Zuchtlinien

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Schorschi
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Zuchtlinien

Beitrag von Schorschi » Mi 26. Mai 2010, 12:50

Hallo,

aus persönlichem Interesse und weil ja doch irgendwann wieder ein Airedale bei uns einziehen soll, welche Linien würdet ihr meiden und bei welchen sofort zuschlagen?
Grund für diese Fragen sind die Ähnlichkeiten im Krankheitsverlauf von meinem Hund mit einem seiner Vollgeschwister.

Ich weiß, dass dies ein heikles Thema ist, aber wie soll man als Nichtzüchter, sondern nur Welpenkäufer an solche Informationen kommen? Vor allem da ein Kaufpreis von ca 1000 Euro nicht einfach aus der Portokasse bedient werden kann (wenn ich da an die Kosten vom letzten halben Jahr denke, würden schon 3 weitere Airedales rumkaspern), ausserdem ist es einfach nur schlimm den eigenen Hund immer wieder kurz vorm sterben zu sehen.

Es soll um Gottes willen kein Züchter, Deckrüde oder Hündin schlecht gemacht werden, nur wenn alles vertuscht, verschwiegen, oder wie in unserem Fall als unnötige Windmacherei abgehandelt wird, komme ich schon sehr ins grübeln...

Lg
Elke
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ChristaS
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Re: Zuchtlinien

Beitrag von ChristaS » Mi 26. Mai 2010, 13:14

Hallo Elke,

na da stellst du aber eine schwierige Frage...
Wichtig, denke ich, ist, dass der AT aus einer offiziellen KfT/VDH-Zuchtstätte kommt. Ich unterstelle jetzt erst mal, dass da (fast) keiner absichtlich risikobehaftete Verpaarungen vornimmt.
Dann kommt es darauf an, was du mit dem Hund erreichen willst: reiner Familienhund? Ausstellungserfolge? Sportlich führen? Wenn ja, in welchem Sport?

Da du dir ja jetzt schon Gedanken machst, ist es auch sehr hilfreich im Internet zu recherchieren. Bei Verpaarungen oder Linien sind ja nicht nur Mutter und Vater ausschlaggebend, auch möglicherweise problembehaftete Vorfahren können noch nach Generationen durchschlagen. Viele Stammbäume findet man bei "Working Dog", die vom KfT herausgegebene Airedale-Info hilft möglicherweise auch weiter. Und im Zweifelsfall kann man Besitzer auch direkt ansprechen (hier im Forum sind doch viele unterschiedliche Linien vertreten oder auch auf Ausstellungen, Hundeplätzen...).

Allerdings wirst du, egal für welche Zuchtlinie du dich letztendlich entscheidest, nie eine Garantie bekommen, dass es keine Krankheiten, Probleme o.Ä. geben wird. Und wir alle wissen, dass der Kaufpreis nur ein Anfang ist, die späteren Kosten ( Impfungen, Krankheiten, Verletzungen, Futter, Prophylaxe...) übersteigen diesen immer um ein Vielfaches.

Wahrscheinlich hab ich dir jetzt nicht wirklich weiter geholfen... aber das ist auch wirklich eine schwierige Thematik!

Liebe Grüße,
Christa
... mit Butzi, Olympia und Laima im Herzen.

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lutz
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Re: Zuchtlinien

Beitrag von lutz » Mi 26. Mai 2010, 13:58

Hallo Elke,

wichtigste Voraussetzungen bei einem guten Züchter ist dass er die Genetik vor die Monetik setzt. Das er für seine Airedales lebt und nicht von ihnen.
Das heißt dass er über ein einwandfreies Gewissen und Wissen über Hundezucht verfügt. Ein sauberes Gewissen dass er nach seinem Wissen die gesundheitlich und charakterlich besten Hunde für die Verpaarung in seiner Airedalezucht eingesetzt hat und nicht die Welpenkäufer mit der ihm bewußten Provokation täuscht evtl. erbkranke Hunde in die Welt gesetzt zu haben.
Dieses Wissen über die Genetik muß sich der Züchter erarbeiten und fällt ihm nicht in den Schoß. Langjährige Erfahrung in der Hundezucht ist sicher kein Nachteil aber auch nicht immer eine Garantie einen gesunden Hund zu bekommen. Das was vom KfT an Zuchtvorschriften zu erfüllen ist genügt hier noch lange nicht. Weitgehende Eigeninitiative des Züchters ist hier gefragt.
Versuche möglichst viel Kontakt mit Airedalehaltern aufzunehmen deren Hunde dir gefallen und frage diese Leute nach ihren Erfahrungen mit den Hunden. Dann nehme ruhig im Vorfeld eines Welpenkaufes kontakt mit mehreren Züchtern auf und fühle ihnen gründlichst auf den Zahn.Allein dass der Züchter nett ist hat noch nichts zu sagen und sei ihm auch nicht böse wenn er wissen will in welche Hände er seine Hunde gibt und dich entsprechend ausfragt. Wer sich längere Zeit, so wie ich, damit befasst hat weiss dann höchstwahrscheinlich welche Zuchtstätten für ihn in Frage kommen und welche Zwinger mit Vorsicht zu genießen sind. Mit einem gesunden rassetypischem Airedale der klar im Kopf ist kannst du alles machen, egal ob du ihn als reinen Familienhund oder auch als Sporthund halten möchtest.
Die vorweggenommenen Deklarierungen "Leistungszucht" oden "Schönheitszucht" würde ich auch nur mit Vorsicht betrachten und allerste Priorität auf eine gesunde und auch langlebige Zuchtlinie legen.
Ich persönlich kann nur jedem (nicht nur unerfahrenen) Welpenkäufer das Buch von Susanne Kerl der Chefredakteurin vón der Zeitschrift "Der Hund": "Hunde kaufen mit Verstand" empfehlen.
Diese kleine Investition lohnt sich in jedem Fall.

Viele Grüße von lutz mit Joker
Die Beziehung zwischen einem Mann und seinem Hund ist heilig,
was die Natur vereint hat, soll keine Frau trennen.

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Schorschi
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Re: Zuchtlinien

Beitrag von Schorschi » Mi 26. Mai 2010, 14:28

Hallo Christa, hallo Lutz

danke schonmal. Ja es ist ein schwieriges Thema. Leider kann ich in den Stammbäumen nicht erkennen, ob Deckrüde X oder Hündin Y irgendeine Krankheit vererbt hat und ich meine jetzt nicht HD oder ED, sondern wie z.b. die Bluterkrankheit oder auch die Anfälligkeit für Mandelentzündungen (was ich dank eines sehr gut befreundeten Schäferhundzüchter nun auch weiß, dass dies vererbt werden kann).
Vielleicht wissen es aber gar nicht soviele Züchter, dass Hund X der in der 6. Generation 3x auftaucht dies weitergegeben hat, weil es einfach totgeschwiegen wurde.

Bei den Schnauzern gibt es Linien die oft mit Zehenkrebs befallen sind, hier wird eine Inzucht auf bestimmte Hunde einfach vermieden. Und es wird auch kein Bohei um diese Zuchttiere gemacht, da diese schon seit etlichen Jahren nicht mehr leben.

lg
Elke
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Re: Zuchtlinien

Beitrag von GabyP » Mi 26. Mai 2010, 19:30

Hallo, Elke,

bei Deinem Hund bin ich mir ziemlich sicher, daß Erkrankungen der Wurfgeschwister nicht an der "Linie" liegen. Das war absolute Fremdverpaarung und keiner konnte vorhersehen, was daraus entstehen würde.

Und ganz ehrlich: ich glaube, so langsam sollten wir Mandelentzündungen und Schilddrüsenunterfunktion nicht unbedingt als airedale-typisch, aber doch als "vorkommend" einstufen. Meiner Ansicht nach muß wegen dieser beiden "Neigungen" kein Hund aus der Zucht genommen werden, man muß als Welpenkäufer nur informiert werden, daß es vorkommen kann (und mit relativ einfachen Mitteln behoben werden kann ...). Ich sehe nicht, daß beides in bestimmten Linien gehäuft auftritt - beides hatte mein Airedale Dreisti vor 25 Jahren schon.

Augen, Knochen, Herz, Zähne - das wären die Bereiche, über die einigermaßen sichere Erkenntnisse beim Züchter vorliegen MÜSSEN und über die er Auskunft zu geben hat gegenüber dem Welpeninteressenten. Aber auch das macht sich nicht an den Linien fest - in diesen Bereichen erkrankt, geht ein Hund aus der Zucht raus.

Fragen, fragen, fragen - und gucken, welche Informationsmöglichkeiten es noch gibt außer dem Züchter selber.

Und ein bißchen Glück gehört auch dazu - wir haben es mit lebendigen Wesen zu tun und da gibt es keine echten Garantien.

Viele Grüße

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Schorschi
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Re: Zuchtlinien

Beitrag von Schorschi » Do 27. Mai 2010, 09:17

Hallo Gaby,

danke für Deine Antwort.

Irgendwie glaub ich, dass Du mich etwas mißverstanden hast. Ich rede absolut nicht von aktuellen Zuchthunden und auch nicht, dass dieselbigen aus der Zucht genommen werden müssen. Sondern einfach nur von sehr häufig in der Vergangenheit benutzten Rüden und Hündinnen. Ist es denn so unmöglich einfach zu sagen: Hund x hat in seinen Nachkommen vermehrt Hunde mit einer Autoimmunerkrankung gebracht?

Welchen nutzen hat denn ein Hund auch wenn er noch so schön, oder so gut im Sport ist für die Zucht, wenn er unter einer vererbten Pankreatitis leidet und diese munter weitergibt. In meinen Augen keinen. Ausser für die Tierärzte, weil wenigstens die verdienen dann ihr Geld an diesem Hund.

"Augen, Knochen, Herz, Zähne - das wären die Bereiche, über die einigermaßen sichere Erkenntnisse beim Züchter vorliegen MÜSSEN und über die er Auskunft zu geben hat gegenüber dem Welpeninteressenten. Aber auch das macht sich nicht an den Linien fest - in diesen Bereichen erkrankt, geht ein Hund aus der Zucht raus."

Aber ein Hund besteht halt leider nicht nur aus Augen, Knochen, Herz und Zähne. Ist das andere Zubehör nicht wichtig? Morbus Crohn ist vererbar, aber hauptsache der Hund hat alle Zähne im Maul?
Irgendwie verschließt sich mir dann der Sinn einer vernünftigen Zucht.
Oder geht da die Tendenz Richtung Hochzucht-Schäferhundzucht: Solange der Rubel rollt, solls mir egal sein?

Züchten heißt doch, denken und verbessern in Generationen, oder ?


Weißt Gaby, wenn Du einfach nicht mehr weißt was Dein Hund hat, weil die Tierärzte auch nicht mehr wissen was sie noch untersuchen, testen, punktieren oder entfernen sollen, dann fängst Du irgendwann auch an nachzufragen ob da nicht ein genetischer Defekt vorliegt.

lg
Elke
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Kathrin

Re: Zuchtlinien

Beitrag von Kathrin » Do 27. Mai 2010, 11:28

Hallo Elke,

ich selbst besitze eine Halbschwester deines Rüden und haben diesen Rüden selbst in meiner Zucht eingesetzt. Es sind 7 tolle Hunde daraus geworden und kein einziger hat irgendwelche Beschwerden....keiner. Ich kenne auch einige Nachkommen dieses Rüden und alle sind prima Hunde. Deswegen habe ich mich auch für ihn entschieden.
Wieso ist immer für alles der Rüde zuständig??? Die Hündin vererbt mit den gleichen Anteilen.
Man ist als Züchter nie davor sicher, dass nicht doch irgendwas schief geht. Manche Verbindungen passen einfach nicht.
Als Beispiel geb ich dir ein Wurf bei den Schwarzen Terriern. Der Wurf ist in einer Zuchtstätte gefallen, die in Deutschland die besten HD-Ergebnisse hat. Die meisten Hunde aus dieser Zucht sind A-geröntgt. Die Züchterin hat eine Hündin, die bereits Nachkommen hat und alle HD-mäßig top sind. Sie hat sich für einen tollen Rüden entschieden, der auch wiederum bereits viele gesunde Nachkommen hat.
Was war das Ende dieser Geschichte? Die Welpen sind größtenteils schlecht in der Hüfte und die Ellbogen sind auch nicht toll. Einige Hunde mussten bereits in sehr jungen Jahren operiert werden.

Was sagt uns das denn nun???? Manche Verbindungen passen einfach nicht. Aber das weiß man im Vorfeld nicht. Außerdem ist die Genetik ein sooooooo breites und schwieriges Gebiet in der Biologie.....die meisten Leute verstehen es noch nichtmal im Ansatz.

Es ist mir klar, dass du traurig oder wütend darüber bist, dass gerade dein Hund so krank ist....aber that's life....es ist im Leben so. Manche Menschen bekommen Kinder und da ist plötzlich auch ein Kind behindert. Sowas passiert, es ist nunmal Natur. Die Natur können wir nur in geringem Maße beeinflussen.

Übrigens gibt es auch Erbkrankheiten, die grundsätzlich nur über das X-Chromosom weitergegeben werden, z.B. die Bluterkrankheit. Da Frauen zwei X-Chromosomen besitzen, Männer jedoch ein X und ein Y, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass es von der Mutter vererbt wird.
Also nicht immer alles der Vater.

Wenn du mehr Informationen willst, kannst du mir gerne eine PN schreiben.

Viele Grüße
Kathrin

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Re: Zuchtlinien

Beitrag von Schorschi » Do 27. Mai 2010, 12:10

Hallo Kathrin,

irgendwie werde ich total missverstanden.

Es geht mir nicht um den Vater meines Hundes, dass mein Hund keine diagnostizierbare Krankheit hat ist zwar schlimm aber ich und mein Hund kommen damit klar.
Und wie Du selbst schreibst: wenn es bei einer Verbindung nicht passt, was soll man dann als Zücher hinterher noch machen?

Und es ist mir sicherlich klar dass die Hündin auch ihren Senf dazu gibt.

Was ich eigentlich nur wissen wollte:

Welche Vorfahren und ich meine damit ab der 4. Generation für die Weitergabe von verschiedenen Krankheiten, Anfälligkeiten oder sonstige Ausfallerscheinungen bekannt waren.
Mehr wollte ich doch nicht!

Davon mal abgesehen, wieviele von uns Airedale-Besitzern lassen den eine jährliche Blutuntersuchung machen, wenn der Hund keine absoluten Ausfallerscheinungen hat?
Ich hätte mich in der Vergangenheit selbst davon ausgeschloßen!

Aber leider wird man nur aus Erfahrung klug.

lg
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Re: Zuchtlinien

Beitrag von GabyP » Do 27. Mai 2010, 13:22

Hallo, Elke,

ich wollte Dir nicht auf die Füße treten!

Du nennst die Beispiele ja selber: der Vererber von Pankreatitis wird, wenn er sie selber hat (!), nicht in der Zucht bleiben. Wenn sich nach einiger Zeit bei den Nachkommen Pankreatitis zeigt, ist die Frage, woher kommt sie - von der Hündin, vom Rüden, vom Ururgroßvater - und dann ist man im Bereich der Spekulation.

Autoimmunerkrankungen: so nennt man heute vieles, was man "einfacher" nicht einordnen kann. Aber auch da ist der Erbgang nicht klar und es wird nicht an einem Rüden, einer Hündin, einer Linie, oder auch nur einer bestimmten Verpaarung festzumachen sein. Auch eine Autoimmunerkrankung kann erworben werden. und sie kann auch zufällig von Wurfgeschwistern erworben werden.

Ich denke schon, daß der allergrößte Teil der Züchter drauf schaut, "gesund" zu züchten. Und ich denke, er ist verpflichtet, gegenüber dem Welpenkäufer zu berichten, wenn er "ahnt", welche Erkrankungen auftreten könnten (ich nenne immer die Mandelentzündung und die Schilddrüsenunterfunktion). Aber bei den meisten Krankheiten (außer Augen, Knochen, Herz und Zähne ...) kann auch der Züchter nur "ahnen", und nicht wissen. Die Ehrlichkeit gebietet es, diese Ahnungen zu nennen - oft ist mehr nicht drin, und mit "Verdächtigungen" wird jeder vorsichtig sein (sh. den derzeitigen ED-Thread ...)

Jeder kranke Hund - vor allem, wenn die Erkrankung nicht zu benennen und/oder zu behandeln/zu heilen ist, bedeutet Kummer und Sorgen und Schmerzen. Und jeder würde dem betroffenen Hund und seinen Menschen wünschen, daß es nicht passiert wäre oder daß geholfen werden kann.

Aber gerade die "seltenen" Krankheiten (und reden wir doch nicht dauernd unsere Rasse krank) lassen sich doch kaum in den Linien, an den Vorfahren festmachen.

Viele Grüße

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