Jagdtrieb hilft. Der Instinkt gibt die Richtung vor. Nase riecht Wild und Beine rennen los. Gehirn ist ausgeschaltet. Oder Auge sieht Jogger, Katze...etwas weglaufen. Rehe im Gehege sind kein Wild, genau so wenig wie Nachbars unbeweglich sitzende Katze.

Bei Hund Eddi kann man das gut beobachten. Er entwickelt sich weiter, er lernt sich zu beherrschen. Er rennt los wenn er etwas riecht und auf einen scharfen Pfiff hin, rastet er wieder ein. Er bleibt stehen und es ist als müßte er überlegen was nun war. Dann kommt er neuerdings zurück. Ohne daß wir es geübt hätten, einfach so. Die Bindung ist stärker geworden. Er läßt sich jetzt auch problemlos von anderen Hunden abrufen. Das haben wir allerdings geübt. Mit in die Hände klatschen, pfeifen und einfach weiter laufen oder mit Verstecken. Er wird Ende Juli ein Jahr alt.
Lieber Gruß Simona mit Sir Eddi

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