Natürlicher Tod noch zeitgemäß?

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Regine
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Natürlicher Tod noch zeitgemäß?

Beitrag von Regine » Mi 30. Jan 2013, 22:54

hi ihr,
als ich Bines Statisik las und Gabys Äußerung , dass etwa 2von 100 Hunden eines natürlichen Todes sterben , kam ich ins Grübeln.....Ziehen wir mal die Unfallopfer ab, bleibt doch noch eine stattliche Zahl an Hunden übrig, die eingeschläfert wurden...
Schau ich bei mir selbst , muß ich zugeben... nur eine Katze ,ein Hase und ein Nymphensittich starben in den letzten 20 Jahren bei mir einen "natürlichen" Tod. Der Nymph vor 20 Jahren ,der Hase vor 2 Jahren, die Katze letztes Jahr.......der Rest wurde eingeschläfert...
Ich bin Krankenschwester und ich weiß was sterben heißt...Nun meine Frage ,Überlegung was weiß ich...
Sind wir bei unseren Tieren zu oft zu schnell bereit sie einzuschläfern , bevor sie es sind ,um ihnen Schmerzen zu ersparen oder uns die Qual, die jeder Tod für uns bedeutet??Wollen wir vielleicht nur vordergründig unserem Liebling Schmerzen ersparen...in Wirklichkeit können wir den Sterbeprozess nicht ertragen????
Ich bin froh, dass ich entscheiden kann wann es genug für mein Tier ist, dass ich Leiden verkürzen kann, aber sind wir manchmal da nicht zu schnell bei der Hand???
LG Regine
Den Reichtum eines Menschen kann man an den Dingen messen,
die er entbehren kann, ohne seine gute Laune zu verlieren.

Henry David Thoreau (1817 - 1862), US-amerikanischer Philosoph, Naturalist, Schriftsteller und Mystiker

GabyP
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Re: Natürlicher Tod noch zeitgemäß?

Beitrag von GabyP » Mi 30. Jan 2013, 23:26

Hallo, Regine,

ich will mich nicht dauernd vordrängen und wie andere denken, weiß ich nicht - aber bei meinen Hunden frage ich mich auch noch nach Jahren, ob ich nicht ZU SPÄT die Entscheidung getroffen habe. Spätestens die letzten 4 Wochen - die mit dem Roastbeef - waren "Sterbeprozess", hätte ich das Dreisti verdursten lassen sollen? Eine meiner Katzen - 18 Jhr - wurde mit Sahne und Hühnerbrühe zwangsgefüttert, und dann verschwand sie, ich nehme an, sie hat sich zum Sterben zurückgezogen - war das besser? Meine letzte Katze, mit deutlichsten Alterserscheinungen, lief in ein Auto, nachdem sie auch 18 Jhr mit dem Straßenverkehr gut zurechtgekommen war - war das besser? Quissie, die mit dem Leberschaden, ist 8x vom Dogdoc "zurückgeholt" worden und jedesmal nach einem Schub ging es ihr schlechter als vor dem letzten Schub - war das besser? Gilly ist nach ihren Schlaganfällen dauernd umgefallen, sie war sichtlich verzweifelt, wenn sie nicht selbständig wieder hochkam und sich helfen lassen mußte - dieser Blick - was tun?

Ich weiß es nicht. Wie gesagt, ich werfe mir vor, daß ich zu spät - und seien es auch nur 3 oder 5 Tage zu spät - die Spritze geben ließ.

Ein Airedalefreund in Amerika schrieb:
"There were times when I questioned myself if I would know when it was his time, but I have no second thoughts now because Teddy let us know it was his time."

Viele Grüße

Uschi

Re: Natürlicher Tod noch zeitgemäß?

Beitrag von Uschi » Do 31. Jan 2013, 00:04

Hallo Regine,
Regine hat geschrieben:Sind wir bei unseren Tieren zu oft zu schnell bereit sie einzuschläfern , bevor sie es sind
wir mussten bis jetzt unsere Sina einschläfern lassen. Der TA hätte sie schon 2 Tage vorher erlöst, aber als er unsere Panik sah, sagte er uns: "Sie werden es sehen"
Und ja, wir sahen es 2 Tage später, es war kein Zweifel mehr, wir konnten es nicht mehr wegdrängen. Sina sagte es uns mit den Augen und es war Zeit, sie starb schon an der Narkosespritze.
Ich hab mich schon auch gefragt, ob es nicht zu spät war, aber dann denke ich an ihren letzten Abend, an dem sie etwas tat, das mich tief bewegte. Vielleicht brauchte sie diesen Abend noch, und dann teilte sie es uns am nächsten Morgen mit, dass es Zeit ist zu gehen.


Unser Kater wurde überfahren, mit 12,5 Jahren, auf einer Straße, an der er aufgewachsen ist, die er immer über eine Brücke überquert hatte. Warum an diesem Tag nicht? Er hatte ein viertel Jahr davor eine schwere Zahn-OP und wurde danach nicht mehr der Alte. Er schien leicht gestorben zu sein, ich fand ihn, er lag da am Straßenrand, ohne äußere Verletzungen, so wie er immer schlafend auf dem Sofa oder im Garten lag, die Vorderbeine gekreuzt.



LG
Uschi

Bine

Re: Natürlicher Tod noch zeitgemäß?

Beitrag von Bine » Do 31. Jan 2013, 06:24

Hallo Regine,

ich glaube ich war in der Zeit des Sterbens auch immer eher zu spät, als zu früh. Irgendwie hab ich immer noch nach jedem "Strohhalm" gegriffen.... Leberwurst heute gefressen, Katze angebellt.... Vielleicht "rappelt" er / sie sich wieder. Zum Einschläfern bin ich eigentlich immer erst dann gefahren, wenn meine TÄ sagte: " Wir sind am Limit!" und die Hunde dann nicht mehr fraßen / franken und/oder die Hunde Dinge die sie liebten, nicht mehr machen wollten/konnten oder das Sterben zur Qual zu werden drohte ( Luftarmut bei Metastasen in der Lunge beim Mamatumor).
Im Nachhinein war ich oft um 1 Woche zu spät, jedenfalls bei den chronischen vorher diagnostizierten Sachen, ist aber sicher immer der Angst geschuldet "zu früh" zu sein. Von all meinen Hunden sind nur zwei "natürlichen" Todes gestorben, die anderen mußte ich erlösen, wobei der schxxx Krebs ( 3x Gesäugetumore, 1x Knochenkrebs, 1x Leberkrebs, 1x Darmkrebs,1 x Magen,1 x akute Leukämie ) fast immer die Ursache war, meist im Alter ( >10 Jahre, nur 1x in jungen Jahren).
Ich hab mich immer vor dem letzten Gang gefürchtet ( und tu es heute auch noch), aber ich hab es auch immer als letzten Liebesdienst gesehen, mit dem ich für viele glückliche Jahre zahlen mußte.
LG Bine

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Ira
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Re: Natürlicher Tod noch zeitgemäß?

Beitrag von Ira » Do 31. Jan 2013, 07:45

Guten Morgen,
unser letzter Hund wurde auch eingeschläfert. Ihr Ohr füllte sich mit Blut und wir hatten ca 5 Tage Zeit zu überlegen, sie nochmal operieren zu lassen. Zu diesem Zeitpunkt war sie, die mit 14 noch richtig fit war, schon sehr geschwächt. Der Verfall ging schnell bei ihr. Sie konnte ihren Kot nicht mehr absetzen, hockte sich hin und sie verlor es erst später, manchmal richtig verkohlt erst im Bett, sie konnte schlecht laufen, hatte Schmerzen, vertrug aber die Medikamente nicht usw. Der TA meinte, wahrscheinlich würde sie die OP nicht mehr überstehen. Nachdem ich vom TA zurück war, wurde es noch schlimmer. Ich konnte es nicht mehr aushalten, Schmerzen, das Herz und jetzt noch das Ohr und bat den TA zu kommen. Wollte der Hund noch leben? Der TA meinte, sie wüsste, dass ihre Zeit gekommen ist, meine Hündin hob nicht mal den Kopf, als er ins Wohnzimmer kam und sie hatte doch immer Angst vor TÄ. Die Narkosespritze reichte fast schon aus, aber ich hatte hinterher Probleme mit meiner Entscheidung. War es zu spät, war es zu früh? Ich hatte hier über Leben und Tod bestimmt und das will ich eigentlich nicht, aber was hätte ich gewollt an des Hundes Stelle?

Ich denke an meine Oma, die die letzten Jahre leider mehr und mehr im Krankenhaus verbringen musste. Fürchterlich! Ich erzählte ihr, dass wir unsere Lisa einschläfern lassen hatten. Meine Oma sagte 'ja, ja, die Tiere werden eingeschläfert und wir Menschen müssen es aushalten' und die andere ältere Dame im Nebenbett sagte 'die Frau hat Recht'
Liebe Grüße, Ira

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Re: Natürlicher Tod noch zeitgemäß?

Beitrag von lutz » Do 31. Jan 2013, 10:15

Hallo AT-Freunde,

auch ich halte es für einen letzten Liebesdienst den wir unseren Hunden schulden sie vor unnötigen Qualen und Schmerzen zu bewahren und ihnen die Gnade eines würdigen, schmerzfreien Todes zu gewähren wenn ihnen anders nicht mehr zu helfen ist. Es ist eine Sache in der in meinen Augen die Tiere einen echten Vorteil gegenüber uns Menschen haben dass man sie erlösen kann wenn es soweit ist wenn es ans Sterben geht, denn ich habe es mehrmals hautnah mitbekommen wenn sich Menschen zu Tode quälen müssen.
Ich möchte jedenfalls nicht in einem katholischem Krankenhaus sterben, und kann da die "Sache" Hund, die ja nach deren Dogma keine "Seele" hat, nur darum beneiden dass man ihr, im Gegensatz zu uns, das Sterben so leicht wie möglich machen kann.

Auch unser erster AT "Dingo" 1957-1967 wurde mit einem unheilbaren Krebsleiden im Halsbereich eingeschläfert, an dem er auch nach mehreren OPs zu ersticken drohte.

Gedanken darüber einen unheilbar kranken Hund der sich nur noch unter Schmerzen über eine nicht mehr lebenswerte kurze Zeitspanne schleppt, unnötig früh einschläfern zu lassen mache ich mir keine, denn das wird genau sowenig vorkommen, wenn noch eine Chance da ist ein lebenswertes Leben fortzuführen, wie wenn es keine Chance mehr gibt es nicht zu tun, und wenn es mir selbst dabei noch so weh tut.

Viele Grüße von lutz mit Greta
Die Beziehung zwischen einem Mann und seinem Hund ist heilig,
was die Natur vereint hat, soll keine Frau trennen.

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Re: Natürlicher Tod noch zeitgemäß?

Beitrag von Konny » Do 31. Jan 2013, 11:58

Hallo zusammen

Es fällt mir schwer hier etwas zu schreiben, weil die Erinnerungen doch noch zu schmerzlich sind vor allem was meinen Pudel angeht, obwohl das schon über 6 Jahre her ist. Er zeigte uns schon ca. 4 Wochen vor seinem Tod, das er nicht mehr leben wollte. Aber der TA schöpfte alles aus, da er ja erst 8 Jahre alt war, bis wir endlich die richtige Diagnose hatten. Er sprang hocherhobenen Hauptes auf den Tisch und sah uns voller Stolz und ich meine auch Dankbarkeit an, das wir ihn endlich erlösten. Ich muss dazu sagen, er verdiente an diesem letzten Prozess nicht viel, das man ihm den Vorwurf machen könnte, alles nur aus Profit.
Maik starb alles andere als friedlich in meinen Armen, so das ich sagen muss, lieber erlösen, als das Tier quälen.
Ich sehe es auch imer wieder in meinem Beruf und letztes Jahr bei meiner Mutter, wie die Menschen leiden und manche froh wären um jegliche Sterbehilfe.
Ich bin ein Beführworter des Einschläferns und stehe auch dazu.

Konny
Der Weg wächst im Gehen unter Deinen Füssen.
Auf wunderbare Weise entfaltet sich die Reise mit dem nächsten Schritt.
Frieder Gutscher

Boyar-vom-Drachenhort.de.tl

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Re: Natürlicher Tod noch zeitgemäß?

Beitrag von menzelova » Di 5. Feb 2013, 18:54

Hallo,
obwohl ich den ersten Hund habe, habe ich mir schon oft Gedanken über das Thema gemacht. Ich bin froh, dass es die Möglichkeit gibt, meinen Hund im Ernstfall töten zu lassen. (Ich wünschte es auch für mich, aber das sehe ich später vielleicht anders, wer weiß?) Ich werde nicht zuschauen können, wenn er sich quält und ich hoffe ich kann ihn dann deutlich verstehen und bin ohne Zweifel, wenn es soweit ist. Aber .. und vielleicht ist es das, was Du, Regine, im Hinterkopf hast ... das langsame, elende Sterben, was Menschen und offensichtlich auch immer mehr Haustiere betrifft, lohnt es zu hinterfragen ... das gibt aber gleich hunderttausend neue Themen. Ich für mich habe mehrere Themen, an denen ich "arbeite" ... die Angst vor dem Sterben, eine Lebensweise bei der die innere Stimme zu Wort kommt, dem eigenen Körper soviele Gelegenheiten wie möglich geben, Probleme alleine zu lösen, wenn es nicht geht die Medizin auch mit Dankbarkeit (aber möglichst nur vorübergehend) zu nutzen... ich hoffe, dass ich dann am Ende einfach umfalle oder einschlafe ... Vielleicht muss ich aber auch noch mehr dafür tun.

Grüße
Birgit und Grisou

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