Hallo Anja und Lutz,
ich habe meinen Benno erst im Alter von 4,5 Jahren HD/ED röntgen lassen.
Vorher sah ich für mich dazu keine Notwendigkeit.
Benno sollte ja weder in die Zucht, noch war für ihn eine "Karriere" im Hundesport vorgesehen.
Wir haben ihn als Familienmitglied und Begleithund angeschafft.
Ich hatte außerdem Angst vor dem Narkose-Risiko beim Röntgen.
Die Idee war deshalb, dass ich das HD/ED-Röntgen dann mitmachen lasse, falls er aus irgendeinem anderen Grund mal eine Narkose bekommen müsste.
Das war aber bis zum Alter von 4,5 Jahren aber nicht der Fall.
Nach einigen Übungseinheiten auf dem Hundeplatz stellte sich heraus, dass er im Schutzdienst talentiert war und daran auch viel Spaß hatte.
Er wurde damals so gut im IPO-Sport, dass ich gern mal mit ihm auf einer KLSP gestartet wäre.
Dort durften damals nur Terrier starten, wenn sie geröntgt waren und kein schlechtes Röntgenergebnis hatten.
Lange Rede kurzer Sinn:
Aus heutiger Sicht würde ich nie wieder einen Hund spät röntgen lassen, mit dem ich sportlich oder züchterisch auch nur "eventuell, vielleicht, irgendwann mal..." etwas plane.
Allerdings war für mich das späte Röntgen-Ergebnis trotzdem sehr hilfreich, weil ich so wußte, wo gesundheitlich bei meinem Hund möglicherweise eine Schwachstelle liegen könnte.
Nur weil ich das wußte, konnte ich früh mit angepasstem Kraft- und Ausdauertraining am Scooter und Fahrrad und beim Schwimmen und mit ab und zu ein wenig Grünlippmuschel und Collagen im Futter gegensteuern.
Die im Alter von 12-14 Monaten geröntgen Wurfgeschwister von Benno sind alle HD/ED-frei ausgewertet.
Es wurden aber nicht alle Welpen seines Wurfes geröngt.
Mit mindestens 2 Wurfgeschwistern wurde gezüchtet.
Bei einem Bruder gab es in der Nachzucht eines Wurfes schlechte HD-Ergebnisse (mehrmals C + 1xD), wie ich dem "Terrier" entnehmen konnte.
Das kann aber natürlich auch an der Hündin gelegen haben oder insgesamt an einer ungünstigen verpaarung.
Sowohl der KfT-Gutachter als auch die Röntgen-Ärztin, die ebenfalls aktive Hundesportlerin ist, rieten mir anläßlich der Auswertung der Röntgen-Bilder mit Benno weiter IPO-Sport zu betreiben, ihn schlank zu halten und immer auf eine gute Muskulatur der Hinterhand zu achten.
Beide bestätigten mir unabhängig voneinander, dass der Hund uneingeschränkt belastbar ist und auch weiter sportlich belastet und gefordert werden sollte.
Nur deshalb habe ich ihn nie aus dem Sport genommen, was sich rückblickend als richtig für ihn erwiesen hat.
Einen ungesunden Ehrgeiz habe ich allerdings auch nie im Hundesport entwickelt.
Mit seinen inzwischen knapp 10 Jahren trainiert Benno nach wie vor regelmäßig 2x pro Woche auf Ortsgruppen-Level im Schutzdienst.
Ich lasse ihn aber schon länger nicht mehr über die volle Meterhürde springen und die ganz steil gestellte Schrägwand nehmen- rein prophylaktisch.
Aber so gut (oder ich schreibe besser so schlecht ) wie seine HD-frei-geröngtgen Brüder im letzten Herbst käme meiner allemal auch über den Meter - da ist bei ihm mit dem Brett weniger in der Hürde noch deutlich Platz unterm Bauch.
Er zeigt natürlich bisher weder während noch nach dem Training in den Ruhephasen Schmerzen oder besondere Anzeichen der Ermüdung und bekommt selbstverständlich auch keine Schmerzmittel oder sonstigen Medikamente.
Sobald ich nur ansatzweise bemerke, dass er weniger Freude am Sport hat oder auch nur längere Erholungsphasen nach dem Training braucht, werde ich nicht weiter mit ihm im Schutzdienst trainieren.
So lange aber das Highlight seiner Woche immer noch die beiden Tage mit dem Schutzdienst-Training sind, darf er noch weiter auf dem Hundeplatz aktiv sein.
Ohne dass ich dafür irgendwelche Beweise hätte, denke ich "tief in meinem Innern", dass Benno eine ähnlich gute HD-Auswertung bekommen hätte wie seine Wurfgeschwister, wäre er im gleichen Alter wie sie geröntgt worden.
Jaron ist deshalb auch früh geröngt worden und hat Top-Ergebnisse in der Auswertung.
Ich würde aber für mich nicht so weit gehen, deshalb zu glauben, dass Jaron deshalb später keine Probleme mit den Ellenbogen oder den Hüften bekommen wird.
Dazu habe ich auf Hundeplätzen und im Bekanntenkreis bei Züchtern anderer Rassen einfach schon zu viele HD-frei geröngtge Hunde gesehen, die im Alter von 6-7 Jahren kaum noch hinten hoch kamen.
Ich mache deshalb bei Jaron auch alles genau so, wie es sich bei Benno bisher bewährt hat.
Er bekommt die gleichen Futterzusätze und das gleiche Kraft- und Ausdauertraining, das ich mit Benno gleich nach seiner späten und weniger guten Auswertung gestartet habe.
Ich gebe Lutz in Bezug auf die Grauzone bei der Auswertung der Röntgenbilder Recht. Auch dass man schwere HD auf den Bildern problemlos auch als Laie erkennt ist auch nach meiner Überzeugung
ganz klar so richtig.
Aber wenn z.B. ein spät geröntger Hund leichte Arthrosen an den Hüftkugeln oder Pfannen hätte, dann kann das zwar natürlich an einer lockeren Hüfte liegen - das muss aber nicht immer zwingend der einzig mögliche Grund für solche Veränderungen sein.
Dennoch verbietet sich in einem solchen Fall eine ähnlich gute Auswertung, wie sie ein junger Hund mit gleichen Winkeln aber (noch) ohne die Arthrosen bekommen würde.
Aber es ist auch wirklich schwierig- weil man einfach nie sagen kann, dass ein genetisch HD-freier Hund niemals Arthrosen ausbilden wird oder dass ein genetisch mit HD vorbelasteter Hund immer Arthrosen ausbilden wird.
Von daher muss im Sinne der Gesundheit der Rasse entschieden werden und im Zweifel besser zu schlecht ausgewertet werden als zu gut - wie es ja auch passiert.
Zum Nachröntgen beim AT findet man den folgenden Passus in der KfT-Zuchtordnung unter dem Punkt 1.5.:
1.5
AIREDALE TERRIER
dürfen nur in der Zucht eingesetzt werden,
a) wenn sie die jeweils gültigen Bestimmungen einer Zuchtzulassungsprüfung erfüllt haben
und
b) rechtzeitig vor der ersten Zuchtverwendung, frühestens jedoch nach Vollendung des 12. Lebensmonats, auf Hüftgelenksdysplasie untersucht wurden und das Röntgenbild folgen-dermaßen begutachtet wurde:
• HD – frei (A1 und A2)
• HD – Grenzfall (B1 und B2)
Liegt der Befund HD- Grenzfall vor, ist frühestens nach einem Jahr, jedoch rechtzeitig vor einem zweiten Zuchteinsatz, eine erneute Röntgenuntersuchung durchzuführen. Diese Kont-
rolluntersuchung ist nicht erforderlich, wenn der Hund zum Zeitpunkt der Erstaufnahme älter als 24 Monate war.
Hat sich laut Gutachten der Röntgenbefund nicht verschlechtert, gilt die Zuchtzulassung bis zum Erreichen der Altersgrenze, sofern die in § 3 genannten Voraussetzungen weiterhin erfüllt sind.
Mit HD – Grenzfall begutachtete Airedale Terrier dürfen nur mit HD – freien Partner gepaart werden.
Viele Grüße von Anke mit Benno, Jaron und Katze Blue