Erwachsene Hündin geht plötzlich auf Hunde los

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SiWolke
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Re: Erwachsene Hündin geht plötzlich auf Hunde los

Beitrag von SiWolke » Fr 15. Nov 2019, 11:28

rauher-Odenwald hat geschrieben:
Mi 6. Nov 2019, 14:01
Im ersten Fall bin ich nicht dabei gewesen; meine Mama hatte den Eindruck, dass Samba der Hündin in Eifersucht an den Hals gesprungen sei (in Eifersucht darüber, dass die andere Hündin nicht auf ihre Aufforderung zum Spielen eingegangen ist und mehr Interesse an unserem Lakie als an ihr zeigte). Beide kennen sich schon seit Jahren und hatten sich bis dato sehr gut verstanden (wenn die andere, äußerst lebhafte, Hündin Samba zu wild wurde, hat sie sich einfach zurückgezogen).
Beim zweiten Mal bin ich dabei gewesen: Samba war leinenfrei unterwegs, und wir näherten uns einem uns bekannten Paar mit zwei Fox Terriern, die sich bislang gut bis sehr gut mit unseren Hunden verstanden haben. Der ältere Fox war ebenfalls ohne Leine unterwegs, und Samba näherte sich ihm so wie sie das mittlerweile seit Jahren und mit fast jedem Hund (auch im ersten beschriebenen Fall) macht: Lange stehen bleiben, sich etwas ducken und rüber starren. Danach stürmt sie meist auf einmal los, mit spielerischen Sprüngen, aber ohne sich auf den anderen Hund zu stürzen und ihn gar „umzuwerfen“. Das hat sie auch diesmal so gemacht, aber diesmal endete es damit, dass sie den anderen Hund angriff! Für mich gab es überhaupt keinen erkennbaren Grund für ihre Attacke, und sie stand nach wenigen Sekunden auf bzw. über dem Fox. Da habe ich sie an ihrer Weste (neonfarben, für den Wald) zurückgezerrt bekommen, war aber schon in größter Angst, dass sie den Fox beißen wolle.
Hallo Annika,
Ferndiagnose ist immer schlecht, falls du ein Training vorhast, musst du die Hunde deiner Begegnung leider mit einbeziehen, also eine Verhaltenstherapiestunde nehmen, und die Sache nachstellen, sonst kann man das Verhalten nicht interpretieren, Hunde reagieren oft individuell und situationsbezogen, außer sie haben ernste Krankheiten und lassen gar keinen Hund an sich ran). Es kann also auch sein, daß im Training nie was bedenkliches passiert und du meinst, alles im Griff zu haben, aber eine bedrohliche Situation doch mal wieder kommt. Dennoch ist es toll zu lernen, was Hunde eigentlich da so machen und zu lernen sie zu lesen, auch wenn man schon Hundeerfahrung hat, ist es immer wieder spannend.
Von einem Hundeverhaltenstherapeuten(in) bekommt man in der Regel auch Tipps, wie man solches Verhalten vermeiden, bzw. lenken kann.
Außerdem reagiert ein Hund immer personenbezogen, also deine Mutter müsste auch im Training dabei sein. Die beiden Situationen können völlig unterschiedliche Motivationen von Samba haben.
Vor dem Training immer gesundheitliche Probleme ausschliessen.

Meine persönliche Meinung ist, daß in der ersten Situation deine Samba überfordert war und die Situation beenden wollte. Vielleicht waren alle Hunde zu eng beieinander. Wenn sie die Hündin vorher zum Spielen aufforderte, kann es sein, das war Beschwichtigungsverhalten, vor allem, wenn sie sich schon mal zurückgezogen hatte wegen Überforderung durch die andere Hündin. Meine Perle zeigt dieses Beschwichtigungsverhalten sehr oft und da gehts es darum, andere Hunde umzulenken von Bedrohung auf Spiel, ein tolles Verhalten.
Eifersucht auf das Anbandeln der anderen Hunde kann aber auch sein.
Schlecht ist generell auch, lange stehenzubleiben und die Hunde zwar zusammenzulassen aber nicht kommunizieren zu lassen. Es ist besser, weiter auseinander zu stehen wenn man sich unterhält und die Hunde sitzen zu lassen, wenn man sie nicht gemeinsam laufen lassen kann. Dann fühlen sie sich sicherer.
Gruppenverhalten ist immer anders als Einzelverhalten, deshalb müsste Lakie auch bei einem Training immer dabei sein.
Lakie, sagst du, ist an der Leine und kann nicht richtig reagieren. Da spielt sich viel Stresskommunikation ab zwischen allen vier Hunden, wenn manche an der Leine sind und manche frei laufen.

Bei der zweiten Begegnung mit den Foxterrier habe ich eine Frage: woher weißt du denn ob nicht der andere Hund oder sogar der jüngere Fox nicht die Auslöser waren und provoziert haben? Das merken wir oft nichtmal. Viele Hunde in einem Rudel schicken einen vor, um Begegnungen zu regeln. Samba hat vielleicht nur "reagiert" und normales Hundeverhalten war es eigentlich auch.

Toll ist es, Hunde zu filmen wenn sie miteinander umgehen. Beim Anschauen des Films sieht man viel mehr Hundesprache als man sich jemals vorstellt und man interpretiert nicht nur die eigenen menschlichen Gefühle die man in dem Moment hat und die man meist auf das Hundeverhalten überträgt.

Alles Gute! Dein letzter Satz war hervorragend und gefällt mir super! Deine Samba ist ein toller Hund!
Sibylle
Quira, Torri, Mickey, Sam R.I.P. aktuell: Perle

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rauher-Odenwald
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Re: Erwachsene Hündin geht plötzlich auf Hunde los

Beitrag von rauher-Odenwald » Mo 25. Nov 2019, 16:57

Liebe Sibylle,

Danke Dir für Deinen Beitrag! Leider hatte ich die letzten Wochen nicht die Zeit, im Forum aktiv zu sein, deswegen meine späte Reaktion darauf. :dog_smile

Bei einem Training würde hauptsächlich meine Mutter zugegen sein, weil sie die meiste Zeit und fast alle Runden mit den Hunden dreht (bei Gelegenheit, wenn ich in der Heimat wäre, wäre ich natürlich auch mit dabei, nicht zuletzt weil ich dann bei jeder Gelegenheit mit den beiden unterwegs bin :dog_tongue2 ). Auf jeden Fall ist es ein berechtigter und guter Einwand, dass unser Lakie dann auch mit dabei sein sollte! Tolle Idee auch mit dem Filmen - nicht zuletzt, weil man dann auch sein eigenes Verhalten vor/während/nach der Situation einfangen kann, denn das kann ja auch einen entscheidenden Einfluss auf das Verhalten der Hunde haben.
Lakie, sagst du, ist an der Leine und kann nicht richtig reagieren. Da spielt sich viel Stresskommunikation ab zwischen allen vier Hunden, wenn manche an der Leine sind und manche frei laufen.
Ich bin mir relativ sicher, dass sein Leinenverhalten bzw. die Tatsache, dass er und der Zweithund der Fox-Besitzer angeleint gewesen sind, kein mitentscheidender Faktor gewesen ist, dass Samba sich beim zweiten Mal auf den (leinenfreien) Fox gestürzt hat. Nichtsdestotrotz, wenn sich die Notwendigkeit eines Trainings ergeben sollte und die Gelegenheit, die zwei Fox-Terrier auch mit einzubeziehen, wie Du es empfiehlst, Sibylle, wäre das sicher nicht verkehrt. Ich denke, die Fox-Besitzer wären aufgeschlossen genug, sich darauf einzulassen. :thumbup:
woher weißt du denn ob nicht der andere Hund oder sogar der jüngere Fox nicht die Auslöser waren und provoziert haben?
Das kann natürlich sein, dass mir da etwas entgangen ist. Aber in dem Moment, und auch in der Retrospektive, waren die beiden angeleinten Hunde (unser Lakie und der zweite Fox - übrigens nur unwesentlich jünger als Samba und der andere Fox, wenn ich das richtig im Kopf habe) völlig unbeteiligt und ein gutes Stück weit entfernt, als Samba und der andere Fox sich einander genähert haben. Ihre Begegnung lief zu Beginn auch, wenigstens von außen betrachtet, ganz normal ab, und sie waren nur aufeinander konzentriert. Jedenfalls habe ich das so wahrgenommen… aber in die Köpfe der Hunde konnte ich natürlich nicht reinschauen. :crazy:

Mittlerweile gibt es auch ein paar Neuigkeiten aus der Heimat und von Samba:

- Zum einen habe ich jetzt herausgefunden, dass die Hunde bei dem ersten Vorfall doch nicht angeleint gewesen, sondern wie auch beim zweiten Vorfall leinenfrei gewesen sind (der Lakie natürlich nicht, d.h. was die äußeren Umstände angeht, war alles so wie sonst auch). Die Besitzerin der anderen Hündin war ein gutes Stück weit entfernt, ebenso wie die Hündin, was insofern ein Problem war, als dass sie meine Mutter nicht verstanden hat, die es aufgrund ihrer (damals noch persistierenden, jetzt zum Glück vergangenen) Knieprobleme vorgezogen hätte, die Hunde nicht laufen zu lassen.

- Auf den Spaziergängen seither ist meine Mama bei Hundebegegnungen zurückhaltender gewesen bzw. hat diese z.T. gemieden. Kam es doch zu einem Zusammentreffen, hat sie Samba bei sich bleiben lassen, und es hat damit keine Probleme gegeben - weder mit Samba noch mit anderen Hunden (von der üblichen Aufregung abgesehen, die auf beiden Hundeseiten aufkommt, dass man unbedingt zum anderen rüber möchte). Ich vermute, dass es ungefähr so abgelaufen ist, wie Du es auch empfohlen hast, Sibylle:
Es ist besser, weiter auseinander zu stehen wenn man sich unterhält und die Hunde sitzen zu lassen, wenn man sie nicht gemeinsam laufen lassen kann. Dann fühlen sie sich sicherer.
- Angesprochen auf Sambas Ausfälle, hat der Tierarzt eher die Vermutung geäußert, dass diese altersbedingt sind und sie jetzt womöglich das Bedürfnis verspürt, ihr Rudel/ihre Familie zu schützen. Anzeichen für eine SDU hat er nicht gesehen bzw. das ganze nicht zum Anlass genommen, ihr Blut abzunehmen (waren wegen einer Impfung mit beiden Hunden in der Praxis, er hat Samba also auch untersuchen können). Aber er hat uns einen Hundetrainer in der Region empfohlen - im Fall der Fälle, also wenn Samba wieder ausfällig werden oder sich ihr Verhalten anderweitig in unerwünschter Weise verändern würde, würden wir uns an ihn wenden (mit den beiden im Doppelpack, denke ich und wie Du es auch angeraten hast, Sibylle). :dogs_run

Ja, das ist das, was mir jetzt und an dieser Stelle alles noch eingefallen ist…

Herbstliche Grüße aus dem immer winterlicher werdenden Mittelhessen!
Annika

„Das erste, das der Mensch im Leben vorfindet, das letzte, wonach er die Hand ausstreckt, das kostbarste, was er im Leben besitzt, ist die Familie.“ (Adolph Kolping)

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