Hallo zusammen,
natürlich ist jeder Fall anders und es gibt vielleicht sogar "gespielte" Angst, um Zuwendung (beim Menschen würde man "Krankheitsgewinn" sagen) zu bekommen...Die sollte man natürlich nicht noch belohnen...da sind wir beisammen.
Eigene Angstgefühle sind, wie ich schon sagte, natürlich auch nicht gerade beim Hund angstmindernd....
Eddi's Tierarzt-Beispiel ist gut. Es zeigt wie verschieden Hunde, Menschen und Situationen sein können.
Gestern war ich mit Felix (immer noch die Mandeln

) bei meiner TÄ. Der Hund der vor uns dran war, mußte geröngt werden. Ich konnte hören wie die TÄ beruhigend auf den Hund, der sich scheinbar vor Angst wehrte, einsprach. Mir fiel dann ein das sie und ich auch, das bei Felix auch immer getan hatten. Anschließend an diese "Torturen" gab es regelmäßig reichlich Leckerchen...sie sprach während der Behandlung mit Felix durchaus ähnlich wie mit einem Kind"... jetzt noch ein ganz kleiner Picks...wir sind ja schon fast fertig.. das machst du ganz toll...
Vielleicht erzeugt das ja bei manchen Hunden eine Steigerung der Angst, besser gesagt des "Angsverhaltens", bei Felix hat es bisher sehr gut funktioniert. Ihm wurde schon mal bei vollem Bewustsein der Pfotenballen geklammert, er hat zwar durchaus eine auch eine nachvollziebare Angst (allerdings noch gut händelbar) vor dem Behandlungstisch, aber er springt trotzdem freiwillig hinauf und läst sich alles ohne Knurren oder Schnappen gefallen. Und er wurde immer gehalten, getröstet und belohnt.
Scheinbar sind aber nicht alle Hunde über einen Kamm zu scheren, sein Vorgänger hatte furchbare Angst und musste bei solchen Aktionen einen Maulkorb tragen....Allerdings ist er zuvor von einer anderen TÄ behandelt worden und hatte dort wohl seine umfassende Antiphatie gegen alle TÄ aufgebaut.
Der Hund in Deinem Beispiel hatte vielleicht gar keine "richtige" Angst. Es könnte auch sein das er von der Situation überfordert war und sein "Grundbedürfniss" nach Orientierung, Kontrolle und Entscheidungsfreiheit verletzt sah. Das der Tierarztbesuch auch noch unangenehm besetzt ist kommt noch hinzu. Dagegen wehrt er sich sich mit Quengeln, Schnappen oder auch Agression. Diese Verhaltensweisen kann man durch falsches Lob ( Trösten, Zuwendung, Leckerchen = "Krankheitsgewinn") natürlich auch verstärken...
Unsere Eltern mussten sicher oft intuitiv entscheiden, wie sich sich in bestimmten Situationen ihren Kindern gegenüber verhalten. Trotzdem habe ich sehr selten gesehen das Mütter ihre Kinder in einer echten Angst-Situation, unabhängig davon ob sie selber Angst hatten oder nicht, ihre Kinder ignorierten...genau das aber wurde Müttern im letzten Jahrhundert von den Experten empfohlen, um aus kleinen Jungen harte Männer zu machen....
Pyschologen empfehlen heute Eltern mit ängstlichen Kindern auf diese Befürchtungen eingehen und dem Kind körperliche Zuwendung zukommen lassen.
„Hat ein Kind beispielsweise Angst vor der Dunkelheit, dem Alleinsein oder vor imaginären Figuren wirkt eine nonverbale Anteilnahme meist stärker als vernunftbetonte Worte. Eine Umarmung oder ein zärtliches Streicheln beruhigen das Kind daher besser als rationale Erklärungen“
Zitat
...warum sollte das bei Hunden grundlegend anders sein?
Uschi hat geschrieben:Ich würde mich nicht gut fühlen, wenn ich das nicht dürfte. Sogar mein Kater hat immer Schutz bei mir gesucht, den ich ihm gerne gewährt habe.
Und warum sollten Hunde die (echte) Angst haben, die Nähe ihres Menschen suchen, um sich ihre Angst, die ja ein unangenehmes Gefühl ist, noch durch streichlen oder trösten verstärken zu lassen?
Intuition und Einfühlungsvermögen (Bauchgefühl) ist natürlich beim Umgang mit unseren Hunden gefragt. Wir haben in den vielfältigen alltäglichen Situationen meist gar nicht die Zeit um mit logischem Nachdenken die bestmögliche Reaktion auf ein unerwünschtes Verhalten oder Gefühl zu finden. Dann fühlen wir mit und handeln oft aus dem Bauch herraus. Wenn ich also das Gefühl habe, meinem Hund könnte Zuwendung oder Trost in diesem Moment helfen ist das fast immer richtig, so jedenfalls meine Erfahrung.
Nicht vergessen sollten wir, das es etwas gibt das stärker sein kann als Angst: Vertrauen. Vertrauen und Bindung ist ein Grundbedürfniss vieler Lebewesen und wird durch unser „Beistehen“ gefördert.
LG
Freddy mit Felix, der sich gestern bei mir im Arm wieder klaglos stechen ließ...