wir haben eine höllische Woche hinter uns, und wer sich mal so richtig mitschocken lassen will, darf gern weiterlesen. Wird aber ein bisschen länger.
Montag fing noch alles ganz harmlos und freudig an, mit Packen für den fertig geplanten Urlaub: Heute, am Freitag, sollte es nach Österreich gehen, zur Hochtour mit Luzie, dabei wollten wir uns gleich auch noch mit anderen Airedalefreunden treffen, die schon in der Nähe von unserem Urlaubsort sind. Aber dann kam der Abend ...
... und Luzie ist auf dem sehr späten Spaziergang in ein Auto gelaufen. Die ganze Situation wäre absolut leicht vermeidbar gewesen und war völlig unnötig – es ist aber nun mal passiert. Da kommt sie also gegen 22 Uhr zurück, äußerlich unverletzt, nur ganz apathisch und verschmutzt vom Spontandurchfall nach dem Unfall, und will auch nicht mehr stehen. Also ab zu meinem TA, dessen Spezialgebiete innere Medizin, bildgebende Diagnostik und Chirurgie sind und der zum Glück auch sofort erreichbar ist. Abtasten, Infusionen und Medikamente in den Hund, Thorax röntgen – soweit alles okay mit Herz, Lunge, Knochen. Leicht krampfige Atmung, und ich habe den Eindruck, der Bauch ist fester als sonst. Blutwerte aber normal. Zur Sicherheit soll sie dableiben, da mögliche Hirnverletzungen endgültig ausgeschlossen werden sollen. Der Gassigeher meint, sie sei gegen das Auto gerannt.
Am nächsten Morgen schlechte Nachricht 1: Ein Blutwert beginnt, etwas verdächtig auszusehen, und der Gassigeher ruft an, ihm sei noch eingfallen, da hätten Haarbüschel auf der Straße gelegen. TA macht sofort Ultraschall und sieht etwas Blut im Bauchraum, hat die Milz in Verdacht. Es sei aber nicht akut, mittags nach der Sprechstunde würde er operieren. Wenigstens zeigt sie weiterhin keine neurologischen Ausfälle, was für ein gesundes Hirn spricht.
Nachmittags dann schlechte Nachricht 2: Die Milz war nicht leicht verletzt, sie war mittig komplett durchgerissen. Dazu wurde auch die linke Niere zerfetzt, und im Nierenbereich ist ein Hämatom, das so blöd liegt, dass es zu gefährlich ist, es aufzumachen. Der TA kann nicht genau sehen, ob noch irgendwo ein Loch im Hund ist, das dieses Hämatom speist. Fazit: Milz und Niere entfernt (ich habe Fotos von ihnen gesehen - nur noch Matsch
Abends darf ich sie besuchen, sie ist noch ganz unruhig und tüddelig von der Narkose, steht seit Stunden in ihrer Box rum, hat sicherlich überall Schmerzen – Brummschädel, OP-Wunden, das Hämatom – und wird bei der Verabschiedung keinen großen Tanz aufführen. Ich bringe ihr eines ihrer Kissen mit und sie will sich sofort auf meinem Schoß einrollen (wie auf dem Avatar), was aber nicht funktioniert mit dem kaputten Bauch und der Infusion. Aber wenigstens kann sie zwischen meinen Beinen liegen, mit dem Kopf auf einem Oberschenkel, und so schläft sie eine halbe Stunde endlich entspannt, tief und fest. Das dichte, ungetrimmte Fell bei der schwülen Hitze in Kombi mit dem hohen Blutverlust und der frischen OP machen sie sehr, sehr knülle.
Am Mittwoch sieht es zunächst gut aus, sie fühlt sich offenbar besser, der unfallschockbedingte Durchfall hat aufgehört, das angebotene Futter nimmt sie gerne (was mich allerdings wenig wundert). Ich bekomme Besuchsverbot, damit sie sich nicht so aufregt, aber die Aussicht, sie eventuell Donnerstag nach Hause holen zu können, lässt mich auf eine endlich gute Nacht mit erholsamem Schlaf hoffen. Der TA traut derweil dem Frieden noch nicht, weil die Airedales es ja nie zeigen, wenn es noch irgendwo zwickt, und will sichergehen, dass wirklich nirgends mehr was in das Hämatom einblutet. Seine Sorge: der Hämatokritwert erholt sich nicht gut.
Am nächsten Morgen schlechte Nachricht 3: Das Hämatom ist zwar unverändert, die Blutwerte bewertet er aber schlechter als am Tag zuvor. Also nix mit Abholen, stattdessen bekommt Luzie mittags eine Bluttransfusion. Die Warterei über Tag wird ab heute unerträglich; in meinem Büro bin ich ja alleine, keine Kollegen und Chefs lenken mich ab, Kunden wegen des angekündigten Urlaubs auch nicht, und die meisten Freunde sind schließlich genauso an der Arbeit und ich kann sie nicht ständig anrufen. Abends die Info, dass Luzie die Transfusion gut vertragen hat, dadurch ist ihr Hämatokritwert jetzt zunächst auf ein Mindestmaß hochgedrückt worden. Auf die Frage, was denn als Nächstes kommt, sollte ihr Wert nicht steigen, weicht der TA statt einer Antwort erstmals aus, was auch nicht zu meiner Beruhigung beiträgt.
Am Freitagmorgen dann die erlösende Nachricht: Der Hämatokrit ist gestiegen, ihr Organismus hat die Produktion also endlich hochgefahren
Jetzt kommt noch die Nachsorge auf uns zu, die Blutwerte müssen noch weiter steigen, das Hämatom sich abbauen, und wir müssen schauen, wie sie mit ohne Milz und mit ohne Niere zurechtkommt. Noch hat sie ganz offensichtlich leichte Schmerzen und hat wegen der fehlenden roten Blutkörperchen auch noch die Handbremse etwas angezogen, aber sie ist eindeutig auf dem Weg der Besserung. Es grenzt ohnehin an ein Wunder, dass Wirbelsäule & Co. völlig intakt zu sein scheinen.
Jetzt liegt sie erstmal wieder in ihrem geliebten Körbchen. Endlich wieder Leben in der Bude! Und endlich wieder ein schöner Abend mit Hund, und sollte sie mit ins Bett kommen wollen – wenn es ihr nicht gut geht, probiert sie es gelegentlich –, dann darf sie das jetzt auch mal
Viele Grüße
Antje mit Luzie (moMmoN)
