Hochschrecken und Zähne fletschen

rb_iaws
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Hochschrecken und Zähne fletschen

Beitrag von rb_iaws » Mo 23. Mär 2009, 19:29


Hallo,

wir haben folgendes Problem mit unserem AT Vito:

wenn er - hauptsächlich abends - tief schläft, schreckt er an manchen Abenden sehr häufig (10 oder noch mehrere) Male hoch und fletscht die Zähne. Sobald man ihn freundlich anspricht oder nachdrücklich "Aus" sagt, hört er auf, entspannt sich und schläft weiter.


Schmerzen schließen wir aus.

Könnte es sein, dass das etwas mit seiner Vergangenheit zu tun hat? Er ist jetzt fast 8 Jahre alt und hat vor etwa einem Jahr seine erste Besitzerin verloren, das Jahr davor sein erstes Herrchen. Dann war er einen Monat im Tierheim, bis wir ihn da herausgeholt haben.


Eine weitere Angewohnheit, die wir sogar schon einem Hundetrainer (der auch keinen Rat kannte) vorgeführt haben, ist folgendes:

er ist immer ganz wild darauf, ins Auto einzusteigen. Wenn er aber drinnen ist - besonders, wenn die Heckklappe geschlossen wird - dreht er durch und bellt laut und anhaltend. Wir haben ihn jetzt versucht, mit besonderen Kaulekkerlis zu bestechen, die er nur im Auto bekommt und dann auch nur, wenn er eine Pause beim Bellen macht. Funktioniert halbwegs.


Hat jemand etwas ähnliches mit seinem Tier erlebt und hat eventuell einen Rat, wie man ihm das Leben leichter machen kann?


Gruß

Inge


rb_Bettina
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Hochschrecken und Zähne fletschen

Beitrag von rb_Bettina » Mo 23. Mär 2009, 20:05


Hallo Inge,


ich könnte mir schon sehr gut vorstellen, daß Euer Vito in seinem Unterbewusstsein die Trauer um seine ehemaligen Besitzer verarbeitet.


Ihr wisst es doch nicht, wie es sich für Vito in der traurigen Zeit dargestellt hat.


Euer Vorgehen an den Abenden finde ich gut und richtig, vielleicht würde ich Vito nach so einem "Alptraum" einen anderen Schlafbereich zuweisen, oder mit ihm ein paar Schritte nach draußen gehen.


Für mich wäre wichtig, wann es zu solchen "Verarbeitungen" kommt. Ist es täglich bzw. was hat er an diesen speziellen Tagen erlebt? Hat er viel erlebt oder eher nicht?


Sein Autoproblem scheint auch mit den Verlusten seiner Besitzer in Zusammenhang zu stehen, vielleicht assoziiert er damit auch das Wegbringen ins Tierheim.


Ich würde versuchen, ihm das Autofahren wieder "neu" beizubringen und den Weg der kleinen Schritte wählen.


1. Hund ins Auto, Klappe auf - Hund wieder raus und loben.

2. Hund ins Auto, Klappe zu - Klappe auf und raus und loben.

3. Hund ins Auto, Klappe zu, sich selbst dazusetzen - wieder aussteigen usw. usw.


Ich stehe auf dem Standpunkt, daß Vito in allen Lebenslagen Vertrauen zu Euch fassen muß.

Er hat es sicherlich schon prima gemeistert, aber an einigen Stellen bricht das Erlebte halt wieder durch.


Vielleicht ist es ein längerer Weg, vielleicht ergibt es sich aber auch recht schnell.


Mich hat Eure Geschichte sehr traurig gemacht und ich wünsche Vito, daß er bei Euch zu innerer Ruhe kommt.


Liebe Grüße

Bettina



Um einander zu verstehen, brauchen die Menschen nur wenige Worte. Viele Worte brauchen sie nur, um sich nicht zu verstehen.

rb_Pio2
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Hochschrecken und Zähne fletschen

Beitrag von rb_Pio2 » Mo 23. Mär 2009, 21:10


Hallo Inge,


vielleicht hilft es, wenn ihr Vito im Schlaf, zunächst sehr vorsichtig damit es kein Beißunfall wird, immer wieder mal sanft streichelt und beruhigend zu ihm sprecht. So merkt er auch im Schlaf das er nicht alleine ist und dieses Gefühl könnte sich manifestieren.

Könnte es beim Auto sein, das er vorher nur Rücksitz gefahren und nun ist er alleine im Kofferraum ( = Käfig) eingesperrt?

Verlustängste können wirklich sehr massiv sein.

Der Onkel eines Arbeitskollegen von mir starb alleine zu Hause und wurde erst nach 4 Tagen gefunden. Neben ihm die ganze Zeit sein Dackel. Mein Kollege erbte diesen Dackel, der Zeit seines restlichen Leben nie mehr alleine sein konnte. Machte man aus Versehen mal eine Zimmertür zu und er sperrte ihn so ein, schrie er sofort und brach förmlich zusammen. So kam er mit zur Arbeit und nahm an Büroarbeit, Besprechungen, Unterrichten, Seminaren etc ganz brav und zufrieden teil.

V.G.

Günter & Winston



Wer an gewissen Dingen den Verstand nicht verliert, hat keinen. Lessing

rb_iaws
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Hochschrecken und Zähne fletschen

Beitrag von rb_iaws » Mo 23. Mär 2009, 23:48


Danke für die mitfühlende Teilnahme. Mir tut in de Seele weh, wenn er sich so fürchterlich aufregt.

Zum anderen ist er der wohl schmusigste Airedale, den ich kenne. Auch kann er es überhaupt nicht haben, wenn man den Raum verläßt und die Tür vor seiner Nase schließt. An manchen Tagen ist es so schlimm, dass ich nicht einmal alleine ins Bad gehen kann.


@Bettina:

Das mit dem Auto werde ich so versuchen einzuüben. Ich halte Deinen Vorschlag für eine gute Idee.


Das mit dem Schlafplatz ist so eine Sache: Körbchen betritt er nicht und die neu erworbene Hundematte ignoriert er. Er bevorzugt den kargen Fußboden.

(Treppen konnte er auch nicht steigen: das haben wir aber schon prima hinbekommen. Und das mit den blanken Näpfen ... aber das führt jetzt zu weit!)


@Günter:

Ich befürchte auch, dass das alles mit den Verlusten zusammenhängt.

Das mit der Rückbank haben wir schon ausprobiert - ohne Erfolg.

Vielleicht wird einiges auch die Zeit heilen, wenn er sich bei uns sicher fühlt


Das Schöne ist aber: er ist - unabhängig von seinen kleinen Marotten - ein prima Kerl.


Freundliche Grüße

Inge

[Dieser Beitrag wurde am 23.03.2009 - 22:48 von iaws aktualisiert]


rb_Susa
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Hochschrecken und Zähne fletschen

Beitrag von rb_Susa » Di 24. Mär 2009, 09:29


Hallo Inge,


was mich stutzig macht, ist, dass er nach dem "Aus" entspannt weiterschläft. Bist Du sicher, dass diesem Verhalten ein Trauma zugrunde liegt? Wie ist denn der übrige Körper - eher angespannt oder locker? Wie hält er den Kopf?


Es gibt ja auch das sog. Hundelächeln. Dabei ziehen die Hunde die Oberlippe soweit hoch, dass die Haut auf dem Nasenrücken Falten wirft. Auch hier werden die Zähne eindrucksvoll entblößt, allerdings ist der übrige Körper dabei entspannt und der Kopf wird parallel zum Boden gehalten, die Augen zwinkern. Das Grundgefühl hierbei ist Zärtlichkeit und Unterwürfigkeit, meist wedeln die Kandidaten auch noch heftig mit dem Schwanz.


Solltest Du aber der Meinung sein, dass ein nicht verarbeitetes Trauma die Ursache ist, bietet sich die Bachblüte Star of Bethlehem an. Am Besten wären erstmal die Rescue Tropfen, eine Kombination von Schock/Angstmitteln.


Das Problem mit dem Kofferraum werdet Ihr sicher in den Griff bekommen, da seid Ihr auf dem richtigen Weg. Hier ist Geduld gefragt!


Viel Glück mit Eurem Vito! Mein nächster Hund wird auch ein Airedale in Not, das steht fest!


Susa



Der Herrgott hat nen großen Zoo!

rb_redchili
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Hochschrecken und Zähne fletschen

Beitrag von rb_redchili » Di 24. Mär 2009, 09:56


Hallo Inge,


mein erster AT war auch ein Rüde aus dem Tierheim. Axel war 9 und hatte eine ähnliche Geschichte wie Dein Vito.


Er hatte nicht so starke "Marotten" wie Vito, nur ließ er sich kaum anfassen (obwohl er andererseits an uns klebte). Dabei wurde er offensiv auf eindeutig angstmotivierter Grundlage. Geholfen haben ruhiges, selbstsicheres, rücksichtsvolles Verhalten, das Setzen verlässlicher Grenzen und das Verknüpfen mit positiven Folgen.


Beispiel: Axel musste geschoren werden (er war verfilzt bis auf die Haut) und den Rest seines Lebens fellgepflegt werden können, außerdem wollte ich meinen Hund schließlich auch streicheln dürfen. Ich habe anfangs nicht viel von ihm verlangt beim Körperkontakt, das aber jeweils auch gegen Unmutsäußerungen durchgesetzt, und das wiederum auf andere Körperpartien und längere Zeiträume ausgeweitet. Oft habe ich ihm das Maul auf die altmodische Tierarztweise zugebunden, damit er nicht beißen, ich ihm aber bei positivem Verhalten seinerseits als Belohnung ein Leckerchen "einwerfen" konnte. Nach dem (für ihn besonders schlimmen) Bürsten bin ich immer mit ihm Auto gefahren, was er liebte. Es hat keine 3 Wochen gedauert, bis er vor Freude ausflippte, wenn ich die Bürste in die Hand genommen habe, und ein Maulzubinden nie mehr mehr nötig war


Ich stimme also Bettinas Vorschlägen und dem schrittweise Vorgehen voll zu, was sich mit meinen Erfahrungen deckt. Axel hat sich auf diese Weise zu einem verlässlichen, ausgeglichenen Hund gemausert. Nach dem, was Du beschrieben hast, seid Ihr auf einem guten Weg, selbst wenn vielleicht eine "Restmarotte" bleiben wird!


Auf jeden Fall drücke ich Euch ganz fest die Daumen. Berichtest Du mal darüber, wie Vito sich weiter macht?


Liebe Grüße,

Antje mit Luzie



Airedales will try to eat anything that doesn't eat them first. Dorothy Miner || www.rotpunktuebersetzen.de/luzie.html

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Hochschrecken und Zähne fletschen

Beitrag von rb_Stripey » Di 24. Mär 2009, 10:59


Hallo Inge,

auch wenn es nicht direkt auf Deine Frage eingeht, so möchte ich Dir mitteilen, dass unser "Airedale in Not", der mit 7 Jahren zu uns kam, sich ständig weiter entwickelte. Es sind viele kleine Änderungen gewesen, die er als Reaktion auf unseren Umgang mit ihm entwickelt hat. Ich hoffe (und denke, es wir auch so sein), dass Vito auch auf sein neues Umfeld reagieren und sich entsprechend entwickeln wird.


So wie ich Deinem Posting entnehmen kann, hat Vito ja zweimal seine Bezugsperson verloren. Dies berücksichtigend sowie die Erfahrung, dass ein "Gebrauchter" so ca. 2 Jahre braucht, bis er "richtig" angekommen ist (irgendwie erfahren die Hunde da noch einmal eine deutliche Änderung im Verhalten - sagte man mir und kann ich auch bestätigen), denke ich, dass Ihr genau auf dem richtigen Weg seid.


Den Tipp mit den Bachblüten finde ich super. Wir sind mit unserer aus Spanien stammenden Hündin auch zur Akupunktur gegangen, um zu gucken, ob sie irgendwelche Blockaden in oder durch ihre Vergangenheit aufgebaut hat.


Mit seiner Schmusigkeit zeigt Vito Euch ja heute schon, welch schöne gemeinsame Zeit noch vor Euch liegt!


Liebe Grüße,

Stripey


P.S.: Das mit dem Bad kenne ich nur allzu gut: Bei mir wurde immer Wache direkt vor der Dusche geschoben, da hätte mich im Leben keiner klauen können.



Groovy greetings and have a nice day Stripey

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Hochschrecken und Zähne fletschen

Beitrag von rb_iaws » Di 24. Mär 2009, 11:47


Guten Morgen,

Danke für die weiteren Ratschläge: sie sind mir alle sehr willkommen.


@Susa:

Nein, ich bin mir nicht sicher, ob es ein Trauma ist. Habe aber bislang keine andere Erklärung. Sein Körper ist dabei angespannt, er hebt den Kopf, fletscht die Zähne und stößt laute Knurrgeräusche aus. Wenn ich ihn dann - wie auch immer anspreche - wird aus dem Knurren ein Brummen, dann verstummt er und schläft entspannt weiter. Als wenn er sich entspannen kann, wenn er merkt, dass wir da sind.

Ich werde mir die Bachblüten besorgen!


@Antje:

Streicheln und Schmusen ging von Anfang an, aber Bürsten und Frisieren oder das Hundegeschirr im Auto anlegen, ging nur unter Knurren. Habe mich nicht einschüchtern lassen, freundlich auf ihn eingeredet und getan, was getan werden mußte. Gestern stellten wir fest: er knurrt ja garnicht mehr beim Geschirrumlegen! Das wird also wirklich besser. Außerdem haben wir eine äußerst kernige Hundefriseurin, die ihm freundlich aber bestimmt an die Haare geht. Die Methode der kleinen Schritte ist in diesen Fällen wirklich die Beste.


@Stripey:

Ja, ich gebe Dir recht: wie oben beschrieben gibt es - wenn man die Situation mit dem Anfang vergleicht - schon erstaunlich viele kleine Veränderungen zum Guten. Nur das mit dem Hochschrecken liegt mir doch sehr am Herzen.


Danke noch einmal für die guten Ratschläge und Mutmachen

Inge


rb_sijuto
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Hochschrecken und Zähne fletschen

Beitrag von rb_sijuto » Di 24. Mär 2009, 12:00


Hi Inge,

die meisten Vorschläge, die ich da so hatte, sind inzwischen schon genannt worden. So bleibt mir eigentlich nur, Dir Mut zu machen - ich habe selbst einen erwachsenen Hund der seine Familie verlassen musste übernommen und es hat wirklich eine ganze Weile gedauert, bis er 100% angekommen war. Die 2 Jahre, die hier genannt wurden passen da schon, so im nachhinein betrachtet.

Das einzige, was ich noch zusätzlich raten möchte ist, dass Ihr den Vito mal beim Tierarzt durchchecken lassen solltet. Wie sieht es z.B. mit dem Sehvermögen aus?

Hunde, die anfangen, schlechter zu sehen, zeigen auch manchmal ähnliches Verhalten wie das, was Du von Vito berichtest.


Viele Grüße

Silke, Jule und Tom


PS. Tom ließ sich anfangs auch kaum anfassen und wenn, dann war er unter er Hand hart wie ein Brett, inzwischen ist er "weich wie Butter", lässt sich sogar tragen, brummelt noch ein wenig beim Füße säubern, hält die Pfoten aber freiwillig hin - bürsten mag er immer noch nicht, aber es geht, er sagt halt bloß noch seine Meinung dazu ...



BildLämmelein Jule und der moZ TomBild

rb_Konny
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Hochschrecken und Zähne fletschen

Beitrag von rb_Konny » Di 24. Mär 2009, 12:16


Hallo


Tipps habe ich leider keine weiteren.

Aber ich möchte Dir auch so wie Silke und ein paar andere Mut zusprechen, das sich Änderungen wie Du sie schon bemerkt hast langsam einstellen.


Allerdings will ich Dir nicht verschweigen, das sich in bestimmten Bereichen keine Änderung einstellen wird. D.h. dann für Dich, das Du damit (mit dieser Macke) leben musst.


Bei unserem Maik ist es nach 8 Jahren(wir haben ihn mit 3 Jahren aus 2. Hand übernommen) das Bürsten.

Kopf und Brust sowie Rücken kein Problem.

Das Problem tritt am Hinterteil, sowie am Schwanz auf. Dort ist es nur mit Maulkorb möglich, weil er rumlangt. Mich hat es einmal und einmal auch meinen Mann erwischt, seitdem gehen wir Problem aus dem Weg.

Hat er den Maulkorb um, fletscht er zwar die Zähne, aber ansonsten duldet er es.

Wir scheren ihn jetzt halt 1 x im Jahr hinten herum, um ihm diese Prozedur doch erträglicher zu machen.


Ansonsten kann man alles mit ihm machen.

Er verkriecht sich nach dem Bürsten auch nicht, sondern schwänzelt fröhlich um uns herum.


Gruss Konny



Der Weg wächst im Gehen unter Deinen Füssen, auf wunderbare Weise entfaltet sich die Reise mit dem nächsten Schritt.


Frieder Gutscher

www.boyar-vom-drachenhort.de.tl

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