Hallo,
ich muß mal eine Lanze für die (Chemie)keule brechen.
Erstens ist Keule nur aus der Sicht des jeweils betroffenen Wurms tatsächlich ein passender Begriff. Die meisten dieser Wirkstoffe sind schon recht lang in Gebrauch und die Nebenwirkungen im Gegensatz zu der Gefahr, daß Mensch sich am Hund infiziert oä wirklich absolut vernachlässigbar.
Der Hund an sich hat viele Wege sich zu infizieren. Und ja, je erwachsener, umso resistenter ist der Hund. Würmer werden zum Teil durch ein gut funktionierendes Immunsystem in Schach gehalten. Aber dieses muß sich ja gelegentlich auch mal um was anderes kümmern und so hat Wurm ab und an doch eine Chance.
Der Wurm an sich ist auch fast zu allgemein, aber den Schaden an sich kann man in 2 Kategorien einteilen.
Einmal heftet sich der Wurm im Darmtrakt an die Schleimhaut, wo er sie je nach (Massen-)Befall und Art seines Anheftens irritieren bis sehr stark schädigen (entzünden) kann.
Zweitens pflegen manche Wurmarten nicht einfach via abgeschluckt werden in den Darm zu gelangen, sondern wandern als Larvenstadium fröhlich durch den Körper, schauen mal in der Leber vorbei, schlängeln sich durch Blutgefäße, wo sie auch gern die Wände durchbohren (wer weiß, was es so außerhalb gibt) und schädigen so durch Grabgänge oder chemische Reize durchaus auch den Hund. Als erwachsene Würmer dann im Darm ernähren sie sich meist von Darminhalt den sie über ihre Körperoberfläche aufnehmen, da müssen sie öfter mal die Ankerstelle wechseln, jedesmal ein neues Löchlein. Größere Wurmpolulationen fressen auch viel und entziehen damit dem Hund die Vitamine und Nährstoffe. Ebenso scheiden Würmer auch Stoffwechselprodukte aus, die ihrem Wirt schaden können.
Vermehren tun sie sich auch gern. Aber eben nicht permanent. Das führt dazu, daß der Kot eben auch nicht ständig Eier enthalten muß, die man mittels Kotprobe nachzuweisen gedenkt. Also weiß man bloß sicher, daß Würmer da sind, wenn man Eier entdeckt hat. Keine Eier kann aber auch heißen, grad kein Wurm-Sex. Selbstverständlich pflegen solche Würmer auch gelegentrlich zu sterben und ab und an werden sie dann nicht verdaut, sondern fluppen mit raus. Oder Hundi ist so voll, daß nicht mehr alle Würmer Platz haben.
Die eine oder andere Wurmart kann auch dem Menschen gefährlich werden. Zum Beispiel probiert der Hundespulwurm von Oma's Fiffi auch gern mal am Enkelchen. Das Gejammer ist groß, wenn dieses Enkelchen zu den wenigen "Auserwählten" gehört, wo der jugendliche Wurm dann mal durchs Auge oder Hirn wandert. Im allgemeinen sind Würmer recht wirtsspezifisch und infizieren den Menschen eher fehlerhafter Weise. Aber ist halt einfach blöd, wenn man selbst der Fehlwirt wird. Von wegen wer nix wird, wird Wirt!
Dem erwachsenen Hund sind die Spul- und anderen Rundwürmer seltener ein Problem, der bekommt gern Bandwürmer.
Der Bandwurm ist nicht ganz so wirtsspezifisch und hat einen Lebenszyklus, der ihm vorschreibt, als Larvenstadium (=Finne) in einem Zwischenwirt zu leben und als Erwachsener im Endwirt-Darm. Der Hund ist vorzugsweise Endwirt. Zwischenwirt sind die Beutetiere vom Hund. Da aber verschiedene Beutetiere von verschiedenen Beutegreifern verspeist werden, kommen auch gern mal Infektionen mit eigentlich nicht für den Hund gedachten Würmern vor. Der Fuchsbandwurm ist hier zu trauriger Berühmtheit gelangt, weil er als Larvenstadium wenig wählerisch ist und so vom Hundekot aus (After belecken) den Menschen infizieren kann. Das Problem ist beim Bandwurm nämlich eher das Finnenstadium, denn das lebt in (menschlichen) Organen und schädigt diese. Der Fuchsbandwurm tut es besonders gemein, indem er mit tausenden von neuen Bandwurmanlagen, die innerhalb dieser ersten sprießen wie ein Krebsgeschwür, parasitiert. Tut er es da wo er hingehört, in der Maus, so wird die blöd und darum vom Fuchs gefangen. Tut er es bei uns, so ist das ernsthaft lebensbedrohlich. Allerdings ist in Deutschland die Zahl der Erkrankungen gering, die Gefahr wohl sehr gering, aber größer, als einen Lottogewinn. Wer will sowas schon?
Weniger dramatisch, aber irgendwie dennoch unappetitlich sind die Bandwürmer, die den Menschen nicht tangieren, aber den sich Hunde ebenfalls durch Mäuse, Flöhe und ähnliches einfangen.
Der Spulwurm ist so ein Kandidat, der wie oben schon angesprochen besonders pfiffig ist. So genügt eine einmalige Infekion im Welpenalter via Muttermilch, um genügend Larven für den Rest seines Lebens in den Hund zu bringen. Ein Teil macht sich nach der Körperwanderung in den Darm auf, wo er fröhlich heranreift und wieder für Nachwuchs sorgt. Ein anderer Teil nistet sich raktionslos in der Muskulatur ein und wartet darauf, daß der Darm ein freies Plätzchen bietet und macht sich dann ebenfalls auf den Weg. Besonders gelungen ist die Aktion, wenn der Wirt eine säugende Hündin ist; hier wandern die Larven zur Milchdrüse und sorgen für die Infektion der Welpen.
Je nach Wurmart gibt es noch viel mehr dieser Tricks, zB Infektionen über die Haut etc.
Ich denek, das oist in Absprache mit dem TA, der das Infektionsrisiko je nach Lebensumständen des Hundes und seiner Familie bewerten kann, durchaus ein Grund, nicht zu lässig mit der WK zu sein. Einmal im Jahr finde ich für den behüteten Haushund im kinderlosen Haushalt vielleicht noch ok. Für den Familienhund, der auch mal das Baby beleckt, auf Bett oder Sofa schlafen darf und in Feld und Wald Gelegenheit zur Aufnahme unappetitlicher Dinge haben könnte, sollte es häufiger sein.
Im übrigen werden tote Würmer meist verdaut. Ein Grund, warum sie nicht unbedingt im Kot auftauchen, kein Beweis dafür, daß Hund keine hatte.
LG
Eddi
die als Kind total beleidigt war, weil der Hund so coole durchsichtige Kapseln bekam und ich bloß so ekligen roten Saft. Bis heute ist mir nicht klar, ob Muttern den Hund von meinen Würmern oder mich vor seinen geschützt hat
