Seminarinhalte Schilddrüse und Verhalten - Dr. Blaschke-Berthold

rb_sijuto
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Seminarinhalte Schilddrüse und Verhalten - Dr. Blaschke-Berthold

Beitrag von rb_sijuto » Mi 22. Nov 2006, 20:38


Nun mal von mir ein "heißes Eisen" zur Diskussion:


Am Wochenende des 11./12.11. fand ein Seminar zum Thema "Schilddrüse und Verhalten" mit Frau Dr. Ute Blaschke-Berthold (Biologin) statt, an dem ich teilnehmen konnte. Nicht nur weil mich das Thema seit längerem sehr interessiert (meine beiden Hunde sind betroffen) sondern auch, weil die Referentin sehr genial ist und das Thema äußerst wichtig, kann ich nur jedem empfehlen an einer solchen Veranstaltung teilzunehmen.


Ich versuche hier nun selbst, meine Eindrücke kurz zusammen zu fassen:


Inzwischen sind Teilergebnisse von amerikanischen Studien veröffentlicht worden, die endlich wissenschaftlich beweisen, dass Verhaltensprobleme bei Hunden eindeutig mit Schilddrüsenproblemen korrelieren. Verhaltensauffälligkeiten können sowohl in Richtung Angst (allgemein, Geräuschphobien, Trennungsängste etc.) als auch Aggression und auch Hyperaktivität aber auch Lethargie gehen. Ganz wichtig: Der Hund mit SD-Problemen ist nicht gezwungener Maßen dick, lethargisch und hat Fellprobleme - ganz im Gegenteil, auch und gerade der untergewichtige, hibbelige Hund kann betroffen sein und zwar ab dem ersten Lebenstag.


Ursächlich für die SD-Probleme können verschiedene Haltungsbedingungen sein, u.a. die übliche Art der Trockenfütterung. Beutegreifer wie unsere Hunde nehmen (oder besser sollten) über ihre (natürlich nicht gekochte) Beute SD-Hormone und auch Jod auf. Diese Möglichkeit wird bei Trockenfütterung ausgeschlossen.


Weitere Gründe können natürlich andere ernsthafte Erkrankungen sein, auch ein zu hoher Stress-Pegel (Cortisol-Ausschüttung) führt zu gesenkten SD-Hormonen - was im Gegenzug dazu führt, dass das Stress-Hormon schlechter abgebaut werden kann. Achtung! Im Umkehrschluss bedeutet das, dass man bei Cortison-Gaben auch immer SD-Hormone zufügen sollte.


Laut Frau Dr. Blaschke-Berthold führt eine Kastration häufig zu einer Verschlechterung des SD-Hormon-Haushaltes.


Ganz wichtig: Hunden, die im unteren Drittel der Referenzbereiche für SD-Hormone liegen und Verhaltensauffälligkeiten zeigen, kann durch die Gabe von Hormonen geholfen werden.


Der Organismus braucht für alle Vorgänge vom ersten Tag an Thyroxin in ausreichender Menge. Ist diese Menge nicht ausreichend, kann es zur Schädigung führen. Auf Nachfrage, was das für die Zucht bedeuten würde, teilte Frau Baschke-Berthold mit, dass man sämtliche Zuchthunde und vor allem die Hündinnen testen müsste - tragende Hündinnen mit einem zu niedrigen SD-Hormon-Wert können ihre Welpen nicht ausreichend versorgen, Schädigungen jeglicher Art sind vorprogrammiert (u.a. Gelenke, Gebäude, Organe, aber auch Verhaltensstörungen etc.). Es sei unbedingt erforderlich, die Haltungsbedingungen zu optimieren (Fütterung?!), Tests etc..


Von einer Häufung von Fällen bei Hunden ein und derselben Rasse geht die Referentin aus (sie selbst besitzt vier Rhodesien-Ridgebacks mit SD-Problemen).


Das ist jetzt nur ein ganz kurzer Abriss von dem zweitägigen Seminar.


Ich hoffe auf reges Interesse und möchte noch kurz erklären, warum ich unter "Allgemein" gepostet habe.


Das Thema betrifft sowohl alte, als auch junge Hunde, hat mit Gesundheit und mit Verhalten zu tun und auch die Themen Ernährung und Zucht spielen eine wichtige Rolle.


Ich freue mich auf einen regen Meinungs- und Erfahrungsaustausch!


Silke


PS. Ein weiteres Seminar mit Frau Dr. Blaschke-Berthold zu diesem Thema findet m.E. im Januar 2007 statt (NRW)

[Dieser Beitrag wurde am 15.05.2008 - 21:39 von sijuto aktualisiert]



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rb_Susan
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Beitrag von rb_Susan » Mi 22. Nov 2006, 21:54


Wow Silke,


danke vielmals für deine Ausführungen zum Thema.


Ich habe bisher einen Hund aus meiner Zucht, der mit einem Wert von 1,9 betroffen ist. Mit den schon einmal von dir gelieferten Unterlagen bewaffnet, konnte die Besitzerin ihren unwilligen TA davon überzeugen, daß der Hund einer Behandlung bedurfte.


Hier war es vor den Verhaltensauffälligkeiten (und nur denen) so, daß durch Krankheit eines Familienmitgliedes dauernd neue Menschen im Haus waren und er selbst auch oft woanders untergebracht werden mußte. Dann starb der Angehörige und das Haus wurde verkauft, um ein neues, kleineres zu beziehen. Hier wurde der Rüde dann wirklich auffällig. Er hatte plötzlich Angst vor einem neuen Küchentisch und wollte andererseits Jogger und Radfahrer fangen. Wer den Hund kannte, konnte sich das nicht erklären - sowas war für diesen Typ Hund wirklich völlig undenkbar und doch hat er es getan!


Nach Gabe der Medikamente wurde er recht schnell wieder ganz der Alte, der jetzt wieder souverän und freundlich ist. Angst hat er auch nicht mehr.


Gleichzeitig mit dem Beginn der Medikation wurde auch das Futter von TroFu auf Barf umgestellt.


Heute ist er wieder ein ganz normaler Airedale mit all seinen liebenswerten Eigenschaften!


Wer weiß, was passiert wäre, wenn du damals nicht auf diese Thematik aufmerksam gemacht hättest!


Dickes Danke für deine Bemühungen!!


Lieben Gruß, Susan


rb_Bettina
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Beitrag von rb_Bettina » Mi 22. Nov 2006, 22:10


Hallo Silke,


auch von mir herzlichen Dank für diesen ersten Überblick - ich habe den Beitrag festgepinnt, somit bleibt er oben stehen und ist jederzeit leicht zu finden.


Die Ernährungsthematik interessiert mich sehr und ich würde hierüber gern noch mehr erfahren.

Meine E-Mail per PM.


Liebe Grüße

Bettina



Um einander zu verstehen, brauchen die Menschen nur wenige Worte. Viele Worte brauchen sie nur, um sich nicht zu verstehen.

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Beitrag von rb_Uschi » Mi 22. Nov 2006, 23:59

Bettina hat geschrieben:Die Ernährungsthematik interessiert mich sehr

Ja, so gehts mir auch. Das ist ein äußerst interessanter Aspekt.



Gute Nacht

Uschi


rb_Anette
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Beitrag von rb_Anette » Do 23. Nov 2006, 00:05


Vielen Dank Silke für dein besonderes Engagement in dieser Sache und dass du uns mit deinen Informationen versorgst.


Ich denke dieses Thema ist für uns alle sehr interessant und hat inzwischen schon manchem Hund ganz viel geholfen, wie z. B. Susan schreibt: einem Hund wieder ein ganz ,,normales", angsfreies Leben ermöglicht.

Ganz lieben Dank !


Anette


rb_GabyP
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Beitrag von rb_GabyP » Do 23. Nov 2006, 10:02


Hallo, Silke,


vielen Dank für Deinen Bericht - das Thema ist zu wichtig und jede Information kann nützlich (oder sogar problemlösend) sein.


Genauso wichtig erscheint mir aber der Hinweis, daß wir Hundehalter und Züchter genau unterscheiden müssen zwischen schilddrüsenbedingten Verhaltensänderungen beim Hund und allgemeinen Erziehungsfehlern. Damit nicht der Griff zur (Thyroxin)Pille, weil einfacher, die angemessene Erziehung ersetzt ...


Leider scheint es zudem so zu sein, daß die Auswirkungen des Hormonmangels sehr unterschiedlich, z.T. sogar völlig gegensätzlich sind. Ich habe selber 2 betroffene Hunde; einer hatte Werte noch unterhalb des unteren Referenzbereichs - Symptome waren "nur" allgemeine Schlappheit und schnelle Ermüdung; der andere ist im unteren Bereich und zeigt (bis jetzt) unerklärliches Verhalten - und beide waren extrem dünn und untergewichtig.


Eine Überlegung am Rande: Futter und Jodzufuhr ist das eine - Wasser und Jodzufuhr das andere; wir leben hier in Bayern, einem Gebiet, in dem auch die Menschen erwiesenermaßen häufiger unter Jodmangel "leiden" als Küstenbewohner.


Viele Grüße


Gaby




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Beitrag von rb_lutz » Do 23. Nov 2006, 12:35


Hallo AT-Freunde,


danke für den sehr interessanten Beitrag über die Schilddrüsenunterfunktion.


Nun brauchen aber nicht gleich alle AT-Halter Angst bekommen dass ihre Hunde Schilddrüsenprobleme aus Jodmangel bekommen wenn sie Trockenfutter füttern. Denn gerade in dem TROCKENALLEINFUTTER, (bei Beifutter sieht es anders aus), ist normalerweise immer genügend Jod vorhanden um selbst höheren Ansprüchen sehr aktiver Hunde und auch noch laktierenden Hündinnen zu genügen.

Wenn man hier Bedenken hat sollte man sich ein gutes Alleinfutter mit einem höheren Anteil von Seefisch und Algen aussuchen und den Jodgehalt vergleichen.


Gerade hier kann man eher mit einer einseitigen Rohfütterung mit Fleisch und Schlachtabfällen in Kombinationmit hochgereinigtem Getreide allerhand verkehrt machen.( Meyer/Zentek "Die Ernährung des Hundes").


Auch beim Barfen werden keine ganzen Beutetiere mitsamt der Schilddrüse und deren Hormone verschlungen und dieses ist auch wohl bei den meisten gesunden Hunden nicht nötig.


Tatsache ist auch dass im Trinkwasser hier in Norddeutschland mehr Jod enthalten ist als in einigen Bereichen in Süddeutschland wo unbedingt dann auch jodiertes Speisesalz verwendet werden sollte.

(Ganze Dorfgemeinschaften mit vergrößerter Schilddrüse (Kropf) wie in Süddeutschland hat es hier nie gegeben).


Selbstverständlich muß eine einwandfrei festgestellte Schilddrüsenunterfunktion mit den entsprechenden Medikamenten behandelt werden und dieses kann sicher auch noch mit einer entsprechenden Ernährung unterstützt werden, nur sehe ich hier auch die Gefahr dass einige Hundehalter die mit der Erziehung ihrer Hunde nicht klar kommen hier denn der Schilddrüse die Schuld geben und vom Tierarzt eine medikamentöse Behandlung fordern.

( Ähnlich wie es bei unseren "Zappelphilippkindern" ja heute vielfach mit dem Medikament "Ritalin" gemacht wird wenn Eltern und Lehrer nicht mit dem Kind klarkommen).


So ganz ohne ist eine Behandlung mit Schilddrüsenhormonen ja auch nicht denn diese kann bei entsprechend hoher Dosierung auch dazu führen dass die Schilddrüse ihre Arbeit ganz einstellt.

Also man muß schon genau hingucken was da wirklich Sache ist und mich würden auch unbedingt einmal die Schilddrüsenwerte gesunder Hunde interessieren, ob es hier nicht doch eine große Anzahl mit niedrigen Grenzwerten der Schilddrüsenhormone gibt die aber in keiner Weise auffällig geworden sind, aber hier besteht ja im Normalfall kein Grund zur Überprüfung so dass man hier weiter im Dunklen tappen wird.


Und da wir schon einmal bei den Hormonen sind, auch die Sexualhormone Testosteron und Östrogen können nicht nur bei den Menschen sondern genau so bei den Hunden zumindest im Verhaltens- und Befindlichkeitsbereich bei einem Mangel (oder auch zuviel beim "falschen" Geschlecht) zu gravierenden Störungen führen ohne dass die Schilddrüse hierbei unmittelbar eine Rolle spielt.


Mit freundlichen Grüßen lutz mit Joker

[Dieser Beitrag wurde am 23.11.2006 - 14:45 von lutz aktualisiert]



Die Beziehung zwischen einem Mann und seinem Hund ist heilig,

was die Natur vereint hat, soll keine Frau trennen.

A.R. Gurney

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Beitrag von rb_sijuto » Do 23. Nov 2006, 21:36


Schön, dass schon so viele Interesse gezeigt haben und sowohl hier als Antwort oder PM reagiert haben, ich hoffe, das Script ist bei den Interessierten auch schon angekommen.


Ganz besonders freue ich mich auch über die skeptischen Beiträge, Lutz hat in seinem Beitrag eigentlich genau meine Haltung beschrieben, bevor ich bessere Informationen hatte. Ich möchte da noch mal drauf eingehen, da es bezüglich der Problematik einige Missverständnisse gibt.


Lutz schreibt z.B. dass man keine Angst bekommen müsse, dass unsere Hunde durch Trockenfutter Schilddrüsenprobleme durch Jodmangel bekommen würden.

Da hat er zum Teil recht - Jod ist im Trockenfutter vorhanden. Fakt ist aber, dass die Schilddrüsenprobleme nicht ausschließlich und schon gar nicht hauptsächlich durch Jodmangel ausgelöst sind. Der Hund nimmt über das rohe Fleisch T4 und T3 auf. Und das fehlt im Trockenfutter. Beim Hund liegt kein geschlossener SD-Hormonhaushalt vor, er sollte T4 und T3 auch über seine Nahrung zuführen.

Große Mengen T4 befinden sich z.B. im Schlundfleisch, in Seefisch aber auch gerade im Eidotter.

Eine Wohnlage im jodverwöhnten See-Gebiet hilft an dieser Stelle nicht weiter.


Ganz wichtig: Es geht nicht um eine ausreichende Jodversorgung sondern auf das zuführen von Thyroxin.


Lutz schreibt:

"Auch beim Barfen werden keine ganzen Beutetiere mitsamt der Schilddrüse und deren Hormone verschlungen und dieses ist auch wohl bei den meisten gesunden Hunden nicht nötig."


Fakt ist:

Thyroxin kommt nicht ausschließlich in Schilddrüsengewebe vor. (sondern u.a. siehe oben - Schlundfleisch, Seefisch, Eidotter, Algen).

Das heißt, beim Barfen wird durchaus die erforderliche Thyroxin-Gabe erzielt, auch wenn keine ganzen Beutetiere verfüttert.


Dann wendet Lutz ein:

"Gerade hier kann man eher mit einer einseitigen Rohfütterung mit Fleisch und Schlachtabfällen in Kombinationmit hochgereinigtem Getreide allerhand verkehrt machen.( Meyer/Zentek "Die Ernährung des Hundes")."

Auch da hat er recht. Das ist ein Argument, das mich auch lange abgehalten hat, mich mit dem Barfen weiter auseinander zu setzen. Die Fehler, die ich hier mache, muss leider mein Hund ausbaden - nicht ich. Für alle, die wegen dieser Angst bisher abgehalten wurden, etwas zu ändern:

Über www.barfU.de werden auf die Bedürfnisse des speziellen Hundes abgestimmte Ernährungspläne erstellt, die man dann umsetzen kann, wenn man denn will ...


Inzwischen weiß ich, dass man gegen beide Arten der Fütterung (Trocken ./. Frisch) genug wissenschaftliche Studien hat, die belegen, dass man dabei etwas falsch machen kann - darauf eine Entscheidung zu gründen, beim Trockenfüttern zu bleiben ist mir nicht mehr möglich.


Dann bringt er noch einen folgenden Aspekt ein:

"Selbstverständlich muß eine einwandfrei festgestellte Schilddrüsenunterfunktion mit den entsprechenden Medikamenten behandelt werden und dieses kann sicher auch noch mit einer entsprechenden Ernährung unterstützt werden, nur sehe ich hier auch die Gefahr dass einige Hundehalter die mit der Erziehung ihrer Hunde nicht klar kommen hier denn der Schilddrüse die Schuld geben und vom Tierarzt eine medikamentöse Behandlung fordern."


Inzwischen weiß ich, dass die diagnostischen Möglichkeiten bei SD Problemen leider sehr beschränkt sind. Eindeutig ist eine Schilddrüsenproblematik gar nicht festzustellen.

Gründe: Getestet wird das Blut - das Blut ist allerdings nur der Transportweg. Selbst wenn im Blut noch genug Thyroxin nachgewiesen werden kann, kann die Wirkung des vorhandenen Hormons gestört sein. Also normaler Blutwert aber Problem!

Das nächste Problem sind die Referenzwerte der Labore - es gibt absolute Individualdifferenzen - z.B. kleiner Hunde sollten generell höhere Werte haben. Man geht inzwischen davon aus, dass gesunde Schilddrüsenwerte so variabel sind wie es eine Vielzahl an Hunderassen gibt.

Außerdem beeinflussen Trainingszustand, Fortpflanzungszustand, Krankheiten, Impfungen, Narkosen und diverse Medikamente den Schilddrüsenwert der zudem auch noch in der Zeit zwischen 11.00 - 14.00 Uhr erhöht ist.

Einwandfrei feststellbar ist da so gut wie gar nichts - leider!


Vorsichtig bin ich inzwischen mit Aussagen wie:

Hundehalter, die mit ihren Hunden nicht klarkommen ... . Ich kenne zwei Airedale-Rüden mit Schilddrüsenproblemen, wir sprechen hier von Hunden, die von einem Augenblick zum nächsten mal eben Stücke aus dem Türrahmen beißen, weil sie sich heftig erregen. Oder in einer kleiner Erregungslage in eine Parkbank hacken, oder wie meiner Maschendrahtzäune durchbeißen. So kann das Aussehen. Die Vorbesitzer meines Rüdens haben bestimmt einige Erziehungsfehler gemacht - aber eine richtige Chance hatten die nicht. Die Macken der beiden Rüden sind auch nicht durch die Gabe von Thyroxin verschwunden - allerdings hat man jetzt den Sekundenbruchteil Reaktionszeit mehr, den man braucht, um überhaupt erzieherisch eingreifen zu können. Die Arbeit nimmt einem Thyroxin auf keinen Fall, aber die Rahmenbedingungen verbessern sich - sowohl für den Besitzer und das ist wichtig: auch für den Hund!

Jemand der seine Probleme (und die des Hundes) loswerden will durch Thyroxin-Gabe hat eh schlechte Karten, denn das wird nichts. Trotzdem ist es wichtig, dem Hund zu helfen, denn die Lebensqualität ist verringert, der Stresspegel enorm hoch und die Akzeptanz für solche Hunde in der Gesellschaft sehr klein!


Weiter schreibt Lutz:

"So ganz ohne ist eine Behandlung mit Schilddrüsenhormonen ja auch nicht denn diese kann bei entsprechend hoher Dosierung auch dazu führen dass die Schilddrüse ihre Arbeit ganz einstellt".


Nicht ganz richtig - gefährlich ist natürlich auch eine Überfunktion, das heißt, es muss wirklich engmaschig überprüft werden. Es kann sein, dass die Schilddrüse bei Thyroxin-Gabe selbst weniger Thyroxin produziert. Durch das zugeführte Thyroxin kommt es dann aber nicht zu einer weiteren Schädigung des Organismus (den eine chronische Unterversorgung mit sich bringt.

Wichtig zum Verständnis ist wirklich die Tatsache, dass der Hund keinen geschlossenen Thyroxin-Stoffwechselkreislauf besitzt. Das heißt auch in der Natur würde er Thyroxin über seine Beute aufnehmen und ggfs. selbst über seine Schilddrüse weniger produzieren.


Weiter bei Lutz:

"Also man muß schon genau hingucken was da wirklich Sache ist und mich würden auch unbedingt einmal die Schilddrüsenwerte gesunder Hunde interessieren, ob es hier nicht doch eine große Anzahl mit niedrigen Grenzwerten der Schilddrüsenhormone gibt die aber in keiner Weise auffällig geworden sind, aber hier besteht ja im Normalfall kein Grund zur Überprüfung so dass man hier weiter im Dunklen tappen wird".


Genau! - Wie schon weiter oben benannt. Es gibt durchaus einen Hund der mit einem T4-Wert von 1,9 unauffällig ist - und es gibt den völlig phobischen Hund mit einem Wert von 1,9. Da bei dem ersten Hund keinerlei Symptome vorliegen sollte auch auf gar keinen Fall behandelt werden, dem ängstlichen Hund mit 1,9 wirst Du aber höchstwahrscheinlich helfen können und aus den oben benannten Gründen auch keinen Schaden zufügen.


Lutz:

"Und da wir schon einmal bei den Hormonen sind, auch die Sexualhormone Testosteron und Östrogen können nicht nur bei den Menschen sondern genau so bei den Hunden zumindest im Verhaltens- und Befindlichkeitsbereich bei einem Mangel (oder auch zuviel beim "falschen" Geschlecht) zu gravierenden Störungen führen ohne dass die Schilddrüse hierbei unmittelbar eine Rolle spielt".


Dachte ich auch, habe aber dazugelernt:

Thyroxin ist notwendig für eine Vielzahl der Körperfunktionen, jedes Gewebe, den Stoffwechsel, Temperaturregulation, Wachstum, Zentralnervensystem, alle Aspekte der Fortpflanzung vom 1. Tag an. Auch da spielt die Schilddrüse unmittelbar eine Rolle.

Schilddrüsenprobleme führen zu allen Formen der Sexual- und Fruchtbarkeitsstörungen.


Lutz, vielleicht teilst Du mir über PM doch mal Deine Email mit, damit ich Dir das Script auch noch zukommen lassen kann. Ich denke, dass sind wirklich Informationen, die ein ganz anderes Bild zeigen, als man sich bisher von SD-Problemen gemacht hat.


Liebe Grüße

Silke



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Beitrag von rb_lutz » Do 23. Nov 2006, 22:23


Hallo Silke,


danke für das Angebot der Script-Zusendung.

Meine e-mail Adresse habe ich dir inzwischen per PM geschickt.


Viele Grüße lutz mit Joker


P.S. Vielen Dank das Script ist angekommen.

Es ist sehr informativ aber auch so umfangreich dass ich einige Zeit gebrauchen werde um alle Zusammenhänge auch richtig zu kapieren.

[Dieser Beitrag wurde am 23.11.2006 - 22:23 von lutz aktualisiert]



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Beitrag von rb_kenzo » Do 23. Nov 2006, 22:54


Hallo Silke,


habe Deine interessanten Beitrag "Schilddrüse und Verhalten" mit großem Interesse gelesen.


Habe Dich bereits per PM angeschrieben, damit Du mir die PDF-Datei per E-Mail zukommen lassen kannst. Hierfür im Voraus meinen herzlichen Dank.


Ich habe vor den Artikel auszudrucken und auf unserem Übungsplatz vorzustellen.

Nochmals vielen Dank für die Arbeit, die Du hier für uns alle machst!


Grüsse aus dem Schwarzwald

Uli S. und Airedale Kenzo



Es wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird.
www.airedale-kenzo.de

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