Morgen Eddis,
Eddis hat geschrieben:
Du hast geschrieben, daß man den jungen Hund formen muß. Das Jagen gleich abgewöhnen..
Man kann das Jagen nicht abgewöhnen, Triebe kann man nicht auf "Null schalten , man kann Triebe nur fördern oder hemmen oder umlenken.
Der Jagdtrieb entwickelt sich bei Hund schon als Welpe, spielerisch wird das Anschleichen, Aufspringen ect. geübt.
Die eigentliche Entwicklung findet aber zwischen dem 6 Monat und 2 Jahren statt, da prägt sich welche Beutetiere interessant sind und als "verfolgbar" eingestuft werden.
Eddis hat geschrieben:
Was ist Jagen? Eine Weile im Wald verschwinden und mit langer Zunge zurück kommen? Oder wie bei Uschis Wintja mal fix ein Kitz an der Schlepp killen? Oder beides? Wie willst du Letzteres denn verhindern? .
Jagen hat zu Beginn ganz "niedliche " Seiten, der Junghund budelt nach Mäusen , er steigert sich in den Jagdtrieb und die Besitzer finden es niedlich. Beim Jagen reicht schon das Hetzen, allein das gibt dem Hund schon ein Hochgefühl, er muß nicht mal das Beutetier erwischen. Es geht den wenigsten Hunden , um das Töten des Beutetier`s, schon das Hetzen, Suchen ist Bestätigung genug und es ist ein selbstbelohnendes Verhalten, die Hochgefühle beim Jagen kann man i.R. nicht mehr mit Balli & co überbieten. Die Tötungshandlungen kommen meist erst nach ausreichender Übung und Steigerung des Jagdtriebes. Die meisten HH wollen es aber erst abstellen, wenn der Hund wirklich hinter Hase und Reh mal verschwindet und da wird es richtig schwer, bei einigen ohne Hilfsmittel unmöglich.
So, als HH eines Welpen muß ich den Hund 24 Monate kontrollieren und beobachten, dazu gehört neben einer Portion Glück und Konsequenz eben auch Wachheit und das Verständnis des Jagdtriebes.
1. der Hund sollte schon bei den ersten Jagdhandlungen ( Mäusebuddeln, Katzen vertreiben) gestoppt oder umgelenkt werden bzw. diese verhindert werden.
2. Die Befriedigung des Beutetriebes / Jagdtriebes wird umgelenkt, bei mir im IPO Sport ( Suchen, Beutemachen...), man muß hier eine Ersatzhandlung etablieren, ähnlich dem abstinenten Alkoholiker, der auf Süssigkeiten umsteigt, aber es gibt genügend Bücher zum Thema Jagdersatzspiele.
3.und jetzt kommt das Schwerste und für den HH schwer zu beeinflussbare Faktor. Der Hund sollte keine Chance haben Beutetieren nachzugehen. In Gebieten mit hohem Wildaufkommen bleibt er in den ersten 24 Monaten an der Leine oder der Hundeführer muß extrem wach und schneller, als sein Hund sein.
4. sieht der Hund Wild oder interessiert sich dafür, muß man die Erregung zum HH umlenken, auch das erfordert vorherige Übung und Spiel in ruhiger Umgebung.
5. hat man mehrere Hunde: gehen die Alten jagen, dann gilt: der Junge darf nie mit ihnen in Wildgebieten laufen! Uschi hat es schön beschrieben: sie lernen sehr schnell das Jagen interessant ist und der Althund vermittelt dem Jungen ganz schnell und für uns nicht kontrollierbar, wie toll die Nummer ist!
Andersherum, jagen die Althunde nicht, wird`s sehr einfach..... Reh ist uninteressant, vermitteln die Althunde genauso schnell. ( das ist die Nummer, die am Entspanntesten und Simpelsten ist, aber leider meist nicht möglich)
So und wenn`s der Hund doch gelernt hat, ist es ein steiniger und sehr langer Weg, der bei vielen Hunden nicht mehr zum Erfolg führt. Dann bleibt einzig "Gehorsam" und ob der immer klappt bleibt zu bezweifeln, es gibt in der modernen Hundeausbildung heute zwar "Pressing", aber auch das ist nie mehr 100%.Hier muss dann ständige Übung des Gehorsams und ständige Wachheit des HH für das "Pennen" in den ersten 24 Monaten zahlen.
Die Nummer mit dem Tele klappt zwar auch bei ganz hartnäckigen Fällen, aber auch hier kann man nicht das Jagen an sich strafen, wenn Du schreibst: Rehe tun weh, dann liegt genau da der Fehler. Du kannst nicht die Rehe strafen, strafen mit dem Tele kann man lediglich die Übertretung eines Kommandos. Und da sind wir am Knackpunkt.
Jedes Strafhalsband bedarf einer langen, sehr langen Vorbereitungszeit, denn ansonsten passiert Dir eben genau das, was Dir und anderen hier passiert ist, der Hund Jagd trotzdem, wenn auch eine andere Tierart, dafür dann aber bis zur letzten Konsequenz....
Auf einem Tele steht nicht "Sitz, Platz, Fuss, nicht Jagen"
, wer also mit dem Gedanken spielt, muß wissen, wie man damit umgeht und muß wissen, daß man 6-12 Monate Vorbereitung braucht, bis es überhaupt zum "Einsatz" kommt und man braucht in jedem Fall kompetente Hilfe, ansonsten kann der "Schuss auch so richtig nach hinten losgehen", ich kenne einige HH die ihre Hunde beim Jagen richtig schnell mit dem Teil gemacht haben, natürlich unabsichtlich.
Sinnvoller und besser ist es, den Jagdtrieb dahingehend zu lenken, daß er sich gar nicht auf Beutetiere, sondern eine Ersatzbeute etabliert und keine Beuteprägung in den ersten Lebensjahren stattfindet. Und der Hund darf nie jagen, weder Mäuse, noch Vögel noch sonst was, denn das ist der Einstieg und fördert und belohnt die Jagdhandlung, und solche Dinge sind später eben nur mit ganz viel Übung und Konsequenz wieder einzudämmen. Hunde sind nicht blöd und selbstbelohnendes Verhalten ist extrem schwer zu kontrollieren bzw. zu korrigieren und den Jagdtrieb kann man nicht abgewöhnen nur umlenken, je besser er etabliert und mit Erfolgserlebnissen gepflastert ist, um so schwieriger wird es.
LG Bine