Teddy01 hat geschrieben:Hallo Ilona,
aber anscheinend werden nicht alle notwendigen Hormone nach einer Kastration noch produziert. Oder warum heißt es sonst, dass man Rüden nicht kastrieren soll, bis sie ausgewachsen sind, wegen denen fürs Wachstum benötigten Hormone???
LG Raquel
Hallo Raquel,
Geschlechtsspezifische Hormone werden in den Geschlechtsorganen und im
Hypothalamus gebildet. Fällt das Organ (Hoden / Eileiter) aus, produziert Hypothalamus weiter.
In der Menge, die vorher vorhanden war, geht das nicht. Aber es findet auch eine Veränderung statt.
Grundsätzlich werden männliche und weibliche Hormone produziert. Beim weiblichen Tier überwiegen die weiblichen Hormone, beim männlichen Tier die männlichen Hormone.
Kommt der Mensch in die Menopause kann sich das Gleichgewicht zwischen den Hormonen so weit verschieben, daß die männlichen Hormone die Oberhand gewinnen. Dagegen gibt es Tabletten, die die entsprechenden Frauen dann verschrieben bekommen. Sie helfen den weiblichen Hormonen wieder die Oberhand zu gewinnen.
Ein weithin sichtbares Zeichen von männlichem Hormonüberschuß ist der sogenannte Damenbart. Der kann in jedem Alter auftreten und auch entsprechend hormonell behandelt werden.
Auch bei einem kastrierten Hund kann sich das Hormongleichgewicht verschieben. Dann wird die Hündin maskulin und der Rüde feminin.
Das kann auch ohne Kastration so sein. Eigentlich ist die Schiene weiblich -
homosexuell - männlich.
Weiblich kann durch männliche Hormone und männlich durch weibliche Hormone jeweils zur Mitte hin verschoben werden. Entsprechend verhält sich dann das Tier mehr in die eine oder andere Richtung. Und das alles ohne kastriert zu sein.
Wird nun eine Hündin kastriert, so kann sich evtl. das männliche Hormon mehr durchsetzen und das wäre dann so wie bei meiner Krabbe. Sie war eine ganz liebe Hündin, wurde sehr oft zur Beruhigung von aggressiven Hunden eingesetzt und konnte auch den "Macho" raushängen lassen.
Wird nun ein Rüde kastriert, so kann sich evtl. das weibliche Hormon mehr durchsetzen. Und das wäre dann so, wie es hier im Forum zur Zeit geschrieben wird, daß die Rüden auf andere (kastrierte) Rüden
aufreiten.
"Zitat: Aufreiten - nicht nur aus Lust und Liebe
Das Aufreiten ist eine Verhaltensweise, die bei vielen sozial lebenden Säugetieren nicht nur der Fortpflanzung dient, sondern auch im sozialen Zusammenleben eine wichtige Funktion hat. Das Aufreiten ist Bestandteil eines ganzen Verhaltenskomplexes, der aus Annäherung, Beschnuppern, Kopf auf den Rücken, Pfote oder Pfoten auf den Rücken und den Vorderkörper auf den Rücken auflegen besteht.
Spätestens hier wird die Reihenfolge normalerweise unterbrochen, da sich der «unterstehende» Partner wegdreht oder davonläuft.
Er kann seine Abwehr auch mit Knurren oder Schnappen verdeutlichen. Diese Reaktion ist dennoch für den aufreitenden Hund ein Erfolg und das Aufreiten kann sich zu einer seiner besonderen Spezialitäten entwickeln.
Mit dem Aufreiten oder bereits mit dessen Vorstufen (Kopfauflegen, Pfotenauflegen) kann er zuverlässig die Aufmerksamkeit eines anderen Hundes auf sich lenken. Sei das zum Spielen oder sei es, um ihn an einer Tätigkeit zu hindern. Will der Hund auf ungefährliche Art seine soziale Stellung testen, so geben ihm die Reaktionen auf die Aufreitvorstufen bereits klare Signale.
Er kann das Vorspiel abbrechen, sobald er merkt, dass er an die Grenzen kommt. Das Aufreiten ist desshalb ein so häufiges Sozialverhalten, da es durch seine Stufen (Annähern, Riechen, Kopfauflegen, Pfotenauflegen, Aufreiten) und da es eigentlich der Fortpflanzung und nicht dem Kampf dient, für beide Beteiligten ungefährlich ist. Die momentane Dominanz wird getestet und demonstriert ohne Verletzungsrisiko.
In diesem Sinn lässt sich das Aufreiten mit dem menschlichen Händeschütteln, Schulterklopfen, Arm auf die Schultern legen und Umarmen vergleichen. Auch bei uns kann das von freundlichst bis absolut dominant unterdrückend empfunden werden. Nun gibt es Hunde, die sich zu wahren Aufreitern entwickeln und scheinbar jeden anderen Hund damit belästigen müssen. Oder zumindest fast jeden, denn nicht alle Opfer werden es zulassen. Andererseits gibt es auch Hunde, die es zumindest für einige Zeit tolerieren, aufgeritten zu werden.
Das Aufreiten kann auch als Sexualverhalten gegen Hunde, Menschen, Tiere, Möbel oder Spielsachen gezeigt werden.
Das sexuelle Aufreiten unterscheidet sich vom sozialen Aufreiten durch das Umklammern mit den Vorderbeinen, das Stossen mit dem Becken und einer möglichen Erektion.
Sexuelles Aufreiten gegen Menschen oder Gegenstände kann ein Hinweis für eine falsche sexuelle Prägung in den ersten acht Lebenswochen sein. Fehlender Kontakt mit anderen Hunden und ein intensiver Kontakt mit dem Menschen können den Hund sexuell fehlprägen. Er empfindet den Menschen oder einen bestimmten Gegenstand als Geschlechtspartner. Solche fehlgeleitete Geschlechtsempfinden können auch durch entsprechende Erfahrungen in der sexuellen Pubertät entstehen. Das Aufreiten und seine Vorstufen sind ein Teil der Verständigung zwischen den Hunden und daher sollten wir uns nicht einmischen. Ein solcher Kontakt wird beendet, indem zuerst der Halter des aufreitenden Hundes sein Tier zu sich ruft. Ein guter Gehorsam gibt ihm auch die Möglichkeit zu verhindern, dass sein Hund andere Hunde mit Aufreiten belästigt."
(Quelle: Hunde 06.10.2000
http://www.ninospage.de/aufreiten.htm)
Ich habe mal einen Link herausgesucht, der zeigt, daß auch wir dieses Gebaren kennen, nur eben auf einer anderen Ebene. Händeschütteln, Schulterklopfen, Arm auf die Schultern legen und Umarmen. Den Arm auf die Schulter legen ist schon eine Form der Aggression. Je nachdem wer das macht - ob bekannt oder unbekannt empfinden wir es mehr oder weniger schlimm. Schulterklopfen, gerade wenn man Schmerzen hat, ist auch nicht gerade prickelnd.
Aber aufreiten bei einem Hund soll hingenommen werden? Es ist das gleiche wie beim Menschen.
Ich muß niemanden antatschen und mein Hund muß bei keinem anderen Hund aufreiten.
Und wenn ich hier so die Berichte lese scheint die nonverbale Kommunikation zwischen Hund und Besitzer doch sehr gut zu funktionieren. Der Besitzer mag keine Kastraten und läßt seinen Rüden das merken. Der macht sich ans Werk und wird nicht gemaßregelt.
Der Besitzer des Kastraten hat auch schon gehört, daß Kastraten anders riechen, unkastrierte Hunde ihn nicht mögen und stehen dabei, wenn sein Hund bestiegen wird und unternehmen nichts.
Ja, was schließen wir daraus? Der eine kann es nicht und der andere auch nicht. Würde ein anderer Hund bei einem meiner Hunde aufreiten, dem würde ich was husten. Danach würde der Rüde das höchstwahrscheinlich nie mehr machen.
Und das berühmte, die regeln das schon untereinander, ist auch in der Schwäche der Menschen begründet da nicht einschreiten zu wollen oder zu können. Außerdem ist es doch toll, wenn der eigene Hund der Aufreiter ist.
Und wem wird es wieder in die Schuhe geschoben? Natürlich, dem Kastraten. Ist er doch selber schuld, wenn er an einen Besitzer gerät, der seinen Hund kastrieren läßt und sich mal wieder höchstwahrscheinlich nichts dabei gedacht hat.
Seltsamerweise vergreifen sich intakte Rüden nur an offensichtlich kastrierten Rüden. Die intakten Rüden, die von Natur aus weniger männliche Geschlechtshormone produzieren und / oder damit an der Schwelle zur Homosexualität liegen, werden von diesen Rüden nicht belästigt oder bedrängt.
Ist nun der intakte Rüde derjenige, der das von sich aus provoziert oder ist es nicht doch eher der Besitzer, der das steuert und lenkt, sei es durch aktives Eingreifen und unterbinden oder einfach nur weil er einen Groll auf Kastraten hat?
Übrigens, eine Kastration ist nicht dafür da, die Erziehung des Hundes zu ersetzen. Einen Kastraten muß man ebenso erziehen wie einen unkastrierten Hund. Man sollte nur alle Hunde unvoreingenommen erziehen, dann klappt das auch mit dem Mit- und Nebeneinander.