Unsere innere Einstellung bei der Hundeerziehung

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Rover

Unsere innere Einstellung bei der Hundeerziehung

Beitrag von Rover » Mi 5. Mai 2010, 15:21

Hallo Ihr,

jetzt bin ich mal vom Klingel-Thread hierher gewandert, weil wir dort schon etwas vom wirklichen Thema weg gewandert sind.

Nochmal von vorn:

Stellt Euch vor, Euer Hund soll etwas machen, was er nicht beherrscht. Wo es also (noch) kein funktionierendes Kommando für gibt.
Zum Beispiel: er soll bellen.
Wenn Ihr Euch jetzt hinstellt und dem Hund sagt "Laut" oder irgend etwas passendes, wird also wohl nichts passieren. Bellen wird er, wenn er irgendwie dazu angeregt wird, eine Situation herbeigeführt wird, wo er vermutlich losbrüllt.
Wenn Ihr aber Euch ganz fest vorstellt, er würde gleich bellen, und das Kommando gebt, bellt er dann?
Ich meine, nein.
Aber vielleicht fehlt mir auch die nötige geistige Fähigkeit dazu. Ich kann (vielleicht) eine gewisse Stimmung vermitteln: Ärger, Aufregung, Ruhe. Wenn ich gut bin. Mehr aber auch nicht.

Nun meine Frage: glaubt Ihr, dass das geht? Könnt Ihr es?

Viele Grüße,
Kerstin

TerrierLady

Re: Unsere innere Einstellung bei der Hundeerziehung

Beitrag von TerrierLady » Mi 5. Mai 2010, 15:46

Hallo Kerstin,

bei mir klappt das nicht . . . obwohl . . . manchmal hab ich das Gefühl meine Hunde merken was ich gerade denke . . .

Gruß Ulrike

vanja
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Re: Unsere innere Einstellung bei der Hundeerziehung

Beitrag von vanja » Mi 5. Mai 2010, 15:51

Ja, das geht!

Habe ich selber erlebt und ich finde es klasse, daß so etwas klappt.

Die Geschichte dazu gibt es nur per PN.
Liebe Grüße Ilona und die Whippets
mit Alco, Kasi, Krabbe, Grille und Una im Herzen
________
Im Alter haben Erinnerungen denselben Stellenwert, wie in der Jugend die Träume.
Erna Behrens-Giegl
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Re: Unsere innere Einstellung bei der Hundeerziehung

Beitrag von Susa » Mi 5. Mai 2010, 16:27

Hallo Kerstin,

meine feste Überzeugung ist, dass die Hunde viel mehr auf unsere Körpersprache schauen, als dass sie auf die Worte hören. Bei Indy klappt das gut, weil sie mich "lesen" kann!

Lieben Gruß von Susanne
...mit Indy im Herzen

Uschi

Re: Unsere innere Einstellung bei der Hundeerziehung

Beitrag von Uschi » Mi 5. Mai 2010, 16:52

Rover hat geschrieben:Wenn Ihr aber Euch ganz fest vorstellt, er würde gleich bellen, und das Kommando gebt, bellt er dann?
Hallo Kerstin,

nein, das geht m.E. nicht.


Aber Hunde können sehr genau spüren, wann es ernst ist, oder ob es sich lohnt, zu diskutieren. Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass bei unaufhörlicher Bellerei ein energisches "Schluss jetzt" oder sowas ähnliches Wirkung zeigt, auch wenn das vorher nicht gelernt wurde.


Bei unserer ersten Hündin habe ich das erlebt. Als sie einmal Anstalten machte mit ihrer Freundin rennend die Straße zu überqueren, weil dort der Fluss zum Baden war, schrie ich, ja ich schrie wirklich sehr, sehr laut, in Panik "NEIN". Sie zog buchstäblich die Bremse. So sehr, dass eine Spur von ihren Vorderpfoten im Kies blieb.
Es war mir so bitterernst damit, dass es auch half, obwohl das Wasser sehr lockte und ein "Nein" für "Anhalten" nie vorher von mir benutzt wurde. Sie wusste, was gemeint war.


Wenn Du Dir Ruhe vorstellst, ganz fest, und selber wirklich innerlich ruhig bist, wird der Hund sicher auch ruhig. Nicht von jetzt auf gleich, aber nach einer Zeit. Das ist sicher möglich.
Aber dass ich dem Hund erklären kann, dass wir Ärger bekommen, wenn er bellt, und er dann aufhört damit, das scheint mir doch etwas weit hergeholt :dog_blink

Liebe Grüße
Uschi

Freddy

Re: Unsere innere Einstellung bei der Hundeerziehung

Beitrag von Freddy » Mi 5. Mai 2010, 18:41

Hallo zusammen, Hallo Kerstin,

da hast Du ein sehr interessantes Thema angefasst.

Ich möchte mal zwei Fall-Beispiele, die mehrmals so passiert sind, schildern:

Wie die meisten Hundebesitzer haben ich auch viele "feste" Spazier-Runden, da ist es schon klar wo es langgehen wird. Ich gehe aber auch Wege, wo ich an bestimmten Stellen ein Auswahl aus zwei, drei oder sogar vier Wegen treffen kann. Die Kommandos links, rechts und geradeaus kennt Felix mitterlerweile so einigermaßen. Nun ist mir schon mehrmals aufgefallen das Felix die gleiche Entscheidung über den Wegeverlauf getroffen hat wie ich, ohne das ich ein Zeichen gegeben oder ein Wort gesagt hätte. Nun ist mir klar, das so etwas Zufall sein kann oder das ich unwillkürlich durch Körpersprache einen Hinweis gegeben haben könnte.

Das zweite Beispiel: Wir gehen durch den Wald, Felix freilaufend ca. 10m vor mir. Plötzlich "schießt" mir der Gedanke durch den Kopf den Ball mal rauszuholen und nach hinten zu werfen. Bevor ich irgendeine Bewegung gemacht oder einen Laut von mir gegeben habe, dreht sich Felix schon um und kommt auf mich zugelaufen...

Ich habe mir schon seid geraumer Zeit über diese Dinge den Kopf zerbrochen, aber letztlich keine befriedigende Antwort auf diese Phänomene gefunden.
Festgestellt habe ich aber, dass dieses Verhalten nicht von mir bewusst gesteuert und reproduziert werden kann. Sobald ich "in Worten" denke, geht es nicht. Wenn ich aber aus einen Impuls heraus handle, bekommt Felix das, sofern er seine Aufmerksamkeit auf mich gerichtet hat, mit.

Für die allermeisten dieser Phänomene wird es natürliche Erklärungen geben. Wenn wir den Zufall mal beiseite lassen, fallen mir natürlich zuerst die z.T. außergewöhnlichen Sinnesleistungen unserer Hunde ein. Sie sind in der Lage auf kleinste Äußereungen unserer Körpersprache reagieren. Vielleicht spielt in einigen Fällen auch die an wunderbare grenzende Nasenleistung eine Rolle. Es ist ja allgemein bekannt das Hunde unsere Emotionen wie z.B. Unsicherheit oder Angst riechen können. Und natürlich merken Hunde auch ob wir etwas wirklich Ernst meinen oder nicht. Deshalb klappen ja auch alle Kommandos noch viel besser, wenn wir sicher sind, sie auch durchsetzen zu können.

Um nochmal auf das Beispiel zurückzukommen: Rover hat geschrieben:Wenn Ihr aber Euch ganz fest vorstellt, er würde gleich bellen, und das Kommando gebt, bellt er dann?
Wenn wir unbewusst von uns gegebene Hinweise, wie Körpersprache, als Ursache für ein Verhalten ausschließen können, halte ich es für sehr unwahrscheinlich das so etwas funktionieren kann. Für gänzlich ausgeschlossen halte ich es aber auch nicht....
Wenn es uns gelingen würde, das Kommando Bellen als eine "hundgerechte" Emotion zu denken, wer weiß...?

LG
Freddy mit Felix

PS: Außerdem haben Hunde ein sehr gutes Zeitgefühl...er "stubst" mir gerade zu "Es ist jetzt Essenszeit :dog_drink Chefe..." :dog_wink

Rover

Re: Unsere innere Einstellung bei der Hundeerziehung

Beitrag von Rover » Do 6. Mai 2010, 16:52

Hallo Ihr,

es ist wirklich ein interessantes Thema, und wenn man richtig darüber nachdenkt, könnte man schon manchmal etwas finden, was sich so ganz rational nicht erklären lässt - im Rahmen der Übermittlung von Stimmungen.
Kennt jemand das Buch "Der siebte Sinn der Tiere" von Robert Sheldrake? Darin werden zahlreiche Beispiele aufgeführt, die in diese Richtung (und noch etwas weiter) gehen.

Leider ist weder Rover noch ich in dieser Richtung veranlagt.
Ob man es lernen kann, seine eigene Einstellung "zu übermitteln"? Was Du schreibst, Freddy, macht das eher unwahrscheinlich. Wenn es nicht funktioniert, wenn man bewußt denkt, dann wird das schwierig.

Jeder Jahr zu Silvester versuche ich intensiv "alles in Ordnung, keine Gefahr" auszustrahlen. Leider versteht mich Rover überhaupt nicht...

Viele Grüße, Kerstin

Uschi

Re: Unsere innere Einstellung bei der Hundeerziehung

Beitrag von Uschi » Do 6. Mai 2010, 17:11

Rover hat geschrieben:Jeder Jahr zu Silvester versuche ich intensiv "alles in Ordnung, keine Gefahr" auszustrahlen. Leider versteht mich Rover überhaupt nicht...
Hallo Kerstin,

aber ganz tief drinnen ist es Dir so: "VIELLEICHT hast Du diesmal keine Angst." Stimmts? Und deswegen klappts nicht.


Wijnta gab mir gestern abend wieder ein bestes Beispiel. Ich war wegen einem kurz vorher geschehenen Ereignis sehr unsicher und nervös auf dem weiteren Spaziergang. Sie hörte von da an überhaupt nicht mehr, machte was sie wollte, weil in mir raunte es die ganze Zeit: "Oh Gott, was tut sie wohl als nächstes?" Deswegen konnte ich überhaupt nicht mehr "hinstehen", mein "hier" schien jedesmal vom Regen hinweg gespült zu werden. :? Da hilft dann auch Lautstärke nicht, denn sie spürt genau, was in mir vorgeht. Und solange ich sie frage, entscheidet sie selbst, leider.



Viele Grüße
Uschi

Freddy

Re: Unsere innere Einstellung bei der Hundeerziehung

Beitrag von Freddy » Do 6. Mai 2010, 17:42

Hallo Kerstin, Hallo zusammen
Rover hat geschrieben:
Kennt jemand das Buch "Der siebte Sinn der Tiere" von Robert Sheldrake? Darin werden zahlreiche Beispiele aufgeführt, die in diese Richtung (und noch etwas weiter) gehen.

...natürlich kenne ich "Rupert Sheldrake" schon lange, interessante Thesen...
Rover hat geschrieben:
Ob man es lernen kann, seine eigene Einstellung "zu übermitteln"? Was Du schreibst, Freddy, macht das eher unwahrscheinlich. Wenn es nicht funktioniert, wenn man bewußt denkt, dann wird das schwierig.

Jeder Jahr zu Silvester versuche ich intensiv "alles in Ordnung, keine Gefahr" auszustrahlen. Leider versteht mich Rover überhaupt nicht...
Das ist nicht so einfach, weil Hunde meiner Meinung nach, sehr wohl zwischen echten und vorgespielten Gefühlen unterscheiden können.

Ein Beispiel vom letzten Spaziergang: Heute hatten wir ein besch..eidenes Wetter hier. Um den Aufenthalt im Freien nicht zu lang werden zu lassen und Felix doch etwas "Arbeit" zu gönnen, mach ich dann immer viel Action. Suchen, Apportiren, bei Fuß, bleibt da, such, usw... Mitten im Wald ist eine Lichtung und ich sah vor ihm, das trotz unseres Spektakels zwei Rehe dort standen. Das ist die Gelegenheit zu schauen, wie es um unser Antijagdtraining bestellt ist. Aber vorsichtshalber nehme ich ihn "unauffällig" an die 7m Flexi-Leine. Felix weiß, dass ich ihn öfter mal "grundlos" an die Leine nehme und denkt sich nichts dabei. Nun laufen wir Richtung Lichtung, Felix trabt locker neben mir her. Wir kommen bis auf 30m an die äsenden Tiere heran, ehe sie uns bemerken. Natürlich habe ich Felix genau im Auge und ich weiß dass ich ihn "zur Not" mit der Leine am Jagen hindern kann. Das gibt mir 100% Sicherheit und Souveränität, die Felix mit einem Blick erkennt. Ich brauche nur "Halt" zu flüstern und man glaubt es kaum, bleibt er neben mir stehen und wartet auf weitere Befehle :dog_sit

Wie willst Du echte Sicherheit ausstrahlen wenn Du selber nicht daran glaubst? Bei vielen Silvesterproblemen mit ihren vielen verschiedenen Ursachen würde das meiner Meinung nach auch gar nicht ausreichen. Auch wenn manche Hundeflüsterer das anders sehen... ;)

LG
Freddy

Teddy.

Re: Unsere innere Einstellung bei der Hundeerziehung

Beitrag von Teddy. » Do 6. Mai 2010, 18:33

Hallo Freddy,

wäre es nicht möglich, daß Felix die "Erkenntnis" hat, angeleint nicht weit zu kommen?

Meine hatten angeleint oder nicht unterschiedliche Verhaltensweisen drauf. Ich konnte sie eine Weile austricksen, indem ich 2 Leinen befestigte und nur eine löste - Zählen ist nicht so ihres.
Die verbleibende Leine mußte man möglichst druckfrei führen, aber die Nerven am Hals verrieten das doch nach einem Moment.

Hunde sind kleine Blitzmerkerchen. Bonny, die schwarze Schäferhündin meines Nachbarn, lief meist an der Flexi-Leine, weil sie trotz ihrer Rassezugehörigkeit glaubte, ein Jagdhund zu sein.
Da man ja zumindest versucht, ein angenehmer Zeitgenosse zu sein, habe ich sie bei Begegnungen meist ins Fuß geholt. Ging prima, das "ß" war noch nicht draussen, da drehte sie schon und kam zurück - im Eiltempo, man will ja gefallen. Tat man auch. Absolut!
Anfangs.
Dann merkte sie, daß ich dank meines etwas höher gelagerten Sichtsystems vor ihr etwas potentiell interessantes entdeckt hatte.
Damit änderte sich der Ablauf. "Fuß" war von da an in derartigen Situationen das Kommando, den Hals zu recken, nach vorne zu spähen und zu suchen, was sie verpassen sollte. Erst dann konnte man zurück kommen.

Aber Zweibeiner sind ja auch nicht doof (auch wenn gewisse Elektronikmärkte die Frage aufwerfen...):
Einfach oft genug ohne Anlaß ins Fuß holen! Damit hat sich die Marotte schnell wieder gegeben!

mfg
Dina

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