Wesen oder Charakter

Geburt, Aufzucht, Einzug, Sozialisation
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Regine
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Wesen oder Charakter

Beitrag von Regine » Mo 8. Okt 2012, 20:52

Hi ihr,
ab wann ,findet ihr, hatte euer Hund ein Wesen /Charakter ?
Hat euer Hund Wesenzüge -merkmale aus der Welpenzeit behalten???
LG Regine
Den Reichtum eines Menschen kann man an den Dingen messen,
die er entbehren kann, ohne seine gute Laune zu verlieren.

Henry David Thoreau (1817 - 1862), US-amerikanischer Philosoph, Naturalist, Schriftsteller und Mystiker

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Bubu09
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Re: Wesen oder Charakter

Beitrag von Bubu09 » Mo 8. Okt 2012, 21:16

Hallo Regine,

ich finde, dass sie mind. ab der 6. Woche unterschiedliche Charaktere haben. Bubu hat dies auch bisher beibehalten. Und auch manche Eigenschaften/Verhaltensweisen sind auch mit 3 Jahren noch vorhanden. Aber eine Entwicklungsstufe ist mir ganz klar aufgefallen. Mit fast 2 Jahren ist er sehr schnell (mir kam es vor wie von einem Tag auf den anderen) erwachsen geworden. Da hat er einen richtigen Sprung gemacht (also charakterlich). Da war dann auch nicht mehr mit allen Hunden spielen angesagt und ein stärkere Beschützerinstinkt ist mir aufgefallen.

LG
Jennie

Uschi

Re: Wesen oder Charakter

Beitrag von Uschi » Mo 8. Okt 2012, 22:02

Hallo Regine,

Wijnta fing so ungefähr mit 4 Jahren an, ihren Hundekumpelinen zu sagen, dass sie auch "jemand" ist. Diese Strukturen sind auch bis heute erhalten geblieben, ohne dass sie weiterhin darauf hinweisen musste. Seit diesem Alter ungefähr ließ sie sich auch nicht mehr von ihrem Rüdenfreund anbrummen, wenn er mal wieder meinte, dass das Stöckchen, das Wijnta hat, doch sicher seines sei.

Was ihr aus der Welpenzeit erhalten blieb, ist der Schalk, der sie umtreibt. :dog_biggrin


Yarosch hat sich komplett verändert, finde ich wenigstens. In seiner Welpenzeit fand ich ihn eher "hartleibig", schwer ihn davon zu überzeugen, was er darf und was nicht. Wo er hintrat, wuchs kein Gras mehr, stand nichts mehr so, wie es vorher war, war nichts mehr an dem Platz, wo es hingehörte. Er war ein Chaot, sich nicht bewusst, wo sein Körper anfängt und aufhört, überall eckte er an und warf Dinge herunter. :dog_laugh Ein Schalk saß ihm nie im Nacken.

Heute (noch nicht 2) finde ich ihn sehr viel williger im Lernen, es ist ungemein viel leichter, zu ihm durchzudringen. Er ist aufmerksamer, tut alles für ein Lob und natürlich Leckerli und Spiel.

Etwas ist ihm aber doch geblieben aus der Kinderzeit. Einen riesen Freudentanz darf ich nicht aufführen, sonst springt er mir hoch bis ins Gesicht vor Überschwang und das ist zuweilen sehr schmerzhaft. :dog_biggrin



Liebe Grüße
Uschi

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Fricco
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Re: Wesen oder Charakter

Beitrag von Fricco » Mo 8. Okt 2012, 22:54

Hallo Regine,

von Fricco kann ich sagen, dass einiges, was ich heute an seinem Charakter sehe, eigentlich schon als Welpe von 9 bis 10 Wochen da war - wenn ich es denn hätte deuten können. (eigentlich wie bei Kindern; wenn sie älter werden, sieht man auch erst, dass sie das Verhalten schon als Babys und Kleinkinder gezeigt haben)

Z.B. seine Beißerei, um seinen Willen zu bekommen - als Welpe ungeschickt, hat oft wehgetan - jetzt: es tut nicht mehr weh, aber es kann ganz schön nerven, wenn ich ihn x-mal zurückschicken muss, wenn er an mir herumbeißt, um etwas zu bekommen (Spaziergang, Futter, Spielen, egal, was auch immer).

Oder seine Terriersturheit:
Jegliche Erziehungsmaßnahme muss mind. 100 x wiederholt werden, bis er glaubt, dass das ernst gemeint ist ...
z.B. an der Schlepp: wer geht voraus? also jedesmal Richtungswechsel, wenn er an mir vorbeirennt. nach ca. 20 x geht er erstmal auf mich los (nicht aggressiv, aber rempeln und hochspringen, sagt deutlich, ich will Chef sein, nicht Du), Klarstellung - nicht Du, ich - nun geht es eine Weile, meist bis wie heimfahren. Aber beim nächsten Spaziergang muss er wieder probieren ... das hat er eigentlich als Baby auch schon gemacht, erstmal nach einer Weile akzeptieren (so tun als ob) um es kurze Zeit später erneut zu probieren

... und oft habe ich den Eindruck, als ob er in sich hinein lacht und denkt, wollen doch mal sehen, wer den längeren Atem hat ...

L.G. Helga + Fricco

Leonie

Re: Wesen oder Charakter

Beitrag von Leonie » Mo 8. Okt 2012, 23:40

Hallo Helga und auch alle anderen,

ich habe ja Deinen Fricco hier einen Tag erlebt zum Treffen am 30.9.

also Dein Friccolein hat es meines Erachtens ein bißchen "faustdick hinter den Ohren" wie meine M******Stine auch , aber anders als meine Hündin.

Er wickelt ja Frauchen, also Dich, um den Finger --er macht ganz auf verschmust und hängt mit den Vorpfoten auf Deinem Schoß rum und läßt sich kraulen ohne Ende :dog_biggrin :dog_biggrin und ist ein gaaaanz Lieber, Du schmilzt dahin----
aber er will dann Chef im Ring sein! Tja...watt nu?? Sagt der Berliner. Auch da würde ich sagen, der Chef bist und bleibst DU und das mit Konsequenz.

Ich kenne die Terriersturheit:
"Stine" ist manchmal auch nur ein Namensvorschlag beim Rufen. Und "HIER" auch nur ein Vorschlag!

Ich denke jeder Terrier hat so seine Unarten aber auch ganz tolle Seiten; zum Beispiel nimmt Stine mit jedem Hund und Menschen freundlich Kontakt auf.
Ja, was ist nun Wesen und was ist Charakter? Was ist erlernt? Zur Welpenzeit kann ich nicht viel sagen, weil die Stine schon 18 Monate war bei Übernahme.
Aber wenn ich zurückdenke hatte die Stine ein völlig aufgedrehtes Wesen bei der Übernahme, ich dachte, da hat einer den Vierkant- Schlüssel aufgezogen an dem " Mädchen". Aber vom Charakter her eine tolle Hündin--nicht mehr wirklich dominant wie ich mal glaubte, sondern sie suchte jemanden- glaube ich-der die Führung übernimmt. Wir haben ein entspanntes Verhältnis, Helga Du hast Stine auch erlebt und ich bin sehr zufrieden hier .

Jedes Tier / jeder Mensch hat ein angeborenes Wesen bzw. angeborene Charakterzüge, aber letztendlich sind wir alle das Produkt der Erziehung
und der Sozialisation.

Liebe Grüße an alle Leonie mit Stine

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Eddis
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Re: Wesen oder Charakter

Beitrag von Eddis » Di 9. Okt 2012, 22:44

Moin Regine, ein klares ja, Eddi hat sich nicht viel verändert. Er war schon immer ein ruhiger Bursche. Wir sagen: "Hund der leisen Töne." :dog_biggrin
Er reagiert auf Blicke und leise Worte. Er verhält sich immer leise und unauffällig, bellt selten, liebt die Ruhe, beobachtet. Wenn es laut wird, dann geht er oder er beginnt zu heulen. Dabei ist er kein Schmusekater, jedoch immer am liebsten dort wo ich auch gerade bin. Eddi ist ein Frauenhund, fremde Männer ignoriert er und Herrchen muß ganz schön um seine Gunst buhlen. Das war schon als Welpe so. Er war schon immer ein "Rute auf Halbmast Träger" Ich kann mich nicht erinnern, daß unser Rüde je etwas beschädigt hat, außer sein Spielzeug. Er wußte schon als Welpe wo er seine Nase nicht reinstecken darf. Dabei war Eddi nie ängstlich oder besonders unterwürfig, eher sehr angepasst. Er lebt im Haus und seine Hütte steht in der Küche. Es reichte ein strenges Wort und er blieb mit der Schnauze vor der Wurststulle auf dem Tisch stehen. 10cm davor. Wir können alles liegen lassen, Eddi steht mit Hängerute davor und wartet oder hofft.

Sein Fressen genießt er. Also er schleckt zuerst die Soße ab, sucht dann die besten Brocken raus und kaut alles gut durch. Von einen Stück rohen Fleisch leckt er zuerst ausgiebig die Oberfläche ab. Von beiden Seiten. Ich habe das heute gerade wieder beobachtet. Man kann ihm auch alles wegnehmen, er ist nicht futterneidisch.

Eddi hat einen ausgeprägten Jagdtrieb. Seine ersten selbstständigen Ausflüge begannen mit 4 Monaten. Mit 2,5 Jahren begann er sich etwas zu beherrschen und dafür bellt er seit dem den Briefträger an und bewacht das Haus. Also der Jagdtrieb ist etwas dem Schutztrieb gewichen. In seiner Jugend bemerkten wir keinen Schutztrieb. So etwa zwischen 30 und 36 Monaten bemerkten wir auch, daß Eddi im Dunklen viel aufmerksamer ist und Fremde Männer auch mal anknurrt.

Eddi ist sehr gut sozialisiert, nicht leinenagressiv, ignoriert kleine Kläffer und läßt sich sogar von ihnen an den Beinen rumheckern. Er nimmt sie nicht für voll.
Um große, schwarze Unbekannte macht er lieber einen Bogen, das war auch schon im Welpenalter so. In seinem einzigen Hundekampf hat er sich zu unserem Erstaunen jedoch kräftig gewehrt. Also wenn es darauf ankommt, dann setzt er seine Zähne ein. Seit er 3 Jahre alt ist, hat er 2 Feinde im Dorf und führt sich auf, wenn er die sieht. Beides Schäferhunde. Den Hundedamen gegenüber verhält er sich unaufdringlich. Nie würde er eine bedrängen, die ihm zeigt, daß er sie in Ruhe lassen soll.

Wir waren in der Welpenschule und mußten dann 1 Jahr aussetzen, weil Eddi Panostitis hatte und oft humpelte. Seit einem Jahr sind wir wieder auf dem Hundeplatz aktiv. Eddi wirkte immer etwas unlustig und war schwer zu motivieren. Seit 3 Monaten etwa macht er freudig mit, wir wissen nicht was den Wandel bewirkte. Eddi wirkt futterneidisch. Vielleicht bemerkt er jetzt die Konkurrenz?
Er ist noch nicht fertig mit seiner Entwicklung, ein richtiger Spätstarter. Seine Körpersprache verändert sich dabei nicht viel. Er konnte schon als Welpe traurig und hilfsbedürftig aussehen, genau wie heute. Und alle um den Finger wickeln damit. Dann die Pfotensprache wenn er spielen will und mit der Tatze ausholt, ich könnte noch Stunden schreiben. Im Grunde waren die Wesenszüge alle schon da, als der kleine Kerl zu uns kam.
Lieber Gruß Simona mit Sir Eddi

Bine

Re: Wesen oder Charakter

Beitrag von Bine » Mi 10. Okt 2012, 07:33

Regine hat geschrieben:Hi ihr,
ab wann ,findet ihr, hatte euer Hund ein Wesen /Charakter ?
Hat euer Hund Wesenzüge -merkmale aus der Welpenzeit behalten???
LG Regine
Moin Regine,

die wichtigsten Anlagen hat der Hund von Anfang an und die verändern sich auch nur bedingt.
Ich vergleich das immer mit einer Bahnschiene, Du kannst nach der 8.Lebenswoche noch ein bischen nach links oder rechts, aber aus dem Gleis gehts nicht mehr raus :dog_biggrin
Natürlich prägst Du den Welpen noch, eigene Erlebnisse und Erfahrungen geben der Entwicklung Anstösse und auch die Erziehung formt nun den Charakter, aber das Wesen ist nicht mehr veränderbar und bleibt so wie es ist. Meine Erfahrung.
LG Bine

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lutz
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Re: Wesen oder Charakter

Beitrag von lutz » Mi 10. Okt 2012, 11:01

Hallo Regine und AT-Freunde,

Mal generell etwas zur Wesens- bzw. Charakterbildung die beim Airedale ja gut 3-4 Jahre dauern kann bis er das geworden ist was wir als "Erwachsenen Hund" bezeichnen. Wesen und Charakter werden bereits mit Beginn des Lebens von Anfang an gebildet.
So verstehe ich eigentlich Regines Frage.

Das Wesen oder der Charakter des Hundes wird schon mit dem Beginn des Lebens im Mutterleib geprägt.
Je nach Umwelt der Mutterhündin kann schon das ungeborene Lebewesen z.B. durch eine in der Schwangerschaft gestresste Hündin auch ungünstig beeinflusst werden oder eben positiv durch optimale Lebensumstände für diese in jener Zeit.
Was wir als Wesen des Hundes bezeichnen ist der Ausdruck seines Verhaltens in unserem Zusammenleben mit ihm und ist immer ein Zusammenspiel der genetischen Vererbungsanlagen mit der Prägung durch seine Umwelt. Diese Anteile verschmelzen mit dem Beginn des Lebens unauflöslich miteinander.
Welche Anteile bei der Prägung eines jungen Welpen in diesem Entwicklungsprozess zwischen den Erbanlagen und Umwelt jeweils angeboren oder erworben worden sind lässt sich in Prozenten nur sehr schlecht erfassen obwohl dieses immer wieder versucht wird.

Ich kann es nicht besser ausdrücken wie Heinz Weidt / Dina Berlowitz in "Das Wesen des Hundes" schreiben:

" Durch das Prägungsgeschehen während der sensiblen Phase in den ersten 12 bis 14, manchmal auch 16 Lebenswochen wird das frühe Lernen zum Schicksal zum Schicksal seines künftigen Wesens. Das in dieser Zeit Gelernte, oder auch Versäumte oder Fehlgeleitete wirkt geradezu wie angeboren und bestimmt, wie gut und in welche Richtung später weiter gelernt werden kann. Mit der Pubertät geht ebenfalls eine sensible Phase einher. Auch hier können positive und negative Erfahrungen tiefgreifend Einfluss auf das künftige Wesen eines Hundes nehmen.
Nur durch Bereitstellung der jeweils richtigen Entwicklungsmöglichkeiten für die die jeweilige Rasse einmal gezüchtet worden ist, können die im Erbgut vorhandenen Anlagen auch entsprechend verwirklicht werden".

"ES IST DIE UMWELT, DIE GEWISSERMAßEN DIE HAND AM GENETISCHEN SCHALTER HAT"!

Wenn also eine Symbiose zwischen Mensch und Hund gut funktionieren soll muss die verfügbare Haltungsumwelt auch für die jeweilige Rasse verfügbar sein und der Mensch die richtige Auswahl der zu ihm passenden Hunderasse getroffen haben.
Der Mensch muss also in dieser gesamten Entwicklungsphase des Hundes immer zum passendem Zeitpunkt den jeweils "richtigen genetischen Schalter" betätigt haben wenn er das Optimum aus seinem Hund "herausholen" will.
Diese verantwortungsvolle Aufgabe ist sicher nicht immer ganz leicht aber letztendlich werden Mensch und Hund durch ein möglichst langes, freudiges und stressarmes Hundeleben und gutes Zusammenleben miteinander belohnt.

Viele Grüße von lutz mit Joker

P.S. Ich habe mich übrigens mit der Auswahl des Hundes der zu mir passt von seinem erfahrenen Züchter beraten lassen und bin nicht schlecht damit gefahren.
Ich hatte nur von meinem ersten Airedale berichtet und nur den Wunsch geäußert einen möglichst großen Rüden zu bekommen und mich ansonsten nach dessen weiterer Entwicklung richten würde was an gemeinsamen Aktivitäten so zu uns passt. Darauf wurde mir geraten den nächsten Wurf einer anderen Verpaarung abzuwarten und mir denn davon zwei zur Auswahl empfohlen.
Als ich da nicht so sicher war wer nun davon in Frage käme da mir beide gut gefielen hatte der Züchter dann gesagt: "ich würde diesen nehmen". Meine Frau hat dann entschieden:
" Jawohl den nehme man, der passt gut zu dir, der hat sich ja auch gleich mit dem Rücken ans Hundehaus wieder hingelegt so wie du ja auch immer so gerne auf dem Sofa liegst".
Das war denn unser Joker. Allerdings bin ich danach gar nicht mehr so viel aufs Sofa gekommen weil mich der Bursche ganz schön auf Trab hielt, was er heute nach 9 1/2 Jahre immer noch macht.
Ich habe den guten Ratschlag des Züchters, trotz des etwas spitzen Kommentars meiner Frau, jedenfalls bis heute niemals bereut.
Die Beziehung zwischen einem Mann und seinem Hund ist heilig,
was die Natur vereint hat, soll keine Frau trennen.

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